16.05.2023 – Jazz – WDR 3 – Karsten Mützelfeldt — – Details
Lonnie Holley
Der 73jährige Autodidakt, Bildhauer und Sänger Lonnie Holley legt mit «Oh me, oh my» ein erdiges Album vor und verarbeitet singend seine traumatische Biographie. Das tut er mit prominenter Unterstützung, etwa von der spoken word Poetin Moor Mother. — – Lonnie kam in Birmingham, Alabama zur Welt, noch zu Zeiten der segregation als eines von sage und schreibe 27 Kindern, wuchs unter anderem in Waisenhäusern und auf der Kirmes auf und begann schon mit 5 Jahren zu arbeiten, als Müllmann, Totengräber, Tellerwäscher – Lonnie hat die schreckliche Armut und die Halbwelt am eigenen Leib erlebt. — Mit knapp dreißig begann er, unter ebenfalls tragischen Umständen, als bildender Künstler zu arbeiten – er schnitzte Grabsteine für seine zwei Nichten. Heute sind seine Werke aus gefundenem Material, aus Schrott, in großen Galerien und Museen weltweit zu sehen. Recht spät in seinem Leben begann er, sein alltägliches Murmeln und Singen mit Musik zu unterlegen. — Viele der Stücke auf «Oh me oh my» klingen wie Klagelieder, unheimlich leidgeprüft und doch meistens ins positive gewendet. Für die elegante Produktion zeichnet Jacknife Lee verantwortlich, der schon große Popacts wie R.E.M. produziert hat. Auf zwei Stücken ist Camae Ayewa alias Moor Mother aus Chicago gefeatured – sie steht seit längerem etwa als Teil des Art Ensemble of Chicago auf der Bühne. Gerade aus der windy city kommen derzeit viele eklektische Werke, in denen das afroamerikanische Erbe von Spirituals und Gospel, Blues und Swing, ganz bewusst genutzt wird – etwa im Schaffen des Kornettisten Ben LaMar Gay oder des Sängers Damon Locks und seinem Black Monument Ensemble. Auch von diesen Acts werden Stücke zu hören sein. —
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