14.01.2024 – Radiokunst – Kunstradio – Ö1 – Hans Groiss — – Details
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neuseeländische Vögel
Sally Ann McIntyre begibt sich in «Sterbende Welt redux: field notebook for a failed nature documentary (for Andreas Reischek)» auf die Spuren des Forschungsreisenden Andreas Reischek in Neuseeland. — Im Jahr 1884 erreichte der in Österreich geborene Tierpräparator, Sammler und Ethnograf Andreas Reischek auf halbem Weg zu seiner ausgedehnten, zehnjährigen Reise durch Aotearoa/Neuseeland den Silver Stream, einen Fluss 20 Kilometer entfernt von der heutigen Grenze der Stadt Otepoti/Dunedin in Te Wai Pounamu auf der Südinsel von Aotearoa/Neuseeland. Dort erlegte und sammelte er die Körper von zwei Eulen der Art Sceloglaux albifacies (Weißwangenkauz), einem Vogel, der den Maori unter vielen Namen bekannt war, darunter ruru whenua und hakoke. Die Siedler, die ihn erst seit sehr viel kürzerer Zeit kannten, bezeichneten als lachende Eule, weißgesichtige Eule oder lachender Esel. Nur dreißig Jahre später war diese alte Eulenart ausgestorben. — In der Literatur über Reischek werden dieser Fluss und die beiden Eulen nicht ausdrücklich erwähnt – weder in den Feldforschungsbüchern und Tagebüchern des Sammlers in den Archiven, noch in den veröffentlichten Werken über seine Reisen oder in den von seinem Sohn, einer wichtigen Persönlichkeit des österreichischen Rundfunks, geschriebenen Büchern mit Abenteuergeschichten aus dem Grenzgebiet. Auch schrieb Reischek nicht darüber, dass er den unheimlichen und trostlosen nächtlichen Schrei der Eulen hörte (der von anderen Schriftstellern eindrucksvoll, wenn auch ungenau beschrieben, aber nie aufgezeichnet wurde), als er zwischen den Felsen am Silver Stream kampierte. Trotz dieser Ungenauigkeiten steht der Fundort auf den beiden Etiketten, die in Reischeks sauberer Handschrift geschrieben sind und die mit den beiden ausgestorbenen Eulen 138 Jahre lang im Naturhistorischen Museum in Wien verwahrt waren. Die Papierspur der Etiketten führt zurück zu der Stelle am Fluss, an der sich dieser kleine, vergessene Akt des Ökozids und der kolonialen Bio-Plünderei ereignete. — «Sterbende Welt redux: field notebook for a failed nature documentary» ist ein radiophones Kunstwerk, das Reischeks Aktivitäten an diesem Ort thematisiert, indem es eine Gedenkübertragung für die beiden Eulen inszeniert. Im Museum aufgezeichnete Geräusche werden als Radiosignale in einer Performance ohne menschliches Publikum in die Landschaft des Silver Stream zurückgespielt. Die Signale sind lokal auf Frequenzen abgestimmt, die normalerweise denen der nationalen Radiosender Neuseelands und Österreichs entsprechen, und in der Mikrokultur der Lichtung nahe dem Fluss wirken sie als Störsender für diese offiziellen Kanäle. Im Jahr 1914, dem Jahr, in dem die Eule ausstarb, war die Ära des Amateurfunks in Aotearoa auf ihrem Höhepunkt. Vor der Einrichtung offizieller und kommerzieller Kanäle wurden die Signale noch im Flüsterton durch die rudimentäre Technologie der Kristallgeräte übertragen. Noch älter ist vielleicht das Mori-Konzept des irirangi oder der Geisterstimme, das als unheimlicher, hoher Ton oder Oberton beschrieben wird, der manchmal als Vorbote des Todes angesehen wird und der auch zum Te Reo-Wort für eine Radiowelle wurde.
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