Der Mythos Harley Me and My Music – Fabian Dudek (03.08.2024)Davidson und die Zukunft des Motorrads

03.08.2024Das WissenSWR KulturSebastian Hesse —   –  Details

Harley Davidson

Nicht nur im Pferdesattel, auch im Motorradsattel ist der Westen erobert worden. 1903 gründeten die Brüder Davidson und ihr Freund William Harley ihre Firma in Milwaukee, Wisconsin. Ihr erstes Modell glich eher einem Fahrrad mit Stützmotor. «Das Unternehmen hat die US-Armee mit Motorrädern versorgt und Rennmaschinen konstruiert. «Easy Rider» und «Born to be Wild» machen die Harley Davidson schließlich zum Mythos. «Doch wie klingt die Harley der Zukunft? Was wird aus dem Kult, wenn Elektro-Antriebe die Stahlpferde flüsterleise machen? ARD-Korrespondent Sebastian Hesse ist diesen Fragen nachgegangen.

 
 

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Eine ganz dumme Sendung und – der erste Podcast? / Das Abendstudio auf RIAS 2 am 14. April 1964

03.08.2024Aus den ArchivenDeutschlandfunk KulturRalf Bei der Kellen —   –  Details

Friedrich Luft

Immer, wenn Radiomacherinnen und Radiomacher sich in ihren Sendegefäßen häuslich eingerichtet haben, kommt von irgendwoher der Ruf nach «Programmreform». Alle Jahre wieder wird dann versucht, das Radio neu zu erfinden. Im Archiv des RIAS Berlin findet sich ein solcher Versuch aus dem Jahr 1964. Der Titel der Sendung war Programm: «Eine dumme, dumme, dumme Welt». Dazu holte man fünf weis(s)e Männer – in diesem Fall Friedrich Luft, Günter Neumann, Ruprecht Kurzrock, Werner Oelschläger und Hans Scholz – ins Studio und hoffte auf ein Gespräch voller Geistesblitze. Die kamen auch; genausooft kam es aber zu seltsamen Fragen wie «Ist Dummheit trocken?», zu unverständlichem Wortwitz und Sätzen, die ins Leere liefen. Interessant als Experiment ist die Sendung aber auch 60 Jahre später noch. In «Aus den Archiven» bringen wir ein Gespräch über die Dummheit von fünf intelligenten Menschen, die sich dabei um Kopf und Kragen reden. —

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Autor, Aktivist, Zeuge – Die Lange Nacht über James Baldwin

03.08.2024Lange NachtDeutschlandfunkRené Aguigah, Max Böhnel und Andreas Robertz —   –  Details

James Baldwin

Der wiederentdeckte Vordenker «Er war arm, schwul und schwarz. So wurde dem Schriftsteller James Baldwin irgendwann klar: Er hat diese Lage benutzen müssen. Im Jahr seines 100. Geburtstags sind die Erzählungen und Essays über «diese Lage» noch immer in den Debatten präsent. «In jungen Jahren muss dem Schriftsteller James Baldwin klar geworden sein, dass er arm, schwul und schwarz ist. Ob ihn das habe verzagen lassen, wurde er später einmal gefragt; mehr Benachteiligung sei ja kaum möglich. Seine Antwort, mit einem Lachen: Nein, er habe damit den «Jackpot» gewonnen. Denn so sei er gezwungen gewesen, seine Lage zu benutzen. Heute, im Jahr seines 100. Geburtstags, fast vier Jahrzehnte nach seinem Tod, führt James Baldwin ein reiches Nachleben. Die Bewegung «Black Lives Matter» zitiert ihn, jüngere Schriftstellerinnen berufen sich auf ihn, seine Bücher werden neu ins Deutsche übersetzt, und in den sozialen Medien kursieren seine Sätze, Reden, Talkshow-Auftritte. Diese neue Aktualität hat nicht zuletzt mit Baldwins Erfahrung als homosexueller Schwarzer in den USA und in Europa zu tun. Jedenfalls findet sich diese Erfahrung in all seine Romanen und Essays wieder, darunter «Giovannis Zimmer», «Ein anderes Land» oder «Nach der Flut das Feuer. The Fire Next Time». Und sie liegt seinem Aktivismus während der Bürgerrechtsbewegung der 50er- und 60er-Jahre zugrunde. Als diese sich zerstreute, nach der Ermordung Martin Luther Kings 1968, fand James Baldwin eine Bezeichnung für sich selbst, die seine Arbeit als Autor und die als Aktivist zusammenbringt: Er sieht sich als «Zeugen» – einer Zeit der Segregation von Schwarzen und Weißen, einer Zeit der Gewalt, einer Zeit des Widerstands. Dem historischen Abstand zum Trotz treffen seine Texte den Nerv des Publikums noch im 21. Jahrhundert.

— Der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin wurde 1924 in Harlem geboren und starb 1987 in Frankreich.

 
 

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Hörspiel des Monats Mai 2024 – Raumzeit – Gesammelte Entwürfe zum Wesen der Wirklichkeit

03.08.2024HörspielDeutschlandfunkLuise Voigt —   –  Details

Quantenphysik

• Wort-Klang-Komposition • Keine Angst vor Quantenphysik! Hier läuft kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern ein sinnlich erfahrbares Spiel mit Text und Musik, das klangvoll dazu einlädt, über das Verhältnis von Raum und Zeit nachzudenken.

Wie wäre es, die Wirren des Alltags einmal hinter sich zu lassen und stattdessen Quantenphysik gemeinsam zu denken? Spielerisch und sinnlich «Das Hörspiel wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zum Hörspiel des Monats Mai 2024 gekürt.

 

Aus der Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste: «Schon mit dem Titel und dem gedanklichen Ansatz schreibt sich Luise Voigt in die Tradition von Kants kritischer Philosophie ein, von der wir gelernt haben, dass u.a. Raum und Zeit lediglich Konzepte unseres Erkenntnisvermögens sind, mit deren Hilfe wir Welterfahrungen überhaupt erst machen können, und dass die Welt, von der wir wissen, lediglich die Version ist, die uns diese Konzepte und unsere Sinnesorgane vermitteln; wir leben in der Welt, wie sie uns vorkommt, erreichen aber nie die Welt, wie sie an sich ist.

 

Das Hörspiel «Raumzeit» nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch die Vorstellungen älterer und zeitgenössischer Philosoph:innen. Voigt öffnet damit einen breiten Fächer von Weltwahrnehmungsmöglichkeiten. So bekommen wir u.a. durch Karl Ernst von Baer vorgerechnet, wie unsere Erlebniswelt anmuten würde, wenn wir Wesen mit einer vierzigminütigen Lebensspanne wären, und, zum Beispiel gegen Abend geboren, auf eine düstere Prognose einer viele Generationen dauernden Finsternis schließen müssten, im Gegenzug bei einer extremen Langlebigkeit etwa den Blumenwachstum als aufschießendes Raketenspektakel erleben würden.

 

Wir bekommen Giorgio Agambens Hinweis auf den Biologen Jakob von Uexküll vermittelt, der uns die Welt aus der Erlebnisqualität einer Zecke beschreibt. Sie ist reduziert auf drei Faktoren: den Unterschied von Hell und Dunkel, den Duft von Milchsäure, die der Haut von Warmblütern entsteigt und den einzigen Gegenstand von Begehrlichkeit, eine beliebige Flüssigkeit von 37 Grad Wärme.

 

Und die Philosophin Karen Barad erinnert daran, dass die Elektronen in ihren Umkreisungen um ihre Atomkerne nie lokalisierbar sind und nicht als Dinge, sondern als Bewegung gedacht werden müssen. Sie entfaltet uns daraus die Welt nicht als Status, sondern als dauernden Prozess: Sein ist prozesshaftes Tun.

 

Die Musik (Nicolas Haumann) hat nicht einfach Soundtrackfunktion. Eigenkompositionen, Einspielungen und exzellenten Coverversionen von Stücken aus der Musikgeschichte tragen dazu bei, dass nachgerade eine epistemologische Liturgie entsteht; so etwa Purcell («Oh Solitude»), Bach («Oh Ewigkeit, du Donnerwort»), die Rockband Pixies («Where is my Mind»), Simon and Garfunkel («Sound of Silence»), Sun Lux («Easy, easy. Pull your Heart to make the being alone») und Haumann («Leonore fuhr ums Morgenrot, und als sie rum war, war sie tot»). Auf je eigene Weise helfen sie mit, uns auf eine offene Denkweise einzustimmen und über das Gehörte nachzudenken.

 

«With your feet on the air and your head on the ground», so sollte dieses Hörspiel angehört werden: Mit den Füssen in der Luft und dem Kopf nach unten gebettet, um sich hörend von der Vorstellung unseres durch Schwerkraft geprägten Raumgefühls verabschieden zu können. Hat Kant bekannt: «Ich musste das Wissen aufheben, um für den Glauben Platz zu bekommen», so sind wir von Luise Voigt und ihrem hervorragenden Ensemble dazu eingeladen, eine Stunde lang allen Glauben und alle Meinungen aufzuheben, um für das Bewusstsein der Formenvielfalt und der Grenzen möglichen Wissens Platz zu bekommen. Wir haben die Einladung angenommen und zeichnen «Raumzeit» als Hörspiel des Monats Mai 2024 aus.

 

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.

Hörspiel des Monats Mai 2024 «Raumzeit «Gesammelte Entwürfe zum Wesen der Wirklichkeit «Von Luise Voigt «Regie: die Autorin «Komposition: Nicolas Haumann Mit: Catherine Stoyan, Manuel Harder, Annika Schilling, Fabian Kulp «Produktion: HR 2024 «Anschließend: Hauptsache Hörspiel – Folge 22 Mit Hanna Steger und Max von Malotki «Luise Voigt, geboren 1985, Regisseurin, Autorin, Medienkünstlerin. Sie inszeniert in der freien Theaterszene, an staatlichen Bühnen und realisiert Hörspiele. 2005 Weimarer Hörspielpreis für ihr Erstlingswerk «Weltall-Erde-Mensch». 2009 Stipendiatin an der Akademie der Künste Berlin in der Sektion Film- und Medienkunst. Hörspiele u.a. «Holzschnitzer – wo ist denn die Sonne direkt über uns?» (DKultur 2016), «Heterotopia» (Deutschlandfunk Kultur 2018). 2020 Deutscher Hörbuchpreis in der Kategorie Bestes Hörspiel für «Die Jahre» von Annie Ernaux (HR/Audioverlag 2018). 2020 «Fünf Flure, eine Stunde» (HR/SWR/Deutschlandfunk Kultur 2020). Luise Voigt lebt in Berlin.

 
 

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Irre Gärten – Ein Trip durch reale und irreale (Borges-)Labyrinthe in Venedig

03.08.2024FeatureDeutschlandfunk KulturAndra Joeckle —   –  Details

Giorgio Maggiore in Venedig

Die Geschichtenwelten des Schriftstellers Jorge Luis Borges verzweigen sich ins Unübersehbare. Im venezianischen Labirinto Borges kann man sie erlaufen. Für unsere Autorin wird sogar die ganze Stadt Venedig zum Schauplatz labyrinthischen Denkens. — Der argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es real. Es birgt Hinweise auf den Autormagier – etwa Sanduhr, Blindenstock oder Tiger: Innehaltepunkte, an denen die Autorin um die Ecke biegt und hineingerät in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges. —.

 
 

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In Kategorie: Allgemein

Jack WhiGHOST-Live-Special & EAT IT- Leftovers (02.08.2024)te, Orville Peck, Royel Otis, Deep Purple

02.08.2024SoundcheckradioeinsTorsten Groß, Jenni Zylka, Jana Weiss, Jochen Overbeck —   –  Details

Jack White

radioeins-Soundcheck-Gastgeber Torsten Groß diskutiert mit Jenni Zylka (freie Kulturjournalistin), Jana Weiss (Tagesspiegel-Redakteurin) und Jochen Overbeck (freier Musikjournalist) über die neuen Alben von Jack White, Orville Peck, Royel Otis und Deep Purple.

 
 

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Der Schriftsteller James Baldwin wurde vor hundert Jahren in New York geboren. Er hat die Sicht auf das schwarze Amerika revolutioniert

02.08.2024NewsNZZDaniel Haas —   –  Details

James Baldwin

James Baldwin erzählt aus den Abgründen des rassistischen Amerika und erhebt die Leser in die Sphären der Hoffnung. «James Baldwin ist eine der wichtigsten Stimmen der afroamerikanischen Literatur. Vor allem ist er ein grosser Dichter der Moderne.

Am 2. August wäre James Baldwin hundert Jahre alt geworden. Geboren im New Yorker Stadtteil Harlem, gilt er als eine der bedeutendsten Stimmen der afroamerikanischen Literatur. Und da liegt schon das Problem: Zu sagen, James Baldwin sei ein Sprachrohr der «People of Color» gewesen, ein in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung engagierter Künstler und Aktivist, ist eine Schmälerung seines artistischen Rangs. «Ja, James Baldwin hat sich wie kein anderer afroamerikanischer Autor der 1950er und 1960er Jahre für die Rechte von Schwarzen eingesetzt. Aber seine Texte, die zahlreichen Essays, Erzählungen und Romane, sind mehr als Parteinahmen für eine von Unrecht und Gewalt geknechtete Ethnie. Sie sind ein Dokument humaner Tapferkeit und ergeben in Gänze die Vision einer, so kitschig es klingen mag, besseren Welt. «Und wer hätte nicht eine Verbesserung der Verhältnisse erhofft? Wer wäre nicht unzufrieden gewesen, enttäuscht oder sogar entsetzt im Angesicht der politischen Lage? James Baldwin klagte in seinen Büchern den rassistischen Terror an, dem die Schwarzen seit den Raubzügen der Weissen in Afrika ausgesetzt sind und der nicht nur in den USA systemisch, ja staatstragend wurde. Er, der homosexuelle Künstler, fächerte auch die Notlagen auf, in die Menschen wie er inmitten einer heterosexuell genormten Gesellschaft geraten. «Er machte in seinen Werken zudem deutlich, wie alle, die Marginalisierten wie auch der sogenannte Mainstream, unter dem Joch der Vorurteile und Ausgrenzung leiden. Der Kulturwissenschafter Henry Louis Gates Jr. benannte das Dilemma: «Wenn Baldwin ein zentrales politisches Argument hatte, war es, dass die Schicksale von schwarzem Amerika und weissem tiefgreifend und unumkehrbar miteinander verflochten waren. Jedes erschuf das jeweils andere (. . .), jedes konnte das andere zerstören.» «Diese Dialektik der doppelten Vergewaltigung durch die Geissel der Ideologie in erzählende Prosa zu übertragen, macht Baldwin zu einem Autor von Weltrang. Man sage also nicht: James Baldwin ist eine der grossen Stimmen der afroamerikanischen Literatur. Sondern: Dies ist ein grosser Dichter der Moderne.

 

 
 

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Wenn ich König von Frankreich wär’ / Frankreichs Superheld Teddy Riner

02.08.2024NewsSüddeutsche ZeitungClaudio Catuogno —   –  Details

Macron / Teddy Riner

Er ist jetzt fünfmaliger Olympiasieger im Judo, Entzünder der olympischen Flamme und der beliebteste Sportler seiner Nation: Was soll da noch kommen für Teddy Riner? Nun, er könnte zum Beispiel französischer Staatspräsident werden. «Zwei mächtige Männer vereint: Der französische Präsident Emmanuel Macron gratuliert dem französischen Judoka Teddy Riner. «Sollte Teddy Riner irgendwo tief im Inneren seines Zwei-Meter-Körpers tatsächlich mit dem Gedanken spielen, Präsident der französischen Republik zu werden, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um seine Kandidatur zu verkünden. So viel Respekt, so viel Zuneigung, so viel abgöttische Liebe hat Riner noch nie auf sich vereint, und das will etwas heißen. (…)

 
 

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Joseph Conrad: Lassen Sie sich auf seine falschen Fährten locken!

02.08.2024NewsZeit OnlineJens Jessen —   –  Details

Joseph Conrad

Ohne ihn kein Hollywood: Joseph Conrad seziert in seinen Romanen und Erzählungen erstmals die Abgründe und Ungewissheiten der Moderne. «Der Schriftsteller Joseph Conrad, gemalt von Walter Tittle in den Jahren 1923 bis 1924, Öl auf Leinwand

— Joseph Conrad, auch wenn er nicht mehr der Erfolgsschriftsteller ist, der er auf dem Höhepunkt seiner Karriere Anfang des 20. Jahrhunderts war, gehört gleichwohl noch immer zu den einflussreichsten Autoren der Moderne. Die Wucht seiner Wirkung zeigt sich darin, dass den Künstlern oder dem Publikum oft gar nicht mehr bewusst ist, dass es sein Einfluss ist, dem sie folgen oder erlegen sind. Denn Conrad hat nicht nur durch seine Erzähltechnik auf Generationen von Schriftstellern gewirkt wie sonst höchstens Faulkner, sondern vor allem durch seine Stoffe und Motive auf die Populärkultur und ihre Mythen. Seine Erzählung Das Herz der Finsternis (1899) über die belgischen Kolonialverbrechen im Kongo ist zum Muster eines ganzen Genre-Typus von Filmen geworden, die von Expeditionen in eine Wildnis handeln, in der sich der Mensch enthemmt und zur Bestie wird. Francis Ford Coppolas Apocalypse Now ist nur das berühmteste Beispiel, in dem Conrads Vorbild nahezu stationengetreu auf ein Häuflein Soldaten im Vietnamkrieg übertragen wird. «Ähnliches gilt für seinen Roman Der Geheimagent (1907), der eine Flut von Thrillern und Filmen hervorgebracht hat, die wie ihr Urstoff von der Verschwörungstheorie über einen «tiefen Staat» leben, der den Terrorismus, den er zu bekämpfen vorgibt, selbst fördert und bezahlt. Das gilt für die italienischen Politkrimis, die sich der Verflechtung von Mafia und Staat, von kommunistischem Untergrund und Staat oder der undurchsichtigen Beziehung von allen dreien widmen, ebenso wie für lateinamerikanische Darstellungen ähnlicher Abgründe oder die schon Klischee gewordenen Schilderungen einer korrupten CIA. Oliver Stones Filme über ein dunkles zweites Amerika der Hinterzimmer-Runden wären ohne Conrad undenkbar, auch weil er dessen Erzählweise der Ungewissheiten, Andeutungen, der nahegelegten, aber nicht beweisbaren Beziehungen bis in den Filmschnitt hinein übernimmt. (…)

 
 

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James Baldwin: Wo Bessie den Beat hat, hat Bach den Blues

02.08.2024NewsZeit OnlineKai Sina —   –  Details

James Baldwin

Einhundert Jahre James Baldwin: Der amerikanische Autor fasziniert uns heute wieder, als Dandy und Ästhet, als Aktivist und Denker. Aber auch etwas anderes war ihm wichtig: die Musik «Tanzen konnte er auch fabelhaft: James Baldwin (links) mit der Aktivistin Jean Castle 1963 in New Orleans, fotografiert von Steve Schapiro. «Wer die Dokumentation No Fear über den Pianisten Igor Levit gesehen hat, wird sich an diese Szene erinnern: Levit hört mit seinem Tonmeister die gerade aufgenommene, für Klavier arrangierte Bach-Kantate Nun komm, der Heiden Heiland. Irgendwann unterbricht der Musiker und ruft etwas auf seinem Handy auf, um zu erklären, von wem er, Levit, viel gelernt habe. Es ist eine Rede von James Baldwin. Levit schwärmt beim Hören von dessen «polyphonem Reden», das «wie Musik» sei. Und dann dirigiert er zu Baldwins stark rhythmisierten Sätzen.

 
 

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