Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Wie sieht die Zukunft des Hörfunks aus? Stefan Raue, Intendant Deutschlandradio

28.10.2023Aus den ArchivenDeutschlandfunk KulturIsabella Kolar —   –  Details

Stefan Raue

Welche Funktion kann das Radio im Kontrast zu Print und TV in Krisenzeiten erfüllen? Wo steht das schon oft totgesagte Medium an seinem 100. Geburtstag? Ein Blick auf Geschichte und Zukunft des Radios mit Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue. — Seit Wochen feiern wir in allen drei Programmen des Deutschlandradio den 100-jährigen Geburtstag des Radios. Der D-Day, er ist nun da, es ist der 29. Oktober 1923. Vor dem Hintergrund der Brutalität zweier Kriege – seit anderthalb Jahren in der Ukraine und seit dem 7. Oktober in Nahost, geht es um die Funktion, die Hörfunk – im Kontrast zu Print und TV – in Krisenzeiten erfüllen kann. Es geht um die Erfolgsgeschichte eines oft schon totgesagten Mediums, es geht um die dunklen Kapitel wie die NS-Zeit, es geht darum, welchen Einfluß die Künstliche Intelligenz haben und wohin uns die Digitalisierung führen kann. Ist On Air tot, es lebe der Podcast oder ergänzt sich vielleicht beides? Es geht um die Aufarbeitung von Skandalen (Beispiel: RBB), um Gebühren, um politischen Einfluß auf die Gremien sowie um den Umgang mit politischen Extremen wie der AfD. —

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

Russin will Partner aus Gefangenschaft holen – und wird zum Star

28.10.2023NewsntvMaryna Bratchyk und Uladzimir Zhyhachou —   –  Details

Jewgeni Kowtkow / Irina Krynina

Um ihren Partner aus der ukrainischen Kriegsgefangenschaft zu befreien, reist die Russin Irina Krynina nach Kiew. Sie darf einreisen und ihren Freund treffen: Die Ukraine scheint an dem Besuch der Buchhalterin aus Sibirien interessiert zu sein. Der Geheimdienst des Landes übernimmt sogar die Reise- und Unterhaltskosten. Zahlreiche Verwandte russischer Soldaten in der Ukraine sind seit Monaten auf der Suche nach ihren Männern. Sie irren von Behörde zu Behörde. Ehefrauen und Mütter sehen sich einer völligen Gleichgültigkeit des Verteidigungsministeriums gegenüber. Auch die russischen sozialen Medien sind für Russinnen, die ihre im Kriegsgebiet in der Ukraine verschwundenen Söhne oder Männer suchen, keine Hilfe: Das Netzwerk VKontakte, eine Art russisches Facebook, löscht Beiträge, in denen Angehörige die Rückkehr von Soldaten fordern. Posts mit Hashtags wie “Wir holen uns die Jungs zurück”, oder “Zeit für die Mobilisierten, nach Hause zurückzukehren” werden blockiert. Der Russin Irina Krynina aus Sibirien gelang es dennoch laut einem russischen Medienbericht, ihren kriegsgefangenen Partner nicht nur zu finden, sondern ihn auch in Kiew zu treffen. Die Buchhalterin entschied daraufhin, in der Ukraine zu bleiben. — Der heute 34-jährige Jewgeni Kowtkow war im September 2022 in seiner Heimatstadt Krasnojarsk mobilisiert und kurze Zeit später in die Ukraine geschickt worden. Bei Kämpfen um das Dorf Klischtschijiwka bei Bachmut wurde Kowtkow im Sommer gefangen genommen. Wie Krynina dem unabhängigen russischen Medium “Ljudi Bajkala” erzählt, erkannte sie ihren Partner auf einem Video der ukrainischen Armee bei Telegram, auf dem mehrere gefangene Russen die Fragen eines ukrainischen Soldaten beantworteten. Auch wenn diese Praxis angesichts der Genfer Konventionen umstritten ist, veröffentlicht die ukrainische Seite oft solche Videos, damit Angehörige der Gefangenen erfahren, dass diese noch leben. — Irina Krynina kommt nach Kiew, um ihren Freund aus der ukrainischen Kriegsgefangenschaft zu befreien. “Wozu, verdammt?”, fragt er.

 
 

SK-reko-23news

100 Jahre Radio – Lebendig wie nie

28.10.2023Im GesprächDeutschlandfunk KulturChristine Watty, Ernst Elitz —   –  Details

Das Radio

Das Radio lebt von seinen Live-Momenten – mit Moderatorinnen, die sich auch mal versprechen und Technik, die auch mal streikt. Eine gute Portion echtes Leben also, die auch durch die Popularität von Podcasts bis heute nichts an Charme eingebüßt hat. — Immer mitten im Leben: Das Radio spricht die Menschen direkt an und begleitet sie überall hin.

 
 

Audioplayer

SK-xxreko-23hehit

Die schwachen Seiten der großen Geister / Vier Juden auf dem Parnass – Carl Djerassi

28.10.2023HörspielÖ1Harald Krewer —   –  Details

Carl Djerassi

Starke Frauen und eitle Männer — Vier Herren, allesamt Heroen der Geistes- und Kulturgeschichte, sitzen auf dem Parnass und reden. Sie hätten allen Grund sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Man hat ihnen Denkmäler errichtet und Straßen nach ihnen benannt. Dennoch sind Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Gershom Scholem und Arnold Schönberg von Zweifeln geplagt. Weniger was ihre wissenschaftlichen oder künstlerischen Karrieren betrifft. Die stehen, was die Flut von postmortalen Publikationen und Lobpreisungen betrifft, gänzlich außer Zweifel. Zudem bleibt allein die Aufenthaltsberechtigung im griechischen Olymp der Dichtkunst nur den allergrößten unter den Dichtern und Denkern vorbehalten. — Nagend ungeklärt sind jedoch – bis weit über den Tod hinaus – manche Vorkommnisse im jeweiligen Liebes- und Eheleben der Herren. Waren die Ehefrauen auch tatsächlich treu? Ist der Briefwechsel zwischen Walter Benjamin und Adornos Frau Gretel nicht eine Spur zu intim? Hatte Arnold Schönbergs Frau Mathilde Zemlinsky etwas mit Alban Berg? Um den quälenden Zweifeln ein Ende zu bereiten, werden die Ehefrauen, eine nach der anderen, schließlich mit einem Tagesvisum auf den Parnass beordert. Starke Frauen allesamt, verhört von ihren eitlen, narzisstischen und pfäuischen Männern. — Carl Djerassi, Chemiker, Schriftsteller und Kunstsammler, vor allem aber bekannt als Erfinder der «Anti-Baby-Pille», führt die schwachen Seiten der großen Geister lustvoll vor. Mit Witz und Ironie gibt er Antworten auf Fragen, die die noble Kulturgeschichte erst gar nicht stellt. — Mit Michael Rotschopf (Adorno), Karl Markovics (Schönberg), Jörg Ratjen (Benjamin), Toni Slama (Scholem), Chris Pichler (Mathilde), Sabine Haupt (Gretel), Andrea Clausen (Escha), — Maria Happel (Dora Sophie) und Carl Djerassi (Erzähler), Übersetzung: Ursula-Maria Mössner, Ton: Anna Kuncio, Elmar Peinelt, Regie: Harald Krewer (ORF 2008) — (ORF 2008)

 
 

SK-reko-23

Aus der Türkei nach Vorarlberg Murat Üstün

28.10.2023Apropos KlassikÖ1Stefan Höfel —   –  Details

Murat Üstün

100 Jahre Republik Türkei — Murat Üstün – Musiker, Dirigent, Komponist und Pädagoge. — Im türkischen Izmir ist er 1959 auf die Welt gekommen und schon mit zehn Jahren wurde er ins staatliche Konservatorium seiner Heimatstadt aufgenommen – Hauptfach Waldhorn, Nebenfach Klavier. Über Köln und Gelsenkirchen und nach Erfahrungen als Orchestermusiker, Kapellmeister, Zirkusmusiker, Arrangeur und Komponist ist Murat Üstün schließlich nach Vorarlberg gekommen: seit 1990 unterrichtet er an der Musikschule in Dornbirn, viele Jahre war er Dirigent des Stadtorchesters Feldkirch, 2014 wurde er mit dem Kompositionspreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. — Mit seinen Kompositionen bewegt er sich zwischen dem westlichen und östlichen Kulturkreis; In Apropos Klassik spricht Murat Üstün über klassische Musik in der Türkei, über den Weg aus seiner Heimat nach Vorarlberg und über sein kompositorisches Schaffen. Zudemd erklärt er warum er in der Türkei mit Haydn, Mozart und Beethoven aufgewachsen ist und was seine Ausbildung am Konservatorium in der Türkei mit Kemal Atatürk zu tun hat.

 
 

SK-reko-23

RadioKunstRadio von Aufermann bis Roth

28.10.2023Studio Akustische KunstWDR 3Ilka Geyer —   –  Details

Knut Aufermann

Kunst im Radio, Kunst übers Radio, Kunst mit dem Radio! Mit historischen und aktuellen Produktionen dokumentiert das Studio Akustische Kunst die Vielfalt der künstlerischen Ansätze zum Medium Radio zwischen Happening und Klangskulptur. — Programmreform à la Esch heißt Knut Aufermanns neues Hörstück für das Studio Akustische Kunst. Das Setting: «Das Radiostudio spät in der Nacht. Der Westdeutsche Rundfunk hat das neue «Luxemburger Radiodogma» kurzfristig übernommen und programmiert nun 22-stündige Sendungen für seine Kulturwelle WDR 3. Unser Protagonist muss sich überraschend auf eine lange Schicht einlassen, in der Wort und Musik ihre zeitliche Grenzen verlieren. Was nun?» Knut Aufermann ist Mitbegründer von Resonance FM in London und dem internationalen Radiokunst-Netzwerk Radia. Er hat für mehr als 50 Radiostationen weltweit Arbeiten produziert, u.a. auch als Kunst bei der 30. São Paulo Biennale und documenta 14. Meist arbeitet er zusammen mit Sarah Washington unter dem Namen Mobile Radio. — Knut Aufermanns Hörstück reiht sich ein in eine lange Tradition künstlerischer Reflexion des Mediums Radio. Ilka Geyer erinnert daran, wie so unterschiedliche Künstler wie Wolf Vostell oder Dieter Roth ihre Leidenschaft für das Radio hörbar machten.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

50 Jahre ‹Anadolu Pop›

28.10.2023DiagonalÖ1Roman Tschiedl —   –  Details

Anadolu Pop

100 Jahre Republik Türkei — Pop- als Zeitgeschichte: Diagonal über Entstehung, Hochblüte, Niedergang und Revival des Anadolu Pop und Rock. Ein schillerndes Kapitel der türkischen Musikgeschichte. — 1973, vor genau 50 Jahren, erschien in der Türkei ein Musikalbum, dessen Titel ein ganzes Genre auf den Nenner brachte: «Anadolu Pop» der Folk-Rock-Formation Mogollar aus Istanbul. Der «Anatolische Pop», ein schillerndes Hybrid westlicher Popströmungen und anatolischer Folklore, entstand in den 1960ern, feierte seine Hochblüte in den turbulenten 70ern und brachte mit Namen wie Erkin Koray, Baris Manço, Cem Karaca oder Selda Bagcan bis heute überlebensgroße Ikonen der türkischen Pop- und Rockgeschichte hervor. — Mit dem «Anadolu Pop», beziehungsweise «Anadolu Rock», entwickelte sich ab den 1960ern nicht nur eine neues Genre der Unterhaltungsmusik, sondern auch ein neues Medium politischer Lyrik, das die tiefgreifenden sozio-politischen Veränderungen und Konflikte dieser Ära reflektierte, zeithistorisch gerahmt von der liberalen Staatsverfassung in Folge des ersten türkischen Militärputschs im Jahr 1960 und der großen Zäsur des Militärputschs von 1980. Während die Welle des «Anadolu Pop» danach vor allem aus politischen Gründen abebbte, erlebte das Genre als «Turkish Psychedelic» in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ein fulminantes Revival in neuem Gewand. — Eine Sendung von Roman Tschiedl im Gespräch mit Seçkin Söylemez, Politikwissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen.

 
 

SK-reko-23

Es wird stürmisch: Die Favoriten im November / Chet Faker, Cassia, Dekker, Readymade FC u.a.

28.10.2023MusikbonusWDR 5Kathrin Herr —   –  Details

Readymade FC

Dass Künstlerinnen und Künstler mal eine kleine Schaffenspause einlegen ist ja fast schon üblich. Aber wenn die Pause knapp 20 Jahre dauert, dann sollte man vielleicht doch eher von Neuanfang sprechen. Readymade FC, der im wahren Leben eigentlich Jean-Philippe Verdin heißt, ist ein Multiinstrumentalist aus Frankreich und eigentlich verortet man ihn eher in den elektronischen Bereich. Die lange Pause erklärt sich dadurch, dass er einfach sehr viel Musik für andere Leute gemacht hat. Sei es für Werbespots, Kinofilme oder einfach nur Songs von Künstlerkolleginnen und -kollegen zu produzieren. Nach 17 Jahren hat er nun im Juni sein neuestes Album «I can change» veröffentlicht in dem zahlreiche Gastmusikerinnen und -musiker beteiligt waren, wie zB die Künstlerin Queen Kaltoum bei unserem Favoriten.

 
 

Ein korrektes Passwort ist erforderlich.

Lock
Option: last radio poets – member-one | Registrierung/Login
SK-xxddreko-23hehitt

Pinar Selek: scharfer Blick auf die Türkei

28.10.2023HörbilderÖ1Renate Maurer —   –  Details

Pinar Selek

Trotz harter Repressalien widmet sich die türkische Soziologin Pinar Selek Tabuthemen in der Türkei und macht aus ihrer Parteinahme für die unterdrückte kurdische Bevölkerung kein Hehl. Dafür musste sie 1998 zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Auch nach ihrer Freilassung wird sie mit einem Strafverfahren verfolgt – bis heute. Renate Maurer hat Pinar Selek im französischen Exil besucht. — Ihr Vater ist ein bekannter linker Anwalt, ihre Mutter Apothekerin. Zuhause in Istanbul gehen Intellektuelle und Menschenrechtsaktivist:innen ein und aus. Mit neun erlebt Pinar Selek, wie ihr Vater nach dem Militärputsch 1980 verhaftet wird und ins Gefängnis muss. Sie stellt Fragen nach Gerechtigkeit, Freiheit und Glück für alle und sucht die Antworten auf der Straße – bei den Straßenkindern, Prostituierten, Transvestiten. Während ihres Soziologiestudiums baut sie mit ihnen die «Werkstatt der Straßenkünstler» auf. — Im Juli 1998 wird sie festgenommen. Sie ist 26 und recherchiert gerade für eine Studie über die Bedeutung von Gewalt für Kämpfer der kurdischen Untergrundorganisation PKK. Sie soll die Namen ihrer Interviewpartner nennen. Sie weigert sich – auch unter Folter. Im Gefängnis erfährt sie von der Anschuldigung, im Auftrag der PKK auf dem Ägyptischen Bazar eine Bombe gelegt zu haben. Bei dieser Explosion am 9. Juli 1998 starben sieben Menschen, 127 wurden verletzt. Der einzige Belastungszeuge widerruft bald danach seine unter Folter erpresste Aussage. Mehrere Gutachter stellen fest, dass eine defekte Gasleitung die Ursache der Explosion gewesen sei. — Nach zweieinhalb Jahren kommt Pinar Selek aus dem Gefängnis frei. 2006 wird sie auch vor Gericht freigesprochen, doch der Oberste Gerichtshof kassiert das Urteil. Es folgen drei weitere Freisprüche und deren Aufhebung durch das Kassationsgericht, die Verurteilung zu lebenslänglicher Haft, Revisionen, neue Verhandlungen – ein Fall von Justizwillkür, der sich jahrzehntelang hinzieht, bis heute. Die nächste Verhandlung ist für September 2023 angesetzt. — Nach ihrer Haftentlassung 2000 stürzt sich Selek in die Frauenbewegung, engagiert sich für Antimilitarismus, für die Sache der Kurden, der Armenier. Sie schreibt erfolgreiche Bücher: über die Gewalt an den Transvestiten und Transsexuellen in der Ülker Straße, das Scheitern der Friedensbewegung der Linken, die Rolle des Militärdienstes für die Entwicklung türkischer Männlichkeit. — 2009, als das Kassationsgericht den ersten Freispruch aufhebt und eine lebenslange Haftstrafe für Pinar Selek fordert, flüchtet sie ins Exil nach Deutschland, lebt als «Writers-in Exile-Stipendiatin» des PEN in Berlin, zieht nach Straßburg, dann nach Nizza. — Was einen politischen Wandel in der Türkei angeht, macht sie sich keinerlei Hoffnungen. «Erinnern wir uns: die Regierung Erdogan trat mit den Versprechungen der Demokratie an und wurde dann vom «tiefen Staat» vereinnahmt mit seinem Geheimdienst, der Mafia und der Ultrarechten.»

In den 20 Jahren ihrer Regierungszeit sei die Islamisierung der Gesellschaft über die Bildungsarbeit der muslimischen Bruderschaften deutlich vorangetrieben worden. Die Regierung Erdogan könne wechseln, aber ihre Übel seien tief im türkischen Staat verwurzelt. «Es gibt eine über 100-jährige Indoktrination der Gesellschaft. Wie kann man davon schnell geheilt werden?»

»Ich widersetze mich! Die türkische Soziologin und Menschenrechtlerin Pinar Selek.» — Von Margit Maurer.

 

SprecherInnen: Irina Wanka, Sarah Jung, Barbara Braun, Skye Mac Donald.

 

Ton: Fridolin Stolz — Redaktion: Eva Roither ORF/ Christian Lerch SWR — Ko-Produktion: ORF/SWR

 
 

SK-reko-23