Alle Artikel in der Kategorie “Menschenbilder

Ö1 / Menschenbilder

Werner Kieser, Vorkämpfer des Krafttrainings / Der Mann, der Muskeln machte. Der Unternehmer und Autor Werner Kieser

13.04.2025MenschenbilderÖ1Petra Herczeg und Rainer Rosenberg —   –  Details

Werner Kieser

Der Mann, der Muskeln machte. Der Unternehmer und Autor Werner Kieser (1940-2021)

Werner Kieser hätte auch Anarchist werden können, schließlich hat er sich als 18-Jähriger mit den Überlegungen von Max Stirner («Der Einzige und sein Eigentum») auseinandergesetzt und sympathisiert mit diesem auch heute noch. Aber der Schweizer, geboren am 18. Oktober 1940 in Bergdietikon im Kanton Aargau, nahm einen anderen Weg: Sein Name ist heute untrennbar mit Muskel- und Krafttraining verbunden. — Vor fast sechzig Jahren eröffnete Kieser sein erstes Studio in Zürich und hat danach viel dazu beigetragen, das Prinzip Krafttraining bekannt zu machen, aber auch dessen gesundheitliche Bedeutung bewusst zu machen, als Ergänzung zu Sport und zur Vorbeugung und Bewältigung gesundheitlicher Probleme wie insbesondere Rückenschmerzen. Muskeltraining, so war Kieser überzeugt, ist genauso wichtig wie das tägliche Zähneputzen und sollte ebenso betrieben werden. — Kiesers Ansatz stand allerdings quer zu einem gängigen «Je mehr, desto besser». Stundenlanges Auspowern ist nicht nötig, so das Ergebnis seiner Forschungen und seiner eigenen Erfahrung. Effizienter sei kurzes, aber intensives, systematisches Training definierter Muskeln. Diese Überzeugung teilte er mit dem Erfinder von Krafttrainingsmaschinen mit variablem Widerstand, Arthur Jones. — Nach einer Tischlerlehre hatte Kieser als Boxer mit 17 Jahren eine Rippenfellquetschung erlitten. Ein Boxerkollege riet ihm zum Krafttraining, dieses befreite ihn von seinen Schmerzen und erfüllte ihn mit einer Mission: Werner Kieser entdeckte das Muskeltraining und eröffnete 1966/67 in Zürich sein erstes Kraftstudio – bestückt mit Geräten, die er aus Eisen von Schrottplätzen zusammengebaut hatte. — Kiesers Trainingsstudios sind auf das Wesentlichste reduziert: keine Musik, kein Wellnessbereich, nur die Geräte, an denen man unter Anleitung seine Übungen zu absolvieren hat. Seine jahrzehntelangen Erfahrungen hat Kieser auch in Büchern zusammengefasst, wie «Ein starker Körper kennt keinen Schmerz» oder auch «Die Seele der Muskeln – Krafttraining jenseits von Sport und Show». — Werner Kieser beschäftigte sich auch mit philosophischen Fragestellungen und absolvierte in späten Jahren ein Masterstudium in Philosophie an der britischen Open University. Zur Zeit des Interviews für dieses «Menschenbild» setzte er sich mit Luhmanns Systemtheorie auseinander. Kiesers Lebensmotto lässt sich jedenfalls auf Geist und Muskeln beziehen: «Der Mensch wächst am Widerstand». — Im Oktober dieses Jahres würde Werner Kieser 85 Jahre alt. Am 19. Mai 2021 starb der Unternehmer und Vorkämpfer des Krafttrainings im 81. Lebensjahr an Herzversagen. — Im Rahmen der Ö1 Sportwoche wiederholen die «Menschenbilder» ein Porträt aus dem Jahr 2007. Die für heute geplante Sendung mit Crossfitterin Doris Kneidinger-Anderl und Podcast-Pionier Andreas Sator wird im Juni nachgeholt.

 
 

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Linda Wolfsgruber, Künstlerin / Hinter die Dinge sehen. Die Bücher-Bildwelten der Autorin und Illustratorin

23.03.2025MenschenbilderÖ1Johanna Steiner —   –  Details

Linda Wolfsgruber

Hinter die Dinge sehen. Die Bücher-Bildwelten der Autorin und Illustratorin Linda Wolfsgruber — Linda Wolfsgruber wurde 1961 in einem kleinen Dorf in Südtirol geboren, wo sie mit drei Geschwistern aufgewachsen ist. Ihre Begeisterung fürs Malen wird von einer Volksschullehrerin entdeckt und unterstützt. Weiterführend besucht sie die Kunstschule in St. Ulrich in Gröden, absolviert dann eine Ausbildung zur Schriftsetzerin und Grafikerin und durchläuft die «Scuola del Libro» in Urbino. Seit den 1990er Jahren lebt sie als freie Künstlerin in Wien und ist außerdem als Dozentin an der italienischen Illustrationsschule «Scuola d›illustrazione di Sarmede» tätig. — 1986 illustriert und verfasst Linda Wolfsgruber ihr erstes Buch (Simon und die Tiere, mit Gino Alberti). Rund einhundert Bücher hat die Künstlerin bisher gestaltet – in unterschiedlichsten Techniken und Stilen. Die Bandbreite reicht von Arbeiten mit Acryl, Buntstift, Ölfarbe und Feder über Fotografie bis zu diversen Drucktechniken. «Das Buch ist mein Medium.», sagt die Künstlerin; es biete ihr Zeit und Raum für ihre Erzählungen. — Die Bilder veranschaulichen nicht nur das Geschriebene. Sie erzählen eigenständige Geschichten, laden alle Betrachtenden – nicht nur Kinder, ausdrücklich auch Erwachsene – zum Weiterdenken und -träumen ein. Neben Kinder- und Bilderbüchern (zuletzt etwa über die Seestadt) gestaltet Linda Wolfsgruber unter anderem die kulinarische Buchreihe «kleine gourmandisen» des Mandelbaumverlags. — Linda Wolfsgrubers Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: unter anderem mehrmals mit dem «Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis» (zuletzt 2024), dem «Christine Nöstlinger Preis» (2022) und dem «Österreichischen Kunstpreis» (2015).

 
 

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Andrea Grill, Autorin und Biologin

16.03.2025MenschenbilderÖ1Petra Herczeg-Rosenberg —   –  Details

Andrea Grill

In ihrem neuesten Buch «Perfekte Menschen» lässt Andrea Grill ihre Heldin diesen Satz formulieren: «Schreiben bringt uns einander näher,» sagt Helena ihrem Sohn in einer Zeit, in der die Kultur des Schreibens schon weitgehend untergegangen war – weil man alle gesprochenen Worte speichern konnte. Sie aber schrieb noch ihrer Schwester: «Es eröffnet uns eine zusätzliche Dimension». — Die Biologin, Jahrgang 1975, Spezialgebiet Schmetterlinge, hat sich ihre zweite Dimension ebenfalls erschrieben. Inzwischen sind es siebzehn eigene Bücher und zusätzlich Übersetzungen aus dem Albanischen, dem Italienischen und dem Niederländischen. In ihrem Buch «Perfekte Menschen» verbindet sie albanische Mythen mit einer technoiden Dystopie, davor verfasste sie gemeinsam mit der Illustratorin Sandra Neuditschko eine Reise in die Welt der Artenvielfalt für Kinder – und für die Reihe «Naturkunden» nach einem Band über Schmetterlinge einen über Seepferdchen. Ausgangspunkt: ein Foto von einem Seepferdchen, das im indischen Ozean statt Seegras ein Wattestäbchen mit seinem Schwanz festhält.

 
 

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Kyra Dox, Künstlerin

23.02.2025MenschenbilderÖ1Lukas Tremetsberger —   –  Details

Kyra Dox

»Der Zugang der Malerei zu mir.» Die Volksschullehrerin und Künstlerin Kyra Dox — «Ich bin in einem Frauenhaushalt aufgewachsen», sagt Kyra Dox über ihre Kindheit und Jugend. Kyra Dox wurde 1943 in Prag als Kind einer österreichischen Mutter und eines russischen Vaters geboren. Während der Vater im Krieg in Norwegen stationiert war, flüchtete die Mutter mit zwei Kindern von Prag nach Wien. Bis der Vater zur Familie stieß, vergingen viele Jahre. — Kyra Dox studierte Slawistik und Neuere Geschichte in Wien und Graz und wurde als Spätberufene, wie sie sagt, Volksschullehrerin im Lungau. Zwanzig Jahre arbeitete und lebte sie in dieser Salzburger Bergregion, zog dort alleine eine Tochter und einen Sohn groß. Lehrerin zu sein sei ihre Rettung gewesen, meint sie rückblickend: «Die Kinder in der Schule haben mich geliebt.» — Heute lebt Kyra Dox in Wien. Die beliebte Zeichenlehrerin fand erst spät ihren eigenen Weg zu Malerei und Grafik. Viele ihrer Bilder sind Detaillausschnitte – ein blätterloser Wald, Roter Wilder Wein, eine Schneelandschaft, Apfelschalen. — Spontanität, Kreativität und das Haptische, das die Arbeit mit Pastellkreiden mit sich bringt – da haben sie ihre Schülerinnen und Schülern in der Lungauer Volksschule inspiriert, sagt die Künstlerin.

 
 

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Ich bin im Matriarchat aufgewachsen / Ulrike Edschmid, Schriftstellerin

09.02.2025MenschenbilderÖ1Günter Kaindlstorfer —   –  Details

Ulrike Edschmid

Manche feiern sie als deutsche Antwort auf Annie Ernaux, als feinfühlige und zugleich kompromisslose Schriftstellerin, die ihr eigenes Leben in betörende Literatur verwandelt, andere halten sie schlicht und einfach für eine der bedeutendsten Gegenwarts-Autorinnen des deutschen Sprachraums. — Ulrike Edschmid, Jahrgang 1940, hat sich mit autobiographisch grundierten Romanen einen Namen gemacht. «Die Liebhaber meiner Mutter» zum Beispiel: in diesem Buch, 2006 erschienen, beschreibt sie die Lebensgeschichte ihrer Mutter, einer Kriegswitwe, die ihre Kinder während und nach dem Zweiten Weltkrieg als Alleinerzieherin auf einer Burg in der nordhessischen Rhön mit zupackendem Pragmatismus großzieht. — «Meine Mutter war eine selbstbestimmte Frau», erinnert sich Ulrike Edschmid in ihrer Altbauwohnung in Berlin-Charlottenburg: «Ich vermute, dass sie in den 50er- und 60er-Jahren Adenauer und die CDU gewählt hat, aber zugleich war sie alles andere als konservativ. Nachdem mein Vater im Krieg gefallen ist, hat sie eine Reihe von Liebhabern gehabt, aber die haben im Umgang mit uns Kindern nichts zu sagen gehabt. Ich bin in einem Matriarchat aufgewachsen.» — Später, als Studentin in West-Berlin, engagiert sich Ulrike Edschmidt in der Studentenbewegung. Sie geht gegen den Vietnamkrieg auf die Straße, macht bei Protestaktionen gegen die Springer-Presse mit und wird zu einer der Pionierinnen der «Kinderladen-Bewegung». Eine Liebesbeziehung mit ihrem Kommilitonen Philip Werner Sauber wird zum Wendepunkt in ihrem Leben. Nachdem die Beziehung in die Brüche geht, schließt sich Edschmids einstiger Liebhaber der «Bewegung 2. Juni» an, einer Terrororganisation, die eine Reihe von Banküberfällen, Entführungen und Bombenanschlägen verübt. Im Mai 1975 wird Philip Werner Sauber bei einem Schusswechsel mit der Polizei auf einem Parkplatz in Köln getötet. — In ihrem Roman «Das Verschwinden des Philip S.» hat sich Ulrike Edschmid auf behutsame, aber auch beklemmend ehrliche Weise mit diesem Kapitel ihrer Biographie auseinandergesetzt. «Philips Tod geht mir bis heute nahe», sagt sie. — Zugleich sieht die Schriftstellerin inzwischen vieles von dem, was ihre Genossinnen und Genossen und sie selbst in der 68er-Zeit bewegt hat, kritisch: «Wir haben damals überhaupt nicht begriffen, was es für ein Geschenk es war, in einer Demokratie zu leben. Das haben wir nicht ausreichend wertgeschätzt. Und gerade heute, wo diese Demokratie unter Druck kommt, müssen wir höllisch aufpassen, sie zu bewahren.» — Ulrike Edschmid ist nicht nur eine bestechend präzise Chronistin der deutschen Zeitgeschichte, sondern auch eine unermüdlich produktive Textilkünstlerin. In die farbenprächtigen Quilts, die sie nachts nach der Schreibarbeit näht, fließen tausende und abertausende von Arbeitsstunden ein.

 

 
 

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Anna und Heinrich Sussmann, Fälscher der Résistance

02.02.2025MenschenbilderÖ1Monika Horsky und Franz Richard Reiter —   –  Details

Heinrich Sussmann

Kunst im Widerstand. Der Grafiker und Maler Heinrich Sussmann (1904 – 1986) und seine Frau Anna Sussmann (1909 – 1985) — Eine neue Biografie erzählt die Geschichte des Paares, das sich im Wien der 1920er Jahre in Künstlerkreisen kennengelernt hat: die Modistin und Schauspielerin Anna, genannt Anni, Goldscheider aus Wien und Heinrich Sussmann, geboren im heutigen ukrainischen Ternopil, damals als Tarnopol Teil des österreichischen Kronlandes Galizien. Sie spielte an der Proletarierbühne, er war Bühnenbildner. — 1929 geht Heinrich Sussmann nach Berlin und ist als Karikaturist vor allem für den Ullstein-Verlag tätig, Arbeiten von ihm werden in der Berliner Secession ausgestellt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 flüchtet er nach Wien und emigriert nach kurzer Zeit nach Paris. Anni Goldscheider ist nach dem Februar 1934 im Untergrund politisch aktiv, 1937 fährt sie nach Paris, wo beide heirateten. In der französischen Hauptstadt ist das Ehepaar Teil der emigrierten Kunst- und Literaturszene, bekannt mit Walter Hasenclever, Egon Erwin Kisch oder Joseph Roth. – – Unter der deutschen Besetzung schließen sie sich der Résistance an. Heinrich Sussmann erstellt gefälschte Identitätskarten, ohne die Hilfe seiner Frau hätte er seine Arbeit nicht vollbringen können. 1944 werden beide verhaftet und – sie hochschwanger – ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihr Kind wird unmittelbar nach der Geburt von Josef Mengele ermordet. – – Ab 1945 lebt das Ehepaar wieder in Österreich. Anni Sussmann ist im KZ-Verband und als «Zeitzeugin» vor allem in Schulen tätig. Heinrich Sussmann gestaltet einen Teil der Ausstellung «Niemals vergessen» 1946 im Wiener Künstlerhaus; in den folgenden vier Jahrzehnten schafft er Plakate und Karikaturen, Grafiken, Gemälde und Bühnenbilder, Glasfenster für die österreichische Gedenkstätte in Auschwitz und für die Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs. Heinrich Sussmanns Werke befinden sich in zahlreichen Museen im In- und Ausland, der Bibliothèque Nationale in Paris, dem Israel Museum in Jerusalem, der Albertina und dem Jüdischen Museum in Wien. – – Im Sommer 2024 würdigte das Österreichische Kulturforum in Paris in der Ausstellung «Résistance à l›autrichienne» den österreichischen Beitrag zur französischen Widerstandsbewegung anhand dreier Persönlichkeiten – eine davon ist Anna Sussmann.

– – Dieser Tage erscheint eine Biographie von Anni und Heinrich Sussmann, (fiktiv) erzählt von dem früh verstorbenen Kind des Paares. Aus diesem Anlass bringen die «Menschenbilder» ein Porträt, das erstmals zum 75. Geburtstag von Anni Sussmann und dem 80. Geburtstag von Heinrich Sussmann im November 1984 gesendet wurde.

– – Die Sendung wird in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 00:05 wiederholt. – – Gestaltung: Monika Horsky und Franz Richard Reiter

 
 

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