Thoumire-Milligans feinsinniges Album «Porträts» und andere liebevolle Zeichnungen
Simon Thoumire spielt die englische Concertina, und ist mit diesem kleinen Akkordeon-Verwandten einer der gefragtesten Musiker im Vereinigten Königreich. Ob pure Volksmusik oder avancierte Kammermusik: Thoumire besticht durch klaren Sound und rhythmische Präzision. — Zu seinen vielfältigen Projekten gehört, seit 2001, die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Dave Milligan. Unlängst erschien des Duos neues Album, «Porträts». Die Aufnahmen reichen vom März 2023 bis ins Frühjahr 2020 zurück, denn die Idee entstand während der Corona-Lockdowns. In der Isolation machte sich Thoumire darüber Gedanken, wie er die Menschen, die ihm etwas bedeuteten, durch Musik beschreiben könnte. — Von diesem berührenden Album ausgehend, werden in den Spielräumen noch ein paar weitere «weltmusikalische Porträts» an die Wand gehängt.
«Der Mann, der Bücher im Kopf schrieb» von Patricia Highsmith. Aus dem Englischen von Anne Uhde. Es liest Julia Gschnitzer. Gestaltung: Karin Buttenhauser. Präsentation: Julia Zarbach — Eine liebevolle Verbeugung vor der menschlichen Fantasie ist diese Kurzgeschichte der US-amerikanischen Meistererzählerin Patrica Highsmith. Everett Taylor Cheever ist mit jeder Faser seines Herzens Schriftsteller und schreibt einen Roman nach dem anderen. Allerdings bleiben die Bücher in seinem Kopf, die Niederschrift erscheint ihm stets zu mühsam. Unterstützt und verehrt von seiner Frau Louise fühlt sich Cheever ganz und gar wohl in der Rolle des Mannes, der Bücher im Kopf schreibt. — Mit einer Aufnahme aus dem Jahr 2003 erinnern die «Radiogeschichten» an die Schauspielerin Julia Gschnitzer, die letzte Woche im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Gschnitzer stand seit ihrem Debüt am Tiroler Landestheater im Jahr 1951 bis ins hohe Alter auf der Bühne. Breite Popularität erreichte sie mit der Rolle der Frau Vejvoda in der Kultserie «Ein echter Wiener geht nicht unter».
Ausschnitte aus Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Richard Wagner u.a. — Vor 50 Jahren, im Juli 1973 ist er verstorben – der 1885 in Breslau geborene Otto Klemperer. Er, ein Pfitzner-Schüler und Mahler-Freund, hat zu den bedeutendsten Dirigenten-Persönlichkeiten in Deutschland gezählt, bis die Nazis den gebürtigen Juden (der allerdings zum Katholizismus konvertiert war) als «Kulturbolschewisten» verbannten. Klemperer emigrierte in die USA und wurde nach seiner Rückkehr nach Europa zunächst Musikchef der Budapester Oper. Trotz schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen hat er seine Dirigentenkarriere fast bis zu seinem Tod im Jahr 1973 fortgesetzt und hat viele bedeutende Einspielungen hinterlassen. In seinen späten Aufnahmen hat er oft sehr getragene Tempi gewählt, ein ganz anderes Bild entsteht aber, wenn man diese Produktionen einigen der Live-Mitschnitte aus der Staatsoper von Budapest in den späten 1940er Jahren gegenüberstellt.
Der aus einer Künstlerfamilie stammende Johann Bernhard Fischer von Erlach wurde 1656 in Graz geboren. Nach einer ersten Ausbildung zum Bildhauer übersiedelte er als 14- oder 15-Jähriger nach Rom, wo er in der Werkstatt von Giovanni Paolo Schor arbeitete. Dabei ergaben sich Kontakte zu zahlreichen weiteren bedeutenden Künstlern und Architekten, darunter Bernini oder Fontana. — In Rom studierte Fischer antike und zeitgenössische Architektur, erlernte aber auch die Techniken des Stuckierens, der Marmorbildhauerei und den Modellbau. Erste Aufträge folgten in Neapel, wo er für den spanischen König tätig war, später war Fischer von Erlach in Wien, wo er sich an der Ausschreibung zur Gestaltung der Dreifaltigkeitssäule beteiligte. Lange Zeit dachte man, dass aus Fischer von Erlachs erster Wiener Zeit ein Entwurf für Schloss Schönbrunn stammt, der in seinen Dimensionen sogar Schloss Versailles übertroffen hätte. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass dieser Entwurf wohl erst während seiner letzten Lebensjahre für einen von ihm verfassten globalen Architekturführer angefertigt wurde.
Entstanden aus den Überresten der Progressive Rock-Formation Abu El Mot wurde die Punk/New Wave-Band Intimspray im Jahr 1979 in Innsbruck gegründet. Nach einer Single-Veröffentlichung im Eigenverlag machte sich die Gruppe in der Münchner Club-Szene einen Namen und wurden von der deutschen Plattenfirma Autobahn Records unter Vertrag genommen. — Es folgten Auftritte in TV- und Radiosendungen, sowie Porträts in Boulevard-Magazinen, in denen Intimspray u.a. als die «deutschen Clash» beworben wurden. Ein selbstbetiteltes Debutalbum kam 1982 auf den Markt, das einige Ohrwürmer mit zeitkritisch-ironischen Songtexten beinhaltete («In leeren Räumen», «Wien bleibt Wien», «Sadat war Platt»). Ebenso experimentierte die Band zu jenem Zeitpunkt mit Einflüssen aus Minimal, Reggae und Dub.
Nach Unstimmigkeiten mit der Produktionsfirma verliess der Frontmann Heinz Heisl – am Höhepunkt des Erfolges – die Gruppe, woraufhin sich Intimspray im Jahr 1984 auflösten. Eine Wiedervereinigung der Band mit neuem Song-Material erfolgte im Jahr 2018.
Ulla Walter war Meisterschülerin bei Bernhard Heisig, zählt zur berühmten Leipziger Schule. Ihr Atelier nennt die Malerin heute einen «Zeitenmixer». Ihre Bilder, so die Künstlerin, können sie in die unterschiedlichsten Zeiten zurückversetzen. — (Wdh. v. 29.04.2021)
— Anfang der 1980er-Jahre entdeckte Jaap Blonk sein Talent als Lautpoet und erweitert seitdem systematisch die Grenzen des Ausdrucks.
Eigentlich ist der niederländische Vokalist und Lautpoet Jaap Blonk Autodidakt. Gleichwohl gehört er zu den eigenwilligsten und interessantesten Musikern der Zeit. Durch Studien in Physik, Mathematik und Musikwissenschaft und – wie es jemand so schön ausgedrückt hat – durch diverse Tätigkeiten in Büros und anderen «geradlinigen Systemen» hatte sich vor allem sein Bewusstsein dafür geschärft, was er nicht wollte. Anfang der 1980er-Jahre entdeckte Jaap Blonk sein Talent als Lautpoet und kultivierte seitdem die Direktheit und Beweglichkeit des stimmlichen Ausdrucks. In der Anti-Kunst des Dada fand er die Literatur, die seiner ästhetischen Neigung und improvisatorischen Begabung entgegenkam. — (Wdh. v. 01.05.2018)
Henning Sieverts feiert den amerikanischen Vibrafonisten und Komponisten in unterschiedlichen Formaten, u.a. mit seiner Erfolgsband «Steps Ahead» und mit aparten Solo-Aufnahmen.
Die schottische Dudelsackspielerin Brighde Chaimbeul veröffentlicht mit «Carry them with us» ein hypnotisches Album mit Musik zwischen Folklore, Drone und Jazz. — Die Verwurzelung der jungen Musikerin in der reichen Folklore ihrer Heimat ist unüberhörbar – Brighde wuchs auf der Insel Skye nicht englisch- sondern gälischsprachig auf, die Songtitel der Platte sind entsprechend zweisprachig gehalten. Als Gastmusiker konnte sie Colin Stetson gewinnen – der kanadische Saxophonist wurde weit über den Jazzbereich hinaus berühmt mit seinen muskulösen Soloperformances am Basssaxofon – häufig setzt er im Konzert das Saxofon nicht einmal ab, sondern erzeugt mit Zirkularatmung einen unaufhörlichen Strom von Tönen. In dieser Sendung werden noch weitere aktuelle Einspielungen an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem Jazz, freier Improvisation, Elektronik und Folklore zu hören sein – etwa «Phantom Islands» des New Yorker Bassisten Mat Muntz, der auch den kroatischen Dudelsack primorski meh spielt, «vilevilevilevilevilevilevilevile» seines Kollegen Brandon Lopez, eine zupackende, intensive Soloeinspielung am Kontrabass, und «This body, this life» vom belgischen Keyboarder Jozef Dumoulin, ein ebenso sprödes wie verspieltes, detailverliebtes Solowerk.
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