Alle Artikel in der Kategorie “Radiokolleg

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Triest – ein Hauptort des Joyce-Kults – James Joyce in Kakanien (1)

06.02.2023RadiokollegÖ1Eszter Hollósi, Thomas Miessgang —   –  Details

Triest Joyce

Der irische Autor des Jahrhundertromans «Ulysses» hat am Beginn des 20. Jahrhunderts rund 14 Jahre in Triest gelebt, das damals noch Teil des austro-hungarischen Imperiums war. Die 4-teilige Serie folgt den biographischen, literarischen und politischen Spuren des berühmten Schriftstellers in Altösterreich: Sie untersucht, wo und wie diese Lebenserfahrung sich im Werk abgebildet hat und wie die Zeitläufte, etwa der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, seine künstlerische Laufbahn beeinflussten. — Aufgrund eines peinlichen Vorfalls in Dublin verließ der knapp über 20-jährige James Joyce mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Nora Barnacle seine Heimatstadt und siedelte sich, nach einem Zwischenaufenthalt im istrischen Pula, dauerhaft in Triest an. Der polyglotte ehemalige Kriegshafen des österreichisch-ungarischen Imperiums ist heute, neben Dublin, der Hauptort des globalen Joyce-Kults. Neben einem dem Schriftsteller gewidmeten Museum gibt es eine Vielzahl von emblematischen Orten, die von der gläubigen Fan-Gemeinde gerne besucht werden: Von der Wohnung in der Via S. Nicolo bis zur Berlitz School, von der Barriera Vercchia bis zum Café Stella Polare. In einer Tour d`Horizon soll untersucht werden, wie Triest den Schriftsteller James Joyce verändert hat und wie wiederum dessen nachhaltige Präsenz die Stadt bis heute prägt.

 
 

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Erdbeben in Türkei und Syrien / Platten sind noch nicht zur Ruhe gekommen

06.02.2023NewsTagesschauCharlotte Krawczyk —   –  Details

Erdbeben Türkei-Syrien

Im Süden der Türkei treffen die anatolische und die arabische Platte aufeinander. Im Interview erklärt die Geophysikerin Krawczyk, wie solch heftige Erdbeben entstehen und warum sie so schwer vorherzusagen sind. — tagesschau.de: Was genau ist im Süden der Türkei passiert?

Charlotte Krawczyk: Wir haben dort zwei Platten, die sich horizontal aneinander vorbeibewegen, die anatolische und die arabische Platte. Das machen die schon lange und auch ganz regelmäßig, ungefähr mit zwei Zentimetern pro Jahr. — Es kommt dann zu so starken Erdbeben, wenn ein Teil dieser Bewegung nicht direkt in Bewegung umgesetzt und abgebaut wird, sondern wenn sich die Platten etwa verhaken und dadurch Spannung aufgebaut wird. Irgendwann wird dann ein Schwellwert erreicht und wenn der überschritten ist, kommt es zu dem großen Ereignis, wo sich dann die aufgestaute Spannung entlädt.

 
 

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Hip Hop – Geburtsstunde in der Bronx – New York 1973 – Vom Urknall der Popmusik (4)

02.02.2023RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser —   –  Details

The Sugarhill Gang

Im Sommer findet in einem Häuserblock in der südlichen Bronx eine Revolution statt. Der schwarze Teenager DJ Kool Herc hatte schon einige Monate lang auf Parties vor allem rhythmische Breaks von Funk- und Soul-Platten gespielt. Auf zwei Plattenspielern wiederholt er diese Loops mit zwei Versionen desselben Breaks. Beim Back To School Jam in der 1520 Sedgwick Avenue aber beginnt er, auch kurze Passagen zu rappen. Seine Parties ziehen bald Massen an, auch weil er das lauteste Soundsystem in der Gegend besitzt. Hip Hop hat nichts erfunden, aber alles neu erfunden, wird Grandmaster Caz später sagen. Es dauert noch neun Jahre, dann erscheint mit «Rappers Delight» der erste globale Rap-Hit. Und Jahrzehnte später ist Rap die größte Musikrichtung des Planeten.

 
 

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Punk – Keine Zukunft im CBGB’s – New York 1973 – Vom Urknall der Popmusik (3)

01.02.2023RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser —   –  Details

CBGB NYC

Im CBGB›s treten die wichtigsten Punk-Bands der USA auf, Patti Smith, Richard Hell, die Ramones, Iggy Pop und die Stooges, Blondie und viele mehr. Kurz davor stürzt im Sommer 1973 das Mercer Arts Center im Greenwich Village ein, in dem viele Künstler:innen und Musiker:innen aufgetreten waren. Sie suchen eine neue Bleibe und finden sie im neu eröffneten CBGB›s. Das Lokal ist innen bald schon bedeckt mit Stickern und Graffiti, die Gegend ist eine der schlimmsten und gefährlichsten in Manhattan. Während im Rest der USA die klassischsten aller Classic Rock Songs geschrieben werden, vermischen sich hier Energie, enttäuschte Hoffnungen und Amphetamine zu einem brandheißen Cocktail.

 
 

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Was Komponisten an Alice im Wunderland reizt – Eine musikalische Reise (3)

25.01.2023RadiokollegÖ1Alfa Faber —   –  Details

Alice im Wunderland

Ist «Alice im Wunderland» ein Kinderbuch oder ein Erwachsenenbuch? Wohl beides. Man könne «Alice» und das Fortsetzungsbuch «Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln» auch als Wegweiser für den erwachsenen Leser begreifen, dank «Alice» gelinge es Erwachsenen, in eine Welt des Spiels und damit in eine Kinderwelt zurückkehren, wie die Literaturwissenschafterin Angelika Zirker darlegt. — Für Lewis Carroll war die Kindheit eine Art des paradiesischen Zustandes, das es zu bewahren gilt. Welche Aspekte dieses Buches sind nun für Komponisten interessant? Während die koreanische Komponistin Unsuk Chin das Werk als Oper für Erwachsene begreift, betont Pierangelo Valtinoni die märchenhaften Aspekte der Geschichte. Welche Herausforderungen eine Adaption des Stoffes speziell für Kinder birgt und welche Aspekte für Erwachsene spannend sind, das sind jene Aspekte, die in dieser Folge erörtert werden.

 
 

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Wie Lewis Caroll die Musik inspiriert hat – Alice im Wunderland – Eine musikalische Reise (1)

23.01.2023RadiokollegÖ1Alfa Faber —   –  Details

Alice im Wunderland

Es ist eines der berühmtesten Kinderbücher der Welt: «Alice im Wunderland» des britischen Schriftstellers Lewis Carroll. Charles Lutwidge Dodgson, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, war nicht nur Autor, sondern auch Mathematiker und Theologe – sein Todestag jährt sich am 14.Jänner zum 125. Mal. Aus diesem Anlass begeben wir uns auf eine musikalische Reise durch «Alice» Vertonungen. Zahlreiche Komponisten haben sich von «Alice» inspirieren lassen, ob auf der Opernbühne, als Bühnenmusik für Theaterstücke und Ballette. Auch in der Popmusik wurden Motive aufgegriffen., wie etwa in «White rabbit» von Jefferson Airplane. — Seit Generationen begeistert Lewis Carrolls Geschichte von der kleinen «Alice im Wunderland» Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Während Kinder an Figuren wie der Grinsekatze oder dem verrückten Hutmacher ihre Freude haben und spielerisch eintauchen in die Welt der Paradoxien und Absurditäten, spricht das Buch Erwachsene auf mehreren Ebenen an: Es werden philosophische Fragen aufgeworfen, es gibt versteckte Anspielungen auf politische Ereignisse sowie Hinweise auf den gesellschaftlichen Entstehungskontext. Gleichzeitig nimmt Carroll Persönlichkeiten aus seinem Umfeld satirisch aufs Korn und setzt sich auch mit der moralisierenden Kinderliteratur seiner Zeit auseinander.

 
 

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1913 Emotionserkennung – Datenpunkte im Informationszeitalter (1)

16.01.2023RadiokollegÖ1Sarah Kriesche, Anna Masoner, Irmgard Wutscher —   –  Details

Polygraph

Ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges entwickelt ein junger österreichisch-ungarischer Psychologe ein Gerät, das Atmungsphasen und Puls registriert. Vittorio Benussi stellt 1913 an der Universität Graz einen Apparat vor, mit dem er ermitteln will, ob eine Versuchsperson lügt. Er kreiert damit den ersten Lügendetektor oder Polygraphen, ein Gerät also, das körperliche Reaktionen und vermeintliche Gefühle messbar macht. Der Lügendetektor ist nach dem 2. Weltenkrieg bei Polizei und Justiz vor allem in den USA sehr beliebt, bevor er als unzuverlässig eingestuft wird. — Heute ist der Wunsch, Maschinen eine Vorstellung von menschlichen Emotionen einzuprogrammieren, hoch im Kurs. So sollen Computer in der Lage sein, aus subtilen Gesichtsausdrücken, aus der Stimme oder andere Biosignalen herauszulesen, ob Bewerber für einen Job geeignet sind. Sicherheitsbehörden arbeiten mit ähnlichen Systemen, um vermeintliche Kriminalitätsbereitschaft frühzeitig zu erkennen. Können heutige hochgerüstete Systeme tatsächlich viel mehr als Benussis Lügendetektor oder ist die Gefühlsmaterie eine Nummer zu groß für nicht allwissende Maschinen?

 
 

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Von Beethovens Taubheit bis Paganinis hypermobile Finger – Typische Krankheiten von Musiker:innen (1)

16.01.2023RadiokollegÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

LV Beethoven

Ihr Arbeitsplatz ist die Bühne, ihre Leistung ständig unter Beobachtung. Doch das, was Musiker:innen vor Publikum präsentieren, ist das Ergebnis jahrzehntelangen Trainings, das oft in früher Kindheit begonnen hat und bis ins hohe Alter reicht. Sofern der Körper und die Psyche mitspielen, denn die halten diesen Belastungen nicht immer stand. Den Bedarf an Therapien für Gelenke, Bewegungsabläufe, Muskeln, Nervenfunktionen und psychische Erkrankungen decken eine Vielzahl an Therapie- und vermehrt Prophylaxe-Angebote ab, die den neuesten Erkenntnissen Rechnung tragen. Betroffene, Therapeut:innen und Wissenschafter:innen geben Einblicke in die Situation. — «Die größte Qual bereitet mir das fast ununterbrochene Getöse im Inneren, das mir im Kopf braust und sich bisweilen zu einem stürmischen Gerassel steigert. Dieses Dröhnen durchdringt ein Gekreisch von Stimmen, … als ob Furien und alle bösen Geister auf mich losfahren würden». Was der böhmische Komponist Bedrich Smetana hier beschreibt, ist sein Tinnitus, dessen Ton er identifiziert und in seinem Streichquartett «Aus meinem Leben» musikalisch verewigt hat. Dass das Hören für Komponist:innen und Musiker:innen von essenzieller Bedeutung ist, steht außer Frage, umso tragischer, dass es viele gibt, die sich auf ein inneres Hören ihrer Musik verlassen mussten. Beethoven ist wohl das prominenteste Beispiel für dieses Schicksal. Über Musikerkrankheiten, seien sie physischer oder psychischer Natur, auch im Hinblick auf die Auswirkungen auf ihr künstlerisches Werk, ist viel publiziert worden. Ein historischer Abriss dieses erstaunlich vielfältigen Themas.

 
 

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Raf Camora – Zeitenwende im deutschen Hip-Hop

11.01.2023RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser —   –  Details

Raf Camora

Lexikon der österreichischen Popmusik (3) — Raf Camora ist für viele Jugendliche ein Idol. Kein anderer Musiker im deutschen Sprachraum war in den vergangenen zehn Jahren erfolgreicher. Damit prägt er den Sound von Deutschrap – und von deutscher Popmusik.

 

Wegen ihm müssen in Wien Straßenzüge gesperrt werden. Wo er auftaucht, bilden sich Menschentrauben. Denn das, was Raf Camora geschafft hat, ist zuvor keinem Österreicher gelungen, und schon gar keinem Rapper. Er hat gemeinsam mit Bonez MC den Klang von Deutschrap völlig umgekrempelt. Mittlerweile ist er Headliner auf den größten deutschen Festivals, er fährt Lamborghini und schnelle Roller, fliegt dabei gleichzeitig weiter Economy Class. Raf Camora ist ein untypischer Rapper, der das Scheinwerferlicht nicht zu suchen scheint. Früh produziert er Beats in Wien, später in Berlin für andere Rapper, er gründet sein eigenes Label und eine Management-Agentur.

 

Vor allem aber prägt er Deutschrap in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre wie kein Zweiter. Zuerst übersetzt er Dancehall, Reggae und Afrotrap in einen geschmeidigen deutschen Reimflow und wird damit für all jene Leute ein Vorbild, die mit komplizierten Biografien irgendwo in einem Außenbezirk von einem besseren Leben träumen, während sie in den sozialen Medien «auf Mörder machen». Damit dominiert er schließlich die Charts so sehr, dass die Regeln so umgeschrieben werden müssen, dass nicht ein Künstler alle anderen verdrängt. Später leiht er sich bekannte Melodien aus europäischen Dance-Hits der 1990er Jahre und schafft einmal mehr eine neue Sound-Blaupause.

 

Raphael Ragucci – der Opa kommt aus Italien – wird 1984 in der Schweiz geboren. Anfangs rappt er auf französisch und beobachtet aufmerksam die Trends am französischen Markt. In Wien lebt er 17 Jahre lang, wo er unermüdlich Material produziert. Aus Mangel an Perspektiven wandert er schließlich nach Berlin aus, wo er – unbemerkt von österreichischen Medien – bereits beachtliche Erfolge feiert. Mit «Palmen aus Plastik» erscheint dann 2016 eines der epochalesten Alben in der Geschichte von deutschem Rap.

 
 

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Lylit – Stimmgewaltige Singer-Soulwriterin / Lexikon der österreichischen Popmusik (1)

09.01.2023RadiokollegÖ1Astrid Schwarz —   –  Details

Lylit

In dieser Ausgabe werden Leben und Werk von Lylit, Ronnie Urini, Raf Camora und Musyl & Joseppa dokumentiert. Unter oe1.orf.at/lexika ist das Poplexikon mit mehr als 100 Einträgen zu finden, von A wie Ambros bis Y wie Yung Hurn. — Als stimmgewaltige Sängerin mit Soultimbre hat sich die gebürtige Salzburgerin einen Namen gemacht. 2019 veröffentlichte Eva Klampfer mit ihrem Projekt Lylit das erste Album unter eigenem Namen nach einer langen Pause. Nach Abschluss ihres Jazzgesangs- und Klavierstudiums in Linz war sie in New York Motowns ehemaligem CEO Kedar Massenburg aufgefallen, der sie gleich unter Vertrag nahm. Es folgten EPs, iTunes Single Of The Week in den USA und zahlreiche Tourneen durch Europa. Ein Traum schien wahr zu werden. Als Massenburg in Konkurs ging, waren Lylit jahrelang eigene Veröffentlichungen verboten. Zurück in Österreich fing Eva Klampfer neu an und kollaborierte mit verschiedenen Künstlern wie Parov Stelar, Christoph Pepe Auer, Blumentopf, FivaMc, SK Invitational, und schrieb für Conchitas Alter Ego Wurst das Debütalbum «T.O.M. Truth Over Magnitude». Nach ihrer im Frühjahr 2019 veröffentlichten EP «Aurora» ging Lylit solo mit Klavierbegleitung durch die Lande auf Tour. Ein Befreiungsschlag, der sich auch in den Texten ihrer Nummern widerspiegelt. Gemeinsam mit Andreas Lettner, selbst Musiker, Produzent und die zweite Hälfte des Projekts Lylit, schrieb sie das Album «Inward Outward» in der Abgeschiedenheit der Toskana, das im Herbst 2019 erschienen ist.

 
 

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Richard Tauber im Londoner Exil – Der König des Belcanto (4)

05.01.2023RadiokollegÖ1Günter Kaindlstorfer —   –  Details

Richard Tauber

Richard Tauber, der wohl berühmteste Tenor seiner Zeit, war ein ganz und gar unpolitischer Mensch. Dass er bei den Nationalsozialisten seiner «halbjüdischen Herkunft» wegen Persona non grata war, konnte der umjubelte Künstler lange Zeit nicht verstehen. Nach dem «Anschluss» Österreichs ans Dritte Reich nützte Tauber eine Europatournee, um nach Großbritannien ins Exil zu gehen. Die NS-Presse in Deutschland denunzierte den Sänger unterdessen als «Judentenor», als einen, der mit «jüdischem Kantorenschmalz» Geld machte. — Während des «Zweiten Weltkriegs» blieb Richard Tauber – der «Mann mit dem Monokel», wie ihn die Londoner Zeitungen nannten – in Großbritannien. Er wirkte als Sänger, aber auch als Dirigent, etwas des «London Philharmonic Orchestra»; Tauber trat aber auch in verschiedenen englischen Städten im Rahmen von Truppenbetreuungskonzerten auf. 1940 wurde ihm die britische Staatsbürgerschaft verliehen.

 

Der Sänger starb 1948 in London – mit nur 56 Jahren – an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung.

 
 

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1923 – Literatur und Kunst am Rande des Abgrunds 1923 – das Jahr der Extreme (4)

05.01.2023RadiokollegÖ1Details

Anita Berber

Im März 1923 kommt Anita Berbers Film «Tänze des Lasters, des Grauens und der Extase» in die Kinos. Produzent des skandalträchtigen Streifens ist der österreichische Regisseur und Drehbuchautor Richard Oswald. Die lasziven Tänze Anita Berbers versetzen die krisengeschüttelte Bevölkerung in Ekstase. Mitunter stehen Kinobesucher mit Kohlebriketts in der Hand Schlange, um die Kinokarte mit dem schwarzen Gold zu bezahlen. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig empört sich, überall schössen Bars, Rummelplätze und Schnapsbuden aus dem Boden wie Pilze. — Selbst das alte Rom habe keine solchen Orgien gekannt wie die Berliner Transvestitenbälle. In Wien werden die Rosenhügel-Studios fertig gestellt, die modernsten Filmstudios Europas. «Die Stadt ohne Juden» wird gedreht und erscheint 1924. Der österreichische Stummfilm basiert auf dem zwei Jahre zuvor erschienenen gleichnamigen, expressionistischen Roman von Hugo Bettauer. Dem Roman von übermorgen, wie der Untertitel lautet, wird aus heutiger Perspektive oft prophetische Weitsicht in Bezug auf die Geschehnisse im Dritten Reich zugeschrieben.

 
 

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