Der englische Schriftsteller R. C. Sherriffs hat 1931 einen grossartigen Roman über eine Familie in ihrem Sommerrefugium geschrieben. Nun kann er in neuer Übersetzung wiederentdeckt werden. Er liest sich noch heute mit grossem Vergnügen. — — Als 2020, mitten im Lockdown, der britische Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro nach seinem liebsten Trostbuch gefragt wurde, zögerte er nicht lange: R. C. Sherriffs «Zwei Wochen am Meer». Es gebe, so Ishiguro, kaum einen anderen Roman, der die «schöne Würde» des Alltagslebens feinfühliger einfange. Das Buch erzählt die Geschichte der Familie Stevens aus dem Londoner Süden, die sich seit Jahr und Tag zumindest in einem einig ist: Im September bricht man für zwei Wochen Strandferien in das sechzig Meilen entfernte Seebad Bognor Regis auf. Eine Abweichung von dieser Tradition ist für alle Beteiligten undenkbar. — Feriengäste tummeln sich im August 1933 am Strand von Bognor Regis.
In den «American Recordings» hat sich der amerikanische Country-Star mit Alter und Tod befasst. Sie gelten als sein Vermächtnis an die Rockmusik. Am 12. September 2003 ist er gestorben. — Johnny Cash empfahl sich dem Rockpublikum als Prophet und Rebell. — Ein Wehen und Klagen ging durch die Welt, als sich im April 1994 die Nachricht von Kurt Cobains Tod verbreitete. Der blonde Nirvana-Sänger hatte die Kommerzialisierung und den musikalischen Stillstand der Rockmusik so wenig ertragen können wie den ritualisierten Fan-Kult; sie trieben ihn in Sucht, Depression und schliesslich in den Suizid.Der Rock’n’Roll schien seinen letzten Heiland verloren zu haben. Dass bereits ein neuer Prophet an der Schwelle zur Gegenwart stand, merkte zunächst niemand. Es mochte daran liegen, dass er keinen innovativen Sound versprach und nicht die ewige Jugend beschwor wie seine Vorgänger. Seine Stimme überraschte mit dem Ernst des Lebens.Vor allem aber galt Johnny Cash als versteinerte Ikone der Country-Musik. Wer hätte denken können, dass seine letzte Mission dem Rock’n’Roll gewidmet sein sollte. Auch der Sänger selbst ahnte es wohl kaum, als er 1993 ein neues Kapitel öffnete in seiner Lebensgeschichte; das letzte. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Das war schon 1956 so.Der eine wird ein Rock-, der andere ein Country-Star
Er sorgte für Aufregung um im Gefängnis entstandene Kunst – zunächst in den frühen 2000er Jahren mit sich selbst als Künstler, dann 20 Jahre später mit der Betrügerin Anna Sorokin. — Alfredo Martinez lebte am Rande von New York City, ein Hausbesetzer, der eine Räumung nach der anderen abwehrte. Er war ein Künstler, der normalerweise keine Galerie hatte und seine Ausstellungen manchmal in einem Schließfach ausstellte.Doch Herr Martinez war auch ein Akteur in der Welthauptstadt der Kultur und Medien.Er beherrschte einige künstlerische Techniken. Er hatte die Chuzpe, die Regeln zu brechen. Er erkannte, dass Kriminalität ein Nebeneffekt des Ruhms sein könnte. Und er redete auf die farbenfrohe Art und Weise, die Journalisten zum Zuhören bringt.Herr Martinez fasste diese Eigenschaften zu einer eigenwilligen Strategie als Boheme-Provokateur zusammen: Nutzen Sie das Gefängnis, um eine Kunstkarriere voranzutreiben.Dies tat er Anfang der 2000er Jahre, nachdem er sich der Kunstfälschung schuldig bekannt hatte. Und unter seiner Anleitung verwandelte sich Anna Sorokin von einer Promi-Betrügerin, die in einer Einwanderungshaftanstalt festgehalten wird, in eine Künstlerin, die Bleistift- und Acrylzeichnungen für 10.000 Dollar pro Stück verkauft. — Alfredo Martinez im Jahr 2019
Ihr Tod war ein Schock für die internationale Jazzszene – am 22. August 2022 ist Jaimie Branch im Alter von nur 39 Jahren in New York gestorben.
Mit ihrem Quartett «Fly or Die» hatte die Trompeterin kurz vorher noch ein Album aufgenommen, das jetzt erschienen ist. Hymnischer Jazz mit Punk-Attitüde: Der musikalische Spirit einer von vielen schmerzlich vermissten Künstlerin ist hier plötzlich wieder sehr präsent. Bassist Jason Ajemian erzählt in dieser Sendung von seiner Arbeit mit Jaimie Branch und ihrem letzten Fly-or-Die-Opus.
Karl Lagerfeld 90. Geburtstag — Modezar und Arbeitstier — Karl Lagerfeld war Modeschöpfer, Fotograf und Zeichner. Sein weißer Zopf, die schwarze Sonnenbrille und der hochstehende Kragen machten ihn zu einem ikonischen Charakter der Szene. An diesem 10. September wäre er 90 Jahre alt geworden. —
Es gibt kaum eine Liste der größten Rapper aller Zeiten, auf der sein Name nicht zu lesen ist: Nasir bin Olu Dara Jones alias Nas feiert am 14.September seinen 50.Geburtstag. Der Mann aus Brooklyn, New York City lieferte bereits mit 21 Jahren sein Meisterstück ab. Das 1994 veröffentlichte Album «Illmatic» ist ein Meilenstein der Hip-Hop-Geschichte und wird von vielen seiner Sprechgesangskollegen als bestes Rap-Album bezeichnet. Ganz wiederholen konnte Nas diese Sternstunde nicht, aber bis zum heutigen Tag ist und bleibt Nasir Jones, der sich selbst als modernen Poeten sieht, eine gewichtige Stimme im Kosmos Rap.
Eine der besten Platten der 80er beginnt mit einem Ritt durch die Radiolandschaft, Mittelwelle, Gemurmel und fremde Geräusche, Deep Purples «Smoke On The Water» scheint sich durchzusetzen, wird wieder verwischt, von irgendwoher, über irgendeine Welle reiten die Sex Pistols daher, etwas später macht eine Stimme reinen Tisch, macht klar: Jetzt beginnt etwas Neues!
Die Dexys Midnight Runners sind da! Und wie! Sie kommen sogar wieder auf Tour, mit neuen Songs und einem neuem Album. Im Oktober spielen sie in Berlin, Hamburg und Dortmund, ihr Konzert am 2. Oktober in der Münchner Muffathalle präsentiert der Zündfunk. Michael Bartle erzählt in diesem Playback die Geschichte dieser Soul Survivor, die eigentlich aus der Punkzeit kamen, deren Debüt aber Jan Delay zu seinem Album «Searching for the Jan Soul Rebels» animiert hat. Im Verlauf der Sendung werden wir noch einen absolut raren Live-Mitschnitt der Dexys auspacken, den wir schon 1982 im Schwabinger Bräu in München mitgeschnitten haben.
Orchestra della Svizzera italiana, Dirigent: Markus Poschner (aufgenommen am 18. August im Congress Center Villach) — Es erwartet Sie ein Konzert vom Carinthischen Sommer, aufgenommen am 18. August im Congress Center Villach. Das Orchestra della Svizzera italiana, das Orchester der italienischen Schweiz, mit Sitz in Lugano, spielt unter der Leitung von Markus Poschner. Die Musikwelt blickte auf Bayreuth, als Markus Poschner im vergangenen Jahr innerhalb kürzester Zeit die neue «Tristan»-Produktion übernahm. Beim Carinthischen Sommer stellt er sich als Chefdirigent des Orchestra della Svizzera italiana vor, das er neben seinem Engagement beim Bruckner Orchester Linz seit mehreren Jahren erfolgreich führt. Auf dem Programm des Konzerts im Congress Center Villach steht gleich zu Beginn die Ouvertüre zur Oper «Guillaume Tell» von Gioacchino Rossini. Darauf folgen das Klavierkonzert in G-Dur von Maurice Ravel mit der Pianistin Anastasia Voltchok und nach der Pause steht die 3. Symphonie von Peter Iljitsch Tschaikowski, auch «die Polnische» genannt auf dem Programm.
6265 Wege, 369 Ausflugsziele, 43 Regionen – 65 Dörfer haben sich zu den österreichischen «Wanderdörfern» zusammengeschlossen. — Drei Gebirgszüge, ein Tal – Hüttenweitwandern im Montafon
Im Süden Vorarlbergs erstreckt sich von der Alpenstadt Bludenz bis zur Bielerhöhe das Montafon. Im Osten grenzt es an Tirol, im Süden und Westen an die Schweiz. Das Tal ist von den Gebirgszügen des Verwall, der Silvretta und des Rätikon umgeben. Zusammen bilden sie ein landschaftliches wie geologisches Mosaik, weshalb die Wanderwege seit kurzem unter dem Namen «Alpenmosaik» neu organisiert. Die sogenannte «Montafoner Hüttenrunde» bietet in 13 Etappen ein Weitwandererlebnis der besonderen Art. Gestaltung: Jakob Fessler
«Ich war Luc Bondys beste Schülerin» – Die Dramaturgin, Librettistin und Regisseurin Marie-Louise Bischofberger-Bondy im Gespräch mit Sebastian Fleischer über eine legendäre «Salome» an der Volksoper. — Als erste Premiere der neuen Saison präsentiert die Wiener Volksoper Richard Strauss› «Salome». Nicht nur das Stück ist ein Klassiker, auch die Inszenierung von Luc Bondy, die 1992 für die Salzburger Festspiele entstand, mehrfach übernommen wurde und als Neueinstudierung jetzt erstmals in Wien zu sehen ist. Geleitet wird diese Rekreation von Marie-Louise Bischofberger-Bondy, die mit Luc Bondy bis zu seinem Tod 2015 verheiratet und seine dramaturgische Mitarbeiterin war. Warum die Salzburger «Salome» vor über drei Jahrzehnten derart eingeschlagen hat, was sie von Luc Bondys Interaktionsspiel mit den Sängerinnen und Sängern übernimmt, über wunderbare Konzeptionsgespräche und das kreative Chaos einer fruchtbaren Partnerschaft spricht Marie-Louise Bischofberger-Bondy im Intermezzo.
Eine Pietà im Petersdom, der überlebensgroße David aus Marmor, die monumentalen Fresken in der Sixtinischen Kapelle – Michelangelo Buonarroti wurde von seinen Zeitgenossen «Il Divino – der Göttliche» genannt. Der Künstler selbst sah sich in erster Linie als Bildhauer, doch er war auch Maler, Architekt und Dichter und leistete auf all diesen Gebieten etwas Bedeutendes. — Neben seinen bildnerischen Werken sind von Michelangelo heute etwa 300 Gedichte erhalten, von denen ein großer Teil seiner langjährigen Freundin Vittoria Colonna und seinem Freund Tommaso de› Cavalieri gewidmet ist. Diese Gedichte seien «Denkmäler seiner inneren Entwicklung», schrieb Carl Frey 1897 in der ersten kritischen Edition einer Gesamtausgabe. Aus den Gedichten sei «der innere Roman seines Lebens ersichtlich», schrieb Georg Simmel in seinem Aufsatz «Michelangelo als Dichter» und weiter: «Er war unliebenswürdig und ungehobelt in seinem Auftreten und zeigte doch in seinen Gedichten, wie weich und widerstandslos, von zartestem Empfinden durchgeistet, sein Inneres war». — Wenn Michelangelo von seinen Gefühlen übermannt wurde, legte er Meißel und Pinsel beiseite und griff zur Feder: «Er warf sich gegen die Sprache mit der ganzen Wucht seines im Stein nicht unterzubringenden Gefühls», schrieb Rainer Maria Rilke, der viele von Michelangelos Gedichten übersetzte.
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