Alle Artikel in der Kategorie “Radiokolleg

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Gerhard Bronner und Georg Kreisler – Legendäre Liedermacher des Nachkriegs-Kabaretts (1)

17.10.2022RadiokollegÖ1Andreas Maurer —   –  Details

Georg Kreisler

Gerhard Bronner und Georg Kreisler sind beide Jahrgang 1922, gebürtige Wiener, wirken vielseitig als Texter, Sänger, Komponisten, Autoren, Kabarettisten und Juden, die vor den Nazis in die Emigration fliehen müssen. — Der 16-jährige Gerhard Bronner schwimmt über die Donau und erwischt ein Schiff nach Palästina, Georg Kreisler flüchtet derweil nach Osten in die USA. Dort arbeitet er in Hollywood mit Charlie Chaplin und lernt in New York das Handwerk des Show-Business kennen. Bronner wird unterdessen Kapellmeister einer Band mit vierundzwanzig Mitgliedern und erhält ein Engagement in London. Dennoch zieht es beide zurück nach Wien. In der zerstörten (ehemaligen) Heimat finden Bronner und Kreisler in der «Marietta-Bar» eine gemeinsame «Kultstätte», die später auch Peter Alexander oder Helmuth Qualtinger zum künstlerischen Zuhause wird. Das Duo pachtet auch das «Intime Theater» in der Liliengasse, doch dann zerbricht die Freundschaft. Zu gegensätzlich sind ihre Ansprüche und Einstellungen. Die Wege trennen sich, künstlerisch treffen sie aber immer wieder aufeinander. — Denn die Musikkabaretts beider Künstler entpuppen sich als Zeitventile, als gegensätzliche (Zerr-)Spiegelbilder eines zerrissenen Jahrhunderts. Hits wie «Tauben vergiften», «Wien ohne Wiener», «Zyankali» oder «Der g´schupfte Ferdl» verkehren die scheinbaren Idyllen der Nachkriegsgesellschaft ins absurde Gegenteil, indem sie provokanten Themen einen poetischen Schleier überwerfen. Ernste Musik wird assimiliert und mit der bissigen Sprache des Kabaretts angereichert, bekannte klingende Zitate künden in surrealistischen Geschichten von einer melancholischen, misstrauischen Weltanschauung. «Je ernster eine bittere Wahrheit war, die ich dem Publikum näherbringen wollte, desto überzeugender habe ich sie in Humor verpackt», verrät Gerhard Bronner später in seinen Erinnerungen. «Man verließ das Kabarett in guter Laune, aber die Wirkung stellte sich meist später ein.» Die Lacher abseits des gesellschaftlich akzeptierten Rahmens bleiben nicht ohne Kritik – der heute berühmte Schlager «Tauben vergiften» (Kreisler) ist in den 1950er Jahren im ORF sogar verboten. — Das Radiokolleg heftet sich auf die Spuren dieser genialen Liedermacher, die zum 100. Geburtstag posthum gemeinsam gefeiert werden.

 
 

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Mary Shelley: Frankenstein – Lust auf Literatur – Die Bücherbox zum Thema ‹Gothic Novels› (1)

17.10.2022RadiokollegÖ1Till Koeppel —   –  Details

Mary Shelley

Allein die Entstehungsgeschichte dieses Klassikers ist schon legendär: Der Ausbruch des Vulkans Tambori hatte im Jahr 1816 den Himmel verdunkelt und Weltuntergangsstimmung verbreitet, als Lord Byron seine Gäste in der Villa Diodati am Genfer See zu einem dichterischen Wettstreit lud. Das wohl bekannteste literarische Ergebnis dieser Nacht ist Mary Shelleys Roman «Frankenstein», den sie zwei Jahre später anonym veröffentlichen ließ. Darin erzählt die Autorin die Geschichte des jungen Wissenschaftlers Viktor Frankenstein, der einen künstlichen Menschen erschafft – mit fatalen Folgen. «Frankenstein oder Der moderne Prometheus» zählt bis heute zu den einflussreichsten Schauerromanen, inklusive zahlreicher Adaptionen für Film, Theater und Oper, und Boris Karloffs Darstellung von Frankensteins Monster hat sich in unserem visuellen Gedächtnis verankert.

 

 
 

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Krautrock – Klangtrips mit der Traumaschine (2)

11.10.2022RadiokollegÖ1Thomas Miessgang, Walter Gröbchen —   –  Details

Christoph Dallach

Krautrock ist ein recht unglückseliger Begriff, mit dem die experimentelle, (west)deutsche Musik der späten 1960er und siebziger Jahre bezeichnet wird. Er leitet sich vom Begriff Krauts her – so bezeichneten die Engländer im Zweiten Weltkrieg die Deutschen nach ihren präsumtiven Nahrungsvorlieben. Aber so inadäquat die Definition auch sein mag, sie markiert eine Musik, die einen gewaltigen rockhistorischen Emanzipationsschritt darstellte. War deutsche Musik in den frühen 1960er Jahren nicht mehr als ein mehr oder weniger gelungener Nachbau angloamerikanischer Beat-Vorbilder, so ging es dem Krautrock um eine völlig neue musikalische Vision, die sich zwar noch aus der US-amerikanischen psychedelischen Tradition speiste, im Besonderen aus den halluzinatorischen Entgrenzungsphantasien des LSD-Papstes Timothy Leary, ansonsten aber in viel größerem Maße kontinentaleuropäische E-Musik-Elemente, Free Jazz und auch Volksliedtraditionen einbrachte.

 

 
 

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Krautrock – Klangtrips mit der Traumaschine (1) – Neu! · Amon Düül · Guru Guru · Can · Kraftwerk

10.10.2022RadiokollegÖ1Thomas Miessgang, Walter Gröbchen – Esther Holeschek —   –  Details

Krautrock Trips

Der EU-Preisdeckel für Öl wird Russland massiv schaden, sagt ein Experte. Mit Putin werde das Land immer weiter in den Untergang gerissen. — Nach außen versucht Wladimir Putin Russland als blühende Nation darzustellen. Die westlichen Sanktionen gegen die russische Wirtschaft würden Europa viel stärker treffen, so das Narrativ des Kreml-Chefs. Doch entspricht diese Darstellung tatsächlich der Wahrheit? — Krautrock ist ein recht unglückseliger Begriff, mit dem die experimentelle, (west)deutsche Musik der späten 1960er und siebziger Jahre bezeichnet wird. Er leitet sich vom Begriff Krauts her – so bezeichneten die Engländer im Zweiten Weltkrieg die Deutschen nach ihren präsumtiven Nahrungsvorlieben. Aber so inadäquat die Definition auch sein mag, sie markiert eine Musik, die einen gewaltigen rockhistorischen Emanzipationsschritt darstellte. War deutsche Musik in den frühen 1960er Jahren nicht mehr als ein mehr oder weniger gelungener Nachbau angloamerikanischer Beat-Vorbilder, so ging es dem Krautrock um eine völlig neue musikalische Vision, die sich zwar noch aus der US-amerikanischen psychedelischen Tradition speiste, im Besonderen aus den halluzinatorischen Entgrenzungsphantasien des LSD-Papstes Timothy Leary, ansonsten aber in viel größerem Maße kontinentaleuropäische E-Musik-Elemente, Free Jazz und auch Volksliedtraditionen einbrachte.

 

Auffällig und ungewöhnlich am Krautrock war, dass sich dort nicht vorwiegend traditionelle Rockmusiker betätigten, sondern Free Jazzer wie die Schlagzeuger Mani Neumaier oder Jaki Liebezeit oder ausgebildete Klassikmusiker wie der Organist Irmin Schmidt und der Bassist Holger Czukay von der Gruppe Can. Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Krautrock war die Faszination von neuen elektronischen Klanggeneratoren, die schnell in den akustischen Genpool der Musik eingespeist wurden – was im Falle der Gruppe Kraftwerk zum Welterfolg führte.

 

Krautrock war nie ein konsistentes Genre, sondern ein Sammelbegriff, der den Acid Folk der Gruppe Witthüser & Westrupp genauso umfasste wie die Space-Expeditionen von Tangerine Dream oder den frei fließenden Elektro-Jamrock von Guru Guru. — In seinen verwegensten Momenten konnte der Krautrock den Charakter einer von Erdenschwere befreiten galaktischen Fieberphantasie annehmen, doch, ebenfalls nicht selten, blieb er am Boden kleben und suhlte sich im uninspirierten (Prog)Rockklischee – etwa bei Gruppen wie Grobschnitt. Aus der Distanz von fast 50 Jahren ist er jedenfalls ein abgeschlossenes Kapitel kontinentaleuropäischer Musikgeschichte – das erste, das eine bis heute wirkende internationale Rezeption erlebte und mittlerweile zum globalen Klangreservoir zählt, aus dem sich eklektizistische Gegenwartsmusiker bedienen. Das britische Magazin «Melody Maker» schrieb einmal, Krautrock sei «a droning, pulsating sound that owed more to the avant garde than to rock & roll.»

 
 

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Bossa Nova bis Baile Funk – 4 Alben mit populärer Geschichte (1)

05.09.2022RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser —   –  Details

Joao Gilberto

Blackface ist nicht gleich Blackface. Als Chico Buarque 1984 im Fernsehen mit schwarz geschminktem Gesicht auftritt, trägt neben ihm Gilberto Gil weiße Farbe im Gesicht. Gemeinsam spielen sie verkehrte Welt und schaffen so ein Bewusstsein für Rassismus und Ungleichheit im Land, so schreiben Ursula Prutsch und Enrique Rodrigues-Moura in ihrer Kulturgeschichte Brasiliens. Buarque und Gil verschränken internationalen Pop mit lokalen Traditionen, sie lassen den kulturellen Kannibalismus eines Oswald de Andrade wiederaufleben, der Anfang des Jahrhunderts forderte, wie Indigene bewusst auszuwählen, welche Einflüsse man aufnimmt und welche man wieder ausspuckt. Chico Buarque schreibt auch eines von vier Alben mit Geschichte, mit dem sich die Musikviertelstunde anlässlich des 200. Unabhängigkeitstages Brasiliens beschäftigt.

 
 

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The Velvet Underground and Nico

29.08.2022RadiokollegÖ1Thomas Mießgang —   –  Details

The Velvet Underground and Nico

Auf den Spuren der einflussreichsten Platte der Rockgeschichte (1) — (Wh. 2017) – Das Album «The Velvet Underground and Nico» hat eine seltsame Rezeptionsgeschichte: Erschienen im Jahr 1967, als die Beatles mit «Sgt. Pepper» und die Beach Boys mit «Pet Sounds» Furore machten, ging die Platte der New Yorker Band um Lou Reed und John Cale im ersten Anlauf völlig unter. Sie brauchte, glaubt man einschlägigen Chroniken, mehr als zehn Jahre, um überhaupt sechsstellige Verkaufszahlen zu erreichen. Doch diese kommerzielle Niederlage steht in einem völligen Mißverhältnis zur künstlerischen Qualität und zu dem Einfluss, den diese Platte auf spätere Generationen von Popmusikern ausübte.

 
 

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Lore Kutschera und die Wurzeln

11.08.2022RadiokollegÖ1Ulrike Schmitzer

Lore Kutschera

Radiokolleg – Frauen mit Courage / Öko-Pionierinnen mit Passion (4) — Es war eine Österreicherin, die das «Jahrhundertwerk der Wurzelforschung» verfasste. Lore Kutschera hatte die Bedeutung von Wurzeln für das Ökosystem entdeckt und jahrzehntelang Wurzeln ausgegraben und analysiert. Zunächst wurde sie noch belächelt, doch bald war klar, dass ihre Ergebnisse das Wissen über Bäume, Sträucher und Pflanzen komplett verändern sollte. Lore Kutschera brauchte wohl viel Courage und Starrköpfigkeit, um sich in dieser in den 1950er-Jahren völlig neuen Forschungsrichtung durchzusetzen.

 
 

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Kraftwerk. 50 Jahre Mensch-Maschinen-Musik (1)

08.08.2022RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser, Katharina Godler, Julia Grillmayr, Ulrike Schmitzer, Ilse Huber —   –  Details

Kraftwerk

Die Lyrik Bubble. Über den Trend zum Dichten (1) — Gestaltung: Katharina Godler — Frauen mit Courage. Öko-Pionierinnen mit Passion (1) — Gestaltung: Julia Grillmayr, Ulrike Schmitzer, Ilse Huber — Kraftwerk. 50 Jahre Mensch-Maschinen-Musik (1) — Gestaltung: Stefan Niederwieser

 
 

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