Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Wurzeln himmlischer Klänge – Mittelalterliche Byzantinische Musik

26.06.2024Alte MusikDeutschlandfunk KulturMagdalene Melchers< —   –  Details

Das Cherouvikon

(Wdh. v. 05.11.2013) — Byzantinische Musik ebnet den Weg in eine Zeit, als christlicher Glaube und Kultur untrennbar verwoben waren. Der Gesang der byzantinischen Liturgie basierte nicht nur auf der Bibel, sondern gleichermaßen auf einem facettenreichen Repertoire religiöser Dichtungen und führte zu einer Blüte sakraler Poesie bis etwa zum 11. Jahrhundert. Eine der renommiertesten Künstlerinnen der Zeit ist Kassia, geboren 810 in Konstantinopel und gestorben zwischen 843 und 867. Sie agierte im Zentrum des intellektuellen und künstlerischen Lebens der Metropole am Bosporus, gründete ein Kloster, wurde Äbtissin, verfasste geistliche wie weltliche Schriften und komponierte – die erste namentlich bekannte Komponistin des Abendlandes. Das Ensemble voca me hält die Musiksprache dieser Künstlerin lebendig. Enge politische, kirchenpolitische und kulturelle Beziehungen zwischen Byzanz und dem lateinisch-christlichen Abendland spiegeln sich in bemerkenswerter Weise auch in der Musik wider: Zwischen gregorianischem Choral und byzantinischer Kirchenmusik lassen sich erstaunliche Gemeinsamkeiten entdecken. —

 
 

SK-

Am Tisch mit Oliver Schlaudt, ‹Müllphilosoph›

26.06.2024Doppelkopfhr2 kulturN.N. —   –  Details

Oliver Schlaudt

Der Müll ist kein Ding, sondern ein Unding — Oliver Schlaudt ist Professor für Philosophie und Politische Ökonomie an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz. Für sein neuestes Buch — Zugemüllt» hat er eine müllphilosophische Reise unternommen. Wir erfahren etwas über die heilsame Dreck-Apotheke früherer Zeiten, zum Beispiel, dass Hundekot zum Beispiel gegen Halsschmerzen hilft. — Der moderne Mensch hat es gerne sauber, der Abfall, der Dreck verschwindet weitgehend aus dem Alltag. Aber er ist da. Die Moderne ist dreckig, die Welt versinkt im Schmutz. Der Müllstrudel zwischen Hawaii und Kalifornien ist inzwischen dreimal so groß wie Frankreich, man könnte auch von einem Plastikmüll-Kontinent sprechen. — Schlaudt hat Müllplätze in Deutschland besucht, mit Menschen gesprochen, die mit dem Müll arbeiten. Unter anderem hat er sich die weltweit größte Untertagedeponie für gefährliche Abfälle in einem Salzbergwerk an der Werra bei Heringen im Kreis Hersfeld-Rotenburg angesehen. — Viel Platz widmet er dem giftigsten und zerstörendsten Müll, dem Atomabfall. Die Atomenergie-Organisation IAEA hatte schon 1959 erklärt, dass die Rede vom Müll eigentlich irreführend sei. Es handele sich lediglich um Material, für das sich noch keine anderweitige Verwendung gefunden habe. Das gilt immer noch. — Gastgeberin: Andrea Seeger — Musikinhalt dieser Sendung: — Lada Gorpienko: Modlitwa — Cécile McLorin Salvant: Est-ce ainsi que les hommes vivent?? — Gianmaria Testa: Dimestichezze d›amor

 
 

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Der Preis der Freiheit ist hoch / Mögliche Freilassung von Assange

25.06.2024NewsTagesschauChristoph Prössl, —   –  Details

Julian Assange

Dass WikiLeaks-Gründer Assange freikommt, ist eine gute Nachricht. Doch der Preis der Freiheit ist hoch: Er muss sich schuldig bekennen. Für Journalismus und Pressefreiheit bleibt es deswegen ein bitterer Tag. — Julian Assange ist frei! Wie lange habe ich darauf gewartet, dass wir diesen Satz sagen können. Es gibt noch ein kleines Fragezeichen, der Deal mit den USA ist noch nicht unterzeichnet, aber alles sieht danach aus, als würde der Australier endlich auf freien Fuß kommen. Er saß fünf Jahre in Haft – ohne Urteil, unter erschwerten Bedingungen, was für ein Skandal. Dass er nun freikommen wird – sehr wahrscheinlich -, ist eine große Erleichterung.Ein bitterer Nachgeschmack bleibtAber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Teil der Vereinbarung mit den USA ist offenbar, dass Assange sich schuldig bekennt. Die Details kennen wir noch nicht. Aber bislang hat Assange immer dafür gekämpft, dass er unschuldig ist.Assange hat ermöglicht, dass Videos und Dokumente veröffentlicht werden konnten, die belegen, dass die US-Soldaten im Irak und in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben. Die sehr bekannten Videos aus dem Jahr 2010, auf denen zu sehen ist, wie Einsatzkräfte Zivilisten abschießen, sind verstörend und kaum erträglich. Die Veröffentlichung war deswegen so wichtig, weil westliche Demokratien, die sich für Menschenrechte und eine wertebasierte Außenpolitik einsetzen, keine Verbrechen begehen dürfen. Das erodiert unsere Glaubwürdigkeit, das Fundament all dessen, was uns ausmacht und zusammenhält.Wer ist als nächstes dran?Assange ist wegen Geheimnisverrats und Spionage angeklagt. Und vor allem das ist so gefährlich: Wenn künftig Journalisten als Spione angeklagt und verurteilt werden, ist dies eine Bedrohung der Pressefreiheit. Wer ist als nächstes dran? Und wer wird überhaupt noch solche Missstände aufdecken wollen, wenn er damit rechnen muss, das durchleben zu müssen, was Assange erfahren musste? Die USA formulierten den Vorwurf, durch die Veröffentlichung seien Informanten gefährdet worden – was so nie nachgewiesen werden konnte. Auch das ist ein wichtiger Punkt.Wenn ich das sage, ist dies kein Vorwurf an Assange. Er hat enorm gelitten und gekämpft für die Pressefreiheit. Genug ist genug. Aber wir sollten uns alle bewusst sein, was diese Vereinbarung mit den USA ist: eine Bedrohung der Pressefreiheit!

 
 

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Eric Hazan, Verleger und Historiker der französischen Linken, stirbt im Alter von 87

25.06.2024News: NachrufeThe New York TimesAdam Nossiter —   –  Details

Eric Hazan

Über seinen Verlag La Fabrique förderte er viele der provokantesten Schriftsteller Frankreichs, seine größten Erfolge erzielte er jedoch als politisch engagierter und reisende Historiker von Paris. — Eric Hazan im Jahr 2017. Als Historiker sezierte er die Pariser Stadtviertel mit klinischer Präzision und erweckte sie zum Leben, indem er Generationen von Geistern aus der mittelalterlichen Zeit der Stadt heraufbeschwor.Kredit… — Eric Hazan, ein einflussreicher Verleger, der Frankreich auf einige der aufrührerischsten linken Schriftsteller des Landes aufmerksam machte und selbst ein bedeutender Paris-Historiker war, starb dort am 6. Juni. Er wurde 87 Jahre alt. — Sein Tod wurde von dem von ihm gegründeten Verlag La Fabrique bestätigt, der jedoch keine weiteren Einzelheiten bekannt gab. Herr Hazan war wegen Krebs in Behandlung gewesen. — Von einem alten Gebäude in einem Arbeiterviertel von Paris aus übte Hazans kleine Firma enormen Einfluss aus und veröffentlichte provokante Autoren wie die linken Philosophen Alain Badiou und Jacques Rancière, den Gelehrten Edward Said und den Historiker Enzo Traverso. — La Fabrique hat sich mit Kolonialismus, den Rechten der Palästinenser, israelischer Politik und dem Holocaust beschäftigt, und das alles geleitet von der Feindseligkeit, die Herr Hazan, ein Sohn eingewanderter jüdischer Einwanderer, die während des Zweiten Weltkriegs gezwungen waren, sich zu verstecken, gegenüber Kapitalismus, Ethnozentrismus und allen Formen des Nationalismus empfand. — Seine größten Verdienste erlangte Hazan jedoch als politisch engagierter Historiker von Paris, als er eine Reihe leidenschaftlicher und gelehrter historischer Führer über die Stadt schrieb, die er liebte, um deren Zukunft er jedoch fürchtete. Zumindest einer dieser Führer fand auf beiden Seiten des Atlantiks große Anerkennung. — Herr Hazan konnte die Straßen von Paris wie kaum ein anderer lesen und die historische Bedeutung von Straßenschildern, Gedenktafeln an Gebäuden, Dellen in einer Wand und dem, was er die «Psychogeografie» ganzer Stadtviertel nannte, freilegen. — Als ehemaliger Chirurg, der in der Lebensmitte eine Bekehrung durchmachte – sein erstes Buch veröffentlichte er erst mit 66 Jahren – sezierte Herr Hazan die Stadtviertel mit klinischer Präzision. Anschließend erweckte er sie zum Leben, indem er Generationen von Geistern aus der mittelalterlichen Geschichte der Stadt heraufbeschwor. — «Die Champs-Élysées sind die Hauptachse des kollaborationistischen Paris. Es gibt dort fast eine Tradition», schrieb Hazan in seinem 2002 erschienenen Buch «L›Invention de Paris» («Die Erfindung von Paris»). Er bezog sich dabei nicht nur auf die Nachgiebigkeit der bürgerlichen Pariser gegenüber den Nazis während der Besatzung, sondern auch auf ihren weniger bekannten Aufschrei gegenüber den preußischen Invasoren, von denen sie hofften, sie würden die rebellischen Kommunarden 1871 niederschlagen.

 
 

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Die besten (und die schlechtesten) Fußballsongs aller Zeiten. Von Ailton, Superpunk und anderen

25.06.2024NachtmixBayern 2Achim Bogdahn —   –  Details

Superpunk

In dieser Stunde gibt es alte und neue Gassenhauer über Fußball. Die Rikas besingen Jude Bellingham, Superpunk Eric Cantona. Im UK Rap gibt es eine Hymne über «Thiago Silva und auch die Sportfreunde Stiller dürfen nicht fehlen. Del Amitri aus Glasgow singen «Don´t come home too soon» und meinen damit ihre schottische Nationalmannschaft, die bislang von jedem Turnier zu früh heimkam, auch diesmal wieder. Und auch «singende» Fußballer wie Ailton werden zu hören sein. Alles andere ist primär (Hans Krankl), denn die offiziellen EM-Songs kann man wieder mal getrost vergessen. «

 
 

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Brief an Tito

25.06.2024NewsZEIT OnlineNermina Kuki —   –  Details

Nermina Kukic

Als Kind musste sie einen Eid schwören auf den Genossen Tito. Heute hat unsere Autorin eine Reihe von Fragen an den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten. — Genosse Marschall, lieber verehrter drug Tito! — Ich schreibe Dir, weil ich mal einen Eid geschworen habe. — Auf Dich. Erinnerst Du Dich? Nein, natürlich hast Du mich persönlich nicht gekannt, wir waren ja viel zu viele kleine Pionierinnen und Pioniere, und wie Du weißt, waren viele von uns ins westliche Ausland gegangen mit ihren Eltern. Nicht — aus politischen Gründen», wie viele von denen heute sagen, um ihre persönliche Geschichte aufzuwerten, sondern um Geld zu verdienen. Du hast uns vertraut, Du wusstest, wir würden Dich nicht verraten. — Wir ließen ja alle Familie zurück, manche sogar ihre Kinder. Wie die sowjetischen Sportler oder Katarina Witt, die Eisprinzessin aus der DDR, deren Eltern nie mitreisen durften zu den westlichen Sportereignissen und den Olympiaden, damit sie immer brav zurückkamen, so ließen auch die sogenannten Gastarbeiter ihre Familien zurück. Das war nicht nur ein Schutz gegen Verrat am Sozialismus, es war auch gut für den Rückfluss von Devisen in die Ökonomie unseres schönen Heimatlandes, in unser, Dein Jugoslawien. — Du warst so klug, Genosse! Mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland hast Du nicht nur so was Tolles wie die Anwerbung jugoslawischer Arbeiter und Arbeiterinnen ausbaldowert, sondern auch für ihre Kinder etwas, das sich — muttersprachlicher Ergänzungsunterricht» nannte. Da sind wir Gastarbeiterkinder einmal die Woche hingegangen, wie in eine Warteschleife angesichts der dräuenden Rückkehr. Sie sagten uns, dass wir nur Gäste seien, die irgendwann nach Hause zurückgehen würden (mussten?), und dann wäre es ja blöd, wenn wir in der jugoslawischen Schule nicht mehr die Sprache richtig sprächen oder nicht mehr kyrillisch lesen und schreiben könnten. Und genauso blöd wäre es, die Flüsse, Seen und Berge der Heimat nicht aufzählen zu können, die sozialistischen Feiertage nicht zu kennen und überhaupt nicht zu wissen, wer man eigentlich sei: eine kleine Pionierin, die ihren Eid auf Dich, den Genossen Tito, auf Brüderlichkeit und Einigkeit und auf die sozialistische Republik Jugoslawien geleistet hatte: — Druze Tito, mi ti se kunemo / da sa tvoga puta ne skrenemo!» («Genosse Tito, wir geloben, von Deinem Weg nicht abzuweichen!») —

 
 

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Szenische Anthropologie – Der Komponist Manos Tsangaris (*1956)

25.06.2024Neue MusikDeutschlandfunk KulturN.N. —   –  Details

Manos Tsangaris

Komponistenportrait Manos Tsangaris — Spielerisch untersucht Manos Tsangaris alles, was mit Komposition, Aufführung und Partizipation zu tun hat. Darin findet Mauricio Kagels Jonglieren mit unterschiedlichen künstlerischen Medien seinen Niederschlag, dessen Schüler er an der Kölner Musikhochschule war.

 
 

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‹Leckts mi aum Oasch!› / Sigi Maron

25.06.2024NewsZEIT OnlineThomas Mießgang —   –  Details

Sigi Maron

Der Protestsänger und Wutbarde Sigi Maron wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Seine musikalische Befreiungstheologie geistert immer noch durch die linken Milieus der Republik. — Das Foto von Sigi Maron wurde vermutlich in seinen letzten Lebensjahren aufgenommen: Er sitzt grimmigen Blicks in seinem Rollstuhl und richtet die Gitarre wie eine Schusswaffe auf die Kamera. Es fällt schwer, bei diesem Bild nicht an den US-amerikanischen Protest-Folkbarden Woody Guthrie zu denken, auf dessen Gitarre die Aufschrift — This machine kills fascists» stand. — Die beiden Sänger mögen im Hinblick auf linke Politik, soziale Verantwortung und revolutionäres Bewusstsein einiges gemeinsam haben, doch in ihren musikalischen Ambitionen unterscheiden sie sich gewaltig: Während Guthrie aus dem schier unendlichen Reservoir der amerikanischen Folk- und Worksong-Traditionen schöpfen konnte und seiner Holzgitarre ein Leben lang treu blieb, verstand sich Siegfrid Maron, den alle nur Sigi nannten, als verhinderter Rock ›n› Roller. Die Nazis, betonte er, hätten das Volkslied im deutschsprachigen Raum für immer vergiftet. Also musste man sich die Freiheitsklänge anderswo suchen, zum Beispiel beim Blues und bei der explosiven Energie der elektrischen Gitarre. Ein Leben als Rampensau, das sich Maron als Teenager imaginiert hatte, blieb ihm allerdings verwehrt: Er erkrankte im Alter von zwölf Jahren an Kinderlähmung und war bald auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein Schicksal, das er mit jener grimmigen Ironie, die ihm zu eigen war, so kommentierte: — Ich bin nicht behindert, ich werde behindert.» — Heute ist der 2016 verstorbene Sänger und Liederschreiber, der gesellschaftliche Problemlagen mit Liedern wie ›S Lebm is hoat in Favoriten oder Da Hausmasta kommentiert hatte, bereits eine historische Figur der Protestbewegungen der Zweiten Republik geworden. Doch Sigi Marons Aura geistert immer noch durch die linken Milieus der Gegenwart: So hat beispielsweise Andreas Babler, der Vorsitzende der SPÖ, ein Foto des Künstlers in seinem Büro aufgehängt und betont immer wieder, dass ihn eine enge Freundschaft mit dem kritischen Geist verbunden habe. — Sigi Maron, der am 14. Mai 1944 in eine Arbeiterfamilie geboren wurde und mit sechs Geschwistern im niederösterreichischen Gneixendorf in großer Armut aufwuchs, entwickelte früh ein Klassenbewusstsein, das ihn später auch Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs werden ließ. Aber er verstand sich nie als steinharter Ideologe, sondern in erster Linie als diskussionsfreudiger Anwalt der Verdammten dieser Erde, denen er mit seinen Liedern Mut zusprechen und Solidarität angedeihen lassen wollte. Dabei agierte er meist nicht als sensibler Poet, sondern als Mundartrabauke, der gerne den Knüppel aus dem Sack zog. Sein berühmtestes Lied Ballade von ana hoatn Wochn, in dem die Mühen des Alltags wortreich beschrieben werden, gipfelt in einem Refrain, der bald nach dem Erscheinen von Hunderten bei Konzerten mitgegrölt wurde: — Leckts mi aum Oasch!» —

 
 

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