Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Bayern 2 bietet die größte musikalische Vielfalt im Radio in ganz Deutschland

09.03.2022Newsradioszene.deAlexander Schaffer —   –  Details

Heimatsound

Nachtmix: Popmusikalisches Autorenradio at its best.

«Mittlerweile schalten drei Viertel der Hörerinnen und Hörer Bayern 2 unabhängig vom aktuellen Sendungsangebot ein. Für sie ist Bayern 2 erste Wahl, wenn sie im Radio etwas Neues und Spannendes entdecken wollen»

In ihrer Begründung fand die Verwertungsgesellschaft lobende Worte für das in Deutschland einzigartige Programmkonzept: «Von Soul über Chanson, Jazz bis hin zu Rockmusik, Indie bis Weltmusik präsentiert der Sender die gesamte Bandbreite der deutschen und internationalen Musikkultur. Dabei scheuen sich die Musikredakteure nicht, ihre Hörer auch mit zahlreichen Neuentdeckungen und Nischenkünstlern abseits des Mainstreams zu konfrontieren. Ein vielfältiges Programm aus Wortbeiträgen und Dossiers zu Themen aus Politik und Gesellschaft eröffnet den Hörern neue Perspektiven, aufwändig produzierte Hörspiele und Features ergänzen das beachtliche inhaltliche Spektrum. Eigens produzierte Magazine und Sendungen wie ‹Zündfunk‹ oder der ‹Nachtmix‹ stellen die Musik klar in den Vordergrund und schärfen die musikalischen Sinne des Publikums. Besonderes Augenmerk legt der Sender auf regionale Musik aus Bayern und dem Alpenraum. ‹Heimatsound‹ wird großgeschrieben ohne jedoch den internationalen Kontext aus den Augen zu verlieren. Das Programm ist kulturell anspruchsvoll und sorgfältig kuratiert.» — Rückblick in der Herbst 2021: als Radioprogramm mit der «vielfältigsten Musik» wird Bayern 2, das Kultur- und Informationsradio des Bayerischen Rundfunks, von der GEMA mit dem «Radiokulturpreis» ausgezeichnet. Die GEMA würdigt seit 2015 mit dieser Auszeichnung Hörfunkwellen, die sich in maßgeblicher Weise der Förderung der musikalischen Vielfalt in Deutschland verschrieben haben. — Gegründet bereits in den 1950er-Jahren entwickelte sich Bayern 2 zu einem Format, das den öffentlichen-rechtlichen Kulturanspruch in einer vielschichtigen Breite an Facetten verinnerlicht. Nahezu einmalig in Deutschland werden hier regelmäßig aktuelle Berichterstattung (Politik, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft), Reportagen aus Bayern und aus aller Welt, Hörspiele und Features, außerdem Kabarett, Glossen, verbraucherorientierte Sendungen sowie zahlreiche ambitionierte Musiksendungen jenseits des Mainstream ausgestrahlt. Das Angebot wird ergänzt durch Talk, literarische Lesungen, Medientipps, Religion, Auslandsmagazine, Sendungen für Kinder und natürlich den traditionsreichen Dauerbrenner «Zündfunk», ein Jugend- und Szenemagazin, das bereits seit den 1970er-Jahren zum Markenkern von Bayern 2 gehört.

RADIOSZENE: Das Programm hält bei den Reichweiten der media analyse seit Jahren beständig Kurs. Bundesweit über 600.000 Hörer täglich (Montag bis Freitag) sind Beleg für eine hohe Hörerbindung. In ihrer Laudatio charakterisiert die GEMA das Programm wie folgt: «Ein vielfältiges Programm aus Wortbeiträgen und Dossiers zu Themen aus Politik und Gesellschaft eröffnet den Hörern neue Perspektiven, aufwändig produzierte Hörspiele und Features ergänzen das beachtliche inhaltliche Spektrum.» Wie charakterisieren Sie als abschließende Antwort Ihr eigenes Programm und seine hohe Popularität bei Publikum?

Stefan Maier: Bayern 2 ist ein Radioprogramm, bei dem Sie sicher sein können, dass Sie immer Interessantes, Überraschendes, Relevantes hören – seien es Beiträge und Themen, Menschen und Gespräche, Stimmen und Musik. Unser Anspruch ist, dass Bayern 2 nicht einfach an Ihnen vorbei plätschert, sondern dass es in Ihnen etwas auslöst: Freude und Zuneigung, aber auch mal Kopfschütteln oder Empörung. Dass Sie etwas entdecken, vielleicht etwas lernen. Und dass Sie gerne weitererzählen, wie Bayern 2 das Leben begleitet und bereichert.

 
 

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Clapton wurde unglaublich blass, als Jimi zu spielen begann / Brian Auger, der Pop-Zelig der Swinging 60s

08.03.2022NewsThe GuardianGarth Cartwright —   –  Details

Brian Auger und Julie Driscoll

Interview – Der Schlüsselzauberer spielte mit Rod Stewart und lehnte Hendrix ab, genoss aber nie den Ruf seiner Kollegen. Mit 82 Jahren, an der Schwelle zu einer neuen Neuauflage der Kollektion, ist seine Leidenschaft ungebrochen.

 

Das letzte Mal, als Brian Auger Jimi Hendrix traf, war 1970 in einem New Yorker Aufnahmestudio. «Seine Hautfarbe – und die seiner Freundin – war grau, sah wirklich ungesund aus», erinnert sich Auger. «Er bat mich zu bleiben und ihm bei einem Aufnahmeprojekt zu helfen – sein Electric Ladyland-Studio wurde zu dieser Zeit gebaut. Leider musste ich absagen. Ich hatte all diese Termine gebucht, die ich nicht stornieren konnte. Dann nahm er dieses Silberblatt aus seiner Tasche, roch daran und bot es mir an. Ich weigerte mich und sagte: ‹Ich mache nichts von diesen Sachen.› Jimi antwortete: ‹Brian, ich sollte mehr Leute wie dich um mich herum haben.›» — — Nie ein wahreres Wort gesprochen: Mit 82 Jahren ist Brian Auger ein Bild von guter Gesundheit, feinem Humor und energischer Kreativität. Auger ist eine Art Londoner Zelig – ein Musiker, dessen Verbindungen und Kreativität ihn als zentrale Figur im Zentrum der Jazz-, Blues- und Rockszenen der Swinging 60s gesehen haben – aber er ist am besten in Erinnerung, wenn überhaupt, für This Wheel›s on Fire, den Top-5-Hit von 1968, den er und Julie Driscoll mit einem damals unveröffentlichten Song von Bob Dylan erzielten. Diese Melodie lieferte schließlich die Titelmusik für Absolutely Fabulous und sicherte Augers dauerhaften Status als Antwort in Pub-Quiz – und verstärkte gleichzeitig das Gefühl, dass er ein One-Hit-Wonder war.

 

— «Sie haben nicht einmal die Originalversion verwendet», sagt Auger mit offensichtlichem Widerwillen über die Serienproduzenten. «Stattdessen waren sie so billig, dass sie Julie [jetzt Tippetts] eine winzige Gebühr zahlten, um den Gesang mit Session-Musikern neu aufzunehmen. Sie haben ein Vermögen in diese Serie gesteckt, also ist es verdammt beleidigend.»

 
 

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On the road. Mit der Bibel der Beatgeneration von Chicago nach San Francisco / Jack Kerouac zum 100.

08.03.2022TonspurenÖ1N.N. —   –  Details

Jack Kerouac

»On the road.» Mit der Bibel der Beatgeneration von Chicago nach San Francisco. Akustischer Roadmovie von Alfred Koch. — «Hätte Jack Kerouac nicht ›On the road› geschrieben, hätte es die Doors nie gegeben, meint deren Keyboarder, Ray Manzarek. «Kerouac hat mich inspiriert», gesteht auch Bob Dylan und Jerry Garcia von den Grateful Dead bekennt: «Ich weiß nicht, ob ich je den Mut gehabt hätte, aus meinem Leben etwas Besonderes zu machen, wenn Kerouac nicht die Tür dazu geöffnet hätte». — Jack Kerouac, die Ikone der Beat-Generation, starb 1969 in Florida. Mit «On the road» hatte der Schriftsteller 1957 das biedere Amerika schockiert. Mit einem Roman, der das wilde ungezügelte Leben junger Leute beschreibt. Die Romanhelden (Neal Cassidy, Allen Ginsberg, William Burroughs und Jack Kerouac) fahren kreuz und quer durch die USA – per Anhalter, mit dem eigenen Auto oder mit dem Greyhound-Bus. New York, Chicago, Denver, San Francisco sind Stationen auf der Suche nach «Erfahrungen». Die Schnelligkeit, aber auch Sex und Drogen versetzen sie in einen Rausch. In den 60er Jahren wird «On the road» zum Kultbuch und Inbegriff eines neuen Lebensgefühls. — Mit «On the road» auf dem Beifahrersitz macht sich Jahrzehnte später Alfred Koch auf den Weg quer durch Amerika.

 
 

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‹Der Gitarrist Pat Metheny (2/2) — Ein Porträt in 2 Teilen von Günther Huesmann (2022)

06.03.2022NOWJazzN.N.Günther Huesmann —   –  Details

Pat Metheny

Seine Musik scheint geradezu überquellen zu wollen von üppigen Melodien. Seit mehr als 40 Jahren zählt Pat Metheny zu den wandlungsreichsten Gitarristen des Jazz – und zu seinen populärsten. 20 Grammys sprechen eine beredte Sprache, der 67-Jährige scheint ewig jung zu sein. — In der zweiten Metheny-Folge von «Zur Person» erzählt der Gitarrist, wie ihn ein Jazzmusiker aus Baden-Württemberg, der Bassist Eberhard Weber, inspiriert hat. Und Metheny verrät uns seine «Tricks», mit denen er sich für seine umjubelten Gigs aufwärmt.

 
 

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Die ukrainische Verlegerin Kateryna Mishchenko im Gespräch

05.03.2022Der Tag: Cliprbb kulturFrank Meyer —   –  Details

Kateryna Mishchenko

Sie ist aus Kiew in die Westukraine geflüchtet — Der Krieg in der Ukraine nimmt kein Ende. Immer mehr Menschen fliehen, um den Angriffen der russischen Armee zu entkommen. Die ukrainische Verlegerin Kateryna Mishchenko hat in Kiew gelebt. Nun ist sie nach Iwano-Frankiwsk in der Westukraine geflohen. — Warum sie im Land bleibt und wie die Situation in der 230.000 Einwohner großen Stadt sich derzeit anfühlt – darüber spricht Frank Meyer mit Kateryna Mishchenko.

 
 

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Putins Krieg gegen die Ukraine – kommt ein neues Europa?

03.03.2022Fazitrbb kulturNatascha Freundel, Juri Andruchowytsch und Werner Schulz —   –  Details

Krieg in der Ukraine

Die Debatte mit Natascha Freundel, Juri Andruchowytsch und Werner Schulz

Juri Andruchowytsch: «Sprechen wir über die Ukrainisierung Europas.»

— «Zusammen sind wir viele! Uns kann man nicht besiegen!» So schallte es im Winter 2004 über den Unabhängigkeitsplatz in Kyiw. Die Zeilen aus der inoffiziellen Hymne der Organgenen Revolution sind aktueller denn je – Kyiw, das Herz der Ukraine, kämpft wie das ganze Land ums Überleben und gegen Putins irrationalen, zynischen, verbrecherischen Angriffskrieg. Der Schriftsteller Juri Andruchowytsch erklärt aller Welt seit über zwanzig Jahren, dass die Ukraine zu Europa gehört und für die europäischen Werte kämpft. Der Politiker Werner Schulz (Die Grünen) warnt mindestens ebenso lang vor naiver Appeasement-Politik gegenüber Wladimir Putin. Wie beurteilen sie die gegenwärtige Situation in der Ukraine und die Kehrtwende der deutschen Regierung in Sachen Waffenlieferungen und Aufrüstung? Ein Gespräch über falsche und berechtigte Hoffnungen, über Korruption und ihr Ende in Europa, über die Bedeutung von EU und Nato für die Ukraine und über die Ahndung der Kriegsverbrechen von Putin und seinen Gefolgen.

 
 

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01.03.1872 – Vor 150 Jahren – Yellowstone – Der älteste Nationalpark der Welt begründet

01.03.2022Kalenderblatt: ClipDeutschlandfunkMonika Seynsche —   –  Details

Yellowstone Park

Bereits im 19. Jahrhundert zeigten sich die fatalen Folgen der immer stärkeren Besiedlung Nordamerikas. Doch einige setzten sich für den Schutz der gefährdeten Natur ein: So wurde am 1. März 1872 am Yellowstone Lake in den USA der erste Nationalpark der Welt gegründet. Von Monika Seynsche —

 
 

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Apparition – Erscheinung (5/5)

18.02.2022MusikstundeSWR2Sabine Weber —   –  Details

Apparition

Ein verherrlichter Körper, Blendung, Betäubung. Die Erscheinung ist ein optisches Phänomen, das zum Beispiel in der christlichen Religion eine wichtige Rolle spielt. Aber auch in der Musik taucht die Erscheinung als Titel wegweisender Werke auf: In György Ligetis Apparitions für Orchester oder George Crumbs Liedzyklus von 1979, dem Versen von Walt Whitman zugrunde liegen. Nicht zuletzt verarbeitet Claude Debussy unter diesem Titel erstmals ein Gedicht des Pariser Kultdichters Stéphane Malarmé.

 
 

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Jazz across the border – Vinicius de Moraes, Zakir Hussain, Ben Thomas, Danilo Perez u.a.

18.02.2022MusikstundeSWR2Sabine Weber —   –  Details

Zakir Hussain

Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer «global language» geworden. «Jazz across the border» hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.

 
 

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Apparition – Erscheinung (1/5)

14.02.2022MusikstundeSWR2Sabine Weber —   –  Details

Apparition

Ein verherrlichter Körper, Blendung, Betäubung. Die Erscheinung ist ein optisches Phänomen, das zum Beispiel in der christlichen Religion eine wichtige Rolle spielt. Aber auch in der Musik taucht die Erscheinung als Titel wegweisender Werke auf: In György Ligetis Apparitions für Orchester oder George Crumbs Liedzyklus von 1979, dem Versen von Walt Whitman zugrunde liegen. Nicht zuletzt verarbeitet Claude Debussy unter diesem Titel erstmals ein Gedicht des Pariser Kultdichters Stéphane Malarmé.

 
 

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Heldinnen der Musik, Teil eins – von Nina Simone bis Patti Smith

11.02.2022Nachtmix: PlaybackBayern 2Judith Schnaubelt —   –  Details

Patti Smith

Das Thema diesmal: Frauen. Und wie wir uns empowern. Unsere Stimme erheben. Denn die Zeiten sind vorbei, als die Musikwelt vor allem männlich geprägt war. Im Laufe des letzten Jahrzehnts sind Künstlerinnen wie Lizzo, Sharon van Etten, Angel Olsen, Charli XCX oder Jamila Woods zu einflussreichen Stimmen geworden – nicht nur im Indie, auch im Mainstream. Diese Stimmen hören wir in dieser Folge, aber auch große Heldinnen wie Patti Smith, Stevie Nicks und Viv Albertine. Noch eins vorweg: Es gibt den Spruch: Frauen passen in ein einziges Buch, Männer sind überall. Für uns passen Frauen definitiv nicht in ein einziges Buch bzw. in eine einzige Folge unserer History-Serie. Frauen sind auch kein Genre in der Musik. Frauen sind schon immer Teil der Musikgeschichte gewesen. Aber sie wurden lange nicht in dem Maße gehört und gesehen wie es bei ihren männlichen Kollegen selbstverständlich war. Deshalb haben wir uns hier für das geballte Empowerment entschieden! Im Lauf seiner langjährigen Geschichte hat der Zündfunk, das Szenemagazin des Bayerischen Rundfunks, unzählige Musiker getroffen und interviewt. Im Archiv des BR lagerten weitere Juwelen. Michael Bartle ist für Serie «The History Of Rock›n›Roll» ganz tief in das Interview-Archiv gestiegen und hat exklusive Schätze gefunden. Anhand der Interviews mit den großen und kleinen Helden der Popgeschichte erzählen wir eine «Oral History of Rock›n›Roll» – manchmal im englischen Original, manchmal mit deutscher Synchronstimme.

 
 

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Ruth Wolf-Rehfeldt zum 90. Geburtstag: Avantgarde mit den Typen der ‹Erika›

09.02.2022NewsFrankfurter RundschauIngeborg Ruthe —   –  Details

Ruth Wolf-Rehfeldt

Vor fünf Jahren war die Pankower Typewriterin Ruth Wolf-Rehfeldt die Newcomerin und zugleich der älteste Star auf der Documenta. Jetzt wird sie 90 und bekommt den Hannah Höch-Preis. — Muse, eine der mächtigen Göttinnen der Künste, ist launisch. Küsst sie zu früh, lässt sie mitleidlos zu, dass alle Energien sich vorzeitig verbrennen und die Kreativität sich erschöpft. Andere lässt sie alt, grau und gebrechlich werden. Bis Erfolg und Anerkennung auf sie einprasseln wie Sturzregen. — Die Pankower Grafikerin Ruth Wolf-Rehfeldt, die am heutigen Dienstag 90 Jahre alt wird, ist zwar grau geworden und sehr fragil, doch sie steckt den späten Rummel um sie und ihre Schreibmaschinenbilder kregel weg. Die auf der Documenta 14 im Jahre 2017 von der jungen Künstlerschaft für ihre «Konkrete Poesie» gefeierte Königin des einzigartigen «Typewritings» nimmt es jetzt heiter und gelassen. — Und die in Wurzen Gebürtige, die ein paar Semester lang Philosophie studiert hat, ehe sie die Haupternährung der Familie übernahm, hält es mit Balzac: Der Dichter der «Menschlichen Komödie» schrieb, Ruhm sei ein Gift, das der Mensch nur in kleinen Dosen vertrage. — Also genießt sie ihren Erfolg homöopathisch: Im Jahr 2020, mitten in einer der vielen Corona-Sperren, verlieh man ihr den Gerhard-Altenbourg-Preis, ausgelobt vom Altenburger Lindenau-Museum, das ihr eine Retrospektive ausrichtete. Berlin musste warten. Dort wird Wolf-Rehfeldt am 1. November den begehrten Hannah Höch-Preis und die dazugehörige Ausstellung des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen bekommen. Auch das Wendemuseum in Los Angeles zeigt ihre Schreibmaschinenkunst. Und zuvor wird das im Frühjahr eröffnende Minsk in Potsdam, das vom Barberini-Gründer Hasso Plattner geschaffene Museum für Kunst der DDR, der lange verkannten Avantgardistin aus Pankow eine Werkschau widmen. — Ihre ungewöhnlichen Schreibmaschinengrafiken macht sie seit den 1970er Jahren. Angefangen hat es zunächst mit ihrem Brotberuf als Schreibkraft, dann als Büroleiterin in einem Ost-Berliner Betrieb. Ihre Fantasie ließ sie aus langweiligen Buchstaben und Zahlen grafische Bilder «schreiben». Daheim am Küchentisch tippte sie auf ihrer «Erika», Bestseller unter den Schreibmaschinen in der DDR, aus A–Z, Nullen, Kommas und Pluszeichen serielle Muster und Ornamente. — Unter ihren Händen wurden die schwarzen und roten Zeichen zu Schmetterlingen, Wellen, fließenden Strukturen und kunstvoll gewobene Poesie. Das Blatt «Concrete Shoe» (70er Jahre) zeigt Heerscharen von Cs, Os und Ns, die sich diszipliniert zu einem klobigen Damenschuh mit hohem Absatz formen. Dies kann ebenso als ironisches Beispiel konkreter Poesie gelesen werden wie auch als Symbol für die Enge im Mauerland. Und die Sehnsucht, diese zu überwinden. — Sie verschickte ihre kleinen «Grafiken» als Mail-Art. Doch weil andere Künstlerinnen und Künstler das Unikate in diesen Werken erkannten, wurde sie in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Ihr Mann, Robert Rehfeldt (1931–1991), war zwar der Mail-Art-Star der DDR. Doch der Beuys-Freund, der im Kontakt mit der ganzen Welt stand, galt ob dieser Internationalität als «subversives Element». Die Staatssicherheit ließ ihn nicht aus den Augen. Durch ihn kam sie in die Ost-Berliner Künstlerboheme. Sie arbeitete im Archiv der Akademie der Künste, begann dann zu zeichnen, zu malen und lakonische Gedichte zu schreiben. — Achtungserfolge kamen eher von außen für ihr Spiel mit den Buchstaben. Sie verschaffte ihren «Typen» räumliche Dimensionen, formte Kuben, Kästen, Käfige – ein Variationsspiel zwischen Verdichtung und Begrenztheit. Als die Mauer fiel, ließ Ruth Wolf-Rehfeldt ihre «Erika» verstummen. «Es gab schlichtweg keinen Bedarf mehr dafür», sagt sie heute. —

 
 

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