Alle Artikel in der Kategorie “Soundcheck

Soundcheck / radioeins

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Austern und Aura – Einige Zutaten zu einer Philosophie des Fressens

04.12.2022FreistilDeutschlandfunkAndreas Ammer —   –  Details

Frische Austern

Mit: Xenia Tiling, Hemma Sophia Michel, Tilman Leher — Regie: der Autor — Redaktion Dlf: Klaus PIlger — Produktion: BR 2020 — Wer isst was? Die Frage ist identitätsstiftend und vorurteilsbehaftet: Juden und Muslime essen kein Schwein, Hindus keine Kühe, Europäer keinesfalls Hunde, und andere Menschen werden nur in den allerseltensten Ausnahmesituationen gegessen … — Essen dient auch als Statussymbol. Es schafft Differenzierungen zwischen den Schichten. Auf der einen Seite essen mehr Arme Junk Food wie Hamburger oder Pizza. Auf der anderen Seite ist eine immer speziellere Küche entstanden, die mit molekularen Chemiesets oder lokalen Algen und Ameisen kocht – und Köchen, die gerne einmal Gott spielen und einfach mal eine Auster aus anderen Zutaten «nachbauen». Selbst in der Trivialkultur hat sich Essen zum Leitmedium erhoben: Die Kochshow ist das verblüffendste Showkonzept des Jahrtausends. Sie bastelt an der Phantasmagorie des perfekten Essens. Es wird Zeit, das kreatürliche Phänomen der Nahrungsaufnahme auch theoretisch zu durchdringen. «Austern und Aura» von Andreas Ammer liefert dazu erste, wohlschmeckende Zutaten.

 

 
 

SK-try202*

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Björk, Ozzy Osboure, Yeah Yeah Yeahs, Gaddafi Gals

30.09.2022SoundcheckradioeinsTorsten Groß, Jana Weiss, Toby Scharper, Joachim Hentschel

Björk

Ab und zu gibt es Alben, die missverstanden in die Gegenwart starten und Jahrzehnte später als Klassiker erkannt werden. Das elfte Album der großen Universalkünstlerin Björk könnte ein solcher Kandidat sein. Denn obwohl «Fossora» auf ein starkes Narrativ über Erdverbundenheit und weibliche Prinzipien aufbaut, wirken die 13 Stücke eher wie ein hermetisches Kunsthörspiel, dem der Begleitfilm fehlt. — Björk spielt mit Islandfolklore, freiförmigen Melodien und gesampelten Stimmen, ohne dabei zu allzu vielen Ergebnissen zu kommen, die über atmosphärischen Schönklang hinausgehen. Eigen, aber doch zu artig. — Joachim Hentschel, Süddeutsche Zeitung

 
 

SK-

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Kraftklub, Makaya McCraven, Die Sterne, Baitbat

23.09.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller,Claudia Gerth, Christian Schröder, Martin Rabitz —   –  Details

Makaya McCraven

Waren die letzten beiden Alben des hoch geschätzten Makaya McCraven Auseinandersetzungen mit historischen Quellen (Gil Scott-Heron und Blue Note), so ist er nun ganz bei sich. Nicht weniger als sieben Jahre hat der Drummer und Wunderproduzent aus Chicago an In These Times gesessen.

 

— Das Studio als Instrument ist hier nicht so wichtig. Bedeutend ist die Komposition und real time Ensemblespiel. Merkwürdigerweise ist das Ergebnis nicht ganz so überzeugend wie die früheren Arbeiten. Vielleicht ist der Kopf nach sieben Jahren einfach nicht mehr so frei.

 

— Andreas Müller, Gastgeber — —

 
 

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Sudan Archives, Jonathan Jeremiah, Charles Stepney, Otto von Bismarck

09.09.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller, Fanny Tanck, Thomas Wochnik, Christian Seidl —   –  Details

Sudan Archives

«Ich bin ein Retro-Boy» sagt der Londoner über sich selbst und so sind auch auf seinem fünften Album keine Innovationen zu erwarten. Wohl aber Klasse und Qualität. Und die liefert Jonathan Jeremiah: die Stimme ist voller Seele, die Songs sind großartig ausgeformt und eine – für unsere Zeit – enorm aufwändige Produktion (20 Streicher sind dabei!) macht dieses Album zu etwas ganz besonderem und wohl auch zu Jeremiahs bester Platte überhaupt. — Andreas Müller, Gastgeber —

 
 

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Thee Sacred Souls, Magro, Earl’s Closet, Oehl

02.09.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller,Silvia Silko, Fabian Wolff und Nadine Lange —   –  Details

Magro

Fusion-Jazz gilt für viele als entsetzlicher musikalischer Irrweg in den 1970er Jahren. Doch es war nicht alles schlecht, und insbesondere das Werk George Dukes ist Inspiration für einige der interessantesten Platten aus der Los Angeles Szene rund um das Brainfeeder Label von Flying Lotus.

 

— In Berlin hat der Drummer und Produzent Magro die Botschaft vernommen. Sein Umgang mit dem Erbe wird zudem mit Hip Hop angereichert und diverse Gäste sorgen für einen Groove und eine Atmosphäre, dass das Album II durchaus Weltniveau erreicht.

 

— Andreas Müller (Gastgeber)

 
 

SK-try202*

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Stella Donnelly, Ezra Furman, Julia Jacklin, Muff Potter

26.08.2022SoundcheckradioeinsTorsten Groß,Birgit Fuß, Julia Friese, Christian Schröder —   –  Details

Ezra Furman

Vielleicht würde Bruce Springsteen so klingen, wenn er eine bisexuelle Transfrau wäre – aber das ist natürlich schwer zu beweisen. Auf jeden Fall hat Ezra Furman eine ähnliche Kraft in ihren Liedern: die dramatische Stimme, die alarmierten Gitarren, die unruhigen Melodien. Doch es sind die (sehr vielen) Worte, die Furmans sechstes Soloalbum so besonders machen. Die Außenseiter in ihren Geschichten sind immer auf der Suche nach Auswegen und Verbindungen zu Gleichgesinnten, verletzlich und stark zugleich. Wie die Sängerin eben. — Birgit Fuß, Rolling Stone

 
 

SK-try202*

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Hot Chip, Sophia Blenda, Cass McCombs, Carlos Niño

19.08.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller, Christoph Reimann, Kai Müller und Martin Böttcher —   –  Details

Sophia Blenda

Was die 26-jährige Sophie Löw unter dem Künstlernamen Sophia Blenda macht, unterscheidet sich nicht sehr von ihrer Arbeit mit Culk, der Wiener Indie-Band, die zwei hochgelobte Alben herausgebracht hat. Ihr Solodebüt ist ein Langgedicht in neun Kapiteln ohne Schlagzeug und Gitarre, eine Neuinterpretation der Klavierballade im Geiste Wittgensteins, getragen von denselben sorgsam gebauten Wortfindungen. Noch verlorener, abstrakter, noch skeptischer den eigenen sprachlichen Mitteln gegenüber. — Es geht um die Identitätsfragen der Generation Z. Wo bleibe ich? Was bedeutet Bindung? Welche Haltung wäre angemessen angesichts autoritärer Strukturen? Einmal heißt es: «Ich bin da zwischen Heiterkeit und Gewalt.» Was eine gute Antwort des freien Menschen auf die Probleme ist, die er nicht lösen kann. Aber nicht jede Antwort macht einen auch glücklich. — Kai Müller, Tagesspiegel —

 
 

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Beyoncé, Maggie Rogers, Jamie T und Steve Lacy

29.07.2022SoundcheckradioeinsElissa Hiersemann, Laura Aha, Silvia Silko und Hannes Soltau

Steve Lacy

Gemini Rights von Steve Lacy — Der 24jährige Steve Lacy von der US-Westküste gilt als Produzenten-Talent, das schon bei Künstler*innen wie Solange, Mac Miller oder Kendrick Lamar für einen guten Sound gesorgt hat. — Auf seinem zweiten Album präsentiert Steve Lacy 35 kurzweilige Minuten, die zwischen Psych-Rock/Pop, Soul, Funk und Jazz oszillieren. — Elissa Hiersemann, radioeins

 
 

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Jack White, Working Men’s Club, She&Him und Kode

22.07.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller, Jana Weiss, Martin Böttcher, Oliver Schwesig —   –  Details

Working Men’s Club

Uncodiert kommt die Band aus West Yorkshire schnell zur Sache. Es geht um die Themen unserer Tage: Angst und unsichere Zeiten. Die musikalischen Ränder der 80er treffen sich in der Musik von Working Men›s Club. Britischer Postpunk und Detroit Techno gehen eine haarsträubend schöne Mischung ein. Das unschuldige Spiel damit auf ihrem ersten Album ist nun bitterem Ernst gewichen. Eiskalt peitschende Beats und trockene Stakkato-Bässe künden Unheil an. Brettern, Donnern, Strampeln. The fear is on. Ausgang ungewiss. — Oliver Schwesig, Deutschlandfunk Kultur —

 
 

SK-try202*

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Elvis (Soundtrack), Naima Bock, Daniel Freitag, Anteloper

08.07.2022SoundcheckradioeinsAndreas Müller, Nadine Lange, Jens Balzer, Martin Böttcher —   –  Details

Anteloper

Jaimie Branch trötet die flotteste Trompete der Jazzgegenwart und trägt dazu die schönsten Trainingsanzüge. In dem Duo Anteloper spielt sie mit Jason Nazary zusammen, er lässt elektronische Geräte aller Herkunfts- und Altersklassen psychedelisch blubbern und tinnitusträchtig fiepen. Eine von chemischen Substanzen und hellen Sonnenstrahlen durchflutete Musik, die in den Augen ebenso wohltuend schmerzt wie in den Hirnschläfenlappen.

 
 

SK-try202*

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Regina Spektor, Jochen Distelmeyer, Moor Mother, Grim 104

01.07.2022SoundcheckradioeinsTorsten Groß, Maik Brüggemeyer, Kai Müller —   –  Details

Moor Mother

Poesie, die aus Musik entsteht, will sich vielleicht automatisch in Musik zurückverwandeln. So fragte Camea Ayewa nach Fertigstellung ihres Gedichtbandes „Jazz Codes“ einen befreundeten Produzenten, ob er sie mit Loops aus seiner Jazz-Schatulle versorgen könne. Er schickte einhundert. Daraus bastelte die afrofuturistische Künstlerin, die ihr Geld als Kompositionsdozentin in L.A. verdient, eine verdichtete Ton-Collage aus Stimmen, historischen und neuen, aus Beats und Improvisationen und zahlreichen Gästen mit eigenen Spoken-Word-Beiträgen. Das hört sich verwirrend an, ist es auch, weil hier alles mit allem auf untergründige Weise verbunden ist. Stoff für Seminar-Arbeiten. Wäre da nicht dieser sanfte Flow, der einen hineinzieht in den Bewusstseinsstrom weiblicher Zeitzeugen, die ihre Version der Jazz-Geschichte erzählen. — Kai Müller, Tagesspiegel

 
 

SK-try202*hehi