Phil Lesh hat die Songs nicht niedergehalten. Er hat sie auf eine höhere Ebene gehoben.

26.10.2024NewsThe New York TimesJon Pareles —   –  Details

Phil Lesh

Der Bassist von Grateful Dead fand in jedem Song neue melodische Nebenwege. — Manche Rockbassisten machen es sich zur Aufgabe, den Bass eines Songs zu beherrschen: Teile zu verfeinern, die klar, aber unaufdringlich ein harmonisches und rhythmisches Fundament abstecken, das man ebenso spürt wie hört. Phil Lesh, Gründungsmitglied der Grateful Dead, der am Freitag im Alter von 84 Jahren verstarb, war keiner von ihnen. Stattdessen trug Leshs Spiel die Songs empor. — Im telepathischen Wirrwarr der Arrangements der Grateful Dead – die nie zweimal auf dieselbe Weise gespielt wurden – hüpften und sprudelten Leshs Basslinien und kommunizierten ständig mit den Gitarren von Jerry Garcia und Bob Weir. Sein Ton war abgerundet und zurückhaltend, während er sich langsam in den Kontrapunkt hineinarbeitete, fast so, als würde er laut denken. Leshs Spiel war wesentlich für den besonderen, der Schwerkraft trotzenden Singsang der Dead und teilte eine kollektive Art von Rockdynamik, die neckend und forschend, aber nie unverblümt aufdringlich war.

Lesh war weder von seiner Ausbildung noch von seiner Neigung her ein Rock›n›Roller. In seinen Memoiren «Searching for the Sound» aus dem Jahr 2005 heißt es, dass seine ersten Instrumente Geige und Trompete waren, dass er klassische Musik und Big-Band-Jazz in sich aufsaugte, dass er Musiktheorie und Komposition studierte und lebensverändernde Inspirationen von John Coltrane und Charles Ives bezog. Er und Tom Constanten, der frühe Keyboarder der Dead, waren die Avantgarde-Gruppe der Band, ein Schlüsselaspekt der sich ständig weiterentwickelnden improvisatorischen Fusion der Dead. — Trotz all ihrer frei gestalteten Zwischenspiele hatten die Songs der Dead klare Orientierungspunkte und Strukturen – einige davon waren weitaus kniffliger, als die flinken Darbietungen der Band vermuten ließen. Lesh konnte sich an ein Riff halten, wie er es pflichtbewusst im Intro zu «Touch of Grey» tat, der einzigen Top-10- (und einzigen Top-40-)Single der Dead. Aber als die Strophe kam, war er wieder ungebunden: Er stieß an, huschte, synkopierte von unten. Seine Basslinien enthielten Anklänge von Bach, Jazz, Bluegrass, Blues, lateinamerikanischer Musik und vielem mehr, während er in jedem Song nach neuen Zwischenräumen suchte.

Leshs Vorgehen war alles andere als undiszipliniert; es war von Anfang an Absicht. — «Ich wollte auf eine Weise spielen, die die Beats durch Auslassungen verstärkte, indem ich sozusagen um sie herum spielte, auf eine Weise, die harmonische Bewegung hinzufügte», schrieb er in seinen Memoiren. «Ich wollte auf eine Weise spielen, die melodisch voranging, aber viel langsamer als die von den Sängern gesungenen oder auf Gitarre oder Keyboard gespielten Leadmelodien. Kontrast und Ergänzung: Jeder von uns näherte sich der Musik aus einer anderen Richtung, in Winkeln zueinander, wie die Speichen eines Rades.» — Garcia und Weir waren die wichtigsten Songschreiber und Sänger der Dead; Leshs unaufdringlicher Bariton half im Allgemeinen dabei, die Vokalharmonien zu vervollständigen. Aber er trug auch zu den Grundpfeilern der Live-Sets der Band bei. Er wirkte an «Truckin›» und «St. Stephen» mit und lieferte die Musik für «The Eleven» (benannt nach seinem taumelnden 11-Beat-Rhythmus). Lesh schrieb (mit Robert Hunter) und sang die Hauptstimme bei einem der besten existenziellen Segenslieder der Dead, «Box of Rain». (…)

 
 

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Jazz-Eltern und Jazz-Kinder – Ilona und Clara Haberkamp im Gespräch

26.10.2024JazzSWR KulturAnja Buchmann —   –  Details

Clara Haberkamp

Die eine, Jahrgang 1957, ist Saxofonistin, die andere, Jahrgang 1989, Pianistin: Ilona und Clara Haberkamp, Mutter und Tochter, Jazzmusikerinnen. Ilona spielt im eigenen Quartett, imLilith Saxophonquartettund ist zudem Autorin einiger Bücher. Clara hat Klavier und Komposition studiert und arbeitet Solo, in verschiedenen Duos oder – ihr Hauptprojekt – im Clara Haberkamp Trio. Wie erleben die beiden Frauen ihren Zugang zum Jazz? Wie kam es zur Berufswahl, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es? Mutter und Tochter im Gespräch über ihre (Jazz-)Lebenswelten.

 

 
 

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Jouanna Hassoun: Wir müssen das Leid des anderen anerkennen

26.10.2024GesprächSWR KulturN.N. —   –  Details

Jouanna Hassoun

»Aufgrund meiner Wurzeln bin ich mit dem Nahostkonflikt aufgewachsen». Jouanna Hassoun wurde im Libanon als Tochter palästinensischer Flüchtlinge geboren und floh mit ihrer Familie im Alter von 6 Jahren nach Deutschland. «Wie wir über Israel und Palästina sprechen» heißt der «Trialog», den sie gemeinsam mit Shai Hoffmann, deutscher Jude mit israelischen Wurzeln, schon in vielen Schulen geführt hat. Um über Ursachen und Eskalation der Gewalt in Nahost und deren Auswirkungen auf jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland zu informieren. Vor allem, um zu zeigen: ein Miteinander ist möglich.

 
 

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Giuseppe Verdi: ‹Il Trovatore› (1977 / Metropolitan Opera in New York)

26.10.2024Opernabend – Aus dem Archiv der Metropolitan OperaÖ1N.N. —   –  Details

Giuseppe Verdi

Mit Renata Scotto (Leonora), James McCracken (Manrico), Louis Quilico (Conte di Luna), Shirley Verrett (Azucena), Malcolm Smith (Ferrando) u.a.

 

Metropolitan Opera Chorus, Metropolitan Opera Orchestra; Dirigent: Michelangelo Veltri.

 

(aufgenommen am 31. März 1977 in der Metropolitan Opera in New York)

 
 

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Bluegrass 45 – Die Japan-USA-Bluegrass-Connection

26.10.2024Spielräume SpezialÖ1Michael Neuhauser —   –  Details

Bluegrass 45

In den späten 1960er-Jahren gründeten die Brüderpaare Saburo & Toshio Watanabe sowie Tsuyoshi & Akira Otsuka gemeinsam mit Gakusei Ryo in der japanischen Hafenstadt Kobe die Band «Bluegrass 45» mit Banjo, Kontrabass, Gitarre, Mandoline, Fiddle und – wie es sich für Bluegrass gehört – mehrstimmigem Gesang. — Was aus purer Leidenschaft für die treibende Stringbandmusik in der Tradition von Bill Monroe, Lester Flatt, Earl Scruggs oder den Stanley Brothers begann, entwickelte sich zu einem ernstzunehmenden Musikprojekt, das bald auch Anerkennung aus den USA erfuhr. Dick Freeland vom Label Rebel Records aus Washington, D.C., wo die wichtigsten Bluegrass-Aufnahmen jener Zeit veröffentlicht wurden, lud die fünf jungen Musiker 1971 zur Tournee durch die USA und Kanada und brachte sie mit US-Größen des Genres zusammen. Im selben Jahr entstanden für Rebel Records die LPs «Bluegrass 45» und «Caravan», produziert von keinem geringeren als John Duffey, dem charismatischen Sänger und Mandolinenspieler von «The Country Gentlemen» und «The Seldom Scene». — Bis heute ist die Bluegrass-Tradition in den Familien Watanabe und Otsuka ungebrochen. Akira Otsuka, dem die Ehre zuteilwurde, nach John Duffeys Tod im Jahr 1996 dessen Mandoline zu erben, übersiedelte ganz in die USA. Der 2019 im 70. Lebensjahr verstorbene Banjospieler Saburo Watanabe organisierte 1972 das erste Takarazuka Bluegrass Festival, das sich zu Japans größter Bluegrass-Veranstaltung entwickelt hat. 1973 produzierte er das Solo-Debut-Album des späteren Bluegrass-Gitarrenstars Tony Rice aus Virginia. Fast vier Dekaden war er auch als Herausgeber des japanischen Bluegrass-Magazins «MoonShiner» tätig. Sein Sohn Taro Inoue, ein herausragender Mandolinenspieler, führt die musikalische Familientradition und die Japan-USA-Bluegrass-Connection fort, 2021 etwa im Duett mit Fiddler Casey Driessen für dessen Albumprojekt «Otherlands».

 
 

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Die Kraft des Kragens / Von der elementaren Schönheit des Rollkragenpullovers in der Geschichte des Plattencovers

26.10.2024Jet Lag All Stars Radio ShowÖ1Daniela Niehoff, Nicolas Venturini, Ariane Rhomberg u.a. —   –  Details

Audrey Hepburn

Die Jet Lag All Stars haben ein Basislager der Mode eingerichtet. Dort halten sie inne und werfen einen Blick auf das Stück Mode, das als der Inbegriff von «Basic» gelten kann. Es wird nicht nach exklusiven Auf- und Ausstiegschancen gesucht, sondern nach den Spuren, die der Rollkragenpulli auf Schallplattencovern hinterlassen hat. — Die musikalische Reise entwickelt sich entlang der Artist-Porträtabbildungen auf Album-Covern und Cover-Rückseiten. In der ersten Etappe geht es vom Beginn der Portraitabbildung auf Album-Covern bis in die 1970er Jahre. — Kultur- und Modehistorikerin Daniela Niehoff wirft Schlaglichter auf die Modegeschichte des Kragens und dessen sprachliche Bedeutung. Zur Kunst des Hemdkragens im Besonderen haben wir den Wiener Hemdenmacher Nicolas Venturini befragt. Ariane Rhomberg ist verantwortlich für das Erscheinungsbild der ORF-Moderator:innen, sie gibt Einblicke in die modischen Grundsätze für korrektes Auftreten im Fernsehen. — Zu hören sind ausschließlich Musikstücke von LPs mit Rollikragenpullis am Cover oder Backcover. Zu lernen ist, dass der Rolli nicht nur wärmt, sondern auch einmal ein Zeichen der Hoffnung und Ausdruck des Vertrauens war, dass die Zeit gekommen ist, etwas gemeinsam zu tun. Mit Ausrufezeichen am Cover, «now» und als «fresh expression» (Gil Scott-Heron), polyglott, aber geerdet. Entdecken Sie mit den Jet Lag All Stars den Rollkragenpullover als Quelle unendlicher Energie, elementarer Schönheit und existenzieller Bestimmung. — Gestaltet von Alexander Ach Schuh. Mit Robert Czepel, Paul Kraker, Elke Tschaikner und Klaus Wienerroither. Regie: Rainer Elstner — (Wiederholung vom 8. Dezember 2023)

 
 

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Ein selten aufgeführtes Theaterstück von Fritz Kortner / Donauwellen

26.10.2024Literatur am FeiertagÖ1Kurt Reissnegger —   –  Details

Fritz Kortner

Fritz Kortner, der berühmte Wiener Schauspieler und Regisseur, schrieb dieses Theaterstück noch in der amerikanischen Emigration. 1949 wurde es in München uraufgeführt und nach Einsprüchen der amerikanischen Militärregierung in Deutschland vom Spielplan genommen. Erst 1980 kam es in Düsseldorf zu einer Wiederaufführung. In Wien, dem Schauplatz des Stücks, kam es erst 1987 zu einer ersten Aufführung im Rahmen der Wiener Festwochen. Kortners Stück hatte im Radio Premiere – 34 Jahre nach der Uraufführung in München in der Regie von Klaus Gmeiner. — Kortners Stück spielt im Frühjahr 1945 in Wien. In den ersten Apriltagen erreichen sowjetische Truppen Wien, die Stadt ist umkämpft. Einen Monat vor der Kapitulation des Deutschen Reichs beschreibt Kortner die Sicht- und Verhaltensweisen unterschiedlicher Personen, die sich im Friseursalon der Hauptfigur des Stücks, Alois Duffeck (im Hörspiel verkörpert durch Otto Schenk), in der Wiener Innenstadt treffen. — Mit Otto Schenk, Louise Martini, Birgit Doll, Georges Kern, Gerhard Zemann, Angelika Welzl, Gustl Weishappel, Anton Pointecker, Charles Williams, Georg Steinitz, Georges Ourth, Otto Bolesch, Bearbeitung und Regie: Klaus Gmeiner, Produktion ORF-Salzburg, 1983

 
 

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Highlights aus 50 Sendejahren – Am Mikrofon: Der Showmaster Rudi Carrell

26.10.2024Klassik-Pop-et ceteraDeutschlandfunkN.N. —   –  Details

Rudi Carrell

Highlights aus 50 Sendejahren: Der Showmaster Rudi Carrell «Ich versuche alles so lässig wie möglich zu machen» Er verbrachte seine Jugend ohne Fernseher, war aber später als Show-Erfinder und Entertainer im niederländischen wie im deutschen Fernsehen von Erfolg gekrönt. In den 70ern schickte Rudi Carrell im Dlf einen schmachtenden Herbst-Gruß durch den Äther.

 
 

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Vor 90 Jahren: Der Schriftsteller Ulrich Plenzdorf geboren

26.10.2024KalenderblattDeutschlandfunkRalph Gerstenberg —   –  Details

Ulrich Plenzdorf

Ulrich Plenzdorf — Flowerpower statt Cordhütchen-Sozialismus —Ulrich Plenzdorf war ein Literaturstar der DDR. Mit „Die neuen Leiden des jungen W.“ wurde er auch im Westen berühmt. Doch es war nicht das einzige Werk, mit dem der Schriftsteller für Schlagzeilen und Debatten sorgte. Vor 90 Jahren kam er zur Welt.

 
 

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Nicht länger übersehen: Margaret E. Knight, Erfinderin der Papiertüte mit flachem Boden

25.10.2024News: NachrufeThe New York TimesGlenn Rifkin —   –  Details

Margaret E. Knight

Sie entwickelte eine Methode zur Automatisierung, damit die Arbeiter die Taschen nicht mehr von Hand herstellen mussten. Dann kämpfte sie um Anerkennung für ihre Arbeit. — Margaret E. Knight auf einem Foto aus einem Zeitungsausschnitt von 1912. Sie wurde 2006 in die National Inventors Hall of Fame in Canton, Ohio, aufgenommen. — Dieser Artikel ist Teil von «Overlooked», einer Reihe von Nachrufen auf bemerkenswerte Menschen, deren Tod ab 1851 in der Times nicht erwähnt wurde. — Die Papiertüte mit flachem Boden ist ein Wunderwerk stiller Zweckmäßigkeit. Sie steht hoch erhoben an der Kasse von Lebensmittelgeschäften und bietet Platz für die wichtigsten Dinge des täglichen Lebens – von frischen Produkten bis hin zu einem warmen Baguette, Zeitschriften oder einem Eierkarton. Milliarden von Käufern auf der ganzen Welt tragen sie in ihren Armen, wenn sie Supermärkte und Kaufhäuser verlassen. — Doch wäre es heute vielleicht nicht so weit verbreitet – und viel nützlicher als die früher üblichen Briefumschlag-ähnlichen Papiertüten –, wenn es nicht den innovativen Geist von Margaret E. Knight gegeben hätte, der wohl erfolgreichsten amerikanischen Erfinderin des 19. Jahrhunderts. (…)

 
 

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