Carla Bley, provokante Komponistin und Pianistin, stirbt im Alter von 87 Jahren

17.10.2023NewsDownbeatJames Hale —   –  Details

Carla Bley

Bley sagte 1984 zu DownBeat: «Ich bin nur ein Komponist, und ich benutze Jazzmusiker, weil sie schlauer sind und einem in einer schlechten Situation den Arsch retten können. … Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann.»

Mit ihrem ikonischen Pony, ihren scharfen Gesichtszügen und ihrem freien Sinn für das Absurde konnte Carla Bley, die am 17. Oktober im Alter von 87 Jahren an Hirnkrebs starb, in der von Männern dominierten Jazzwelt der 70er und 80er Jahre nicht unbemerkt bleiben . Ihre unverwechselbaren, manchmal absurden und immer abenteuerlichen Kompositionen machten sie unvergesslich. — Von frühen Liedern wie «Jesus Maria» und «Ida Lupino» über ihre bahnbrechende Jazzoper « Escalator Over The Hill « bis hin zu ihren späteren Werken – Landschaften mit offenem Ende für impressionistische Mitarbeiter wie ihren dritten Ehemann, den Bassisten Steve Swallow und den Saxophonisten Andy Sheppard – zeichnete sich Bley aus sich selbst als einzigartige Komponistin. Sie wurde in der Kritikerumfrage 2021 in die DownBeat Hall of Fame gewählt. — Während sie behauptete, bestenfalls «Komponistenklavier» zu spielen, lernte sie das Instrument ab ihrem dritten Lebensjahr bei ihrem Vater, einem Kirchenorganisten aus Oakland, Kalifornien, und wurde später stark von Count Basie beeinflusst. — Als Lovella May Borg geboren, brach sie mit 15 die High School ab und zog 1953 nach New York, um Live-Jazz aus erster Hand zu erleben. Ihr wichtigster Standpunkt war ihr Job als Zigarettenverkäuferin im Birdland, dem Jazzclub in Midtown Manhattan. Dort lernte sie den kanadischen Pianisten Paul Bley kennen, den sie nach ihrem Umzug nach Los Angeles im Jahr 1957 heiratete. — Mit der Ermutigung ihres Mannes begann die umbenannte Carla Bley, Musik zu schreiben, darunter «O Plus One», das 1958 auf Pauls Album Solemn Meditation erschien . Als sie in den Osten zurückkehrte, komponierte sie weiter, während sie in den Garderobenräumen der New Yorker Basin Street und der Jazz Gallery arbeitete, und ihre Lieder erregten allmählich die Aufmerksamkeit von Künstlern wie Jimmy Giuffre, der zwei ihrer Kompositionen auf Fusion (1961) und vorstellte George Russell, der «Dance Class» und «Beast Blues» für das George Russell Sextet At The Five Spot (1960) aufnahm. — Durch ihre Mitgliedschaft in der Jazz Composers Guild lernte Bley den österreichischen Trompeter Michael Mantler kennen, den sie 1965 heiratete. Ihre Tochter, die Musikerin Karen Mantler, wurde 1966 geboren und überlebt sie. Bley und Mantler gründeten das Jazz Composer›s Orchestra, das eine breite Palette von Musikern zusammenbrachte, darunter Cecil Taylor, Steve Lacy, Archie Shepp und Don Cherry, und eine angeschlossene Trägerorganisation – die Jazz Composer›s Orchestra Association – die Werke in Auftrag gab, Aufführungen sponserte und fungierte als Plattenlabel. — Bleys Durchbruch gelang mit drei großen Werken, die Ende der 60er Jahre veröffentlicht wurden: Gary Burtons A Genuine Tong Funeral (1967), Charlie Hadens Liberation Music Orchestra (1969) und das weitläufige Escalator Over The Hill (1971), das unter dem Titel «Escalator Over The Hill» (1971) veröffentlicht wurde Der Name Jazz Composer›s Orchestra bestand jedoch aus 36 Musikern, von der Sängerin Linda Ronstadt bis zum Gitarristen John McLaughlin und der jungen Karen Mantler am Gesang. — Mit Texten des Dichters Paul Haines erntete « Escalator» großes Lob, darunter eine einflussreiche Rezension im Rolling Stone, die es als «eine internationale musikalische Begegnung ersten Ranges» bezeichnete, und einen französischen Oscar du Disque de Jazz. — 1972 erhielt Bley ein Guggenheim-Stipendium für Komposition und gründete zusammen mit Mantler ein neues Label, WATT. Seine erste Veröffentlichung, Tropic Appetites (1974), war Bleys Debüt als Leader. Nach einem kurzen Aufenthalt in Großbritannien, wo sie mit dem Bassisten Jack Bruce und dem Rolling-Stones-Gitarristen Mick Taylor zusammenarbeitete, gründete sie die Carla Bley Band und begann eine sehr aktive Phase des Tourneens und Aufnehmens, zu deren Kern auch ihr Ehemann, der Posaunist Roswell Rudd, zählte , Swallow und Schlagzeuger D. Sharpe. — Mitte der 80er Jahre verkleinerte sich Bley zu einem Sextett und wechselte mit Swallow, dem Gitarristen Hiram Bullock und dem Schlagzeuger Victor Lewis zu verstärkter Musik. Sie und Swallow bildeten außerdem ein Duo, das fünf Jahre lang häufig auf Tournee ging und Aufnahmen machte. Während dieser Zeit verließ Bley Mantler und knüpfte eine 32-jährige Beziehung mit dem Bassisten. — Obwohl Bley mit Tourneen, die sie nach Europa und Japan führten, einen höheren Bekanntheitsgrad erlangte, blieb sie hinsichtlich ihres Talents zurückhaltend. Wie sie DownBeat 1984 sagte: «Ich bin nur eine Komponistin und ich benutze Jazzmusiker, weil sie schlauer sind und einem in einer schlechten Situation den Arsch retten können.» … Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann.»

Der Saxophonist Sheppard schloss sich Bley und Swallow für Songs With Legs (1994) wieder an und sie blieben mehr als 20 Jahre lang als Trio bestehen. In den 90er Jahren arbeitete Bley auch häufiger in einer Big-Band-Besetzung – sowohl mit ihrer eigenen Band als auch als Gastkomponistin – und mit Haden in einem reformierten Liberation Music Orchestra, das vier weitere Aufnahmen veröffentlichte und nach Hadens Tod weiterhin aktiv war 2014. — In ihren späteren Jahren wurden Bley und Swallow zum berühmtesten Paar der Jazzwelt, sie tourten in verschiedenen Formationen und traten als besondere Gäste auf Festivals auf. 2015 wurde sie vom National Endowment for the Arts zur Jazz Master ernannt und im darauffolgenden Jahr organisierte ECM Records anlässlich ihres 80. Geburtstags eine besondere Veranstaltung in der Steinway Hall in New York.

 
 

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Carla Bley (11. Mai 1936–17. Oktober 2023) )

17.10.2023NewsThe Wirewi —   –  Details

Carla Bley

Als Hommage an den im Alter von 87 Jahren verstorbenen Jazzpianisten und Komponisten haben wir drei Artikel in unserer Online-Bibliothek zur kostenlosen Lektüre bereitgestellt. Die ersten beiden Artikel umfassten die Titelgeschichte der 1982 erschienenen zweiten Ausgabe des Magazins; der dritte ist ein Leitfaden zu Bleys Aufnahmen, die 2021 veröffentlicht wurden.

Quelle: Carla Bley von Stan Britt, The Wire 2, Winter 1982/3

Quelle: Carla Bley von Charles Fox, The Wire 2, Winter 1982/3

Quelle: The Primer: Carla Bley von Daniel Spicer, The Wire 444, Februar 2021

 
 

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Happy Birthday, Andrew Lloyd Webber!

17.10.2023KonzertWDR 3Claudia Belemann —   –  Details

Andrew Lloyd Webber

WDR Rundfunkchor / WDR Funkhausorchester — Aufnahme vom 29. August 2023 aus der Elbphilharmonie, Hamburg — Mit einer Gala gratuliert der charismatische Dirigent Wayne Marshall dem Musical-Meister Andrew Lloyd Webber zum 75. Geburtstag: mit dem WDR Rundfunkchor und dem WDR Funkhausorchester in der Musicalmetropole Hamburg. — Ob «Jesus Christ Superstar», «Evita», «Das Phantom der Oper» oder «Cats»: Andrew Lloyd Webber ist der unbestrittene Meister des Musicals. Einige seiner größten Erfolge feierte er in Hamburg. Der Welterfolg «Cats» löste in der Hansestadt einen regelrechten Musical-Boom aus. Und das «Phantom der Oper» ging von Hamburg aus um die Welt. Der 75. Geburtstag von Andrew Lloyd Webber wird in diesem Jahr in Hamburg beim Schleswig-Holstein Musik Festival groß gefeiert. Der WDR Rundfunkchor und das WDR Funkhausorchester geben dort ein Galakonzert mit Webbers sinfonischer Suite «Das Phantom der Oper» inklusive Hits wie «Denk an mich» oder «Musik der Nacht». Webbers «Requiem» sorgt abseits der Musicalwelt für überwältigende Emotionen und führt zurück in die Welt seiner Kindheit, zu seinem Vater William Lloyd Webber und dessen Tondichtung «Aurora» – «Die Morgenröte».

 
 

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Zum 50. Todestag: Ingeborg Bachmann und die Musik

17.10.2023MusikthemaSWR2Bernd Künzig —   –  Details

Ingeborg Bachmann

Heute vor fünfzig Jahren ist Ingeborg Bachmann an den Folgen einer Verbrennung verstorben, die sie in ihrer Wohnung in Rom erlitten hatte. Ihr Tod ist bis heute rätselhaft. Der mit ihr eng befreundete Komponist Hans Werner Henze vermutete sogar einen mörderischen Anschlag. Mit ihm hat Ingeborg Bachmann mehrfach zusammengearbeitet. Bernd Künzig stellt die Beziehung der Dichterin zur Musik vor. — Ingeborg Bachmann (1965) — Ingeborg Bachmann (1965) — Zum 50. Todestag: Ingeborg Bachmann und die Musik — 9 Min — Audio herunterladen (17,6 MB | MP3)

Bachmann und Henze – die Begegnung 1952 — Bei einer Tagung der «Gruppe 47» im Jahr 1952 lernen sich Henze und Ingeborg Bachmann kennen. Sie flunkert ihm vor, antimoderne kärntner Heimatromane zu schreiben und zu Reportagezwecken anwesend zu sein. Doch ihr maßgeschneidertes Wiener Kostüm macht ihn misstrauisch und schon am nächsten Tag hört er sie ihre Gedichte vortragen. — Sie war sechs Tage älter als ich, aber ihr Wissen – um die Welt, um die Menschen, um die Dinge der Kunst – übertraf das meine um zweitausend Jahr. Ich lehnte mich an sie an, ihr Geist half meiner Schwachheit auf. — Heinz Werner Henze, aus seiner Autobiografie — Sechs Werke entstehen in Zusammenarbeit — Sechs Werke schreiben sie gemeinsam. Zunächst die Ballettpantomime «Der Idiot» nach dem Roman Dostojewskis. Ingeborg Bachmann verfasst Szenario und reflektierende Monologe. Für ihr Hörspiel «Die Zikaden» komponiert Henze die Musik. Danach vertont er die beiden Gedichte für «Nachtstücke und Arien». — Dann, 1960 und 1965, folgen von ihr die Libretti zu seinen beiden Opern «Der Prinz von Homburg» und «Der junge Lord». Zuletzt noch das Chorstück «Lieder von einer Insel».

 
 

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Ricardo Muti zu Gast bei der Filharmonie Sarajevo zum 100. Geburtstag

17.10.2023MusikthemaSWR2Kirsten Liese —   –  Details

Ricardo Muti

Ein Konzert als Mission für Frieden und Menschlichkeit erscheint im Hinblick auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen und in der Ukraine erschreckend naheliegend. In Erinnerung an den Bosnienkrieg leitete Riccardo Muti am 11. Oktober das Festkonzert des philharmonischen Orchesters in Sarajevo. Trotz übervollem Terminkalender kam der Maestro für drei Tage extra aus New York nach Sarajevo. Kirsten Liese war bei Konzert und Proben dabei.

 
 

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Es kommen härtere Tage – Zum 50. Todestag von Ingeborg Bachmann

17.10.2023HorizonteBR-KlassikHannah Schmidt —   –  Details

Ingeborg Bachmann

Ingeborg Bachmann gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Nachkriegsautorinnen. Zunächst schrieb sie Gedichte und widmete sich im Lauf ihres Lebens immer stärker der Prosa. Dabei wies sie in ihren Texten immer wieder auf die nie geendete, zunehmend stärker werdende Bedrohung rechter Gesinnung in Deutschland und Österreich hin. Ihr Werk ist weitaus politischer als es häufig rezipiert wird. Nach einem Unfall in ihrer Wohnung in Rom ist Ingeborg Bachmann am 17. Oktober 1973 gestorben.

 
 

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Musiker erklären Meisterwerke – Beethoven / Rudolf Buchbinder, Klavier

17.10.2023Das starke StückBR-KlassikN.N. —   –  Details

LV Beethoven

Ludwig van Beethoven: Sonate c-Moll, op. 13 — umrahmt von — Ludwig van Beethoven: Bagatelle C-Dur, op. 33, Nr. 5; 24 Variationen D-Dur über die Ariette «Venni Amore» von Vincenzo Righini, WoO 65

Meisterwerke der Musik von A bis Z – Ob Vivaldis «Jahreszeiten», Mozarts «Requiem» oder Gershwins «Rhapsody in Blue»: wir stellen Ihnen die Meisterwerke der klassischen Musik vor. Jeden Dienstag um 19.05 Uhr präsentiert Ihnen BR-KLASSIK ein neues starkes Stück, ergänzt durch Informationen und Anekdoten zum Komponisten.

 
 

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To swing or not to swing – Der Gitarrist Barney Kessel

17.10.2023JazzWDR 3Thomas Mau —   –  Details

Barney Kessel

Der Jazzmusiker Barney Kessel gehörte mit zu den vielseitigsten Gitarristen seiner Generation. Er war einer der ersten, der den Bebop in der Tradition Charlie Parkers auf seine Instrument übertrug. Am 17. Oktober wäre er 100 Jahr alt geworden. — Kessel begann seine Karriere schon mit 14 Jahren in seinem Geburtsort Muskogee in Oklahoma. Dort spielte er als einziger weißer Musiker in einer Swing-Band. Besonders in den 1950er Jahren gehörte er zu den Musikern, die den Modern Jazz prägten. Zu den zahlreichen Schallplatten, die er in jenen Jahren veröffentlichte gehörte «Barney Kessel, Vol. 3, To Swing Or Not To Swing». Auf einen bestimmten Stil ließ sich Kessel aber nicht festlegen. So gehörte er zu der legendären Studio-Band «Wrecking Crew», die in Los Angeles in den 60er-Jahren etliche Popsongs aufgenommen hat. Mit Elvis Presley zum Beispiel, den Beach Boys oder Frank Sinatra. Dem Jazz blieb er dabei aber stets verbunden.

 
 

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In jedem Takt ein Augenzwinkern — Zum Tod der Jazzkomponistin Carla Bley

17.10.2023Extra: ClipBR-KlassikUlrich Habersetzer, Roland Spiegel —   –  Details

Carla Bley

Sie war eine sanfte Subversive. Ihre Stücke waren feine Verweigerungen von Erwartetem. Die Pianistin und Komponistin Carla Bley ist am 17. Oktober 2023 im Alter von 87 Jahren gestorben. — «Meine Stücke versuchen nicht, Geschichten zu erzählen. Sie tun es.» — Es gibt Konzerte, die vergisst man einfach nicht mehr. Wie etwa jenes, das die Pianistin Carla Bley im Herbst 2019 beim Festival «grenzenlos» in Murnau gab. Eine leise Intensität, wie sie es nur ganz selten gibt, stellte sich da ein. Mit vorsichtigen Schritten war die Musikerin an der Hand ihres Bassisten und Lebensgefährten Steve Swallow auf die Bühne gekommen, geschwächt von einer gesundheitlich schweren Zeit: Beide ganz in Schwarz, sie mit der am Kinn abgeschnittenen Mähne, die man von ihr kannte – nicht mehr blond, wie früher, sondern weiß -, und er mit weiß umkränzter, sehr hoher Stirn. Die beiden waren seit Jahrzehnten ein berühmtes, weltweit verehrtes Paar des Jazz, und in diesem Moment gaben sie ein Bild besonderer Innigkeit ab. — Als sie dann anfingen zu spielen, im feinfühligen Trio mit dem Saxophonisten Andy Sheppard, verwandelte sich die Innigkeit in eine ganz selten so zu erlebende musikalische Konzentration. Die leisen, subtil gearbeiteten Kompositionen Carla Bleys strömten in warmtönend-funkelnder Präzision auf ein Publikum zu, das 100 Minuten lang in nie sonst so auffällig gebannter Stille lauschte. Musik, die wie eine mit ganz leiser Stimme gesprochene Erzählung voller blitzender Formulierungen wirkte – und in der das Gefühl einer Nähe und Substanzhaltigkeit enstand, die die Zeit aufzulösen schienen.

Nach dieser Tournee im Herbst 2019 wurde es still um Carla Bley, ihre Gesndheit ließ keine Konzerte mehr zu. Nun ist die vielleicht bedeutendste Komponistin des modernen Jazz im Alter von 87 Jahren gestorben. Zuhause und im Beisein ihres Lebensgefährten Steve Swallow, wie Bleys Konzertagentur «Saudades» bestätigte.

 
 

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Carla Bley, Gigantin des Free Jazz, stirbt im Alter von 87 Jahren

17.10.2023NewsNDR KulturAllison Hussey —   –  Details

Carla Bley

Carla Bley , die Pianistin, Komponistin, Bandleaderin und Pionierin der Free-Jazz-Bewegung, ist an den Folgen von Hirntumor gestorben, berichtet die New York Times unter Berufung auf den mehr als 30-jährigen Partner der Musikerin, den Bassisten Steve Swallow. Bley war 87 Jahre alt. — Bley wurde als Lovella May Borg in Oakland, Kalifornien, geboren. In den 1950er Jahren zog sie nach New York und arbeitete als Zigarettenverkäuferin im berühmten Jazzclub Birdland, bevor sie den Jazzpianisten Paul Bley kennenlernte und heiratete. Das Paar tourte zusammen und sie begann, Originalwerke zu komponieren, und Paul Bleys Album Barrage aus dem Jahr 1964 bestand ausschließlich aus Carlas Kompositionen. Einige Jahre später, 1967, ließen sich die Bleys scheiden. — Bley veröffentlichte 1971 ihr bekanntestes Werk, die Jazzoper Escalator Over the Hill . Daran waren Dutzende Musiker beteiligt, darunter Linda Ronstadt , Jack Bruce und Charlie Haden. Über ihre eigenen Alben als Bandleaderin hinaus arbeitete sie auch eng mit dem Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason an seinem 1981 erschienenen Solo-Debütalbum « Nick Mason›s Fictious Sports» zusammen und schrieb und produzierte alle Titel mit. — Über ihre Arbeit als Musikerin hinaus gründete Bley mehrere Plattenlabels, JCOA Records und den ECM-Vertrieb Watt, und veröffentlichte Werke von Don Cherry, Cecil Taylor und anderen. Sie und Michael Mantler gründeten außerdem den gemeinnützigen New Music Distribution Service, der dazu beitrug, JCOA, ECM und andere Labels einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Es blieb von 1972 bis 1990 in Betrieb. — Carla Bley erhielt 1972 das Guggenheim-Stipendium für Musikkomposition. Jahrzehnte später, im Jahr 2015, wurde sie als National Endowment for the Arts Jazz Master anerkannt. Bley veröffentlichte 2020 das letzte Album ihres Lebens – Life Goes On , eine Zusammenarbeit mit Andy Sheppard und Steve Swallow.

 
 

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Vor fünfzig Jahren starb Ingeborg Bachmann an schweren Brandverletzungen. Dann gab es Gerüchte …

17.10.2023NewsNZZPaul Jandl —   –  Details

Ingeborg Bachmann

Dann gab es Gerüchte über einen Mord, und es entstand ein Mysterium

In der Nacht auf den 27. September löste eine Zigarette einen Brand aus, bei dem sich die Dichterin schwer verletzte. Drei Wochen später starb sie. Die Polizei hielt fest: Es war ein Unfall. Die Nachwelt imaginierte lieber ein Drama. — Am Ende bleibt ein Aktenzeichen. Der Vorgang mit der Nummer 7006/1-32 wird am 15. Juli 1974 von den italienischen Behörden abgeschlossen. «Gestorben infolge schwerer, durch Unfall verursachter Brandverletzungen», heisst es im Schriftstück, mit dem auch weiterhin nicht alle Gerüchte aus der Welt geschafft sind. Der Tod der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann am 17. Oktober 1973 in ihrer Wohnung in Rom hat verifizierbare Begleitumstände, aber er ist eines der grossen Mysterien der Literatur geblieben.

Ingeborg Bachmann in einer Aufnahme von 1972, als ihr in Wien der Anton-Wildgans-Preis verliehen wurde.

 
 

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Wohin mit dem Menschen, wenn es mit der Welt zu Ende geht?

17.10.2023NewsNZZKonstantin Sakkas —   –  Details

Mensch auf Erden

Der Mensch ist das Wesen, das die Welt verändert wie kein anderes. Umweltschäden und Klimawandel haben die Angst vor einem Ende der Welt aus dem religiösen Denken in den Alltag geholt. Der italienische Philosoph Agostino Cera denkt darüber nach, was das bedeutet. — Stadt.

 

Jae C. Hong / AP — Die Debatte um das Anthropozän, die seit einem guten Jahrzehnt geführt wird, hat uralte philosophische Fragen aktualisiert: die nach dem Verhältnis von Mensch und Natur, von Natur und Geschichte, von Immanenz und Transzendenz. Das Anthropozän treibe den Prozess der Entzauberung und Entweltlichung der Welt auf die Spitze, hielt der australische Klimaforscher Will Steffen vor einer Zeit fest. Es zwinge die geologische Weltzeit in die kurze Spanne der menschlichen historischen Zeit und radikalisiere den Prozess der Technifizierung der Natur.

 

— Jetzt Abo — Der Mensch hat auf der Erde der Spuren hinterlassen, die nicht mehr zu tilgen sind: Blick vom Griffith Park in Los Angeles auf die Skyline der Stadt.

 
 

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