Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Voodoo oder die klingenden Geister Afrikas (3/5)

07.02.2024MusikstundeSWR 2Jane Höck —   –  Details

Voodoo Afrika

Voodoo ist Vieles. Musik, Tanz, Trance, Ekstase. Eine uralte Religion aus Afrika, die in Kontakt mit den Geistern bringt und heilt. Es ist der Schlag der Trommel, der die afrikanischen Sklaven, die Voodoo nach Amerika tragen, beseelt und ihnen Kraft gibt. Die alten Geister Afrikas werden zur Quelle unerhört neuer, dynamischer Klänge. Im zweiten Teil gibt es ein Rendezvous mit dem Übersinnlichen.

 
 

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Alles Walzer – Mit Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Amilcare Ponchielli, Modest Mussorgsky u.a.

07.02.2024AusgewähltÖ1Robert Fontane —   –  Details

Alles Walzer

Ballmusik auf der Bühne — Eine rauschende Ballnacht ist oft ein Höhepunkt im Leben junger Debütantenpaare; auf der Bühne liefern Ballszenen – meist irgendwo in der Mitte der Vorstellung – ein retardierendes Moment. Dadurch bleibt der Lauf der Handlung spannend, besonders wenn das Publikum weiß, dass sich das eigentliche Drama abseits des Ballgeschehens weiter fortspinnt. In «La Gioconda» von Amilcare Ponchielli ist es der «Tanz der Stunden», der in beschwingter Weise einen Kulminationspunkt der Oper herauszögert, in Verdis «I vespri siciliani» müssen Verschwörer gar ein halbstündiges Ballett-Divertissement abwarten, ehe sie zum Staatsstreich ausholen können. Oft dienen Ballszenen auf der Bühne aber auch einfach nur dazu, die gute Laune der Beteiligten wiederzugeben oder um dem Corps de Ballet die Möglichkeit zu bieten, seine Kunstfertigkeit im Tanz zu demonstrieren.

 
 

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Mixed Bag – Hochzeitskapelle, BadBadNotGood, Adam Baldych, Ryuichi Sakamoto, Mogwai, Ornette Coleman, Mitch Ryder u.a.

07.02.2024FreistilradioeinsHolger Luckas —   –  Details

Band Hochzeitskapelle

Eine gemischte Tüte mit viel neuer Musik: u. a. von der bayrischen Hochzeitskapelle, die sich mit japanischen Indie-Bands in Tokio und Kobe zu herzerwärmenden Sessions getroffen hat; Soul und Reggae von BadBadNotGood, Ella Raphael, Soul Sugar und der Bacao Rhythm & Steel Band, Jazz aus Polen von Adam Baldych und Leszek Mozdzer, Tributes für Ryuichi Sakamoto und die Talking Heads, Psych Folk von Immaterial Possession und The Bevis Frond, Klassiker von Mogwai, den Wipers und Ornette Coleman und Bluesrock von Mitch Ryder – die freistiltypische Mischung eben…

 
 

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Die Kunst des Duos – Das Debütalbum des Gitarrenduos Piceno und das Jubiläumsalbum von Musica Nud

07.02.2024SpielräumeÖ1Mirjam Jessa —   –  Details

Duo Piceno

Fragen über Fragen. Warum wählten die beiden deutschen Gitarristen den italienischen Namen Piceno für ihr Duo, warum nannten sie ihr Debütalbum «Einunddreißigfünf»? Die Eleganz und Natürlichkeit, die Produktionen des Waldhausstudios auszeichnen, passen perfekt zum klaren Geist, der die Kompositionen und Interpretationen dieses jungen Gitarrenduos prägt. — Sie präsentieren sich der Welt mit einem fein austarierten Programm aus Eigenem, Interpretationen sehr bekannter Stücke – selbst einen Teil von Keith Jarretts Köln Concert transferierten sie von den Klaviertasten auf die Saiten ihrer Gitarren – und Kompositionen, denen mehr Aufmerksamkeit gebührte. «Einunddreißigfünf» – ein Fundstück noch aus dem letzten Jahr, das wir Ihnen noch schnell präsentieren wollen, bevor dieses Jahr so richtig Fahrt aufgenommen hat. — Das gilt auch für das Jubiläumsalbum eines der originellsten, kreativsten und raffiniertesten italienischen Duos: Musica Nuda. 20 Jahre experimentieren Ferruccio Spinetti am Kontrabass und die Sängerin Petra Magoni miteinander, wie sie dieser sehr speziellen und sehr reduzierten (nuda bedeutet nackt) Kombination immer wieder neue Dimensionen abgewinnen können. Sie hatten von Anfang an einfach Klasse und Petra Magoni verfügt nicht nur über eine unglaubliche Kunstfertigkeit, sondern auch über die vielleicht schönsten rollenden R von ganz Italien.

 
 

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Christian Poltéra & Ronald Brautiga

07.02.2024KonzertÖ1Stephanie Maderthaner —   –  Details

Christian Poltéra

Christian Poltéra, Violoncello; Ronald Brautigam, Klavier. Johannes Brahms: Cellosonate Nr. 1 e-Moll op. 38; Robert Schumann: Fünf Stücke im Volkston op. 102; Franz Liszt: Elegie Nr. 1 S. 130 & Romance oubliée S. 132; Frédéric Chopin: Cellosonate g-Moll op. 65 (aufgenommen am 11. Mai 2023 im Mozartsaal des Schlosses Schwetzingen im Rahmen der Schwetzinger Festspiele 2023)

Jedes Jahr im Frühling findet auf Schloss Schwetzingen im deutschen Baden- Württemberg ein feinsinnig kuratiertes Musikfestival statt – die ehemalige Sommerresidenz der pfälzischen Kurfürsten mit ihren prächtigen Gartenanlagen aus dem 18. Jahrhundert verwandelt sich dann für vier Wochen in einen Treffpunkt für Künstler:innen und Musikbegeisterte aus aller Welt. — Mit durchwegs romantischem Programm für Violoncello und Klavier von Brahms über Schumann und Liszt bis zu Frédéric Chopin waren dort vergangenes Frühjahr Christian Poltéra und Ronald Brautigam zu Gast. Poltéra studierte zunächst bei Nancy Chumachenco und Boris Pergamenschikov, entscheidend geprägt wurde er aber vor allem durch Heinrich Schiff. Begleitet wurde der Schweizer Cellist von dem niederländischen Pianisten Ronald Brautigam, der 1984 den «Nederlandse Muziekprijs» gewann, den höchsten Preis den die Niederlande in der Musik zu vergeben haben. Ronald Brautigam hat sich sowohl als Solist als auch als Kammermusiker einen Namen gemacht und spielt auch immer wieder gerne auf historischen Hammerklavieren.

 
 

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Der wahre Wolf, der das Nachrichtengeschäft bedroht? KI.

06.02.2024NewsThe Washington PostJim Albrecht, Daniel Hertzberg (Gr) —   –  Details

Wolfs-Netz

Meinung — Die Nachrichtenverlagsbranche hat neue Technologien immer verachtet, sei es Radio oder Fernsehen, das Internet oder jetzt generative künstliche Intelligenz. Schließlich hatten Zeitungen lange Zeit das Monopol auf die Verbreitung von Informationen, und jede Neuerung schränkte die Exklusivität dieses Franchise ein. — Das Problem der Nachrichtenbranche war auch mein Problem. In den letzten sieben Jahren leitete ich ein Team bei Google, das sich darauf konzentrierte, das Web-Ökosystem für Nachrichtenverleger gastfreundlicher zu gestalten. Wir haben Produkte entwickelt, um die Produktion von teurem Journalismus kostengünstiger zu machen (durch Bereitstellung modernster KI-Dokumentanalyse- und Transkriptionstools), um es den Menschen einfacher zu machen, Abonnements zu kaufen, und um es Verlagen zu ermöglichen, ihre redaktionellen Standpunkte darzulegen und so ihr Publikum effektiver zu erreichen . Insgesamt haben diese Dinge Verlegern auf der ganzen Welt einen Mehrwert in Milliardenhöhe beschert. — Aber sie änderten nichts grundsätzlich an der Tatsache, dass das Internet den Wert der Tageszeitung ausgehöhlt hatte. Wenn Sie früher einen Sportbericht, einen Börsenkurs, die Kinovorführung, den Ort der Flohmärkte oder die bevorstehenden Konzerte wissen wollten, schauten Sie in der Zeitung nach. Jetzt können Sie diese Informationen im Internet schneller an anderer Stelle finden. Wenn Verbraucher also einst 20 Gründe hatten, eine Zeitung zu kaufen, gab es jetzt nur noch einen: Nachrichten – die arbeitsintensive und teure Arbeit der Berichterstattung und des Schreibens der Nachrichten –, mit der Werbetreibende nicht besonders gerne in Verbindung gebracht werden. — Um dieser Wendung entgegenzuwirken, begannen Nachrichtenverleger, zunächst in Europa, aber zunehmend auch auf der ganzen Welt, sich an Regulierungsbehörden und Gesetzgeber zu wenden, um ihre frühere Dominanz – oder zumindest ihre Rentabilität – wiederherzustellen. Und ich musste herausfinden, wie Google auf diese Anforderungen reagieren würde. — — Jim Albrecht war von 2017 bis 2023 Senior Director für News-Ökosystemprodukte bei Google.

 
 

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Clyde Taylor, Literaturwissenschaftler, der das schwarze Kino hervorhob, stirbt im Alter von 92 Jahren

06.02.2024NewsThe New York TimesClay Risen —   –  Details

Clyde Taylor

Als führende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Black Studies in den 1970er Jahren identifizierte er die Arbeiten schwarzer Filmemacher als ernsthafte intellektuelle Aufmerksamkeit wert. — Clyde Taylor, ein Gelehrter, der in den 1970er und 1980er Jahren eine führende Rolle bei der Identifizierung, Definition und Aufwertung des schwarzen Kinos als Kunstform spielte, starb am 24. Januar in seinem Haus in Los Angeles. Er war 92. — Seine Tochter Rahdi Taylor , eine Filmemacherin, sagte, die Ursache sei eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. — Als junger Professor in der Gegend von Los Angeles in den späten 1960er Jahren – zunächst an der California State University in Long Beach und dann an der University of California in Los Angeles – stand Dr. Taylor im Mittelpunkt der Bemühungen, die Erforschung der Schwarzen voranzutreiben Kultur in die Wissenschaft. — Die schwarze Kultur sei nicht nur ein Anhängsel der weißen Kultur, argumentierte er, sondern habe ihre eigene Logik, Geschichte und Dynamik, die aus der Black Power- und der panafrikanischen Bewegung hervorgegangen sei. Und das Filmemachen sei für die schwarze Kultur genauso wichtig wie Literatur und Kunst. — Clyde Taylor in den 1970er Jahren, als er im Epizentrum der Bemühungen stand, das Studium der schwarzen Kultur in die Wissenschaft zu bringen.

 
 

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Die Berliner Fotografin Helga Paris ist tot: Sie war die Meisterin der poetischen Tristesse

06.02.2024NewsBerliner ZeitungIngeborg Ruthe —   –  Details

Helga Paris

Ein Nachruf auf die unvergleichliche Berliner Fotografin Helga Paris. Sie starb 85-jährig in ihrer Wohnung in Prenzlauer Berg. — Im Jahr 2011, es war im nassen, kalten Herbst, hatte sie die Kamera weggestellt. Endgültig und gelassen: Menschen, Jahre, Leben. Helga Paris sagte, sie habe «alles gesehen, alles fotografiert und registriert». Sie will, sie kann nichts wiederholen. «Die Erregung ist weg», erklärte sie, «in mir ist es still und friedlich, ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte.»

Acht Jahre später, wieder im Herbst, begegnete die Grande Dame der Fotografie im längst verschwundenen Land DDR sich selbst. Sachte, zögerlich fast ging die nach wie vor zart und anmutig wirkende damals 81-Jährige auf ihre eigenen Bilder zu, die für ihre große Werkschau an den Saalwänden der Akademie der Künste am Pariser Platz, zu deren Mitglied sie im Jahr 1996 berufen worden war, aufgereiht waren. Alle nach Themen und Serien gruppiert. Sämtliche 275 Aufnahmen hatte sie konsequent in Schwarz-Weiß gemacht, mit Kontrasten, mit Schatten und poetischen Nebelfeldern, in die die Konturen der Städte und des Lebens einzusickern scheinen. — Diese Bilder, längst erschienen in der Zeitschrift Magazin und anderen Periodika, erzählten Geschichten – fröhliche, traurige, herbe, harte, witzige Begegnungen, die beim Betrachten wieder aufleuchten. Ein Schwarz-Weiß in allen Farben dieser Welt, Zeugnisse eines Alltags in Städten und Dörfern, den Helga Paris geduldig beobachtete – und bannte. — Welches Glück, für die Gesellschaft und für die fotografische Kunst, dass es diese Aufnahmen gibt. Gerade kam die Nachricht, dass Helga Paris, eine der letzte großen Fotokünstlerinnen der ehemaligen DDR, am 5. Februar in ihrer Wohnung in Prenzlauer Berg in den Armen ihrer Tochter Jenny, die sie über viele Wochen gepflegt hat, friedlich eingeschlafen ist. Im Mai wäre sie 86 Jahre alt geworden. Helga Paris war eine so genaue wie sensible Chronistin ihrer Zeit. Und alle Negative ihrer unvergleichlichen Aufnahmen hat sie noch als Zeitzeugenschaft dem Archiv der Akademie der Künste übergeben. — (..)

Nachruf auf die Berliner Fotografin Helga Paris: Geprägt durch die Malerei — Nach fotografischen Vorbildern befragt, erwiderte sie in einem Gespräch in ihrem Refugium, hätten die Filme der italienischen Neorealisten, des Russen Sergej Eisenstein und das französische Nachkriegskino (sie sah die Filme vor dem Mauerbau von 1961 in West-Berlin) großen Eindruck auf sie gemacht. Hinzu kam das Theater – DT, Berliner Ensemble, Gorki. Anders als namhafte und bewunderte ostdeutsche Fotografenkollegen – Arno Fischer, Sibylle Bergemann oder die Leipziger Grand Dame der Fotografie, Evelyn Richter, – orientierte Helga Paris sich nicht an Klassikern des Metiers wie Cartier-Bresson, Robert Frank oder Brassaï. Inspiriert haben sie eher existenzielle Gemälde, von Max Beckmann und Edward Munch. «Ebenso beeindruckt haben mich die Amateurfotos aus Familienalben, diese banalen, unspektakulären Alltagsszenen», so komplettierte sie ihre Wahlverwandtschaften. — (..)

Wie kommt man Menschen so nahe wie möglich, ohne ihnen auf den Pelz zu rücken? Diese Quadratur des Kreises hat sie für sich und ihre Kleinbildkamera mit Empathie gelöst. «Ich habe Vertrauen aufgebaut», erzählte sie damals an ihrem Wohnzimmertisch in Prenzlauer Berg, «ich hab‹ den Leuten gesagt: Ihr müsst nichts machen, was Ihr nicht wollt.» Auf diese geduldige, stille, abwartende, auch ermutigende Weise erkundet sie Gesichter, Haltungen, spontane Gesten oder Posen, ohne zu belästigen. Es ist eine behutsame, immer die nötigen Zentimeter Distanz wahrende und mit Geduld gepaarte Hartnäckigkeit, die ihre Bilder vom Menschen hervorgebracht hat. Es ist eine starke und zugleich sensible Porträtkunst, die keiner stilbildenden Fotoschule entsprungen ist, keinem technischen Trend folgte. Eine Fotokunst, die aus Menschenliebe entstand.

 
 

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Der ehemalige chilenische Präsident Sebastián Piñera kommt bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben

06.02.2024NewsThe Washington PostJack Nicas undPascale Bonnefoy —   –  Details

Sebastián Pinera

Herr Piñera war ein milliardenschwerer Geschäftsmann, der zwei Amtszeiten innehatte und sein Amt im Jahr 2022 niederlegte. — Sebastián Piñera, ein ehemaliger chilenischer Präsident , der dazu beitrug, die junge Demokratie des Landes zu stärken, nachdem er zum ersten konservativen Führer seit einer Militärdiktatur geworden war, kam am Dienstag bei einem Hubschrauberabsturz in Chile ums Leben, teilte die Regierung mit. Er war 74. — Der Hubschrauber mit vier Personen an Bord stürzte am Dienstag gegen 15.30 Uhr kurz nach dem Start in den Ranco-See in der Region Los Ríos im Süden Chiles, teilte die Regierung mit. Drei Menschen überlebten und schwammen an Land, und die chilenische Marine barg die Leiche von Herrn Piñera. Es ist unklar, wer das Flugzeug steuerte, aber es war bekannt, dass Herr Piñera seinen eigenen Hubschrauber flog. — Herr Piñera war ein milliardenschwerer Geschäftsmann und Investor, der zwei Amtszeiten als chilenischer Präsident innehatte, von 2010 bis 2014 und von 2018 bis 2022 . — Als Konservativer leitete Herr Piñera eine wirtschaftsfreundliche Politik ein, die dazu beitrug, das Wachstum anzukurbeln und das Land mit 19 Millionen Einwohnern in seinen Worten zu einer «wahren Oase» in Lateinamerika zu machen. — — Sebastián Piñera, damals gewählter Präsident Chiles, 2018 in Santiago.

 
 

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100 Stunden, Tag und Nacht: Tania Bruguera liest Hannah Arendt

06.02.2024NewsBerliner ZeitungIngeborg Ruthe —   –  Details

Tania Bruguera

Im Hamburger Bahnhof lehrt uns die Stimme der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera bis Sonntag die «Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft». — Ja, es wird ein Marathon für den Gehörsinn, die Hirnregion, wohl auch die Sitz- und Stehmuskulatur, wenn die 1968 geborene Kubanerin mit ihrer warmen, dunklen Stimme in der historischen Halle des Hamburger Bahnhofs vom heutigen Mittwochabend an bis Sonntag kurz vor Mitternacht, im stündlichen Wechsel mit anderen Vorleserinnen und Vorlesern, aus Hannah Arendts größtem politischen Werk liest. Auf Deutsch und Englisch. — Die Zuhörenden tauchen tief ein in «Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft». Das Buch erschien 1955 auf Deutsch und die Jüdin, Kantianerin und einstige Martin-Heidegger-Schülerin Hannah Arendt untersuchte darin die historische Entstehung und die gemeinsamen politischen Merkmale des Nationalsozialismus und des Stalinismus. — Hannah-Arendt-Verehrerin Bruguera nennt ihre Tag-und-Nacht-Lese-Performance «Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading The Origins of Totalitarianism»). Als sie diese schon einmal zum Besten gab, zusammen mit Freunden im Mai 2015 in ihrem Haus in Havanna, dort per Lautsprecher Arendts schwerwiegendes Fazit «Der Kampf um totale Herrschaft im Weltmaßstab und die Zerstörung aller anderen Staats- und Herrschaftsformen ist jedem totalitären Regime eigen …» hinaus auf die Straße erschallen ließ, setzte der Geheimdienst Presslufthämmer ein. — Bruguera wurde verhaftet. Die Castro-Regierung fühlte sich angegriffen. Schon vorher war der politische Druck gegen die Tochter des einstigen Revolutionärs und Diplomaten Miguel Bruguera – treuer Kampfgenosse von Che Guevara und Fidel Castro – so groß, dass die Regimekritikerin damals nicht an der Havanna-Biennale teilnehmen durfte. Sie wurde schon länger observiert, denn nach der Verkündung der geplanten Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und den USA im Dezember 2014 hatte sie an den Staatspräsidenten Raúl Castro einen offenen Brief geschickt. Sie forderte ihn zur Definition der politischen Zukunftsvision für das Land auf, verlangte Gleichberechtigung und politische Meinungsfreiheit für alle Kubaner.

 
 

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