Alle Artikel in der Kategorie “Spiegel Online

News / Spiegel Online

Techmilliardäre: Die Rache der Nerds

02.02.2025NewsZeit OnlineAnnekathrin Kohout —   –  Details

Zuckerberg / Musk

Die sanften Nerds von gestern sind die autoritären Techmilliardäre von heute. Das kommt nicht unvorhergesehen, denn das zentrale Motiv des Nerds war schon immer: Rache. — Gestern noch sanfte Nerds, heute sitzen sie zur Rechten Trumps und betreiben seine Politik. — Fünf Techmilliardäre thronen auf ihren VIP-Plätzen bei Donald Trumps Amtseinführung und blicken auf die Masse herab. Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Tim Cook, Sundar Pichai – die einstigen Eigenbrötler, aufgestiegen zur neuen Machtelite. In den sozialen Medien wird das Bild vielfach kommentiert: So haben wir uns die Rache der Nerds nicht vorgestellt! Der Verweis auf den Kultfilm Revenge of the Nerds (deutsch: Die Rache der Eierköpfe) von 1984 vollzieht eine besorgniserregende Entwicklung nach: Was als Geschichte der Emanzipation des von dominanten Footballspielern und anderen richtigen Kerlen unterdrückten Nerds begann, mündet in eine digitale Oligarchie, in der einst vermeintlich Progressive nun selbst als Techbros und Plattform-Monopolisten über Meinungsfreiheit, politische Diskurse und digitale Infrastrukturen bestimmen. (…)

 
 

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Wissenschaftskommunikation / Vehement vorläufig

02.02.2025NewsZeit OnlineSibylle Anderl —   –  Details

Christian Drosten

Warum Öffentlichkeit und Wissenschaft sich missverstehen. — Der Virologe Christian Drosten im Juni 2024 in Berlin. — Es ist ja ein grundsätzliches Problem, das Christian Drosten da am Wochenende, fast im Nebensatz im Interview mit der taz diagnostiziert hat. Und vielleicht war es sogar das zentrale Missverständnis der (nicht nur) pandemischen Wissenschaftskommunikation. Eine Erwartungshaltung der Menschen, sobald Forscher sich öffentlich äußern. Man unterstellt, die Wissenschaft spreche mit absoluter Sicherheit, mit Vehemenz. Diese Erwartung läuft aber oft ins Leere, weil sie dem Kern der Wissenschaft entgegensteht.

 

Ihm sei solche Vehemenz nachgesagt worden, sagt Drosten, als er sich während der Pandemie früh auf die Aussage festlegte, das Coronavirus Sars-CoV-2 sei wohl natürlichen Ursprungs gewesen. Kein Laborunfall also. Obwohl in Wuhan ein Forschungslabor ganz ähnliche Viren erforschte. Ein überraschender Zufall, und trotzdem: ausgesprochen unwahrscheinlich, dass alles dort im Labor begann, sagte Drosten damals. (…)

 
 

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Nennen wir es doch Regime

02.02.2025NewsZeit OnlineJohanna Roth —   –  Details

D Trump

Donald Trump wollte «nur an Tag eins» Diktator sein. Aber auch an jedem anderen Tag bisher hat er bewiesen: Er will nicht regieren. Er will herrschen. Und jetzt? — Das war Tag eins: Trump bei seiner Amtseinführung

Nein, nein, sagte Donald Trump, er wolle kein Diktator sein. «Außer an Tag eins.» Das war Ende 2023, als sich abzeichnete, dass er erneut der republikanische Präsidentschaftskandidat werden würde. Rund ein Jahr später ist er tatsächlich wieder im Amt, und es wird klar, dass er auch in dieser Sache offenbar gelogen hat.

 

Eine Auswahl dessen, was an Tag eins bis zwölf geschah: Trump begnadigt rund 1.500 verurteilte Gewalttäter, die am 6. Januar 2021 das Kapitol gestürmt hatten. Im Gegenzug entzieht er früheren Weggefährten wie dem Ex-Außenminister Mike Pompeo, die mit dem Tod bedroht werden, den Personenschutz. Sie sollten sich doch privat welchen beschaffen. (…)

 
 

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Social Media ist tot

18.01.2025NewsZeit-OnlineLisa Hegemann —   –  Details

Social Media

Internet — Instagram, Facebook und X sind asoziale Aufmerksamkeitsmaschinen. Ihr Konzept ging nie ganz auf. Weil es drei wesentliche Konstruktionsfehler gibt. — Wer ist nur auf die Idee gekommen, dass Vernetzung an sich etwas Gutes ist? — Bewegt man sich heute auf Social Media, dann fühlt es sich dort manchmal ein bisschen so an wie auf einer aus dem Ruder gelaufenen Party. Man dachte, man tauscht ein paar nette Anekdoten mit ein paar Freunden und Gleichgesinnten aus – und plötzlich wird die Feier immer größer, Unbekannte stürmen herein, jemand pöbelt herum und ein anderer grölt in der Mitte des Raums Naziparolen. Wo, bitte, ist man hier gelandet?

— – Seit die sozialen Medien über ein paar Hundert und Hunderttausend Nutzerinnen und Nutzer hinausgewachsen sind, stoßen sie an allzu menschliche Probleme der Kommunikation: Nicht alle wollen sich ausschließlich Gutes, es wird gemobbt und geschimpft, bedroht, betrogen und illegales Zeug vertickt. Die Plattformen behalfen sich in den vergangenen Jahren mit Aufpassern, also Moderatorinnen und Faktencheckern, die auf der Social-Media-Party zumindest ein bisschen kontrollierten, wer es gerade übertreibt.

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US-Filmemacher David Lynch ist tot

18.01.2025NewsZeit-OnlineReuters u.a. —   –  Details

David Lynch

David Lynch war für die Mystery-Serie «Twin Peaks» und Spielfilme wie «Mulholland Drive» berühmt. Im Alter von 78 Jahren ist der US-Regisseur gestorben — Der Regisseur David Lynch ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Das teilte die Familie des Filmemachers mit. «Mit tiefem Bedauern geben wir, seine Familie, das Ableben des Menschen und Künstlers David Lynch bekannt», heißt es in der Erklärung auf Lynchs Facebook-Seite. «Es gibt eine große Lücke in der Welt, da er nun nicht mehr unter uns weilt.» — Zu Lynchs bekanntesten Werken zählen die Mystery-Serie Twin Peaks und Mulholland Drive. Lynch galt als Meister des Surrealismus und als einer der innovativsten Filmemacher seiner Generation. Er war mehrmals für den Oscar als bester Regisseur nominiert. 2019 wurde er für sein Lebenswerk mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet. — Die Todesursache ist bislang unklar. Lynch hatte im vergangenen Jahr öffentlich gemacht, dass bei ihm eine schwere Lungenkrankheit diagnostiziert worden sei. — Lynch wurde 1946 in Missoula im US-Bundesstaat Montana als ältestes von drei Kindern geboren. Sein Vater arbeitete für das US-Landwirtschaftsministerium, die Familie zog häufig um. Lynch beschrieb seine Kindheit einmal als eine «sehr schöne, irgendwie perfekte Welt».

Philadelphia hatte großen Einfluss In den Sechzigerjahren zog er in den US-Bundesstaat Pennsylvania, um dort Kunst zu studieren. Dort lebte er mit seiner Familie in einem von Kriminalität geprägten, heruntergekommenen Viertel von Philadelphia. Diese Stadt hatte Lynch zufolge großen Einfluss auf sein Werk – etwa auf die Filme Der Elefantenmensch und Blue Velvet.

1990 entwickelte er zusammen mit Mark Frost die Serie Twin Peaks für den Sender ABC. Die mit einem Emmy ausgezeichnete Serie wurde 2017 wiederbelebt. In seinen späteren Jahren widmete sich Lynch Dokumentar- und Kurzfilmen, der Malerei und der Musik. — Lynch war viermal verheiratet und ist Vater von vier Kindern. — Der Filmemacher David Lynch war für Filme wie «Mulholland Drive» und «Blue Velvet» bekannt. Er ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

 
 

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Es kommt dümmer, als man dachte / Konzernchefs in den USA

18.01.2025NewsZeit-OnlineJohannes Schneider —   –  Details

US-Konzern-Trio

Keine «Zensur», keine Diversity, kein Klimaschutz: Konzernchefs machen sich fit für Trump. Ihre Über-Unterwerfung lässt den Abgrund erkennen, der uns noch erwartet. — Es gibt Bücher, die sind klüger als ihr Autor. Nehmen wir etwa Unterwerfung von Michel Houellebecq: Während Houellebecq in den 2010er-Jahre immer wieder mit fragwürdigen antimuslimischen Polemiken auffiel, gelang es ihm in seinem Roman von 2015, diese Affekte in Romanfiguren zu integrieren und so von sich selbst zu distanzieren. Und nicht nur die: In Houellebecqs dystopischem Zukunftsfrankreich streben – als Antagonisten des Front National und der Identitären Bewegung – smarte muslimische Politiker an die Macht; auch ihre Erwägungen werden plausibel. Es ist ein höchst eleganter Tanz politischer Entgrenzung, eine kühl beobachtete Kreisbewegung auf jenen Abgrund zu, in dem die Demokratie versinkt, wenn zu viele Antidemokraten an ihr zerren. (…)

 
 

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Alles, was Sie über Team Trump wissen sollten

18.01.2025NewsZeit-OnlineJohannes Schneider —   –  Details

Team Trump

Radikale Hardliner, Loyalisten und Verschwörungstheoretiker werden die USA lenken. Wir zeigen die 17 wichtigsten Köpfe der nächsten Trump-Ära und welche Macht sie haben. — Was benötigt ein Präsident, um einen Staat nach seinen Vorstellungen umzugestalten? Richtig: ein ihm ergebenes Team. Im Fall von Donald Trump soll diese Runde aus ehemaligen Soldaten, Geschäftsleuten und sogar der Chefin eines Wrestling-Imperiums bestehen. Als Minister und Chefs der wichtigsten Behörden sollen sie Trump und seinen Vizepräsidenten J. D. Vance dabei unterstützen, sein «America First»-Programm nicht nur in den USA, sondern auch weltweit durchzusetzen. — Anmerkung der Redaktion: Die Sternevergabe bei der Fachkompetenz wurde bei Mike Waltz korrigiert. (…)

 
 

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David Lynch: / Sein sanfter Blick in den Abgrund

17.01.2025NewsZeit OnlineCarolin Ströbele —   –  Details

David Lynch

Der grandiose Film- und Serienregisseur David Lynch nahm seine Zuschauer an der Hand und führte sie in die dunkelsten Ecken ihrer Seele. Nun ist er gestorben. Ein Nachruf — Den Horror im Alltäglichen finden, aber auch die Schönheit im Schrecken: David Lynch 2016 in Los Angeles — Die Zahnarztfotos. Man muss sich die Zahnarztfotos anschauen, um zu verstehen, wie es David Lynch gelang, seine Zuschauer so zu verstören. Dental Hygiene hieß die Schwarz-Weiß-Serie, die Lynch aufgenommen hatte. Die Bilder zeigen das ganz normale Setting einer Praxis, die Gerätschaften des Zahnarztes, den Mundspiegel, den Polierstab. Sie zeigen den aufgerissenen Mund der Patientin, ein Augenpaar hinter einer Zahnarzthelferinnenmaske. Sie zeigen zwei Hände in Latexhandschuhen, die Zahnseide aufspannen. Und plötzlich ist es keine Zahnseide mehr, sondern eine Garotte, ein Würgeseil, kunstvoll aufgespannt in den Händen einer Mörderin.

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Thomas Mann: Wer ist dieser Mann?

11.01.2025NewsZeit OnlineAdam Soboczynski —   –  Details

Thomas + Elisabeth Mann

Drei Gründe, warum uns dieser Schriftsteller einfach nicht in Ruhe lässt— Thomas Mann mit seiner jüngsten Tochter Elisabeth 1946 in Pacific Palisades — Thomas Mann genießt eine posthume Berühmtheit, an die heute weder Goethe noch Brecht, weder Ingeborg Bachmann noch Christa Wolf, weder Kleist noch Kafka heranreichen. 150 Jahre nach seiner Geburt darf er als der letzte deutschsprachige Klassiker gelten, der noch außerhalb von Liebhaberkreisen, von Universität und Schule gelesen wird, der Letzte, der einem großen Publikum noch als Charakter vertraut ist, dessen Figuren lebendig geblieben sind: Hans Castorp und der kleine Herr Friedemann, Tony Buddenbrook und Gustav von Aschenbach. Er ist der Letzte, dessen Bücher noch heute selbstverständlich auch in Buchhandlungen in Frankreich, Polen oder Amerika stehen. Und selbst Werke über seine Biografie werden zu Bestsellern. (…)

 
 

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Dämon Weib / Frauenbild bei Thomas Mann

11.01.2025NewsZeit OnlineIris Radisch —   –  Details

Thomas + Erika Mann

Von Anbeginn meiner Lektüre haderte ich mit Thomas Mann. Und tue es bis heute. Das hat vor allem mit den Frauen in seinem Werk zu tun. — Thomas Mann mit seiner Tochter Erika 1950 in New York. — Focus Ich habe es schwer in der Reihe der Gratulanten. Zum einen, weil man in der oberen Liga der Thomas-Mann-Verehrung in Deutschland bis vor Kurzem Vornamen wie Reinhard, Klaus, Hermann oder Dieter trug. Als Marcel Reich-Ranicki vor fünfzig Jahren in der FAZ das «nationale Ereignis» des 100. Geburtstags Thomas Manns feiern ließ, gab es unter den Gratulanten kein einziges «Weib», um gleich mit einem Lieblingswort des Jubilars ins Haus zu fallen. — Zum anderen habe ich Angst vor der Blamage, mein Unbehagen gegenüber den Meisterwerken eines zu Recht weltberühmten Autors einzugestehen. Und dann vielleicht so türenschlagend und vorlaut zu erscheinen wie die unerzogene Madame Chauchat im Zauberberg. Oder schlimmer noch wie die unerträgliche Frau Stöhr mit ihren fettigen Haaren und den matt erhitzten Wangen, deren «Bildungsschnitzer» den Leser des Zauberbergs zum gönnerhaften Schmunzeln einladen. Womit ich beinahe schon die vollständige Typologie des Weiblichen dieses größten Romanciers Deutschlands zusammengetragen habe. (…)

 
 

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Maksym Butkevych: Und er blieb doch ein Mensch

11.01.2025NewsZeit OnlineAlice Bota und Olivia Kortas —   –  Details

Maksym Butkevych

Ich habe gemerkt, dass ich Gewalt falsch verstanden habe — Der ukrainische Pazifist und Menschenrechtler Maksym Butkevych spricht darüber, warum er in den Krieg gezogen ist und wie er als Kommandeur zwei Jahre und vier Monate in russischer Kriegsgefangenschaft überlebt hat — Read the English version of this interview here. — DIE ZEIT: Herr Butkevych, Sie sind nach zwei Jahren und vier Monaten russischer Kriegsgefangenschaft frei. Wie hat Sie diese Zeit verändert? — Maksym Butkevych: Ich hatte früher nie Zeit im Leben, ich wurde von meiner Arbeit, von meinen Aktivitäten verfolgt. An meinem zweiten oder dritten Tag im Gefängnis dachte ich: Du wolltest immer Zeit haben, jetzt hast du sie. Ich begann, systematischer zu denken, die Dinge zu sortieren. Es geht darum, dem Wesentlichen, dem Wichtigen zu folgen.

 
 

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Vor dem Feuer sind alle gleich / Waldbrände in Los Angeles

11.01.2025NewsZeit OnlineAmrai Coen und Claire Beermann —   –  Details

Los Angeles Zerstörungen

Die verheerenden Brände in Los Angeles haben mehr als 12.000 Häuser zerstört. Es trifft nicht nur Promis – viele haben alles verloren. Wie Gina Ross aus Altadena. — Uhr 60Kommentare «–

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— – Gina Ross sitzt im Auto und fährt vorbei an ihrer Lieblingsbar. Abgebrannt. Vorbei am Supermarkt. Abgebrannt. An der Pizzeria, dem Spielplatz, der Tankstelle, der Kirche. Alles abgebrannt. Sie atmet tief ein und sagt leise: «Oh, no. Fuck.» Ihr kommen Feuerwehrautos entgegen, Nationalgardisten in Tarnfleck, auf den Bürgersteigen sieht sie Menschen mit Gasmasken. Gina Ross, 38 Jahre alt, ist auf dem Weg zu ihrem Haus im Norden von Los Angeles, besser gesagt: zu dem Ort, an dem es vor ein paar Tagen noch stand. — Sie hat ihr Haus in Altadena in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verlassen, als die Flammen des Feuers immer näher kamen. Das Haus, in dem sie seit sieben Jahren gelebt hatte. In dem sie ihren krebskranken Partner bis zu seinem Tod pflegte. Das Haus mit dem wunderschönen Garten, den sie selbst angelegt hatte, in dem sie morgens die Eichhörnchen und Vögel fütterte und wo sie zwischen den Bäumen die Asche ihres Partners nach dessen Tod verstreut hatte. (…)

 
 

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