Alle Artikel in der Kategorie “Sound Art: Zeit-Ton

Ö1 / Sound Art: Zeit-Ton

Lauschen Sie! Peter Ablingers fein abgestufte Klangwelten / In memoriam Peter Ablinger

18.04.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Nina Polaschegg, Susanna Niedermayr —   –  Details

Peter Ablinger

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verstarb Peter Ablinger nach schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Berlin. Wir ändern in memoriam unser Programm und präsentieren ein Zeit-Ton Porträt, das 2019 zum 60. Geburtstag von Peter Ablinger entstanden ist. — Ein Notizbuch war immer mit. Dort notierte er Projekte, Ideen, graphische Skizzen, philosophische Gedanken, nicht nur zur Musik und Ästhetik. Peter Ablinger lebte seit 1982 in Berlin. Geboren und aufgewachsen ist er in Oberösterreich. Zum Studieren (Jazzklavier und Komposition) ging er nach Graz. Sein musikalisches Schaffen fokussiert das Hören. Das genaue, differenzierte Hören verschiedenster Geräuschabstufungen. Es geht um Präsenz im Hier und Jetzt, um Grenzen, Illusionen und das Auf-sich-geworfen sein beim Hören. Kompositionen, Konzepte und Spielanweisungen, Versuchsanordnungen zum Hören, Peter Ablinger arbeitete gerne in Serien und schaffte neue Hörerfahrungen für Instrumente, Geräuscherzeuger, elektroakustische Instrumente oder Klanginstallationen. Ein Grundthema wird von verschiedenen Seiten umkreist. Ob in «weiss/weisslich», deren Werke die Vielfalt weißen Rauschens erforschen oder aber «Voices and Piano», in dem es um Dopplungen, Spiegelungen und nicht zuletzt Varianten der Wahrnehmung geht. — Das ORF Festival musikprotokoll im steirischen herbst wird Peter Ablinger Anfang Oktober 2025 eine Hommage widmen, in deren Rahmen auch das letzte Orchesterwerk «Wendel» – ein Kompositionsauftrag des musikprotokoll für das RSO Wien – zur Uraufführung gelangen wird. — Das für heute geplante Zeit-Ton Porträt über Jorge Sanchez-Chiong wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddMITSCHNITT

Komposition vermitteln / Julia Purgina als Kompositionsprofessorin

14.04.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Astrid Schwarz —   –  Details

Julia Purgina

Wie vermittelt man die Kunst des Komponierens? Wir widmen uns in einem Schwerpunkt einer Zunft im Umbruch. — Als studierte Bratschistin und Komponistin kann Julia Purgina auf langjährige Erfahrung im Orchestermusikbereich verweisen, als Interpretin und Komponistin. Gemeinsam mit Komponist und Autor Roland Freisitzer leitete sie bis 2016 das Ensemble Reconsil und war Gründungsmitglied der Komponistinnen-Interpretinnengruppe Ensemble Lux. Zuletzt spielte sie bei Studio Dan und gelegentlich im Klangforum Wien. Sie schreibt Orchesterwerke, Kammeropern und Chorstücke für renommierte Ensembles im In- und Ausland und sie war Studiengangsleiterin für Saiteninstrumente an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und unterrichtete dort auch musiktheoretische Fächer. Im Jahr 2022 wurde Purgina als Vizerektorin für Kunst und Lehre an die Anton Bruckner Privatuniversität berufen und seit 2024 ist sie nun ordentliche Professorin für Komposition am Institut für Kompositionsstudien, Ton- und Musikproduktion der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. — Wir besuchen sie an ihrem Arbeitsplatz und schauen uns an, wie Komposition heutzutage vermittelt wird und was die Studierenden antreibt, sich für dieses vermeintlich exotische Fach zu qualifizieren. — Welche Leitbilder haben in einer Epoche Geltung, die von der gleichzeitigen Verfügbarkeit stilistischer Schulen und Traditionen geprägt ist? Ist historisch fundiertes, solides Handwerk wichtiger oder ein kreativer Umgang mit den allerneuesten Klangwelten? Wir porträtieren KompositionsprofessorInnen zu einer Zeit des Generationenwechsels und von Weichenstellungen im Lehrplan an Österreichs Musikuniversitäten.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddoekihehi

Composer in Residence aus der Ukraine / Anna Arkushyna

08.04.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Christine Pleschberger —   –  Details

Anna Arkushyna

Das Ensemble NeuRaum spielt Werke von Anna Arkushyna für das Zentrum Zeitgenössischer Musik (ZZM). — Der Titel «Composer in Residence» wird jährlich im Rahmen eines Wettbewerbes für Komponist:innen, der vom Zentrum Zeitgenössischer Musik (ZZM) ausgeschrieben wird, vergeben und ist an einen Kompositionsauftrag gekoppelt. — «ZZM-Composer in Residence 2024/25» ist Anna Arkushyna, eine ukrainische Komponistin, die in Graz lebt. Sie studierte Komposition in Kiew/Kyjiw und in Graz, absolvierte das Cursus-Programm für Komposition und Computermusik am IRCAM in Paris. Anna Arkushyna gewann den 3. Preis beim pre-art competition (2017), war Finalistin des Ö1 Talentebörse Kompositionspreises (2020, 2022). 2021 wurde sie mit dem Musikförderungspreis der Stadt Graz ausgezeichnet und erhielt 2022 das Startstipendium für Musik und darstellende Kunst des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, sowie 2024 ein Staatsstipendium für Komposition. Im Sommer 2024 war sie Artist in Residence der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf in Deutschland. — Im Zentrum des «ZZM-Composer in Residence»-Konzertes in Klagenfurt steht die Uraufführung des Auftragswerkes für das Ensemble NeuRaum: «NIMEN». Mit «Modelle», «Dreiecke» (2015), «Puzzle» (2011), «Inside the Pseudo» (2011) und «Spraying» (2012) wählte die Komponistin fünf weitere eigene Werke für diesen Abend aus. — Ein Ö1 Mitschnitt des «Composer in Residence»-Konzertes mit dem Ensemble NeuRaum, aufgenommen am Montag, 10. März 2025 im Neuen Saal des Klagenfurter Konzerthauses.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddmakioMITSCHNITT

Sport und (Neue) Musik

07.04.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Hannes Heher —   –  Details

Olga Neuwirth

Neben Bert Breit, Olga Neuwirth, Volkmar Klien, Tomasz Skweres und im besonderen Mauricio Kagel hat der Sport immer wieder Komponierende fasziniert – eine Rundschau. — Der Schönberg-Schüler Alban Berg war bekanntlich ein großer Fußball-Fan und wann immer möglich bei den Spielen seines Vereins Rapid dabei, aber auch viele andere Komponistinnen und Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts haben sich für diese auf den ersten Blick nicht wirklich miteinander verwandten Genres interessiert – und hin und wieder sogar einschlägige Stücke zum Thema vorgelegt. Eine der bekanntesten Kompositionen ist natürlich Mauricio Kagels “Match” für zwei Violoncelli und Schlagzeug: Das Werk stellt bekanntlich das kammermusikalische Zusammenspiel als sportlichen Wettkampf der beiden Cello-Spieler:innen in halb-szenischer Form dar, mit dem Schlagzeug als Schiedsrichter. Aber auch von Bert Breit (Suite sportive), Olga Neuwirth (Ein Sportstück), Volkmar Klien (Start-Ziel-Siege), Tomasz Skweres (Sport ist Mord) und von einigen mehr existieren beeindruckende “sportliche” Kompositionen, eine Auswahl davon ist in dieser “Zeit-Ton”-Sendung zu hören.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddmakioMITSCHNITT

Neue musikalische Splitter beim Eclat-Festival

31.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Rainer Elstner —   –  Details

Christine Fischer

Das Eclat-Festival in Stuttgart sieht sich als wichtiger Anker der freien Szene – neben den großen Rundfunk-basierten europäischen Festivals für zeitgenössische Musik. Im Februar dieses Jahres gab es in 16 Konzerten 25 Uraufführungen zu erleben. Wir bringen Highlights des Festivals, das heuer vom Klangforum Wien und den Neuen Vocalsolisten mit einem neuen Werk von Alex Paxton eröffnet worden ist. (Dieses Werk sendet Ö1 in der Aufzeichnung der österreichischen Erstaufführung am Sonntag, 6. April 2025 in «Supernova»). Zudem sangen die Vocalsolisten in Stuttgart u.a. die Uraufführung eines neuen Werkes von Bernhard Lang.

– — – Der Name des 1980 gegründeten Festivals steht nicht für Skandale, sondern bezieht sich auf das französische Wort «Éclat» und dessen Bedeutungen wie «Aufschein», «Glanz», «Splitter» und «Knall». Begonnen hat man als «Tage für Neue Musik», 1989 fusionierte man mit der Institution Musik der Jahrhunderte. Seit 2014 ist Christine Fischer künstlerische Leiterin von Eclat (sie ist zugleich Intendantin von Musik der Jahrhunderte und Managerin der Neuen Vocalsolisten Stuttgart).

 
 

SK-

Otomo Yoshihide Quartet + Dans les arbres im Echoraum

28.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Heinrich Deisl —   –  Details

Otomo Yoshihide

Otomo Yoshihide, Sachiko M., Axel Dörner und Martin Brandlmayr: eine Supergroup freier Improvisation. Dieses japanisch-deutsch-österreichische Quartett feierte seine Uraufführung 2005 bei den Donaueschinger Musiktagen. Im Rahmen von Wien Modern spielte es im November 2024 im Echoraum nicht nur eines seiner sehr raren Konzerte, sondern auch seine Österreich-Premiere.

Davor: Die Premiere einer Improvisation des norwegisch-französischen Quartetts Dans les arbres mit der Shamisen-Spielerin Yumiko Tanaka. – Der Zeit-Ton präsentiert Highlights dieser Auftritte. «–

– – Entstanden war die Formation aus Otomo Yoshihide, Sachiko M., Axel Dörner und Martin Brandlmayr auf Einladung des ehemaligen Ö1-Redakteurs Rainhard Kager, der auch lange für den SWR die Serie «NOWJazz» kuratierte. Von dem ersten Konzert gibt es die bislang einzige Veröffentlichung: «Allurements Of The Ellipsoid» (NEOS Jazz, 2010).

– Seitdem hat das Quartett einige wenige, dafür umso intensivere Konzerte gegeben, etwa bei einer Japan-Tour 2007 oder den Klangspuren 2019.

– – Auf Initiative des Echoraums spielten die vier am 10. November 2024 beim Festival Wien Modern zum ersten Mal in Wien. Das Interesse des Publikums war so groß, dass das Konzert zweimal präsentiert wurde.

– – In den späteren 1990er Jahren waren der Turntable-Spieler und Gitarrist Otomo Yoshihide und die Elektronikmusikerin Sachiko M. mit dem Ensemble Ground Zero Mitbegründer der japanischen Jazz-Noise-Szene. 1999 kuratierte Yoshihide das Welser Festival Unlimited und hat in einer schier unüberschaubaren Anzahl an Formationen gespielt, darunter ein Quartett von Franz Hautzinger.

– Sachiko M. war eine der ersten, die mit einem No-Input-Mixer Musik produzierte. Im Zeit-Ton-Interview erzählt sie von ihrem aktuellen Album «Sine Wave Solo at Ftarri 2022».

– Axel Dörner gilt als einer der Initiatoren der Berliner Echtzeit-Musik. Sein Repertoire reicht vom Improvisationsjazz bis zu Solo-Werken mit speziellen Mikrofonierungen seiner Firebird-Trompete.

– Der Schlagzeuger Martin Brandlmayr spielt in Gruppen wie Radian und Polwechsel, 2018 wurde er für eine Radio-Arbeit mit dem Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet. «–

– – Zuvor traten Dans les arbres auf. Das 2004 gegründete Ensemble mit Ivar Grydeland (Gitarre), Christian Wallumrød (Piano), Ingar Zach (Percussion) und Xavier Charles (Klarinette) improvisierte zum ersten Mal mit der japanischen Shamisen-Spielerin Yumiko Tanaka. Die Musik von Dans les arbres zeichnet sich durch ungewöhnliche Kombinationen von Klangquellen und spontane Gruppenkompositionen aus. — – – Die beiden Bands sorgten im Echoraum für herausfordernde Konzerterlebnisse zwischen Expressivität und Zurückhaltung mit stets unvorhersehbaren Wendungen und Texturen. Ö1 hat die Auftritte aufgenommen und der Zeit-Ton präsentiert Höhepunkte daraus.

– Im Interview unterhalten sich die vier des Yoshihide Quartet über das Ensemble und eigene Aktivitäten.

 
 

SK-

Pierre Boulez zum Hunderter: Sinn und Sinnlichkeit / Schlüsselwerke und wegweisende Schöpfungen

25.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Walter Weidringer —   –  Details

Pierre Boulez

Schlüsselwerke und wegweisende Schöpfungen des großen Komponisten — Als Pierre Boulez Anfang 2016 starb, ging das musikalische 20. Jahrhundert erst zu Ende: Er war dessen vermutlich bedeutendste, einflussreichste Gestalt. Dass der Begriff «Avantgarde» in der Musik eine konkrete Bedeutung besaß, dass er aus dem Französischen stammt und zugleich aus der Militärsprache, dafür war er die lebende Begründung. Keiner nahm es mit der Rolle der kämpferischen Vorhut gegen künstlerische Altlasten aller Art so ernst wie er. — «Zwei Vokabeln fehlten ihm: Ehrfurcht und Verehrung», erinnerte sich Olivier Messiaen einmal an seinen einstigen Schüler, der nicht nur mathematisch besonders begabt war, sondern auch mit einem unbestechlichen äußeren wie inneren Ohr für Wort und Musik. Werke zu schaffen, in denen sich Intellekt und Emotion gleichermaßen mitteilten, sozusagen die Schönheit berechnet und der Verstand verspürt werden konnten, das war Boulez› Ziel: «Man muss seine Revolution nicht nur konstruieren, sondern auch träumen.» — «Zeit-Ton» erinnert an den legendären Musiker, der am 26. März 2025 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte – und lauscht mit unveränderter Neugier zwei Schlüsselwerken in Boulez› Schaffen: «Le Mateau sans maître» sowie «Pli selon pli». Und das in jeweils drei verschiedenen Aufnahmen unter der Leitung des Komponisten.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddmakaiMITSCHNITT

Der Briefwechsel zwischen Pierre Boulez und John Cage

24.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Christian Scheib —   –  Details

Pierre Boulez und John Cage

Zwei Seelenverwandte im Austausch. Gelesen von Tex Rubinowitz und Renato Uz — 100 Jahre wäre er dieser Tage geworden, der legendäre Komponist und Dirigent Pierre Boulez, und 112 Jahre wären es bei seinem kurzfristigen Freund und Kompagnon John Cage. In den 1950er Jahren schrieben die beiden einander eine Reihe von legendären Briefen. — Mitte 1949 läutet es an der Wohnungstür von Pierre Boulez in Paris und John Cage stellt sich vor. John Cage war für einen halbjährigen Studienaufenthalt nach Europa gekommen. Der 36-Jährige folgt einem Rat des amerikanischen Komponisten Virgil Thomson – so heißt es – und besucht den 24-jährigen Pierre Boulez. Es folgen Monate des musikalischen Austausches in Paris, des gemeinsamen gesellschaftlichen Umgangs, die Entwicklung einer offenbar intensiven Freundschaft. Ende des Jahres verlässt John Cage die Stadt Paris wieder Richtung New York und es sollte drei Jahre dauern, bis Pierre Boulez dann endlich in die USA und das hieß natürlich auch auf Besuch zu John Cage kommt. Aus diesen drei Jahren stammt der Großteil des erhaltenen und veröffentlichten Briefwechsels zwischen diesen beiden Komponisten. Zwei Seelenverwandte hatten sich gefunden: Lange, ausführliche und mit Tabellen und Notenskalen gefüllte Analysen eigener Werke wechseln sich ab mit verspielten Anmerkungen über gemeinsame Bekannte und kurzen heftigen Bezeugungen, wie sehr man einander liebe und brauche. — Eine Sendung mit Tex Rubinowitz und Renato Uz als John Cage und Pierre Boulez — Mit Musik von Pierre Boulez, John Cage, Karlheinz Stockhausen, Morton Feldman sowie Duke Ellington mit Frank Sinatra.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddmakaiMITSCHNITT

Georgiens Musikszene im Revolutions-Modus (Teil 2)

21.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Susanna Niedermayr —   –  Details

Georgiens Musikszene

Ein Besuch beim Festival «Close Encounters» in Tbilisi — Seit Monaten gehen in Georgien Menschen auf die Straße, um gegen die antieuropäische Politik ihrer Regierung zu protestieren. Einer der Auslöser war das nach russischem Vorbild konstruierte «Agentengesetz», das zur schärferen Kontrolle ausländisch finanzierter NGOs führt. Getragen werden die Proteste auch maßgeblich von der international bestens vernetzten Musikszene Georgiens. Dazu zählen legendäre Clubs genauso wie Festivals und einzeln KünstlerInnen. — «Zeit-Ton» hat im Februar 2025 das Festival «Close Encounters» in Tbilisi besucht, das von der in der Schweiz lebenden georgischen Pianistin Tamriko Kortdzaia abwechselnd in ihrer neuen Heimat Schweiz und in ihrer alten Heimat Georgien organisiert wird. Zu erleben waren Konzerte mit den Ensembles KIOSK und u /r aus der Schweiz und den Georgischen Kunstschaffenden Tiko Gogoberidze, Giorgi Koberidze, Nika Machaidze, Alexandre Kordzaia, Natalie Beridze und Sandro Chinchaladze. — – – Georgische Musikerinnen und Musiker sprechen sich klar und kritisch gegen die Politik ihrer Regierung aus – und lassen die Erlebnisse während der Proteste und auch dort eingefangene Klänge in ihre Werke einfließen.

– – Zentraler Medienpartner des Festivals «Close Encounters» war Mutant Radio. 2019 montierte das Team rund um Tata Janashia und Nina Bochorishvili ein kleines Holzhäuschen auf einen Anhänger, um bald darauf von Kulturveranstaltungen im ganzen Land zu senden. In Tiflis steht das mobile Radiostudio auf dem Gelände eines ehemaligen Kraftwerkes am Ufer des Flusses Mtkwari. Im Juni 2022 haben wir hier unseren alljährlichen Shape+ Showcase veranstaltet. Wenige Wochen später wurde Mutant Radio Mitglied unserer Festivalplattform, die 2014 vom ORF Festival musikprotokoll im steirischen herbst mitbegründet wurde. 2022 hatte das Team von Mutant Radio gerade damit begonnen, eines der beiden ihnen zur Verfügung stehenden Gebäude zu einer Konzert-Location umzubauen, nun bot es «Close Encounters» nicht nur eine Medienöffentlichkeit, sondern auch eine Bühne. Der Zukunft blicken Janashia und Bochorishvili ungeachtet ihres lokalen und internationalen Erfolges mit großer Sorge entgegen.

 
 

SK-

Porträt in memoriam Sofia Gubaidulina

14.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1N.N. —   –  Details

Sofia Gubaidulina

Die bedeutende russisch-tatarische Komponistin in einem historischen Interview. — Sofia Gubaidulina, die Grande Dame unter den lebenden Komponistinnen dieser Welt ist am 13. März im Alter von 93 Jahren nahe Hamburg verstorben. Damit verabschiedet sich eine der großen Tonsetzerinnen der Gegenwart für immer von der Klassikbühne, auf der sie gerade in den vergangenen Jahren große Erfolge feierte. — Wir senden aus diesem Anlass ein «Zeit-Ton»-Porträt aus dem Jahr 2018. Reinhard Kager hatte die stets bescheiden auftretende Komponistin bei den Klangspuren Schwaz zu einem Interview treffen können. Darin spricht sie über die Rolle der Religiosität für ihr Werk und die Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft. — Solisten wie Gidon Kremer, Mstislaw Rostropowitsch oder Anne-Sophie Mutter haben ihre Werke aufgeführt, Pultstars wie Kurt Masur, Christian Thielemann oder Simon Rattle dirigiert. Letzterer titulierte sie einmal als «fliegenden Einsiedler»: «Ab und zu kommt sie zu uns auf die Erde und bringt uns Licht und geht dann wieder auf ihre Umlaufbahn.» Im Jahr 2020 durfte das ORF Radio-Symphonieorchester Wien eines ihrer letzten großen Meisterwerke im Rahmen von Wien Modern unter der Leitung von Oksana Lyniv zur Uraufführung bringen. — Klangfarben und Intervall-Konstellationen, Tonhöhen und Artikulationsarten bilden die Basis ihrer Werke, bisweilen sind rhythmische Prozesse prägend und das Verhältnis der Themen und Motive zueinander. Die oft als «Mystikerin der Musik» titulierte Künstlerin wollte stets Klang und Seele miteinander verbinden und verspürte bereits als Kind den Drang zum Komponieren. «Das wichtigste Ziel eines Kunstwerkes ist meiner Ansicht nach die Verwandlung der Zeit», sagte sie einmal. — Religion war der russisch-orthodoxen Christin existenziell wichtig und prägte ihr ganzes Musikschaffen – nicht nur ihre religiösen Werke wie «Stunde der Seele», «De profundis», oder «Sieben Worte». Herausragend ihre «Johannes»-Passion: Die Auftragskomposition für die Internationale Bachakademie Stuttgart wurde zum 250. Geburtstag von Johann Sebastian Bach 2000 uraufgeführt. Sie hat den Leidensweg Jesu gigantisch vertont – für Orchester, zwei Chöre und Solisten. Später folgte «Johannes-Ostern», denn die Leiden Jesu ergeben für Gubaidulina ohne die Auferstehung keinen Sinn. — Im Leben Gubaidulinas spiegelte sich das 20. Jahrhundert seit der Stalinzeit, der Kalte Krieg, Gorbatschows Perestroika und der Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Komponistin kam am 24. Oktober 1931 in Tschistopol an der Wolga in der tatarischen Republik zur Welt, studierte in Kasan und Moskau Musik und arbeitete seit 1963 als freie Komponistin. Als kulturelle Wurzeln nannte sie die Prägung durch jüdische Lehrer, die frühe Begegnung mit der deutschen Kultur und ihre russisch-tatarische Herkunft. Ihr Geld musste sich Gubaidulina lange mit dem Schreiben von Filmmusik verdienen, ihre Werke wurden in der Sowjetunion mit Skepsis betrachtet und kaum aufgeführt. (Wiederholung vom 24. April 2018)

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddmakaMITSCHNITT

Engin Dagliks Reise durch den Klang

11.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Engin Daglik

musikprotokoll 2024. Klavier, Donnerblech und Angelschnüre, gespielt von Carolina Santiago Martínez — Inspiriert von Aloysius Bertrands «Gaspard de la nuit» fängt Engin Dagliks «a light stung the darkness I» den flüchtigen Moment ein, in dem eine Idee die Leere durchdringt und sie in plötzliches Licht taucht. Dieses Stück entführt die Zuhörer:in in eine kunstvoll gewobene auditive und visuelle Landschaft, in der Klang, Licht und Raum zu einem immersiven Erlebnis verschmelzen. Im Mittelpunkt der Komposition stehen ein Klavier, ein Donnerblech und sechs Angelschnüre, die die Klaviersaiten mit dem Donnerblech verbinden. Diese unkonventionelle Anordnung prägt nicht nur die Klanglandschaft, sondern bestimmt auch die Interaktion des Interpreten, was zu einem dynamischen Zusammenspiel von Bewegung und Musik führt. — Die Zuhörer:innen tauchen in einen sorgfältig ausgearbeiteten Klangteppich ein, in dem jede Note und jeder Umgebungsklang bewusst positioniert ist, um die tiefgreifende Beziehung zwischen Räumlichkeit und Akustik zu erforschen. Die Reise durch «a light stung the darkness I» ist nicht nur eine Reise durch den Klang, sondern auch durch die räumliche Wahrnehmung, die sich von Moment zu Moment weiterentwickelt. Während das Licht die Dunkelheit durchbricht, umreißt der Klang den Raum und unterstreicht die Fähigkeit der Musik, die verborgenen Dimensionen unserer Vorstellungskraft zu transformieren, zu transportieren und zu enthüllen. — Eine Wiedergabe der österreichischen Erstaufführung von «a light stung the darkness I» beim ORF-musikprotokoll am 5. Oktober 2024 im Foyer der Helmut List Halle mit der Pianistin Carolina Santiago Martínez.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddMITSCHNITT

Neue Musik auf der Couch: Serieller Meilenstein / Pierre Boulez: Structures I (1952)

03.03.2025Sound Art: Zeit-TonÖ1N.N. —   –  Details

Pierre Boulez

«In dieser Reihe von Werken geht es mir darum, die serielle Architektur auf allen Ebenen umzusetzen: in der Disposition der Tonhöhen, der Lautstärken, der Anschlagsarten und der Dauern. Die Architektur der Tonhöhen kann sich in die Architektur der Dauern oder der Lautstärken oder der Anschlagsarten verwandeln. So weit, dass alle Strukturen untereinander austauschbar sind.» Mit diesen Worten beschreibt Pierre Boulez seinem etwas älteren Kollegen und Brieffreund John Cage in einem Brief seine neueste Komposition: Ein Werk, das als eines der Meilensteine der seriellen Musik in die Musikgeschichte eingehen wird.

– Sperrig, automatisch, unpersönlich? Jedenfalls ein ausgesprochen spannendes Kapitel der Musikgeschichte, in dem das Weiterdenken des Reihengedankens der Zweiten Wiener Schule eine der radikalsten Schöpfungen des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat.

– Thomas Wally, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Komponist und Violinist auch an der Wiener Musikuniversität als Senior Lecturer in musiktheoretischen Fächern aktiv, betrachtet «Structures I» von Pierre Boulez im Gespräch mit Rainer Elstner aus (hör)analytischer Perspektive: Was hören wir, wenn wir dieses Werk hören? Worauf können wir achten? Was sind Besonderheiten, denen wir Aufmerksamkeit schenken sollten? Den Hörer:innen werden analytische Tools bereitgestellt, mit deren Hilfe diese Musik mit einem geschärften Fokus wahrgenommen werden kann.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddMITSCHNITT