13.07.2023 – Ausgewählt – Ö1 – Hans Georg Nicklaus — – Details
Bösendorfer-Flügel
Komponisten wie Debussy und Mahler spielen eigene Werke an einem modernen Bösendorfer-Flügel. Wie ist das möglich? — Auf Papierrollen an sogenannten Reproduktionsklavieren (Welte Mignon-Flügel) haben berühmte Komponisten wie Debussy oder Rachmaninov eigene Werke aufgenommen. Ihre Aufnahmen waren ohne Rauschen und Tonverzerrungen an demselben Klavier, auf dem sie gespielt haben, abspielbar. Tonaufzeichnungen ohne Rauschen, Kratzen und Tonverzerrungen, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Tonwiedergabe von Musik ja noch nahezu unmöglich machte, das war eine Sensation. Die alten Reproduktionsklaviere sind aber großteils verloren gegangen oder in einem Zustand, der den authentischen Klang, der damals eingespielten Musik nur sehr unvollkommen hörbar macht – wie auf einem altersschwachen Klavier eben. — Darum hat man an der Hochschule der Künste in Bern schon vor 15 Jahren ein Verfahren entwickelt, das im Stande ist, die alten Papierrollen mittels Scanner und Archivierungssoftware zu digitalisieren. Nun können die Einspielungen von Mahler, Rachmaninov und Co. an einem modernen Klavier abgespielt werden, z.B. dem von Bösendorfer entwickelten «Disklavier». Eine Zeitreise: Ein großer Flügel mit modernster Qualität, an dem große Pianisten und Komponisten der Jahrhundertwende um 1900 eigene Werke spielen. Für die Erforschung der Geschichte der Interpretation ein unschätzbares Material, das an der Hochschule der Künste in Bern in den vergangenen drei Jahre interpretationsgeschichtlich intensiv erforscht wurde. Im Jänner 2023 besuchten die Berner Forscher die Linzer Bruckneruniversität und gaben (neben Vorträgen und Workshops) ein Konzert mit «Geisterhänden»: Theodor Leschetizky, Gustav Mahler, Max Reger und Claude Debussy mit eigenen Werken an einem modernen Bösendorfer-Flügel.
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