Erste Werke – letzte Werke› (I) – Von der Zwölftontechnik zur DDR-Hymne – Hanns Eislers Weg von Wien über Hollywood nach Ost-Berlin

10.06.2024AusgewähltÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Hanns Eisler

Er sei der — eigentlich Repräsentative aus der jungen Generation von Schülern Arnold Schönbergs und einer der begabtesten jungen Komponisten schlechthin», beschrieb der Musikphilosoph Theodor W. Adorno seinen komponierenden Kollegen Hanns Eisler (1898-1962). Dieser war mit seinen Eltern – der Vater war Philosoph und Privatgelehrter – als Kind von Leipzig nach Wien gekommen. Von Schönberg übernahm er die Zwölftonmethode, die er in seinen ersten Kompositionen auch anwandte, seine bis heute anerkannte Leistung liegt aber ebenso im Bereich der ganz praktisch angewandten Musik: Filmmusik in Hollywood und für experimentelle Arbeiten, Radiomusiken, Stücke für Arbeiterchöre, Theater und Kabarett und die Musikpädagogik. In enger Zusammenarbeit entwickelte er gemeinsam mit Bertolt Brecht einen unverkennbaren Stil für ihre politisch links positionierten Kompositionen. — Eisler, der als Kommunist nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Exil in den USA nach Ost-Berlin zurückkehrte, war ab 1950 Professor für Komposition an der dortigen Hochschule für Musik, die 1964 nach ihm benannt wurde. Bereits Ende der 1940er Jahre hatte er auf den Text — Auferstanden aus Ruinen» die offizielle Nationalhymne der DDR geschrieben, für die er den — Nationalpreis 1. Klasse der DDR» erhielt. — — Ausgewählt» skizziert seinen künstlerischen Weg von der preisgekrönten Klaviersonate op. 1 über seinen Liedzyklus — Zeitungsausschnitte» op. 11, in denen er minimalistische Ansätze der Zweiten Wiener Schule mit Schlagzeilen aus Zeitungen und Heiratsanzeigen als ungewöhnliche kreative Verbindung zusammenbrachte. Und er meinte dies keineswegs als reine Satire: — Das war ein Protest vor allem gegen das, was ich die bürgerliche Konzertlyrik nannte, über die ich mich lustig machte.» Sein Weg führt bis zu seinen dezidiert politischen Kompositionen wie sein Monumentalwerk, die — Deutsche Sinfonie» op. 50, die mit Gesangssolisten, Sprecher und Chor mehr einer Kantate unter Verwendung von Brechts und Ignazio Silones Gedichten, entspricht. Hanns Eisler arbeitete ab 1935 mit Unterbrechungen daran, also auch während seiner Exilzeit – als klare Ansage gegen den herrschenden Nationalsozialismus in seiner Heimat. Das Gesamtwerk wurde 1959, ein Jahr nach seiner Fertigstellung uraufgeführt.

 
 

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