20.02.2024 – Ausgewählt – Ö1 – Andreas Maurer — – Details
Skandinavien
Das finnische Nationalepos «Kalevala» hat Generationen von Künstler:innen – von Jean Sibelius bis Kaija Saariaho – inspiriert. Es rangiert auf demselben Rang wie das «Nibelungenlied» oder griechische Epen und beschreibt die mystische Geschichte der Einwanderer aus dem Ural, die das heutige Finnland besiedeln und mit Zaubergesängen die Welt neu erschaffen. So trägt das «Kalevala» auch dazu bei, die nationale Identität Finnlands zu formen. Denn als 1835 die erste gedruckte Ausgabe erscheint, ist Finnland erst seit einem Vierteljahrhundert ein autonomes Großherzogtum. Für die finnische Kultur markiert das «Kalevala» daher einen wichtigen Wendepunkt, denn das Nationalepos stärkt das Selbstbewusstsein der Finnen und ihren Glauben in die Möglichkeiten der finnischen Sprache und Kultur. Die individuellen Geschichten des «Kalevala» treffen zudem den Nerv des 19. Jahrhunderts und erregen auch im Ausland Aufsehen. — Nach wie vor erlaubt das «Kalevala» eine mythische Zeitreise in Welten, die von einem tiefen Bedürfnis der Menschen nach Tönen, Melodien und Rhythmus zeugen. Bis dann – der Legende nach – die Erde erneut aus den sieben Eiern des Entenvogels geboren wird, Lemminkäinen und Väinämöinen um den heiligen Sampo streiten und ein mystischer Schwan um die Toteninsel Tuonela schwimmt. —
SK-