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Kriegsopfer Menschlichkeit / Schützt das Völkerrecht Menschen in Kriegszeiten?

19.08.2024Punkt einsÖ1Xaver Forthuber —   –  Details

Menschen im Arrest

Schützt das Völkerrecht Menschen in Kriegszeiten? Gäste: Dr. Anne Dienelt, Juristin, Uni Hamburg; Martina Schloffer, stv. Bereichsleiterin internationale Einsätze, OeRK. — Letzte Woche war es 75 Jahre her, dass die Genfer Konventionen in ihrer heute gültigen Form vereinbart wurden. Sie legen verbindliche Regeln fest, wie im Krieg mit Menschen umzugehen ist, die gefangengenommen wurden, nicht mehr kämpfen können oder als Zivilist*innen zwischen die Fronten geraten sind. Alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen bekennen sich mittlerweile zu den insgesamt vier Abkommen. Dennoch werden sie in den Konflikten der heutigen Welt praktisch täglich gebrochen – die Verstöße werden sogar häufiger, stellt etwa die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn fest und fragt in einem Kommentar: — Ist der Versuch, Menschlichkeit auch in Kriegszeiten zu wahren, also gescheitert?»

Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric, formulierte es in ihrer Rede zum Jahrestag noch deutlich drastischer: — Das humanitäre Völkerrecht wird strapaziert, missachtet und unterminiert», sagte sie in Genf. Nicht zuletzt die humanitäre Hilfe sei in Gefahr: Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen würden immer häufiger, zudem würden Hilfslieferungen für Zivilistinnen von der Gegenseite unter Missbrauchsverdacht gestellt und blockiert. — Dass das humanitäre Völkerrecht als Idee und Konzept gescheitert sei, ist für viele Jurist:innen aber dennoch klar zu verneinen. Bei Verstößen drohen Wirtschaftssanktionen, völkerstrafrechtliche Verfahren und nicht zuletzt der Verlust von wichtigen internationalen Unterstützer:innen, meinen sie. Unbenommen ist, dass die Konflikte des 21. Jahrhunderts neue Herausforderungen mit sich bringen, von denen kurz nach dem 2. Weltkrieg noch nicht viel zu ahnen war – von nichtstaatlichen Akteur:innen über — asymmetrische Kriegsführung» bis hin zu autonomen Waffensystemen. — In den letzten Tagen und Wochen scheinen die Konflikte in aller Welt sogar noch zusätzlich zu eskalieren. Wie bewährt sich also das Völkerrecht heute in Theorie und Praxis – also dort, wo es jeden Tag um Menschenleben geht? 75 Jahre und eine Woche nach der Unterzeichnung der Genfer Konventionen und am — Welttag der humanitären Hilfe» diskutieren die Juristin Anne Dienelt, unter anderem auf humanitäres Völkerrecht spezialisiert, und Martina Schloffer, verantwortlich für internationale Einsätze beim Österreichischen Roten Kreuz, mit Xaver Forthuber und mit Ihnen …

 
 

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Sinfonisches von Haydn und Wagenseil / WDR Sinfonieorchester, Leitung: Reinhard Goebel

19.08.2024Das Ö1 KonzertÖ1Robert Fontane —   –  Details

WDR Sinfonieorchester

Alte Musik im Konzert. WDR Sinfonieorchester, Leitung: Reinhard Goebel. Werke von Michael Haydn und Georg Christoph Wagenseil (aufgenommen am 1. Juni in der Philharmonie Essen) — Den Werken von Georg Christoph Wagenseil (1715-1777) begegnen wir im modernen Konzertbetrieb vergleichsweise selten, dabei war der österreichische Komponist seinerzeit eine feste Größe der Wiener Musiklandschaft: Er bekleidete bei Hof die Position eines Hofkomponisten und war dort unter anderem für die Ausbildung des kaiserlichen Nachwuchses verantwortlich. Kirchenmusik, kammermusikalische Werke (vor allem für Cembalo) und Orchesterstücke bilden den Schwerpunkt seines kreativen Schaffens. Er hinterließ aber auch eines der raren Solokonzerte für Posaune und Orchester. In der Philharmonie Essen wurde im Juni dieses Jahres der Solopart dieses Konzerts von Kris Garfitt gestaltet, dem Gewinner des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD 2022. Er ist Solo-Posaunist des WDR-Sinfonieorchesters und dieser Klangkörper hat am selben Abend unter der Leitung von Reinhard Goebel auch Michael Haydns Serenade in D-Dur zur Aufführung gebracht.

 
 

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Harold Meltzer, Komponist unmöglich einzuordnender Werke, stirbt mit 58 Jahren

Harold Meltzer

Seine Musik, die von vielen namhaften Ensembles aufgeführt wurde, vermischte melodische Themen und reiche Texturen mit der scharfkantigen Kantigkeit der Moderne. — Der Komponist Harold Meltzer im Jahr 2013. Seine Kammer-, Gesangs- und Orchesterpartituren ließen sich nicht einfach kategorisieren, vor allem weil jedes Werk seine Antwort auf eine andere Reihe von Herausforderungen war. — Harold Meltzer, ein Komponist, der seine Karriere als Anwalt aufgab, um ein hoch angesehenes Werk energiegeladener, farbenfroher Kammer-, Gesangs- und Orchestermusik zu schaffen, die eingängige melodische Themen und reiche Ensembletexturen mit der scharfkantigen Kantigkeit der Moderne vermischte, starb am 12. August in Manhattan. Er wurde 58 Jahre alt. — Seine Frau Hilary Meltzer sagte, sein Tod im Krankenhaus sei durch Atemversagen verursacht worden, eine Komplikation einer Reihe medizinischer Probleme, die er seit einem Schlaganfall im Jahr 2019 erlitten hatte. — Herr Meltzer, der auch (zuerst zusammen mit David Amato, später zusammen mit Sara Laimon) Leiter von Sequitur war, einem Ensemble für Neue Musik, war in den 1990er und 2000er Jahren bei Konzerten zeitgenössischer Musik eine beeindruckende Erscheinung. — Mit Brille und welligem Haar unterhielt er seine Freunde in den Pausen stets mit ironischen Bemerkungen über die Musikwelt im Allgemeinen oder die Ereignisse des Tages. Sogar nach seinem Schlaganfall, als er einen Rollstuhl brauchte, war er entschlossen, sein früheres Aktivitätsniveau einigermaßen beizubehalten, und nach nur zwei Monaten Therapie trat er als Erzähler in seinem Theaterstück «Sindbad» auf, einer humorvollen Vertonung einer Geschichte von Donald Barthelme aus dem Jahr 2005, die zu seinen am häufigsten aufgeführten Werken gehörte. — Seine Musik ließ sich nicht in eine Schublade stecken, vor allem, weil jedes Werk seine Antwort auf eine andere Reihe von Herausforderungen war. In «Virginal» (2002) für Cembalo und 15 weitere Instrumente wollte er William Byrd, John Bull und anderen elisabethanischen Komponisten Tribut zollen, deren Werke im «Fitzwilliam Virginal Book», einer Sammlung englischer Klavierstücke aus der Renaissance, enthalten waren. Um ein Pastiche zu vermeiden, zitierte er nicht aus ihrer Musik, sondern konzentrierte sich stattdessen auf die Strukturen und Prozesse (wie sich wiederholende Figurationen zum Beispiel), die ihre Musik unverwechselbar machten.

 
 

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