Mithu Sanyal, Kulturwissenschafterin und Schriftstellerin

28.11.2024Im GesprächÖ1Renata Schmidtkunz —   –  Details

Mithu Sanyal

Wenn es eine schafft, in gleichzeitig lebendiger und trotzdem tiefgehender Art ihr eigenes Leben und Fühlen auf essenzielle Weise mit dem Weltgeschehen zu verknüpfen, dann ist es die indisch-polnisch-deutsche Journalistin und Schriftstellerin Mithu Sanyal. Schon in ihrem Debut-Roman «Identitti» (2022) gelang es ihr, in rasendem Tempo und auf 400 unterhaltsamen Seiten die Frage zu stellt, was Identität eigentlich sein soll und ob es nicht die Liebe ist, die uns Menschen miteinander verbindet. In ihrem neuen Roman mit dem witzigen Titel «Antichristie», einer Modifikation von Agatha Christie, bedient sich Sanyal, geboren 1971 in Düsseldorf, des Krimi-Genres, um sich mit Kolonialismus und Gewalt auseinanderzusetzen. Natürlich kommen darin Agatha Christie, die Queen und der indische Unabhängigkeitskampf vor. Die Protagonistin Durga, die sich auf eine Zeitreise in das Indien der 1910er Jahre begibt, wo sie indische Revolutionäre trifft, ist eine polnisch-indische Feministin aus Deutschland, die es nach London verschlägt, um an einer Neuverfilmung eines Agatha Christie Buches zu arbeiten. Der berühmte Detektiv Hercule Poirot ist nun nicht mehr weiß, sondern eine person of color POC. Mit klassischen Krimi-Elementen wühlt Sanyal sich humorvoll und wissend durch die komplexen Aspekte der Geschichte des Kolonialismus und dessen Derivaten, mit denen wir es bis heute zu tun haben: Identität, Sexualität, Geschlecht oder Rassismus. – – Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz taucht Mithu Sanyal tief in aktuelle Debatten über die Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus ein und stellt die Frage: Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt?

 
 

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Puccini-Erkundungen (IV) – Das erfolgreiche Kind einer toskanischen Musikerfamilie

28.11.2024AusgewähltÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Giacomo Puccini

Giacomo Puccini wurde in eine toskanische Musikerfamilie geboren. Gleich vier seiner Vorfahren besetzten die Stelle des Organisten und Chormeisters in der historischen Kathedrale von San Martino in Lucca. Und auch sein Weg war gewissermaßen vorgegeben: Sein Vater Michele starb, als er fünf Jahre alt war, und dessen Schwager, sein Onkel, folgte ihm an der begehrten Position als Kirchenmusiker nach, unter der Bedingung, dass er sich zurückziehen müsse «sobald Giacomo fähig ist, seinen Pflichten nachzukommen». So wuchs er mit seinen sechs Geschwistern als Halbwaise unter schwierigen finanziellen Bedingungen auf. Oft erzählt wird die Geschichte, dass er als 18-Jähriger zu Fuß ins 20 Kilometer entfernte Pisa marschierte, um Verdis «Aida» zu hören. — Als Giacomo Puccini 15 Jahre alt war, spielte er die ersten Messdienste an der Orgel und bald begann er auch zu komponieren. Schrieb sein Vater vor allem Opern und Messen, verfasste sein Großvater Domenico Puccini Orchesterwerke und Klavierstücke in einem vormozartschen Stil und sein Urgroßvater Antonio unter anderem ein Requiem auf den Tod Kaiser Josephs II. Giacomo Puccini wurde früh von großzügigen Mentoren gefördert und sollte zum erfolgreichsten und meist verdienenden Opernkomponisten seiner Zeit werden.

 
 

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Der Opernmagier und seine Kammermusik – Zum 100. Todestag von Giacomo Puccini

28.11.2024Welt der MusikNDR KulturDagmar Penzlin —   –  Details

Giacomo Puccini

Giacomo Puccini ist berühmt für seine zwölf Opern: Fast alle haben sich zu Welthits entwickelt und bestimmen bis heute die Spielpläne. Weniger bekannt sind hingegen seine Stücke für Streichquartett und seine knapp 20 Klavierlieder. Die Instrumentalmusiken, die während seiner Studienjahre in Mailand entstanden sind, hat Puccini teilweise für seine Opern adaptiert, darunter auch das Capriccio sinfonico. Puccinis Examensarbeit gilt als das Werk, mit dem er seinen ganz eigenen Ton gefunden hat. Lieder schrieb der italienische Komponist hingegen bis fast an sein Lebensende. Sie bewegen sich im Spannungsfeld von Tradition und Moderne – so wie Puccinis Schaffen insgesamt. — Sproß einer traditionsreichen Musikerfamilie Giacomo Puccini wird am 22. Dezember 1858 in Lucca geboren. In der italienischen Stadt haben, beginnend mit Puccinis Ururgroßvater, seine Vorfahren als Musiker gewirkt – sei es als Dirigent der Stadtkapelle und Organisten der Domkirche oder als Leiter der städtischen Musikschule wie sein Vater. Der Weg des kleinen Giacomo scheint vorgezeichnet, zumal als sein Vater früh mit 50 Jahren stirbt. Der sechsjährige Giacomo soll so bald wie möglich dessen Ämter als Organist und Musikschul-Leiter übernehmen. — Puccini wird Chorknabe, lernt Geige und Klavier, hat Stimmbildung und besucht Musiktheoriekurse. 1871 folgt schließlich die Aufnahme in die Kompositionsklasse. 1873 wird er Titularorganist in Lucca. Er erlebt in diesen Jahren auch Opernaufführungen etwa von Giuseppe Verdis «Aida» 1876 in Pisa. Laut Puccini-Forscher Dieter Schickling war aber nicht Verdi das Idol von Puccini, sondern Richard Wagner. Die Studienjahre in Mailand von 1880 bis 1883 sollen ihn einer Karriere als Opernkomponist näherbringen. — «Ich sterbe!!!» Die musikalische Ausbildung in Mailand wie auch schon in Lucca folgt traditionellen Regeln. Dazu gehört das Schreiben von vierstimmigen Fugen und das Aussetzen von Generalbässen wie in Triosonaten von Arcangelo Corelli. Puccini verzweifelt darüber und kommentiert seine Arbeit mit Randbemerkungen. Es sind Kommentare mit stets drei Ausrufezeichen: «Oh weh!!! Au!!! O Gott!!! Um Gottes willen Hilfe!!! Es ist genug!!! Zu viel!!! Ich sterbe!!!» — Geschrieben in einer Nacht: das Streichquartett «Crisantemi» Während der Studienjahre in Mailand entstehen so Fugen und Menuette für Streichquartett. Puccinis berühmtestes Streichquartett «Crisantemi» ist hingegen eine Gelegenheitskomposition. Puccini schreibt das Werk im Januar 1890 nach eigenen Angaben in einer Nacht: eine seiner wenigen Gelegenheitskompositionen in Gedenken an den gerade verstorbenen Fürsten Amedeo Ferdinando di Savoia, den zweitgeborenen Sohn des ehemaligen Königs Vittorio Emanuele II. — Die Trauer um den beliebten Fürsten ist groß, in Mailand erstarrt für einige Tage das Musikleben. Das Quartetto Campanari beauftragt Puccini. Das Streichquartett «Crisantemi» erklingt schließlich erstmals am 26. Januar 1890 bei einem Gedenkkonzert. Bis heute ist es das beliebteste Kammermusik-Werk von Puccini, bearbeitet für unterschiedliche Besetzungen bis hin zum Streichorchester. — Fragen nach dem Sinn des Lebens Über Nacht ein Werk zu komponieren ist ansonsten Puccinis Sache nicht: Vielmehr arbeitet er an seinen Opern jeweils mehrere Jahre, ringt mit Stoff und Musik. Auffällig ist, wie er sich gerade bei seinen frühen Kammermusikwerken und seinen Liedern immer wieder bedient. So übernimmt Puccini für den Beginn seiner Oper «La Bohème» etwa den Mittelteil aus seinem Cappricio sinfonico. Eines von Puccinis späten Liedern, «Morire?» – «Sterben?» aus dem Jahr 1917, steht seinen Opernarien sehr nahe: Die Fragen nach dem Sinn des Lebens stellt der Komponist hier im Stil seiner erprobten weit gespannten Melodik und seines typischen Sprechgesangs. Dieses Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne – auch in seinen Liedern hat Giacomo Puccini neue Wege beschritten: Seine Kammermusik zeugt davon und ist überhaupt mehr als ein Steinbruch für sein Opernschaffen. —

 
 

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Puccini für die einsame Insel – Die wichtigsten Aufnahmen zum 100. Todestag

28.11.2024Historische AufnahmenDeutschlandfunkThomas Voigt —   –  Details

Giacomo Puccini

Kaum ein Komponist hat von der Erfindung der Schallplatte so sehr profitiert wie Giacomo Puccini. Dank des neuen Mediums wurden seine Arien weltweit zu Pop-Hits, und bis heute gehört «Nessun dorma» zu den beliebtesten Musiktiteln überhaupt. Wesentlichen Anteil an dieser Erfolgsstory hatte seinerzeit der Tenor Enrico Caruso: Seine ersten Einspielungen von Arien aus «La Bohéme» und «Tosca» waren der Auftakt für ein gigantisches Reservoir von Aufnahmen, das heute, hundert Jahre nach dem Tod des Komponisten, kaum noch zu überschauen ist. Thomas Voigt hat das Angebot von unzähligen Aufnahmen einzelner Arien und kompletter Opern gesichtet und die «Must have»-Titel ausgewählt: Puccini für die einsame Insel. — «

 
 

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Vor 100 Jahren: Thomas Manns Roman ‹Der Zauberberg› erscheint

28.11.2024KalenderblattDeutschlandfunkSabine Oelze —   –  Details

Thomas Mann

100 Jahre «Der Zauberberg» Ein Roman über Verführung und Verderben Eigentlich wollte Thomas Mann nur eine Kurzgeschichte schreiben, doch dann wurden es mehr als tausend Seiten. «Der Zauberberg» gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Vorkriegsromane. Vor 100 Jahren ist er erschienen. — Thomas Mann am Schreibtisch: Das Husten der Tuberkulosekranken ist eines der Leitmotive in seinem Roman „Der Zauberberg“.

 
 

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Syrien im Herzen: Maya Youssef, Mevan Younes, Danûk

27.11.2024open: WorldWDR 3Babette Michel —   –  Details

Maya Youssef

Maya Youssef bricht Tabus: Sie möchte ganz sie selbst sein, die Qanun spielen, komponieren, mit Klängen experimentieren. In Syrien ist das für Frauen nicht selbstverständlich. Babette Michel stellt Maya Youssef und andere syrische Musiker*innen vor.

 
 

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Jazz, ganz weit gefasst / Pablo Sáez u.a.

27.11.2024JazzWDR 3Anja Buchmann —   –  Details

Pablo Sáez

Genrebending – so kann man die Ästhetiken dieser Bands überschreiben: sie alle schaffen Verbindungen von Elementen verschiedener Stile, die geschickt miteinander verwoben eigenwillige kleine Welten erschaffen.

 

Der chilenische Schlagzeuger Pablo Sáez lebt in Köln und kreiert mit seinem Surensemble vielfarbige Latinjazzrockkompositionen, das Berliner ElektroJazzimpro Duo Training trifft auf Gastbassistin Ruth Goller aus London, Sängerin Anne Munka aus Leipzig mit ihrer Band «Pauline Réage» changiert zwischen Lyrik, freier Impro und Indie Pop und die Rock affine Band The Bad Plus aus New York agiert nun schon beim zweiten Album als Quartett mit Gitarre und Saxofon.

 
 

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Jim Abrahams, 80, gestorben; einer der Masterminds von ‹Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug› und ‹Die nackte Kanone›

27.11.2024News: NachrufeThe New York TimesClay Risen —   –  Details

Jim Abrahams

Zusammen mit seinen Filmemacherkollegen David und Jerry Zucker revolutionierte er die Filmkomödie mit einem ernsten, rasanten Parodiestil. — Jim Abrahams bei einem Filmfestival im Jahr 2017. Die Filme, die er mit David und Jerry Zucker drehte, begründeten ein ganzes Genre der Parodiekomödie, obwohl nur wenige andere Filme dieses Genres durchweg so lustig waren wie ihre. — Jim Abrahams, der zusammen mit den Brüdern David und Jerry Zucker zweifellos eines der witzigsten Autorentrios der Filmgeschichte bildete und für Klassiker wie «Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug» und «Die nackte Kanone» für reichlich Humor sorgte, starb am Dienstag in seinem Haus in Santa Monica, Kalifornien. Er wurde 80 Jahre alt. — Sein Sohn Joseph sagte, die Ursache seien Komplikationen einer Leukämie gewesen. — Herr Abrahams und die Zucker-Brüder – in Hollywood oft als die «Männer von ZAZ» bekannt – revolutionierten die Filmkomödie mit ihren ernsten, rasanten Parodien selbsternster Dramen wie Katastrophenfilmen und Polizeiserien der 1970er Jahre. — Nebenbei haben sie die Popkultur mit einer Flut von Einzeilern überschwemmt, die wie maßgeschneidert für die alltägliche Konversation zu sein scheinen: « Haben Sie schon mal einen erwachsenen Mann nackt gesehen? «, « Sieht so aus, als hätte ich mir die falsche Woche ausgesucht, um mit dem Klebstoffschnüffeln aufzuhören.» und « Netter Biber! « — Ihre Filme waren der Beginn eines ganzen Genres von Parodiekomödien, von denen viele im Vergleich zu den straffen Drehbüchern und clever konstruierten Plots, die den ZAZ-Filmen ihre Wucht verliehen, eher blass und schäbig wirkten. — Das Trio war gemeinsam an fünf Filmen als Drehbuchautor beteiligt, beginnend mit «Kentucky Fried Movie» (1977), einer Zusammenstellung von Parodie-Sketches, die aus einer Comedy-Show hervorgingen, die sie nach dem College in Madison, Wisconsin, entwickelt und 1972 nach Los Angeles gebracht hatten. Regie führte John Landis, der später auch «National Lampoon›s Animal House – Mich tritt ein Pferd» und «Blues Brothers» inszenierte. (…)

 
 

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