In memoriam Renald Deppe Hommage an den verstorbenen Saxofonisten, Komponisten, Kurator und Pädagogen

30.05.2023Alte Musik – neu interpretiertÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Renald Deppe

Hommage an den verstorbenen Saxofonisten, Komponisten, Kurator und Pädagogen Renald Deppe. — Am 28. Mai 2023 erlag einer der wichtigsten Exponenten der österreichischen zeitgenössischen Musikszene seinem schweren Krebs-Leiden: Renald Deppe. — Er machte Musik. Er schrieb Musik. Er zeichnete Musik. Er förderte Musik: Die Jazz- und Improvisations-Szene verdankt Renald Deppe mehrere Dutzend Musiker*innen, die bei ihm lernen oder erste Konzerte spielen konnten. Er besaß zudem eine beneidenswerte Formulierungskunst und hinreißenden Sprachwitz. In typischer Vielschichtigkeit notierte er einmal: «ich glaube an ein gedächtnis der worte, klänge für augen und ohren jenseits der global be- und genutzten norm-verschriftung (norm-verkaufbarkeit) von musik.»

Renald Deppe, geboren 1955 in Bochum, studierte zuerst in Folkwang und dann in Wien. Hier ließ er sich nieder, auch wenn man in seinem Falle vielleicht eher sagen sollte: Hier schlug er sein Nomadenzelt auf. Von hier aus sollte der Vielseitige fortan seine Impulse setzen: Festspielhaus St.Pölten, Kulturspektakel, Graben-Festtage, Imago Dei, Porgy&Bess («Strenge Kammer»!), und und und. Dazu kam der Unterricht an diversen Musik-Universitäten. Wenn er – in letzter Zeit wegen seiner schweren Erkrankung immer seltener – das Saxofon ansetzte und Töne voll freudiger Musizierlust zum Klingen brachte, dann ließ er im Spiel das frohe Chaos spürbar werden, ohne das es in der Kunst nun einmal nicht geht. — Renald Deppe war mit Sicherheit ein ungeheuer talentierter, faszinierender und liebenswerter Mensch. — Ö1 hatte für Mitte Juni zum Schaffen Deppes noch einen Programmschwerpunkt geplant: Radiokolleg, Zeitton, Klassik-Treffpunkt. Nun gilt es schmerzlich, das Multitalent, den Universalkünstler Renald Deppe in memoriam zu ehren: Zu Gast in der Sendung sind der Schriftsteller Bodo Hell, die Leiterin des Wiener Kulturraums «Hinterland», Gudrun Wallenböck, der Kontrabassist Peter Herbert und Ö1-Moderator und Glatt&Verkehrt-Leiter Albert Hosp. — Mit Live-Musik von Judith Ferstl (Kontrabass) und Michael Bruckner (Gitarren).

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehi

Positionen in der Kunst (1) – Cornelia Sollfrank: Pionierin der Netzkunst

30.05.2023RadiokollegÖ1N.N. —   –  Details

Cornelia Sollfrank

Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt sich Cornelia Sollfrank mit dem Schulterschluss von Feminismus und Netzkunst. 1996 lernt Sollfrank den holländischen Hacker Rop Gonggrijp kennen und programmiert mit ihm einen Netzkunst-Generator zur automatischen Produktion digitaler Kunstwerke. Auf die Asymmetrien eines stark geschlechtsspezifisch geprägten Technikgebrauchs macht Sollfrank früh aufmerksam – etwa als Teil des Kollektiven «frauen & technik». — Mittlerweile lotet Sollfrank das Verhältnis von realer und digitaler Welt mit der Künstlerinnen-Gruppe «Purple Noise» aus. Doch auch an der theoretischen Front bleibt Sollfrank aktiv: Welche Rolle Gemeingüter, so genannte «digital Commons», im digitalen Raum spielen können und müssen, bleibt Dreh- und Angelpunkt einer künstlerischen Auseinandersetzung, die die Beschaffenheit medialer Aufschreibesysteme als Grundlage unserer Kommunikation in den Blick nimmt.

 
 

Audioplayer

SK-xxreko-23hehit

Klangbasierte Künste – LTK4 im Luther Turm der Kölner Südstadt

30.05.2023Neue MusikDeutschlandfunk KulturHubert Steins —   –  Details

Turm-Rakete

Seit 2017 ist in der Kölner Südstadt der Turm der Lutherkirche Spielstätte für neue Musik und klangbasierte Installationskunst. — Klang breitet sich im Raum aus, und so ist der in der Kölner Südstadt befindliche Lutherturm mit insgesamt fünf getrennten Räumen auf unterschiedlichen Etagen ein geradezu idealtypischer Ausstellungsort für Klanginstallationen. Unter dem Label LTK4 kuratieren der Kölner Trompeter und Komponist Rochus Aust und die Flötistin Verena Barié seit 2017 im Kirchturm Medienkunstausstellungen und Konzerte Neuer Musik für kleine Besetzungen. Dank eines monatlich wechselnden Programms ist der Lutherturm heute einer der vitalsten Orte für klangbasierte Kunst in Köln. —

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxnoreko-23hehoi

Welche Rolle spielt Sänger Till Lindemann? – Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein

30.05.2023Tonart: ClipDeutschlandfunk KulturGoetz Steeger —   –  Details

Till Lindemann

Anschuldigungen gegen Rammstein sorgen für Schlagzeilen: Eine junge Frau berichtet, sie sei bei einer Party nach einem Konzert unter Drogen gesetzt worden. Auch Sänger Till Lindemann sei dabei gewesen. Nun hat die Frau die Vorwürfe relativiert.

 

Am 22. Mai begann die Europa-Tournee der Band Rammstein in Vilnius, der Hauptstadt von Litauen. Nach dem Konzert erhob eine Besucherin schwere Vorwürfe gegen den Sänger Till Lindemann und weitere Mitglieder seiner Crew.

 

Eine junge, irische Frau hat das Vilnius-Konzert von Rammstein besucht, und sie behauptet, von einer Mitarbeiterin der Band ausgewählt worden zu sein. Vermutlich aufgrund ihres Aussehens, mit anderen hübschen Frauen in der Row Zero, also in der Reihe Null zu stehen. Das ist ein separierter Bereich direkt vor der Bühne. Dort wurden dann Fotos von den Frauen gemacht, und man hat ihnen angeboten, an Partys rund um das Konzert teilzunehmen, wo die Band dann auch zugegen ist.

 

Die Liedtexte von Rammstein handeln immer wieder von Sex und Gewalt. Nach den Missbrauchsvorwürfen erscheinen sie noch einmal in einem anderen Licht.

 
 

Audioplayer

SK-xxreko-23hehit

Der Pianist Nduduzo Makhathini im Stadtgarten, Köln

30.05.2023JazzWDR 3Odilo Clausnitzer —   –  Details

Nduduzo Makhathini

Der südafrikanische Pianist Nduduzo Makhathini schlägt mit seiner hypnotischen Musik weltweit ein Publikum in Bann. Musik sieht er über alle Kulturgrenzen hinweg als spirituelles Heilmittel. Im Stadtgarten Köln gab er ein Konzert mit seinem brandneuen Trio. — 2020 hat Nduduzo Makhathini als erster südafrikanischer Musiker einen Plattenvertrag beim US-amerikanischen Traditionslabel Blue Note erhalten. In seiner Heimat war er da bereits die prägende Figur der nationalen Jazzszene. Maßgeblich inspiriert haben ihn die Musik seines Mentors Bheki Mseleku, der Spiritual Jazz Pharoah Sanders› und John Coltranes und südafrikanische Kirchenmusik. Seinen Beruf gibt der charismatische Pianist an mit «Musiker und Heiler». Spiritualität, so sagt er, findet sich in Ritualen, die die Zeit aufheben. Das tut er auch mit seiner eigenen Musik: mit verzahnten Grooves und hymnischen Bögen kann sie geradezu in Trance versetzen. Im Trio mit Bassist Zwelakhe-Duma Bell Le Pere und Schlagzeuger Francisco Mela stellte er im Stadtgarten Köln live die Musik seines zehnten Studioalbums «In The Spirit of Ntu» vor. Stark kollektiv geprägte Musik, die sich der südafrikanischen «Ubuntu»-Philosophie verpflichtet fühlt: Gemeinschaftlichkeit geht vor Einzelleistungen.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

Music with a Message: Das Fuchsthone Orchestra aus Köln

30.05.2023JazzWDR 3Babette Michel —   –  Details

Fuchsthone Orchestra

Struktur und Schönheit: Viele wünschen sich diese Eigenschaften. Christina Fuchs und Caroline Thon vereinen «Structures & Beauty» in ihrem Fuchsthone Orchestra. Babette Michel stellt das Ensemble, seine beiden Leiterinnen und ihre Kompositionen vor. — Sie spielen beide Saxofon, lieben das Dirigat vor großen Bands, schreiben zeitgenössische Musik mit vielen Einflüssen: Caroline Thon und Christina Fuchs. Mit vereinten Kräften stehen sie nun an der Spitze ihres Fuchsthone Orchestra mit rund 20 Musiker:innen, die gute Solist:innen sind und gleichzeitig vom Teamgeist beseelt. Die beiden Bandleiterinnen schreiben ihnen Kompositionen auf den Leib. Polyphoner Gesang aus Sardinien und monochrom-blaue Bilder finden ihren Niederschlag, genauso wie tibetisch-buddhistisches Gedankengut und Barockmusik. Und die Natur und der Klimawandel. Auch Greta Thunberg kommt vor. Es ist Musik mit Message, die ergreift und aufwühlt, berührt und Spuren hinterlässt.

 
 

SK-reko-23

Wie normal ist Pop? Wie Pop ist normal?

30.05.2023open: Ex & PopWDR 3Klaus Walter —   –  Details

Pop Grass

«Bin ich normal?» Unter diesem Titel untersucht die englische Historikerin Sarah Chaney in ihrem neuen Buch, wie der Begriff normal in Kulturkämpfen Menschen abwertet und ausgrenzt. War eigentlich Pop nie normal? Und war das auch gut so? — In den Kulturkämpfen der Gegenwart definiert das N-Wort (Normal, nicht N****) Normen, es markiert in der Verneinung diejenigen, die diesen Normen nicht entsprechen – können oder wollen. Diejenigen, die anders sind. Im Englischen heißt dieses Markieren der Anderen, der nicht Normalen: Othering. Sarah Chaney unterscheidet zwei gegensätzliche Haltungen gegenüber dem Normalen. Hier die guten alten Abweichler von der Norm, getragen & getrieben vom Widerwillen gegen die Diktatur der Angepassten. Von der haben Blumfeld gesungen. Oder schon The Kinks: I´m not like everybody else. Wer will schon normal sein? Wie normal ist der Billie Eilish-Wunsch: Wish you were gay? Mit der Popkultur blüht nach dem 2.Weltkrieg der Nonkonformismus, Anderssein ist cool, Normalsein eher uncool. Und heute? Auf der anderen Seite der N-Skala gibt es die neue Feier des Normalen, das trotzige Beharren auf die eigene Normalität, performt von stolzen Volksrocknrollern – auch auf Kosten der Anderen, auf Kosten derer, die Normen nicht entsprechen können oder wollen. Wie normal ist Pop? Wie Pop ist normal?

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

From Another Planet – Der Bandleader und Pianist Sun Ra

30.05.2023Round MidnightNDR KulturMarianne Therstappen —   –  Details

Sun Ra

Sun Ra! Im Geiste sieht man den ägyptischen Sonnengott Ra mit der Sonne über dem gefiederten Kopf und wird gleich in den Mythos hineingezogen, den der Bandleader, Komponist, Pianist, Poet und Sänger Sun Ra um sich gebildet hatte. Schon sein Geburtsdatum blieb lange rätselhaft. — Als Herman Poole Blount wurde er am 22. Mai 1914 in Birmingham, Alabama, geboren. Bereits als Kind bewies er sein Talent am Klavier. Er las viel, auch über Esoterik. Früh begegnete er Duke Ellington und Fletcher Henderson. Sein Musik-Studium brach er Ende der 1930er ab, behauptete, er stamme von einem anderen Planeten. Mitte der 1940er ging er nach Chicago. Fletcher Henderson holte ihn als Pianisten und Arrangeur in seine Band. Wenig später musizierte er mit eigenen kleinen Gruppen und geriet in die politischen Bewegungen der Afro-Amerikaner. — Doch er interessierte sich auch für das alte Ägypten. In Chicago nannte er sich Anfang der 1950er Le Sony›r Ra – kurz: Sun Ra – und machte seine spirituelle Auffassung mit Kompositionen wie «Future», «Saturn» und «Planet Earth» auf seinem Label «Saturn Records» publik. Seitdem strahlt unüberseh- und unüberhörbar sein Stern am Jazz-Himmel zwischen «Astro-Black» und «Cosmo-Dark». Zu treuen Weggefährten zählten die Saxofonisten Pat Patrick, John Gilmore und Marshall Allen und die Sängerin June Tyson. — In seinem prunkvoll kostümierten «Sun Ra Arkestra» versammelte er viele Musiker um sich und «übte» mit ihnen fast ununterbrochen. Hunderte von Ton-Aufnahmen entstanden. Seine vom Blues, Swing und Bebop geprägte Musik war offen für Einflüsse von «Free Jazz» bis «Psychedelic Rock». Zudem experimentierte Sun Ra auf diversen elektronisch gesteuerten Keyboards. Auch nach Sun Ras Tod am 30. Mai 1993 begeistert das «Sun Ra Arkestra» immer noch – zuletzt 2022 in der Elbphilharmonie in Hamburg. Sun Ra bleibt allgegenwärtig.

 
 

SK-reko-23