Gesammelte Kommentare

Expertin zeichnet düsteres Szenario für Zukunft Russlands / Der Anfang vom Ende

26.06.2023Newst-onlineAnne Will / TV ARD Erstes — Daniele Gambone —   –  Details

Sabine Adler

Warum Putin Prigoschin nicht stoppte – obwohl er genau wusste, was passiert / Thomas Jäger Wie es nach dem Putschversuch weitergeht? Chaotisch, wenn man Anne Wills Talkgästen glauben darf. — Der «Marsch für Gerechtigkeit» des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin und sein abruptes Ende haben viele Fragen aufgeworfen. Unter dem Titel «Machtkampf in Russland – Verliert Putin die Kontrolle?» versuchte Moderatorin Anne Will mit ihren Gästen einige davon zu beantworten, ohne in wilde Spekulationen zu verfallen. — Die Osteuropa-Expertin Sabine Adler zeigte sich in der ARD-Talkshow am Sonntagabend davon überzeugt, dass die Ereignisse den Anfang von Putins Ende markierten. Sie hätten gezeigt, «dass sich jemand aufschwingen kann und zumindest versuchen kann, Putin etwas zu diktieren», erklärte die Journalistin. — Der Militärexperte Carlo Masala stimmte ihr zu und interpretierte den Wagner-Aufstand als Schlag in Putins Gesicht. Gleichzeitig erläuterte er, warum es gerade jetzt ein starkes Signal des Westens brauche, um eine gefährliche Aktion Russlands beim Atomkraftwerk in Saporischschja zu verhindern. — Gäste — Lars Klingbeil, SPD-Parteivorsitzender — Roderich Kiesewetter, CDU-Bundestagsabgeordneter — Sabine Adler, Osteuropaexpertin beim Deutschlandradio — Carlo Masala, Professor für Internationale Politik — Ina Ruck, Auslands-Korrespondentin der ARD in Moskau — Vassili Golod, Ukraine-Korrespondent der ARD

 
 

SK-reko-23

Moskau will Normalität demonstrieren – doch einige Medien spielen nicht mit

26.06.2023NewsRNDPaul Katzenberger —   –  Details

Moskau Szene

Wagner-Aufstand legt Schwächen offen — Nach der kurzfristigen Befriedigung des Aufstands der Söldnerarmee Wagner versucht man in Moskau, wie gewohnt so zu tun, als sei nichts geschehen. Doch das soll dieses Mal nicht gelingen – selbst staatsnahe Medien beurteilen den Vorgang regierungskritisch. — So plötzlich, wie sie begonnen hatte, war die Wagner-Rebellion in Russland am Samstagabend zu Ende gegangen. Passend dazu schien am Sonntagmorgen in Moskau wieder die Sonne, nachdem es den ganzen Freitag lang und Samstagmorgen geregnet hatte. Wenig deutete in der russischen Hauptstadt darauf hin, dass es am Vortag noch so ausgesehen hatte, als ob es vor Ort zu einer bewaffneten Auseinandersetzung der Söldnertruppe Wagner mit der regulären russischen Armee kommen könnte. — Auch am Samstag war der Alltag in Moskau weitgehend normal verlaufen. Gewisse Einschränkungen gab es, indem etwa der Rote Platz, zwei Museen sowie ein Park geschlossen worden waren. Die Behörden hatten die Einwohner und Einwohnerinnen außerdem aufgefordert, auf das Autofahren zu verzichten. Angesichts erhöhter Sicherheitsvorkehrungen könne der Verkehr in Teilen von Moskau eingeschränkt sein, hatte Bürgermeister Sergej Sobjanin mitgeteilt. — — Für manche ist Prigoschin jetzt der Verräter Wlassow — Die auflagenstarke Boulevardzeitung «Moskowski Komsomolez» – ebenfalls nah an der Staatsmacht – nahm sich des Wagner-Aufstands hingegen gründlich an, und das zum Teil sogar regierungskritisch: «Prigoschin geht, Probleme bleiben», betitelte Kolumnist Michail Rostowskij sein Meinungsstück, in dem er den Kreml dafür kritisierte, mit der Wagner-Truppe das Gewaltmonopol des Staates privatisiert zu haben. In Washington, Kiew, Warschau und anderen Hauptstädten werde nun daraus die Lehre gezogen: «Man muss die Russen unter Druck setzen, es funktioniert.» — Wie ambivalent die Figur Prigoschin von offizieller Seite in Russland wahrgenommen wird, kommt in einem Kommentar des stellvertretenden Chefredakteurs des «Moskowski Komsomolez» zum Ausdruck: «Wer sind Sie, Herr Prigoschin?», fragt Wadim Poegli in seinem Kommentar, der gegen den Wagner-Chef gerichtet ist: «Der Held der Spezialoperation, der Bachmut eingenommen hat?» «Zweifelsohne», antwortet Poegli selbst. Und fährt dann fort: «Aber General Wlassow war auch ein Held der Verteidigung von Moskau. Stalin verlieh ihm dafür den Rotbannerorden und beförderte ihn zum Generalleutnant.» — Dazu muss man wissen: Andrei Andrejewitsch Wlassow gilt als der große Verräter Russlands. Als er nach der Verteidigung Moskaus im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft geraten war, schlug er sich auf die Seite der Deutschen. 1946 wurde er deswegen in Moskau hingerichtet. — Zweifel an der Autorität Putins — Soll wohl heißen: Prigoschin hat sich aus Sicht des russischen Staates ohne jeden Zweifel Verdienste erworben, aber das bemächtigt ihn nicht, zum Verräter zu werden. Dass der Söldnerchef nun aus seiner Aufstandsnummer herauskommt, ohne persönlich Schaden zu nehmen, dürfte allerdings auch mit den Verdiensten zu tun haben, die man ihm anrechnet. — Für die unabhängigen Medien in Russland ist Prigoschins Aufstand allerdings noch immer die Hauptmeldung des Tages. Das Exilnachrichtenportal «Meduza» etwa schätzt Putins Autorität als angekratzt ein: «Prigoschins Rebellion dauerte weniger als einen Tag, aber dieser Vorfall wird nicht ohne Folgen für das Machtsystem bleiben, das der Präsident der Russischen Föderation aufgebaut hat. Für seine Eliten ist an ihrem Führer nur eines wirklich wichtig: die Fähigkeit, die Kontrolle zu behalten. Die aktuelle Amnestie für Prigoschin, die verkündet wurde, nachdem Putin ihn kurz zuvor als ‹Verräter‹ bezeichnet hatte, zeigt, dass es hier ernsthafte Probleme gibt.»

 
 

SK-reko-23

Ray Brown

26.06.2023JazzWDR 3Karsten Mützelfeldt —   –  Details

Ray Brown

Er war Rückhalt und Antrieb, wie ihn sich swingende Musiker nur wünschen. Mit seiner rhythmischen Präzision, mit perfekter Intonation und voluminösem Ton wurde der Kontrabassist Ray Brown zu einem der meistaufgenommen Instrumentalisten des Jazz. Er setzte Maßstäbe, denen bis heute nur wenige gerecht werden. — 1945 von Pittsburgh nach New York gezogen und gerade einmal zwei Stunden im Big Apple, lädt ihn Dizzy Gillespie zum Vorspielen und engagiert den Bassisten vom Fleck weg. In dessen Band lernt er Ella Fitzgerald kennen, 1947 heiraten sie, die Ehe hält fünf Jahre. 1950 trifft Brown auf Oscar Peterson, an der Seite des Pianisten verbringt er das längste Band-Kapitel seiner Karriere – fünfzehn Jahre, im schnelllebigen Jazz-Geschäft eine halbe Ewigkeit. Der Tournee-Stress als Mitglied des Peterson Trios lässt ihn nach seinem Ausstieg an die Westküste ziehen. Von nun an führt Ray Brown als Studiomusiker in Los Angeles ein vergleichsweise entspannteres Leben. Bis zu seinem Tod leitet er eigene Formationen – und widmet sich seinem Hobby, dem Golfen…

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

Nachtspaziergang an einem lauen Sommerabend – Mit Musik unter anderem von Erobique, Speech Debelle, Tyler The Creator

26.06.2023NachtmixBayern 2Ralf Summer —   –  Details

Speech Debelle

Lange warme Abende: ideale Voraussetzung für einen Spaziergang mit Mikro und Musik. Ralf Summer nutzt den Sommeranfang fürs Radio und läuft raus der Stadt und über Feldwege ins Dunkle. Sobald der Schein der letzten Straßenlaterne erlischt, konzentrieren sich Auge und Ohr auf die Natur: das Knirschen des Sandes unter den Schuhen, das leichte Tröpfeln des verdunstenden Sommerregens. Diese Sounds vermischen sich mit Musik aus Tunesien («Night In Palmtree» – von der Elektronikerin Azu Tiwuline), der britisch-pakistanischen Klang-Tüftlerin Nahi Mitti, Kölns Jürgen Paape («So Weit Wie Noch Nie – Mondschein Remix») oder der Isländerin JFDR. Die Stunde vor Mitternacht hat ihren ihren besonderen akustischen Reiz.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

JazzBaltica 2023: Baby Sommer’s Brotherhood & Sisterhood

25.06.2023KonzertZDF MediathekN.N. —   –  Details

Baby Sommer

Videomitschnitt des kompletten Konzertes! Beim letzten Konzert auf der Hauptbühne der letztjährigen JazzBaltica versetzte der Schlagzeuger und Free Jazz-Pionier Günter Baby Sommer das Publikum mit seiner Großformation Brotherhood & Sisterhood in ausgelassene Feierlaune. Mit Thomas Loewner. — Als Inspiration diente dem bald 80 Jahre alten Musiker aus der Nähe von Dresden das Ensemble Brotherhood of Breath, Ende der 1960er-Jahre in Großbritannien gegründet vom südafrikanischen Pianisten Chris McGregor. Die Bigband spielte einen mitreißenden Mix aus Free Jazz und südafrikanischer Musik. Gemeinsam mit einigen der besten Improvisatorinnen und Improvisatoren der deutschen Szene sowie dem britischen Saxofonisten und Musikwissenschaftler Raymond MacDonald lässt Sommers Projekt den Geist der Brotherhood of Breath neu aufleben. Das JazzBaltica-Publikum quittierte den Auftritt mit langanhaltendem Applaus und machte sich danach mit breitem Grinsen in den Gesichtern auf den Heimweg.

 

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddhehitt

Dietmar Dath: Barbie denkt an Dich!

25.06.2023EssaySWR2Dietmar Dath —   –  Details

Barbie

Die heimliche Göttin des Plastik-Zeitalters ist eine Puppe, die in den fünfziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts in Amerika erschaffen wurde: Barbie. — Als Spielzeug war sie revolutionär, als Kultursymbol stand sie oft in der Kritik. So hieß und heißt es oft, sie vermittle Mädchen problematische weibliche Rollenvorstellungen. — Aber auch eine emanzipierte Comic-Pionierin und eine feministische Filmregisseurin gehören zu Barbies Fans. Wie das zusammenpasst, will der Funk-Essay klären.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddtemp240926chehitt

Der letzte Romantiker / Peter Brötzmann

25.06.2023NewsjazzthingWolf Kampmann —   –  Details

Peter Brötzmann

Peter Brötzmann ist am 22.6.2023 verstorben. Aus diesem traurigen Anlass veröffentlichen wir hier die Titelgeschichte aus der aktuellen Ausgabe:

Einem interessierten deutschen Jazzpublikum Peter Brötzmann vorstellen zu wollen hieße, die Schwebebahn nach Wuppertal zu tragen. Er war ein Jazzrevoluzzer der ersten Stunde, gehörte der ersten Generation des europäischen Free Jazz an, ohne jemals dem ritualisierten Kanon des Free Jazz aufzusitzen. Bis ins hohe Alter weiß der mittlerweile 81-jährige Berserker an Saxofon und Klarinette zu überraschen, zu provozieren und zu gewinnen. Auf dem letztjährigen JazzFest Berlin legte er einen gefeierten Auftritt mit Guembri-Spieler Majid Bekkas und seinem langjährigen Gefährten Hamid Drake am Schlagzeug hin, das jetzt unter dem Titel «Catching Ghosts» auf ACT veröffentlicht wird.

 
 

SK-reko-23

Ein Füllhorn voller Überraschungen – Das Requiem von Andrew Lloyd Webber

25.06.2023KonzertabendBR-KlassikN.N. —   –  Details

Andrew Lloyd Webber

Symphonisches, Oratorium oder Kammermusik am Abend — Chor des Bayerischen Rundfunks — Münchner Rundfunkorchester — Leitung: Patrick Hahn — Solisten: Laura Maire, Sprecherin; Solisten aus dem Tölzer Knabenchor; Soraya Mafi, Sopran; Benjamin Bruns, Tenor — Andrew Lloyd Webber: «Requiem» — Aufnahme vom 15. Juni 2023 in der Herz Jesu-Kirche München

Anschließend: — Ralph Vaughan Williams: «Fantasia on a Theme by Thomas Tallis» (Münchner Rundfunkorchester: Ivan Repu i ); Benjamin Britten: Klavierkonzert op. 13 (Rolf Hind, Klavier; Münchner Rundfunkorchester: Raymond Leppard)

Sphärische Klänge, packender Schlagzeug-Drive und Melodien zum Dahinschmelzen. All das vereint das Requiem von Andrew Lloyd Webber, das am 15. Juni dieses Jahres in der Reihe «Paradisi Gloria» mit dem Münchner Rundfunkorchester in der Herz Jesu-Kirche in München-Neuhausen zu erleben war. Ein geistliches Werk von dem Musical-Komponisten also, der mit Werken wie «Cats», «Starlight-Express» oder «The Phantom of the Opera» in den 1980er Jahren weltweit alle kommerziellen Rekorde brach. Wie passt das zusammen, dieser Wechsel ins geistliche Fach? Der Spagat zwischen E- und U-Musik? Erstaunlich gut.

 

Denn Andrew Lloyd Webber ist mit seinem 1984 vollendeten Requiem für Soli, Chor, Orchester und Orgel gewissermaßen zu seinen eigenen Wurzeln zurückgekehrt, in Oxford hat er sogar einmal Orgel studiert. Und als sein Vater William 1982 starb, der in London Organist, Chorleiter und Kirchenmusikdirektor gewesen war, würdigte der Sohn ihn mit diesem Requiem. Er wählte mit dramaturgischem Gespür selbst die Messtexte aus und setzte sie kontrastreich in Szene: Das Sinfonieorchester erweiterte er um eine große Schlagwerkbatterie, der Kirchenorgel stellte er einen Synthesizer zur Seite, auch das Solistentrio ist mit Knabensopran, Sopran und Tenor ungewöhnlich besetzt. Vor allem stilistisch aber ist das «Requiem» ein Füllhorn voller Überraschungen, mit Anleihen bei Verdi, Fauré, Orff und Lloyd Webbers eigenen Werken. Gelehrte Fugen treffen bei ihm auf feurige Südamerika-Tanzgrooves, entrückte Vokalstellen auf geballte Orchesterdramatik.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

Putins Rücktritt gefordert / Steuermann blind und taub

25.06.2023NewsBR24Peter Jungblut —   –  Details

Igor Strelkow

Bei allem Entsetzen über die Söldner-Rebellion und Putins Passivität haben die Russen ihren Witz übrigens nicht verloren: «Gestern tauchte ein neuer auf: 2021 ist die russische Armee die zweite der Welt, 2022 die zweite in der Ukraine, 2023 die zweite in Russland.»

Aus Kreisen der russischen Ultrapatrioten wird der Präsident gedrängt, sein Amt «legal» abzugeben, falls er unwillig sei, die Verantwortung für den Krieg zu übernehmen. Das System sei «teilweise dysfunktional», sagen Propagandisten. — «Das gesamte derzeitige System basiert auf der Verantwortungslosigkeit der Eliten; Wenn der Präsident nicht bereit ist, die Verantwortung für den Krieg zu übernehmen, muss er seine Befugnisse legal übertragen», heißt es in einem Appell des bekannten russischen Ultrapatrioten Igor Strelkow, der seine Leute einen Tag nach der Rebellion in Moskau zu einer Tagung zusammengerufen hatte. Strelkow gründete den «Club der zornigen Patrioten» und kritisiert Putin seit langem öffentlich – und ungestraft. Doch eine derart unverhohlene Rücktrittsforderung ist so ungewöhnlich, dass darüber auch internationale Medien wie die «Moscow Times» berichteten. «Putin und andere Vertreter der Eliten zeigen kein Verständnis dafür, dass der Krieg bis zum Sieg geführt werden muss», heißt es weiter in dem Aufruf. Strelkow und seine Anhänger fordern die Einführung des Kriegsrechts in ganz Russland. — «Diktatoren fürchten Alternativen» — Auch einige Blogger wie Politologe Maxim Scharow trauten sich bereits vorsichtig, nach der Rebellion die Frage nach Putins persönlicher Zukunft auf die Tagesordnung zu setzen: «Die Hauptfrage, die alle interessiert und die der Kreml in naher Zukunft irgendwie beantworten muss, lautet: ›Wie war das möglich?› Wenn es auf diese Frage keine Antwort gibt und im Rahmen der üblichen Manipulationen alles so bleibt, wie es ist, dann besteht die Versuchung, nicht nur das ›Problem 2024› [die kommende russische Präsidentenwahl] anzugehen und einige der momentanen persönlichen und beruflichen Probleme zu lösen, dann wird die Frage auch in vielen Teilen der Elite ventiliert werden.»

Ähnlich formulierte ein weiterer Blogger: «Dem Putin-Regime und dem Staat insgesamt wurde ein schwerer Schlag versetzt. Natürlich hätte es noch viel schlimmer kommen können, wenn in der Region Moskau Feindseligkeiten ausgebrochen wären, aber schon das, was passiert ist, reicht aus, um die Frage einer Wiederwahl Putins für eine weitere Amtszeit aufzuwerfen.» Solche Meinungsäußerungen auf vergleichsweise kleinen und kleinsten Blogs bekommen deshalb große Aufmerksamkeit, weil sie von den einflussreichen Nachrichten-Plattformen mit vielen Hunderttausend Followern weiterverbreitet werden. — Bei allem Entsetzen über die Söldner-Rebellion und Putins Passivität haben die Russen ihren Witz übrigens nicht verloren: «Gestern tauchte ein neuer auf: 2021 ist die russische Armee die zweite der Welt, 2022 die zweite in der Ukraine, 2023 die zweite in Russland.»

Russland-Experte Stephen Kotkin sagte in einem langen Interview mit dem US-Fachblatt «Foreign Affairs», Putin habe durch den erfolglosen Krieg seinen «Nimbus» verloren: «Es gibt eine Sache, die alle Diktatoren zu Recht fürchten: eine Alternative. Und Putin hat schockierender Weise zugelassen, dass Alternativen Gestalt annehmen, nachdem er jahrelang unermüdlich Alternativen unterdrückt und unbedeutende Figuren in seinem inneren Kreis begünstigt hat, um sicherzustellen, dass ihm niemand gefährlich werden kann.»

«Schauen Sie sich Prigoschins Sprachrhythmus an» — Prigoschin sei durchaus ein möglicher Kandidat, so Kotkin, schließlich komme er anders als der Präsident aus einer Intellektuellen-Familie. Seine Mutter Violetta habe ja Galerien eröffnet («Colours of Life»): «Er spricht besser Russisch als Putin. In Bezug auf die soziale Klasse liegt er tatsächlich eine Stufe über Putin. Prigoschins künstlerische Ader wird in seinen Videos sichtbar. Er kann zwar nicht eins und eins zusammenzählen, in Mathematik ist er schwach, was seine Videos auch beweisen. Aber schauen Sie sich sein prägnantes und pointiertes Vokabular an, seinen Sprachrhythmus, seine Fähigkeit, die Rolle des harten Kerls zu spielen, des aufrichtigen russischen Patrioten, des Wahrsagers, der die Opportunisten, Idioten und Diebe anprangert, die Putin eingesetzt hat.»

 
 

SK-reko-23

Weltruhm wider Willen – Saint-Saëns ‹Karneval der Tiere›

25.06.2023MeisterstückeWDR 3Michael Lohse —   –  Details

Saint-Saëns

In wenigen Tagen skizziert Saint-Saëns 1886 seine «große zoologische Fantasie». Die musikalischen Karikaturen von Schildkröte, Känguru und Co sind ein Riesenspaß bis heute. Dabei hatte der Komponist der Nachwelt weitere Aufführungen streng verboten…

 
 

Audioplayer

SK-xxreko-23hehit

Das Ende von Macht und Einheit? – In Russland könnte sich das Putschjahr von 1917 wiederholen

25.06.2023NewsNZZUlrich M. Schmid —   –  Details

General Kornilow

Mit der Rebellion Prigoschins steht Putin unter Druck wie noch nie. Nicht zufällig referiert er auf das Jahr 1917, das für ihn ein Annus horribilis darstellt. Bereits vor der Machtergreifung der Bolschewiki war es zu zwei Putschversuchen gekommen – von links und von rechts. — «Das Herz eines Löwen und das Hirn eines Schafes»: General Kornilow nimmt 1917 in Moskau eine Parade von jungen Kadetten ab.

 

Imago — In seiner Ansprache am Samstagmorgen verglich Wladimir Putin Prigoschins Meuterei mit den Ereignissen des Jahres 1917. Russland habe im Ersten Weltkrieg mutig gekämpft. Aber der Sieg sei Russland gestohlen worden: «Intrigen, Streitereien und politische Ränke hinter dem Rücken der Armee und des Volkes verwandelten sich in eine gigantische Erschütterung, die Zerstörung der Armee und den Zerfall des Staates, unter Verlust enormer Territorien.» —

 
 

SK-