Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

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Wayne Shorter: ein Schamane des Klangs, ein Mystiker der Harmonie

02.03.2023NewsNZZUeli Bernays —   –  Details

Wayne Shorter

Er zählte zu den stilbildenden Jazzsaxofonisten. Sein lyrisches Spiel war so faszinierend wie seine schillernden Kompositionen. Am Donnerstag ist Wayne Shorter im Alter von 89 Jahren gestorben. — Leidenschaft muss nicht lodern und gleich wieder vergehen. In der temperierten Dynamik von Konzentration und Meditation treibt und keimt sie länger, leuchtet und blüht sie heller. Wayne Shorter war vielleicht durch seinen introvertierten Charakter und seine Gleichmut gefeit gegen das verzehrende Feuer. Vielleicht aber lernte er die Gefahren gleich zu Beginn seiner Karriere kennen und zu bannen. So verschwendete er seine künstlerischen Energien nicht an expressive Extreme und behielt die künstlerische Souveränität auch noch in berauschenden Momenten. — 1933 in Newark, New Jersey, geboren, versuchte er sich mit sechzehn Jahren auf einer Klarinette, um in den frühen fünfziger Jahren zum Tenorsaxofon zu wechseln. Bald empfahl er sich der ersten Garde der Jazzszene, die damals unter dem glühenden Stern des Bebop-Saxofonisten Charlie Parker stand. In existenzialistischem Furor hatte sich Parker nicht nur mit Leib und Seele der Musik verschrieben. Er suchte die Potenzierung seiner Vitalkräfte überdies in allen möglichen Rauschmitteln, die ihn allmählich um den Verstand und 1955 um sein Leben brachten.

 
 

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Künstler und Medientheoretiker Peter Weibel ist tot

02.03.2023NewsSpiegel Onlinedpa —   –  Details

Peter Weibel

Der international renommierte Medienkünstler Peter Weibel ist tot. Der langjährige Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) starb am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit in einem Karlsruher Krankenhaus, wie ein ZKM-Sprecher am Donnerstag sagte. Am Sonntag wäre Weibel 79 Jahre alt geworden. Zuvor hatten die «Badischen Neuesten Nachrichten« darüber berichtet . Der 1944 im ukrainischen Odessa geborene Österreicher war ein bedeutender Performance- und Videokünstler. Er hinterlässt eine Lebensgefährtin. — Baden-Württembergs Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) sagte laut Mitteilung: «Seine avancierten Ansätze waren immer herausfordernd, denn in seinen oft brillanten Konzepten war Peter Weibel dem Heute oft voraus.« Dieser Haltung und dem kompromisslosen Einsatz seien das weltweite Renommee, die dauernde Weiterentwicklung und Öffnung des ZKM für Themen und gesellschaftliche Fragen zu verdanken. «In diesem Sinn war er in vielen Gremien des Landes und auch mir persönlich ein wichtiger Ratgeber.«

Die Stadt verliere einen Pionier und eine herausragende Persönlichkeit, erklärte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). «Karlsruhe bleibt weltweit als Ort des ZKM und als Unesco-Stadt der Medienkunst mit seinem Namen verbunden.«

 
 

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Der bescheidene Gigant / Zum Tod des Jazzsaxofonisten Wayne Shorter

02.03.2023NewsTagesspiegelGregor Dotzauer —   –  Details

Wayne Shorter

Schon in den Bands von Art Blakey und Miles Davis war er auf dem Weg zu Legende. Doch in hohem Alter hob er das Ensemblespiel mit einem eigenen Quartett noch einmal auf eine neue Ebene.

 

Ein Ton genügte, einer dieser lang gezogenen, jeden Klangnebel zerteilenden und dann wieder in die Unendlichkeit davonschwebenden Töne seines Sopransaxofons, und man wusste: Dieser Sirenengesang kann nur von einem Musiker stammen. Wayne Shorters oboenhafte Schärfe tauchte jede Umgebung in ein intensiveres Licht. — Dass ihm dies inmitten einer Bigband ebenso glückte wie im Duo mit seinem alten Pianistengefährten Herbie Hancock, ist weniger verwunderlich, als dass es ihm auch bei Joni Mitchell gelang. Ihre Musik wäre nicht dieselbe, wenn ihr Shorter, Seite an Seite mit dem Bassisten Jaco Pastorius, auf «Don Juan›s Reckless Daughter» und später auf «Mingus» nicht etwas von jener schmerzlichen Schönheit geschenkt hätte, die in der Orchesterfassung von «Both Sides Now» ihren Höhepunkt erreicht. — Und wie gerieten die Dinge erst in Bewegung, wenn Shorter, der damals schon ein halbes Leben im Jazzolymp hinter sich hatte, in heimatlicheren Gefilden seine ganze Virtuosität ausspielte. Äußerste Sparsamkeit paarte sich mit Anfällen rauschhafter Verschwendungslust. Weather Report, die Fusionband, die er 1970 zusammen mit dem Pianisten Joe Zawinul gegründet hatte, stocherte anfangs noch gewaltig in den Feuern des elektrischen Miles Davis, und im Funkenflug entstanden Klangbilder von halluzinatorischer Kraft. Aber auch, als Weather Report glatter und tanzbarer wurden und sich der meisten Stücke eine federnde Eleganz bemächtigte, behielt Shorter seine Ecken und Kanten, das hart Zupackende und das sich kieksend Überschlagende.

 
 

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Bandolim – Hamilton de Holanda

02.03.2023Round MidnightNDR KulturKatrin Wilke —   –  Details

Hamilton de Holanda

Hamilton de Holanda während eines Konzertes mit dem Pianisten Stefan Bollani im Teatro Colosseo in Turin — Die Mandoline – Instrument des Jahres 2023 – ist heutzutage in ganz Amerika populär: Im Norden in ihrer flachbauchigen Form natürlich im Bluegrass, Jazz und Blues. Doch auch in Südamerika kommt sie inmitten der Vielzahl der einst aus Europa angekommenen Saiteninstrumente in diversen Varianten und im südlichen Amerika v.a. in der Folklore Chiles, Boliviens, Perus, Kolumbiens und Venezuelas vor. — Hamilton de Holanda spielt Bandolim. © Andrea Gattino / Pacific Press Foto: Andrea Gattino — Hamilton de Holanda während eines Konzertes mit dem Pianisten Stefan Bollani im Teatro Colosseo in Turin — Die «Urmusik» Brasiliens, der Choro, wie auch der Samba sind nicht denkbar ohne dieses Instrument, das dort «Bandolim» heißt. Sein aktuell wohl wichtigster Spieler und Modernisier ist Hamilton de Holanda aus Rio, um den es in dieser Sendung geht.

 
 

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Jazz aus der Rue Paradis, Marseille

02.03.2023SpielräumeÖ1Andreas Felber —   –  Details

Baptiste Trotignon

Pierre de Bethmann, Baptiste Trotignon und Co: französische Jazzpianisten im klingenden Selbstporträt — Seit zehn Jahren veranstaltet Helene Dumez in ihrer Wohnung in der Rue Paradis im südfranzösischen Marseille Privatkonzerte mit Jazzpianisten und -pianistinnen, die ihren exzellenten Steinway-Flügel zum Klingen bringen. — In der Pandemie war damit Schluss. Und aus der Not wurde eine neue Idee geboren: 14 namhafte französische Tastenmeister wurden innerhalb von eineinhalb Jahren eingeladen, einen Nachmittag lang in Helene Dumez› Wohnung ganz nach eigenem Gusto Soloaufnahmen zu machen und so gleichsam klingende Selbstporträts zu gestalten. — Inzwischen sind die ersten sechs Alben erschienen: Leonardo Montana, Pierre de Bethmann, Baptiste Trotignon, Laurent Coulondre, Jean-Pierre Como und der aus Armenien stammende, in Paris lebende Yessai Karapetian stellen sich im Rahmen der Reihe «Paradis Improvisé» vor: Eine hörenswerte Bestandsaufnahme französischer Jazzpiano-Kunst wie auch ein gelungenes Beispiel modernen Mäzenatentums.

 
 

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Vorhang zu, alle Fragen offen – Schluss, aus, vorbei: Das Ende in der Musik (4)

02.03.2023RadiokollegÖ1Helene Breisach —   –  Details

Die Triangel

Musik muss nicht unbedingt mit einem kräftigen Schlussakkord enden, sie muss nicht immer eine Lösung oder eine eindeutige Aussage anbieten. Musik kann auch einfach abreißen, abbrechen, unerlöst bleiben – oder zur Stille, aus der sie gekommen ist, wieder zurückkehren. Wie aber gestaltet sich dieses Herausgleiten aus der Musik und Zurückkehren in die Wirklichkeit? Hier greifen die Rituale am Ende einer Aufführung: das Fallen des Vorhangs oder das feierliche Senken des Taktstocks. Wann darf geklatscht werden? Und wann besser nicht? Welche (kulturellen) Missverständnisse kann es dabei geben? Und gehört der Applaus eigentlich noch zur Vorstellung dazu?

 
 

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Bill Wells & Danielle Price – The Sensory Illusions Vol 2

01.03.2023JazzWDR 3Manuela Krause —   –  Details

Bill Wells

Neues aus Skandinavien: Vom schwedischen Meister des intimen Klangs Bobo Stenson über seine Landsfrau, die wandlungsfähige Komponistin und Sängerin Lina Nyberg bis zum EST-Nachfolge-Trio Rymden, das auf das norwegische Orchester KORK trifft.

 

Wie klingt er eigentlich, der Jazz einer bestimmten Stadt, einer Region, eines Landes? Nun ja.. verschieden. So verschieden, wie die Musikerinnen und Musiker mit ihren individuellen Wurzeln, Sozialisationen, Persönlichkeiten, Lehrmeisterinnen und Begegnungen. Die Sängerin Lina Nyberg etwa veröffentlichte 1993 ihr allererstes Album im Duo mit dem 2008 jung verstorbenen Pianisten Esbjörn Svensson, spielte und arbeitete mit verschiedensten Ensembles von Brasilien bis Skandinavien und veröffentlicht nun eine Suite in Form eines Broadway-Musicals, eingespielt von der Bohuslän Bigband. Bassist Dan Berglund und Schlagzeuger Magnus Öström (ehemals Mitstreiter und Freunde von Esbjörn Svensson) bilden seit vier Jahren gemeinsam mit dem norwegischen Pianisten Bugge Wesseltoft das Trio Rymden und haben sich aktuell ebenfalls mit einem Großensemble zusammen getan: dem Norwegian Radio Orchestra oder Kringkastingsorkestret, kurz KORK. Und Pianist Bobo Stenson bleibt bei seinem vierten Album «Sphere» gemeinsam mit Anders Jormin und Jon Fält meist im leisen, intimen und vorsichtig suchenden Modus seines leichthändig kommunizierenden Piano Trios.

 
 

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Das Volk der Kogi in Kolumbien – Die Hüter der Erde

01.03.2023radioWissenBayern 2Geseko von Lüpke

Kogi in Kolumbien

Das Volk der Kogi lebt in den Bergen an der kolumbianischen Karibikküste. Ihre Kultur gilt als letztes Relikt der südamerikanischen Hochkulturen vor der Kolonisation. — Jahrhundertelang verbargen sich die Kogi, die sich als ‹Hüter der Erde‹ verstehen und bewahrten ihre spirituellen und ökologischen Traditionen. Nun aber gehen sie in Kontakt mit der modernen Welt und fordern eine ökologische und kulturelle Wende, um sich und den ganzen Globus zu schützen.

 
 

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New Americana – Musik von Nickel Creek, Rattlesnake Milk und Sierra Ferrell

01.03.2023NachtmixBayern 2Jay Rutledge —   –  Details

Nickel Creek

Wir tauchen ein in die rohen Old-Time-Sounds der Appalachen, treffen gefeierte Bluegras-Stars, aber auch kaum bekannte Grenzg nger und Newcomer: Alternative Country aus Texas, Murder Ballads aus Ontario und top notch Bluegrass aus Detroit. Der Nachtmix reist kreuz und quer durch die USA und Kanada. Eine Stunde mit Neuheiten aus der Americana-Welt. Mit dabei die Bluegrass- berflieger Nickelcreek, Rattlesnake Milk aus Texas, mountain fiddle champion Chance McCoy, der American Songster Dom Flemons, oder die Newcomerin Sierra Ferrell, die sich lange auf den Stra en von New Orleans durchschlug.

 
 

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Jiddischer Tango – Silent Tears

01.03.2023SpielräumeÖ1Johann Kneihs —   –  Details

Silent Tears

Achtzig Jahre nach dem Holocaust: Das Album «Silent Tears» — Musiker:innen in Kanada vertonen Texte aus dem Holocaust: Gedichte und Tagebuch-Eintragungen von Frauen und Mädchen, verfasst im Polen der 1940er Jahre. Eine der Autorinnen ist Molly Applebaum. Sie hat die deutsche Besatzung mit ihrer Kusine Helen in einer vergrabenen Kiste überlebt, unter dem Boden einer Scheune eines Bauernhauses. Heute lebt Applebaum 92-jährig in Kanada. Ihre Memoiren «Buried Words» wurden ausgezeichnet und werden in Kanada im Unterricht über den Holocaust eingesetzt. — Das aktuelle Album «Silent Tears. The Last Yiddish Tango» des Payadora Tango Ensemble wurde von Dan Rosenberg initiiert und verwirklicht. 2017 hatte der Musikjournalist «Yiddish Glory» produziert: Lieder, die während des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine gesammelt wurden. Das damals beteiligte Ensemble gastierte 2019 in Österreich beim Festival Glatt & Verkehrt. Standen bei «Yiddish Glory» Kampfgeist, Zorn und trotziger Humor im Mittelpunkt, so ist es bei «Silent Tears» die Trauer. Die Schönheit der Musik kontrastiert dabei schmerzvoll mit dem Inhalt der Lieder. — Warum Tango? In der Zwischenkriegszeit war diese Musik in Polen äußerst populär, Warschau eine europäische Tango-Metropole – und die Welthauptstadt des jiddischen Tangos. Kompositionen jener Ära, von Artur Gold und Oscar Strock, sind auf «Silent Tears» ebenso zu hören wie Neukompositionen der kanadischen Violinistin Rebekah Wolkstein. — «Wir haben den Stil polnischer Tangos aus den 1930er Jahren gewählt, weil die Frauen, deren Geschichten wir weitererzählen, in dieser Zeit aufgewachsen sind. Tragischerweise konnten sie aber nicht dazu tanzen, denn sie verbrachten ihre Kindheit auf der Flucht, in Verstecken und Konzentrationslagern», schreiben die Musiker:innen im Booklet des Albums «Silent Tears».

 
 

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Beethoven, Roussel, Ravel

01.03.2023KonzertÖ1N.N. —   –  Details

Lionel Bringuier

SWR Symphonieorchester Stuttgart, Dirigent: Lionel Bringuier; Wadym Cholodenko, Klavier.

 

Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Albert Roussel: Symphonie Nr. 3 g-Moll op. 42 Maurice Ravel: La Valse (aufgenommen am 6. Mai 2022 in der Liederhalle Stuttgart) — Beethovens 5. Klavierkonzert und Ravels La Valse rahmen die 3. Symphonie von Albert Roussel.

Wadym Cholodenko mit Beethoven

Der ukrainische Pianist Wadym Cholodenko beendete im Juni 2022 seine Saison als Artist in Residence des SWR Symphonieorchesters mit Beethovens 5. und letztem Klavierkonzert. Der 1986 in Kiew Geborene erhielt im Alter von fünf Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Er studierte am Moskauer Staatskonservatorium. Im Alter von 13 konzertierte er in den USA, in China, Ungarn und Kroatien. Ein Jahr darauf gewann er den zweiten Preis beim Internationalen Vladimir-Horowitz-Nachwuchswettbewerb.

Nichts dergleichen seit Beethoven

«Ich kenne nichts dergleichen seit Beethoven», so der Dirigent Edvard Fendler ein Jahr nach der Uraufführung der 3. Symphonie eines Komponisten, der erst spät zur Musik gefunden hatte. Albert Roussel absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Marineoffizier und diente auf Fregatten und Schlachtschiffen der französischen Marine.

 

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im Jahr 1930 gab das Boston Symphony Orchestra bei mehreren renommierten Komponisten Werke in Auftrag. So lieferte Arthur Honegger lieferte seine 1. Symphonie, Igor Strawinsky die «Psalmensinfonie», Paul Hindemith die «Konzertmusik op. 50» und Sergej Prokofjew seine 4. Symphonie.

 

Albert Roussels Symphonie ist ein rhythmisch straffes, formal strenges, harmonisch klares Werk, das geradlinige, unsentimentale Lebensfreude ausstrahlt. Die Uraufführung am 24. Oktober 1930 wurde zu einem der größten Erfolge des 60-jährigen Komponisten. «Selten bewirkt oder verdient die Uraufführung einer neuen Symphonie eine derartige Welle der Begeisterung, wie sie hier von den Interpreten und vom Publikum ausging», schrieb ein Kritiker, ein anderer: «Hätte Mozart 1930 komponiert, so wäre vermutlich nichts wesentlich Anderes herausgekommen als diese g-Moll-Symphonie von Roussel.» Das Werk wurde sofort weltweit nachgespielt.

Von Hommage zu Abgesang

Eine «Hommage an den großen Strauß, nicht Richard, sondern den anderen, Johann» hatte Ravel 1904 zunächst im Sinne, Titel: «Wien – eine Sinfonische Dichtung für Orchester». Pure Lebensfreude sollte sie ausdrücken. Dann wurde 1914 der «große Krieg» entfacht – Ravel fiel nach kurzer Zeit in der französischen Armee in Depressionen. Nach Abermillionen Toten und dem Zusammenbruch der Donaumonarchie konnte Ravel die Walzerseligkeit nicht mehr ganz so selig sehen. Aus der geplanten «Apotheose des Wiener Walzers», wurde 1918, nach Ende des 1. Weltkriegs, eine «choreographische Dichtung», ein Abgesang auf eine Epoche mit dem allgemein gehaltenen Titel «La Valse».

 
 

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Jordan Wolfson – Animierte Zerrbilder der Angst – Positionen in der Kunst (3)

01.03.2023RadiokollegÖ1Nicole Dietrich —   –  Details

Jordan Wolfson

Männlichkeit, Identität, Gewalt sind die Themen des 1980 in New York geborenen Multimedia-Künstlers Jordan Wolfson. Mit Virtual Reality Brillen, Installationen aus Hologramm-Ventilatoren, humanoiden Robotern oder großflächigen Videoarbeiten generiert er in den Kunsthallen und Ausstellungsräumen verstörende Settings. Sie bilden psychischen Stress und Angst ab. — Jordan Wolfson will treffen, mit Vehemenz und ohne große Erklärung. «Female Figure» heißt eine seiner bekanntesten und unheimlichsten Androiden-Arbeiten: eine lebensgroße, animatronische Skulptur in Gestalt eines Go-Go-Girls mit Hexenmaske, die lasziv tanzt und den Blickkontakt mit den Besucher:innen sucht und hält. In vielen Arbeiten provoziert der jüdisch sozialisierte Agnostiker antisemitische und rassistische Haltungen – etwa mit einer riesigen, an die Wand montierten Plastik aus rotem Kunststoff, die eine grimmige Fratze mit stereotyper Hakennase darstellt («House with Face»). In seiner Video-Collage «Raspberry Poser», die die Angst vor Aids thematisiert, hüpfen Virenbälle herum, Kondome schweben wie Quallen durch das Bild und eine Comicfigur gibt den stummen, kindlich-obszönen Kommentator. Im breiten Bezugsrahmen der Popkultur nutzt Jordan Wolfson Know-how aus den digitalen Technologien, aus der Computerspiele-Industrie und der Künstlichen Intelligenz. Spürbar ist aber auch der Einfluss von Künstlern wie Bruce Nauman, Matthew Barney, Ryan Trecartin, Caravaggio, Ashley Bickerton und Quentin Tarantino.

 
 

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