Zur Person: Karl Kraus

14.04.2024DiagonalÖ1Peter Waldenberger —   –  Details

Karl Kraus

»Ich pariere der Sprache aufs Wort.» Karl Kraus war einer der einflussreichsten Polemiker und «Sprachschriftsteller» seiner Zeit. Der «Apokalyptiker, Nörgler, Deutsch-Meister», wie es in einem Diagonal 1999 hieß, beschäftigt uns bis heute aus vielen Gründen intensiv. Seine Texte, nicht nur jene aus seiner epochalen Zeitschrift «Die Fackel», haben eine nachhaltige Wirkung. Ein Diagonal zum 150. Geburtstag.

Die Begriffe Polemiker und «Sprachschriftsteller» wurden Kraus vor nicht langer Zeit vom deutschen Germanist Stefan Tuczek zugewiesen. Der betonte aber auch die ebenso große Bedeutung Kraus›scher Zeitgenossen, eines Anton Kuh etwa. Jedoch: Karl Kraus, der «Apokalyptiker, Nörgler, Deutsch-Meister», wie es in einem Diagonal aus dem Jahr 1999 hieß, beschäftigt uns bis heute aus vielen Gründen intensiv. Seine Texte, nicht nur jene aus seiner epochalen Zeitschrift «Die Fackel», haben eine monumentale Wirkung bis in unsere Gegenwart. In «Die letzten Tagen der Menschheit» stellte Kraus die Absurdität und Unmenschlichkeit des Krieges dar, ein Werk, das heute wie eine Mahnung aus der Vergangenheit schreit. — Der Zeitdiagnostiker Kraus beschrieb immer wieder auch die Macht von Sprache: »Ich beherrsche die Sprache nicht, aber die Sprache beherrscht mich vollkommen», schrieb er. «Sie ist mir nicht die Dienerin meiner Gedanken. Ich lebe in einer Verbindung mit ihr, aus der ich Gedanken empfange, und sie kann mit mir machen, was sie will. Ich pariere ihr aufs Wort. Denn aus dem Wort springt mir der junge Gedanke entgegen und formt rückwirkend die Sprache, die ihn schuf. Solche Gnade der Gedankenträchtigkeit zwingt auf die Knie und macht allen Aufwand zitternder Sorgfalt zur Pflicht. Die Sprache ist eine Herrin der Gedanken, und wer das Verhältnis umzukehren vermag, dem macht sie sich im Hause nützlich, aber sie sperrt ihm den Schoß» (Die Fackel Nr. 272-273 vom 15. Februar 1909). — Mit Beiträgen von Susanne Hofinger, Richard Schuberth, Erich Klein, Christoph Winder, Dagmar Schuberth und Thomas Mießgang.

 

Studiogast: Armin Thurnher – Herausgeber des FALTER

 
 

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Charles Mingus in Europa

14.04.2024Spielräume SpezialÖ1Xavier Plus —   –  Details

Charles Mingus

Die Europatournee des Mingus Sextetts 1964 — Von 10. bis 29. April 1964 ist mit dem Charles Mingus Sextett eine der eingespieltesten, experimentierfreudigsten und – rückblickend oft so betitelt – besten Bands der Jazzgeschichte in Nord- und Westeuropa unterwegs: 19 Konzerte in 19 Tagen stehen auf dem Tourplan. Mit von der Partie sind Johnny Coles an der Trompete, Eric Dolphy an Altsaxofon, Querflöte und Bassklarinette, Clifford Jordan am Tenorsaxofon und die Rhythmusgruppe, bestehend aus Pianist Jaki Byard, Dannie Richmond am Schlagzeug und dem Bandleader am Kontrabass. — Auch auf diesen großen Bühnen stehen die sechs Musiker eng beieinander, die Köpfe gesenkt, stets hochkonzentriert dem Spiel ihrer Kollegen lauschend. Auf Basis von Mingus› Kompositionen finden Improvisationen statt, die im Verlauf der Tour andere Formen annehmen, die jederzeit in eine völlig andere Richtung ausbrechen können. Viele dieser Konzerte werden aufgezeichnet, und diese Veröffentlichungen dokumentieren Momente engsten Zusammenspiels und solistischer Höhenflüge. Die Spielräume Spezial rekonstruieren diese berühmt-berüchtigte Tournee, die von großen musikalischen Momenten ebenso wie einigen Komplikationen geprägt war.

 
 

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Die israelisch-iranische Band Sistanagila

14.04.2024Musik der WeltBR-KlassikJulia Smilga —   –  Details

Band Sistanagila

Die Berliner Musikgruppe — Sistanagila» besteht seit 2012, der Zeit, als im Iran der damalige Präsident Mahmud Ahmadinedschad begann, mit antisemitischen Tiraden auf sich aufmerksam zu machen. Der in Deutschland lebende Iraner Babak Shafian wollte dem etwas entgegen setzen. Shafian, ein Berliner mit iranischen Wurzeln und kein Musiker, sondern Informatiker von Beruf, hatte 2010 den israelischstämmigen Musiker Yuval Halpern kennengelernt. So entstand die Idee, eine Band mit iranischen und israelischen MusikerInnen zusammenzubringen. Im Jahr 2012 gab — Sistanagila» ihr erstes Konzert. Der Bandname ergibt sich aus dem Namen der iranischen Provinz Sistan und dem hebräischen Volkslied — Hava Nagila», dessen Titel so viel wie — kommt zusammen» bedeutet.

 

Seit nun zwölf Jahren musizieren iranische und israelische Künstler zusammen, doch die Zeiten sind nicht besser geworden – der Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel hat neue Dimensionen des Judenhasses offenbart. Für die iranisch-israelische Band ist es in diesen harten Zeiten jedoch wichtiger denn je, mit ihrer Musik ein Zeichen gegen den Hass zu setzen. In ihren Kompositionen vereinen die — Sistanagila»- Musiker persische und jüdische Musiktraditionen, sie setzen auf Verständigung, Vielfalt und Harmonie. —

 
 

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