Eine Blockade der US-Militärhilfen brächte nicht nur die Ukraine in eine dramatische Lage. Sondern auch Europa, das die Situation nicht auffangen könnte, fürchten Experten. Mit möglicherweise verheerenden Folgen. — Im Krankenhaus in Dnipro sind die Soldaten erleichtert, es überhaupt bis hierhin geschafft zu haben. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Frontabschnitten zusammen, bevor sie auf andere Krankenhäuser im ganzen Land verlegt werden.Die ukrainischen Streitkräfte seien bereits jetzt in einer dramatischen Lage, erzählen die Soldaten. Aber nicht nur, weil ihnen die Witterung, die russische Artillerie und die Erschöpfung zusetzten, sondern weil nun auch noch die Militärhilfe des wichtigsten Verbündeten der Ukraine, den USA, auf der Kippe steht. — — Furcht vor Ende der US- MilitärhilfenWie weit werden sie am Ende ohne die Hilfe der Amerikaner auskommen? Eine bange Frage, die auch die verletzten Soldaten auf den Krankenhausgängen in Dnipro umreibt.Trotz der Furcht vor dem was kommen wird, wollen viele von ihnen zurück an die Front, wenn sie sich erholt haben.»Wir sind bereit, weiter zu kämpfen. Auch wenn die Situation wirklich schwierig ist und wir sehr erschöpft sind und das Wetter uns alles abverlangt», sagt etwa ein 28-jähriger Ukrainer, der von Kriegsbeginn an mitkämpft und auch in Bachmut und Andriivka dabei war.
Er hat eine Mission. Der ukrainische Präsident Selenskyj muss in Washington Überzeugungsarbeit leisten. Denn er braucht von den USA weitere militärische Unterstützung. US-Präsident Biden würde ihm dieses Geld sofort geben. Doch der kann dies allein nicht entscheiden. — Es war ein Heldenempfang im US-Kongress mit minutenlangem Applaus. Fast ein Jahr ist es nun her, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington gefeiert wurde. Damals handelte es sich um seine erste Auslandsreise überhaupt seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Washington als Reiseziel war naheliegend: Die USA sind die wichtigsten Unterstützer seines Landes. Doch seit Selenskyjs letztem Besuch ist viel passiert. Er hat mittlerweile viele weitere Hauptstädte bereist und ist nun zum dritten Mal innerhalb eines Jahres in Washington. — Doch diese Reise ist anders als die vorigen. Denn Selenskyj kommt nicht als Held, sondern als jemand, der um Geld bei den USA bitten muss. Davon, ob er Erfolg hat, hängt nicht weniger als die Zukunft seines vom Krieg gebeutelten Landes ab. — Republikaner als Partei des Isolationismus — Ein Punkt dabei ist sicher der Ermüdungsfaktor und die mitten im Wahlkampf aufgeworfene Frage, wie lange das mit der Milliardenhilfe weiter gehen soll. Entweder Hilfe für die Ukraine oder besserer Grenzschutz: Bei etlichen Republikanern scheint es nur ein Entweder-oder zu geben. — Die republikanische Partei hat sich gewandelt – und das nicht erst seit Selenskyjs Besuch vor einem Jahr. Es ist ein konservativer Isolationismus, der sich durchsetzt. Er hat schon unter Ex-Präsident Donald Trump Schule gemacht und ist der Gegenentwurf zur interventionistischen Außenpolitik eines Ronald Reagans oder George W. Bushs. Die Trump-Partei, zu der die Republikaner geworden sind, plädiert für einen Rückzug aus der Welt – ganz im Stil von Trumps Parole «America first». — Selenskyjs Scheitern wäre auch für Biden fatal — Doch auch für den US-Präsidenten steht eine Menge auf dem Spiel. Das wird an den drastischen Appellen deutlich, mit denen Biden und sein Team den Kongress seit Wochen zum Handeln auffordern. Die Ukraine werde «auf dem Schlachtfeld in die Knie gezwungen», sollte der Fluss an Waffen und Ausrüstung aus den USA unterbrochen werden, schrieb die Direktorin des nationalen Haushaltsamtes an die Führung in beiden Kongresskammern. Selbst wenn internationale Partner ihre Hilfen aufstocken würden, könnten sie die US-Hilfen nicht ausgleichen. — Biden hat versprochen, die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen. Verbündete und Partner orientieren sich an den USA: Ob die USA weitermachen oder nicht, ist für Entscheidungen in Berlin, Brüssel oder London von großer Bedeutung. Biden selbst warnte davor, dass Putins «Appetit auf Macht und Kontrolle» sich nicht auf die Ukraine beschränke. «Wenn wir es zulassen, dass Putin die Unabhängigkeit der Ukraine auslöscht, werden Aggressoren in der ganzen Welt ermutigt, dasselbe zu versuchen.»
Die Grazer Klangkünstlerin versteht Komponieren und Improvisieren als «ein Wechselspiel von Kalkuliertem und Unvorhergesehenem: Ein Reflektieren über entstandenes Klangvokabular». — Die Grazer Pianistin Elisabeth Harnik sah sich nicht nur als Interpretin, sondern hat ihren musikalisch eigenen Weg gefunden.
Die US-Amerikanerin Tricia Tuttle übernimmt ab April 2024 die Leitung der Berlinale. Filmkritikerin Susanne Burg spricht von einer interessanten Entscheidung. Die frühere Leiterin des London Film Festivals sei charismatisch und sehr erfahren. — Die US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals, Tricia Tuttle, soll die Berlinale modernisieren.
Seit Gründung der Bundesrepublik gehört zu Bauprojekten auch Kunst am Bau. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hütet inzwischen über 11.000 Objekte. Cornelia Wegerhoff über die Anfänge und einen Atelierbesuch bei Heike Weber und Walter Eul.
Faszination Neue Musik — Er gehört zu den Stillen unter den Komponisten der Gegenwart, und das in doppelter Hinsicht: Nicht nur, weil Klaus Ospald in seiner Musik gern die Pianissimo-Regionen erkundet, die Resonanzräume, das Verklingen. Sondern auch, weil er nicht viel Aufhebens macht um seine Person und sein Werk. Nur so ist erklärbar, dass der 1956 in Münster geborene und heute in Würzburg lebende Komponist zwar bedeutende Preise gewonnen hat, wie den Orchesterpreis bei den Donaueschinger Musiktagen, und beispielsweise als „Composer in residence“ ans Wissenschaftskolleg Berlin eingeladen wurde oder als Stipendiat ans Internationale Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg – dass sein Name aber nur langsam den Weg in die große Öffentlichkeit findet. Umso wichtiger sind daher CD-Veröffentlichungen wie das jüngst beim Label BR-KLASSIK erschienene musica-viva-Album, das auf die Qualität von Ospalds Musik aufmerksam macht und prompt international für Aufsehen sorgte. Auf der CD: das „Quintett von den entlegenen Feldern“, in einer Aufnahme, die in Coburg entstand. Was sich hinter diesem Titel verbirgt und warum es sich lohnt, die Musik von Klaus Ospald zu hören, darüber sprechen in dieser Sendung zwei der Geburtshelfer hinter der Produktion: der Kulturwissenschaftler Christian Holtorf, der die Aufführung angeregt hat, und der Dirigent Peter Tilling.
1996 veröffentlichte Neneh Cherry ihren bemerkenswerten Song «Woman» als Replik auf James Browns «It›s a Man›s Man›s Man›s World». Der Song wurde ein Hit, obwohl oder vielleicht auch weil er als feministisch, selbstermächtigend und als «eine Hommage an die Weiblichkeit und deren liebevolle Kraft» verstanden wurde, wie ein Kritiker damals schrieb. Darüber hinaus ist «Woman» schlicht ein großartiger Song. Im Frühjahr 2023 veröffentlicht Leslie Feist ebenfalls einen großartigen Song: «Of Womankind», in dem sie sich eine Art von neuer und höherer Intelligenz für die Zukunft der Welt wünscht. Eine Intelligenz, die weiblicher sein möge. Inzwischen gibt es gefühlt viel mehr Künstlerinnen im Lande Pop, die eine feministische Perspektive einnehmen als zu Neneh Cherrys erfolgreichsten Zeiten, von Arlo Parks bis Boygenius, von Little Simz bis Kara Jackson. Offenbar ist diese Perspektive immer noch von Nöten, weshalb Judith Schnaubelt in dieser Edition «Voices from planet LOVE» nur KünstlerInnen präsentiert.
Aufnahme vom 11. November 2023 aus den Flottmann-Hallen, Herne — Das Ensemble Leones präsentiert bei den Tagen Alter Musik in Herne Chansons von Guillaume Dufay und Gilles Binchois, die schon im 15. Jahrhundert für ihre «honigsüßen Lieder» und ihre «himmlischen Harmonien» gepriesen wurden. — Martin Le Franc, der französischer Kleriker und Literat, schreibt 1442 in seinem Versepos «Le champion des dames» von einem neuen, süß-klingenden Musizierstil nach englischem Vorbild, den sich zwei Komponisten aus seinem Umfeld am perfektesten angeeignet hätten: Guillaume Dufay und Gilles Binchois. Le Franc berichtet sogar von einem Zusammentreffen der beiden, das vermutlich 1434 am Hof von Chambéry stattfand und bei dem auch ein Duo blinder Fidel- und Lauten-Spieler aus Burgund zugegen war. Deren magische Darbietungen brachte die beiden Komponisten offenbar in Verlegenheit. Dabei ist Binchois› ausgewogener Umgang mit der Melodie zu seiner Zeit unvergleichlich, während Dufays Erfindungsreichtum keine Grenzen kennt. Das Ensemble Leones um den Mittelalter-Spezialisten Marc Lewon präsentiert im Nachtkonzert in Herne eine Auswahl der Chansons von «Guillaume und Gilles» und zeigt dabei die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten beider Komponisten auf. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf Liedern, die ihre Zeitgenossen und Nachfolger zu instrumentalen Bearbeitungen und Kontrafakturen inspirierten. Was den Ruhm ihrer Schöpfer nachhaltig sicherte.
Die Holzbläserin und Komponistin aus New York legte Ende Oktober ihr Album «Shimmer Wince» vor, ein Werk in Quintettbesetzung. Die Stücke zwischen Neuer Musik und Modern Jazz sind in der barocken «just intonation», der «reinen Stimmung» geschrieben, die von der wohltemperierten leicht abweicht. Sie gibt den spröden Stücken ihren eigentümlichen hellen Glanz. — Ein weiterer origineller Eintrag in der spannenden Diskographie von Anna Webber, aus der auch weitere Stücke zu hören sein werden, etwa aus «Clockwise» (2019), «Percussive Mechanics» (2013) und «Jagged Spheres». Bei den beiden letztgenannten wie auch bei «Shimmer Wince» ist der österreichische Keyboarder Elias Stemeseder als außerordentlich kompatibler Sideman mit dabei. Er ist auch auf dem kürzlich erschienen Album «Almost natural» des Kölner Bassisten Florian Herzog zu hören, auch dies eine Platte mit sperriger, hochkomplexer Musik mit Anklängen an Neue Musik und Mathrock, die aber gelegentlich durch augenzwinkernden Humor aufgelockert wird.
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