Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Noel Parmentel Jr., Essayist, Polemiker und Abtrünniger, stirbt im Alter von 98 Jahren

04.09.2024News: NachrufeThe New York TimesSam Roberts —   –  Details

Noel Parmentel

Er bezeichnete sich selbst als «reaktionären Individualisten», war Joan Didions Mentor und soll Nixon mit einem Gebrauchtwagenhändler verglichen haben. — Noel Parmentel Jr. in seinem Haus in Fairfield, Connecticut. Als gefragter Gesprächspartner in New Yorker Kneipen und Salons war er ein Provokateur, der in seinen Schriften unbequeme Wahrheiten ans Licht brachte. — Noel E. Parmentel Jr., ein gereizter Polemiker und politischer Abtrünniger, der Joan Didions Mentor war, Norman Mailer davon überzeugte, für das Amt des New Yorker Bürgermeisters zu kandidieren, und dem als Sohn eines Teilzeit-Autoverkäufers die Verdienste zugeschrieben wurden, die Zweifel der Amerikaner an Richard M. Nixon auf eine einzige Frage zu reduzieren: «Würden Sie von diesem Mann einen Gebrauchtwagen kaufen?», ist am Samstag in West Haven im Bundesstaat Connecticut gestorben. Er wurde 98 Jahre alt. — Sein Tod in einem Veteranenkrankenhaus wurde von seiner langjährigen Partnerin Vivian Sorvall bestätigt. — Parmentel, ein trinkfester Zugezogener aus New Orleans, der immer einen unglaubwürdig anständigen weißen Anzug trug, neigte in seiner Polemik und seinen Palavern stark zum Libertarismus und zur politischen Rechten. — Als gefragter Gesprächspartner in Kneipen und Salons galt er allerdings weniger als einflussreicher Parteigänger, sondern vielmehr als intellektueller Provokateur. — Als freiberuflicher Essayist und Filmkritiker für Zeitschriften und gelegentlicher Dokumentarfilmer brachte er unbequeme Wahrheiten ans Licht, die die Zuhörer mit Sicherheit fesselten und die Leser entweder amüsierten oder wütend machten.

 
 

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Ein Paar, zwei Kulturen, tausend Vorurteile / Über ein Leben als muslimisch-jüdische Familie in Deutschland

04.09.2024Punkt einsÖ1Philipp Blom —   –  Details

Saba-Nur Cheema

Über ein Leben als muslimisch-jüdische Familie in Deutschland.

 

Gäste: Saba-Nur Cheema, Politikwissenschaftlerin und Autorin & Meron Mendel, Pädagoge und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank.

Saba-Nur Cheema und Meron Mendel sind es gewöhnt, dass fremde Menschen sie ungefragt mit ihren Vorurteilen und Meinungen konfrontieren, von Komplimenten über ihr gutes Deutsch bis zu Fragen wie: wann sie zurückgehen, woher sie kamen, von wohlmeinender Sorge bis zu offener Ablehnung. Die Vorurteile und Meinungen kommen dabei sowohl von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft wie auch von Menschen aus den Ländern und Gemeinschaften ihrer eigenen Herkunft. — Tatsächlich ist das Leben des Paares kaum denkbar ohne einen komplizierten historischen Rahmen. Meron Mendel wuchs als Kind von Überlebenden der Shoah in einem Kibbuz auf, Saba-Nur Cheema in einem Brennpunktviertel von Frankfurt. Ihre Eltern waren aus Pakistan geflohen, weil sie einer muslimischen Minderheit angehörten. — Gerade in Deutschland werden sie immer wieder gefragt, wie so eine Ehe im Schatten des Gaza-Krieges, des muslimischen Antisemitismus und der Vorurteile gegen den Islam überhaupt möglich ist. Der Historiker Meron, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, und die Politikwissenschaftlerin Cheema, unter anderem Beraterin der deutschen Bundesregierung, berichten darüber seit drei Jahren in ihrer Kolumne Muslimisch-jüdisches Abendbrot im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. — Jetzt sind ihre Texte als Buch erschienen: « Muslimisch-jüdisches Abendbrot: Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung», in dem sie historische und aktuelle Entwicklungen aus ihrer Perspektive reflektieren. Philipp Blom spricht mit ihnen über Spannungen und Unverständnis, unerwartete Gemeinsamkeiten und ein alltägliches Leben im Schatten historischer Verwerfungen.

 

 
 

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Mk.gee, ein unwahrscheinlicher Gitarrengott, jagt dem Versprechen des Pop nach

04.09.2024NewsThe New York TimesJoe Coscarelli —   –  Details

Michael Gordon

Mit 27 Jahren möchte er die Art und Weise, wie Musik gemacht wird, neu überdenken und hat das nötige Selbstvertrauen, dies auch zu tun. Stars wie Eric Clapton, Frank Ocean und Justin Bieber machen mit.

John Mayer und Eric Clapton, die Mk.gee mit einem jungen Prince verglichen – «Er hat Dinge auf der Gitarre gefunden, die er sonst nirgendwo findet» – haben das Feuer ebenfalls angeheizt. Ebenso wie Frank Ocean, Kendall Jenner, Charlie Puth, Tyler, the Creator und das Modehaus Jil Sander. Justin Bieber ist bereits ein unwahrscheinlicher Kollaborateur geworden. — Doch die Zahl der treuen Fans wächst ständig und verwandelt den oberflächlichen Hype – der in der Musikwelt so weit verbreitet ist, dass er wirkungslos ist – in eine tiefere, fast religiöse Hingabe, während sie versuchen, die Einflüsse und das Pedalboard-Setup von Mk.gee wie Rätsel zu lösen: — Ist das die Essenz von «Taking It All Too Hard» von Genesis oder «All This Love» von Debarge, die sie hören? (Beides und mehr.) «Wie schafft er es, dass seine Gitarre so klingt?» (358.000 Aufrufe auf YouTube.) Und worum geht es, «wenn überhaupt», auf diesem seltsamen kleinen Album? («Ich stehe total auf lustige, mythische alte Geschichten – keltische Fabeln und so», sagte Gordon. «So kam mir die Platte vor.») — Der Mythos ist bei Live-Auftritten gewachsen, unter anderem auf YouTube, wo Gordon sorgfältig das Bild von Mk.gee als rätselhaftem Helden pflegt, der eine Gitarre wie ein Schwert (und manchmal auch nur ein Schwert ) schwingt. Eine internationale Herbsttournee, die am 2. September beginnt, wird wie eine Ehrenrunde für den unerwarteten Eroberer dieses Jahres wirken. — «Das sollte Popmusik sein», fuhr er fort. «In meinem Kopf fühlt es sich wie Popmusik an» – oder zumindest, wie ihm ein Freund früh in einer Art Seitenhieb sagte, «als würde man versuchen, sich daran zu erinnern, wie Popmusik klingt.» «Das Ziel ist dasselbe», sagte Gordon. «Und es gibt keinen Grund, warum ich weniger verlangen sollte, denn ich bin kein Clown, der sich so bewegt, wie sich jemand in der Popmusik bewegen würde.» — Das alles klingt vielleicht ein bisschen übertrieben, wenn man von einem relativ Unbekannten kommt, der von unordentlichen Haufen gebrauchter Musikausrüstung und Bierdosen umgeben ist. Aber die Anfänge von Mk.gees öffentlichem Image basieren nicht so sehr auf dem Getöse eines klassischen Rockstars, sondern vielmehr auf der zielstrebigen Konzentration eines Wunderkinds, das gerade seltsam genug ist, um es zum Funktionieren zu bringen. — Gordon, ein Einzelgänger aus Linwood (New Jersey), einer kleinen Küstenstadt in der Nähe von Atlantic City, begann im Alter von fünf Jahren während des Klavierunterrichts eigene Musik zu schreiben und aufzuführen. Er stieg auf die Gitarre um und geriet schließlich in die Obhut eines Jazz-Kontrabassisten, der die Bünde von seiner sechssaitigen Fender-Gitarre abriss, um Jaco Pastorius zu imitieren. — Als Teenager sagte er der Lokalzeitung : «Nach einer Weile ist Rock immer wieder das Gleiche» und fügte hinzu: «Jazz ist etwas, das ein bisschen mehr Seele hat.» — Natürlich passte Gordon nicht hinein – weder in eine Familie voller Lehrer, noch in eine Stadt voller Sportler («Ich war ein ziemlich kitschiger Junge»), noch in die Hütte, in der er im Sommer arbeitete, und noch nicht einmal in seine eigene Garagenband, in der er regelmäßig Gigs spielte («Ich dachte mir, okay – und das nicht einmal im angeberischen Ton – ich kann deine Instrumente besser spielen»). — Nach der High School floh Gordon an die Westküste und besuchte die Thornton School of Music der University of Southern California, die seiner Aussage nach «wie eine Studentenverbindung geführt wurde – sie wollen dich kaputt machen». Er brach das Studium ab, bevor er seinen Abschluss machte. «Alle haben mich gehasst», fügte Gordon hinzu. «Jetzt benutzen sie meinen Namen, um Leute anzuwerben.» — Chronische Enttäuschung führte zur Selbstgenügsamkeit, und Gordon lernte, sich selbst aufzunehmen. Zunächst spielte er mit GarageBand und einem Vierspur-Tascam im Tandem. (Die wenigen daraus resultierenden Mixtapes und EPs nennt er «Experimente».) Er akzeptierte die Isolation, die seine hohen Ansprüche mit sich brachten, und erkannte seine Unfähigkeit, sich anzupassen, als Vorteil.

 
 

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Anton Bruckners Geburtstags-Party

04.09.2024KonzertÖ1Eva Teimel —   –  Details

Anton Bruckner

Johannes Leopold Mayer & Bertl Mütter lassen im Gespräch mit Eva Teimel Anton Bruckner an seinem 200. Geburtstag hochleben; nahe- und fernliegende Preziosen des romantischen Großmeisters aus Ansfelden inklusive.

Das ganze Jahr 2024 atmet bereits den Geist Bruckners, nun ist der tatsächliche Geburtstag endlich da. Heute vor 200 Jahren, am 4. September 1824, erblickte Anton Bruckner im oberösterreichischen Ansfelden das Licht der Welt. — Wie lässt sich das nun am besten feiern? Ganz einfach – indem man sich zwei Gäste ins Studio holt, die zum Teil unterschiedliche Zugangsweisen zum Werk dieses manchmal mit seinen Kuriositäten zu sehr im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehenden Komponisten haben. Und auch einmal gründlich aufräumen mit so manchem Vorurteil. — Bertl Mütter etwa. Der Posaunist, Komponist und Improvisator hat sich in der jüngsten Vergangenheit unter anderem mit den Briefen Bruckners auseinandergesetzt, und lässt mit seiner musikalischen Lesung mit dem schönen Titel «Brucknerbriefing» den Komponisten neu entdecken. Selbstredend gibt es in der Sendung ein paar Kostproben daraus! — Und dann wäre da noch Johannes Leopold Mayer, langjähriger Ö1-Musikredakteur und ausgewiesener Bruckner-Kenner. Er kennt tatsächlich fast jeden Takt der Partituren von Bruckners oftmalig umgeänderten und bearbeiteten Symphonien auswendig. Und lässt Brucknersche Kostbarkeiten entdecken, die selten gehört werden. — Also reden wir über Bruckner. Mit viel Musik, die zum Teil live von Bertl Mütters Posaune kommt. Auch wenn die Studioakustik mit den sonstigen Räumen, die Mütter mit seinen «aus|cul|ta|tio|nes» erforscht, nur schwer mithalten kann. Denn das sind in erster Linie Kirchen und sakrale Räume. Aber irgendeine Herausforderung muss es ja geben. —

 
 

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Der Visionär afrikanischer Popmusik: Ein Besuch bei Doctor L in Dakar

04.09.2024NachtmixBayern 2Jonathan Fischer —   –  Details

Liam Farrell (Doctor L)

Er ist im Senegal eine ungewöhnliche Erscheinung mit seinen rot-braunen Dreadlocks: Der französische Ire Liam Farrell alias Doctor L lebt mit seiner Familie in Dakar, in seinem Studio dort im Senegal produziert er eine sehr avancierte, bass-lastige, und vor allem von allen Klischees befreite afrikanische World-Music. Unser Autor Jonathan Fischer hat Doctor L in Dakar besucht. Neben seinem Studio verkaufen Händler Handy-Hüllen und Obst in Plastikschüsseln, Ziegen überqueren die Straße, knatternde Mofas konkurrieren mit den Gebetsrufen der Moscheen. Aber genau deshalb hat sich Liam Farrell hier niedergelassen und sein Studio in einem kleinen Häuschen am Ende einer Sandstraße eingerichtet. Doctor L braucht diese Nervosität, den ungefilterten Straßenlärm, um seine Beats zu basteln mit denen er afrikanische Musik zum Teil avantgardistisch, zum Teil Dancefloor-tauglich produziert. Mit Jonathan Fischer spricht er über seine Arbeit und über Klischees von Afrika, die ihn nerven. Wiederholung vom 11. Mai 2024

 
 

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Magie der Klänge – Die Perkussionistin Taiko Saito

04.09.2024JazzARD Radiofestival 2024Mauretta Heinzelmann —   –  Details

Taiko Saito

Wie die Schlägel über die Plättchen fliegen: Die japanische Vibrafonistin und Marimbaspielerin Taiko Saito ist Trägerin des Deutschen Jazzpreises 2024 — Geboren 1976 in Sapporo/Japan, studierte Taiko Saito in Tokyo und lebt heute in Berlin, wo sie 2023 den Berliner Jazzpreis erhielt, 2024 dann den Deutschen Jazzpreis als beste Perkussionistin. Auch in der klassischen Musik und als Komponistin hat Taiko Saito viele Preise gewonnen mit ihrer fantasievollen, feinsinnigen Erforschung der Marimba und des Vibrafons. Als wären diese großen Instrumente mit hölzernen oder metallenen Plättchen eine Welt für sich oder eine Landschaft, die es zu erkunden gilt. Wie sie auf ihre Klangreise geht, davon berichtet Taiko Saito im Gespräch.

 
 

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Piano Cubano – Harold López-Nussa Quartet feat. Grégoire Maret – Harold López-Nussa, Klavier

03.09.2024Jazz LiveDeutschlandfunkN.N. —   –  Details

Harold López-Nussa

Afro-kubanischer Jazz erfreut sich seit langem großer Beliebtheit, vor allem Pianisten der Karibikinsel sorgen immer wieder für Furore. So auch Harold López-Nussa mit seinem Quartett beim diesjährigen Jazzfest Bonn. Seinen internationalen Durchbruch hatte López-Nussa 2005, als er den renommierten Klavierwettbewerb des Montreux Jazz Festivals gewann. Seitdem hat sich der heute 41-jährige, klassisch ausgebildete Sohn eines Jazz-Schlagzeugers und einer Klavierlehrerin zu einem weltweit gefragten Musiker entwickelt und zählt mittlerweile zum Künstlerstamm des legendären New Yorker Blue Note-Labels. Das Bonner Konzert des López-Nussa Quartetts war ein temperamentvolles, rhythmisches Feuerwerk aus afro-kubanischen Traditionen und modernem Jazz, das das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Harold López-Nussa Quartet feat. Grégoire Maret Harold López-Nussa, Klavier Grégoire Maret, Mundharmonika Luques Curtis, Bass Ruy Adrian López-Nussa, Schlagzeug Aufnahme vom 21.4.2024 aus dem Pantheon beim Jazzfest Bonn —

 
 

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Wie ein Stein vom Mond – Anton Bruckners Zukunftsmusik

03.09.2024Neue MusikDeutschlandfunk KulturFlorian Neuner —   –  Details

Bruckner Reflektion

Eine Schule hat er nicht begründet, aber in Bruckners Sinfonik ist vieles angelegt, was in der Musik der Moderne bedeutsam werden sollte. Immer wieder begegenen wir Passagen, die den musikalischen Sinn in den Hintergrund und den Klang in den Vordergrund treten lassen – der Klang an sich wird zum Ereignis. — Dirigent Nikolaus Harnoncourt meinte: «Wir sind alle auf das Höchste überrascht, wie fortschrittlich, wie außerhalb seiner Zeit Bruckner steht. Man hat den Eindruck, es wäre ein Stein vom Mond heruntergefallen»

 
 

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