Vor 100 Jahren (IV) Das Musik-Jahr 1924: Surrealismus – auch in der Musik?

03.10.2024AusgewähltÖ1Hans Georg Nicklaus —   –  Details

Surrealismus

Welche Rolle spielte die Musik in der 1924 von André Breton ins Leben gerufenen Bewegung des Surrealismus? Auf den ersten Blick keine. In Bretons berühmtem Manifest des Surrealismus, das genau vor 100 Jahren in Paris publiziert wurde, ist von Musik keine Rede. Die Kunst, die er anspricht und inspiriert, ist Literatur, Dichtung und bildende Kunst, später auch der Film. Und doch gibt es eine Verbindung zur Musik. Die erste Verwendung des Begriffs Surrealismus stammt aus einem musikalischen Kontext: der Schriftsteller Guillaume Apollinaire verfasst ein Programmtext zu Jean Cocteaus und Eric Saties Ballett «Parade», in dem er das Wort «Surréalisme» als erster 7 Jahre vor Bretons Manifest verwendet. Angeregt zu dieser Bezeichnung war Apollinaire sicherlich durch den provokanten Untertitel von «Parade» mit seiner durchwegs absurden Handlung: «Ballet réaliste». — Genau im Jahr 1924 entsteht wieder mit Beteiligung von Erik Satie ein zweites Musikalisches Werk im Zusammenhang mit dem Surrealismus, diesmal dem surrealistischen Film, oder ein Vorläufer des surrealistischen Kinos, wie manche meinen: René Clairs Film «Entr›acte», der 1924 zwischen den Akten von Saties Ballett «Relâche» gezeigt wurde. Der Film verdreht auf surrealistische Weise reale Ereignisse, Figuren, Szenen in traumartige, fantastische Sequenzen, mit Zeitlupe und Rückwärtsbewegungen. Es treten auf: Marcel Duchamp, Man Ray, Francis Picabia und Erik Satie, der natürlich auch die Musik zum Film komponierte. – Aber nicht nur Satie hatte eine Affinität zum Surrealismus: auch George Antheil, der die surrealistische Bewegung damals bereits als «seinen Freund» bezeichnete.

 
 

SK-