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‹Hallelujah› / Der Song, der Leonard Cohen überlebt

28.12.2023NewsRolling StoneMaik Brüggemaier —   –  Details

Leonard Cohen

Egal wo sich Leute versammeln, um zu feiern oder zu trauern – «Hallelujah» ist immer schon da. «Lange bevor es Minnesänger gab, Komponisten und Komponistinnen, Songwriter und Songwriterinnen und von Millionen verehrte Sänger und Sängerinnen, gab es Lieder. Sie erzählten Geschichten und priesen Götter, sie dienten als Erinnerungsspeicher und als Landkarten. Und sie veränderten sich, wenn sie von Sänger zu Sängerin durch die Generationen weitergegeben wurden. Niemand konnte sich daran erinnern, wer sie ursprünglich geschrieben hatte. Sie waren einfach schon immer da. Heute ist ein Lied in der Regel eng mit einem Interpreten oder einer Interpretin, einem Songwriter oder einer Songwriterin verknüpft, und wenn jemand es singen und ein wenig modifizieren möchte und nicht so genau weiß, wer es geschrieben hat, sind in der Regel Urheberrechtsanwält:innen behilflich.

Lieder haben kaum noch die Möglichkeit, ein Eigenleben zu entwickeln. Aber an dieser Stelle soll es um eines gehen, das seinem Schöpfer entwischt ist. Ein Lied, das über viele Umwege zu einem der meistgesungenen auf diesem Planeten wurde. Man hört es in Castingshows und U Bahn-Stationen, in Filmen und Serien, auf Beerdigungen und Hochzeiten. Und man hört es viel zu oft. So wie genervtes Gitarrenladenpersonal gern Schilder anbringt, auf denen den Kund:innen unter Androhung von Höllenfeuer verboten wird, beim Ausprobieren des Instrumentariums die Riffs von «Smoke On The Water», «Stairway To Heaven» oder «Seven Nation Army» anzustimmen, möchte man heute jeden Menschen, der sich vor ein Mikrofon stellt, flehentlich bitten, nicht dieses eine Lied zu singen. Jeder kennt es. Jeder kann daraus zitieren. Zumindest eine Zeile: «You don›t really care for music, do you?» Aber kaum jemand weiß, an wen sich diese Zeile richtet und worum es in diesem Lied eigentlich geht. «Sein Titel, «Hallelujah», verspricht etwas Tiefgründiges, Weihevolles und Erhabenes, und das reicht den meisten Menschen völlig aus, um einem damit ständig auf die Nerven zu gehen, wenn sie der Meinung sind, es gäbe etwas zu feiern oder zu gedenken. Wenn diese Leute wüssten, dass «Hallelujah» in seiner populärsten Version davon erzählt, wie jemand vom Thron gestoßen und auf einen Küchenstuhl gefesselt wird, dass es um Zweifel an Gott und der Liebe geht, dass dem Song-Ich außer der Erinnerung an das Eindringen in eine Frau, die sich mittlerweile längst abgewandt hat, nichts mehr heilig ist und es am Ende in der Dunkelheit steht und ein kaltes und sehr einsames «Hallelujah» singt, würden sie vielleicht davon absehen, damit ihre Ehe ein- oder ihre verstorbenen Liebsten auszuläuten. Ein ziemlich großer Prozentsatz der Menschen, die vorgeben, «Hallelujah» zu lieben, hat keine Ahnung von diesem Lied, geschweige denn von seinem Autor. Die Popularität des Songs überstrahlt ihn und sein übriges Werk um ein Vielfaches. Die Titel einer neuen Zusammenstellung seiner bekanntesten Lieder und einer dieser Tage in den Kinos laufenden Dokumentation machen das deutlich. «Der Film von Daniel Geller und Dayna Goldfine heißt «Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song» und erzählt, inspiriert von Alan Lights Buch «The Holy Or The Broken» (2012), die Geschichte des Songs und so auch die seines Autors und der verschiedenen Interpret:innen, die ihn populär machten. Das neue Leonard-Cohen-Best-of-Album hat seine Plattenfirma «Hallelujah & Songs From His Albums» genannt. Vieles daran mutet seltsam an. Nach Cohens bekanntestem Lied gefragt, würden die meisten von uns vermutlich immer noch «Suzanne», «Bird On A Wire», «So Long, Marianne» oder «Famous Blue Raincoat» nennen, denn «Hallelujah» scheint ihm irgendwie nicht so richtig zu gehören – die Versionen anderer Sänger:innen sind uns vertrauter. Ja, es kommt einem so vor, als hätte Cohen sich das Lied für diese Retrospektive nur mal kurz ausgeliehen. Dazu passt, dass hier keine definitive Studioversion zu hören ist, sondern eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 2008. Um das Phänomen «Hallelujah» und die dahinterstehende Ironie zu verstehen und vielleicht auch den Song wieder neu schätzen zu lernen, müssen wir so viele Jahre in der Zeit zurückgehen, wie Moses brauchte, um mit seinem Volk die Wüste zu durchqueren. Nämlich vierzig.

 
 

SK-news

Cari Cari beim Heimatsound-Festival – 28. Juli 2023

28.12.2023radioMitschnittBayern 2Rainer Schaller —   –  Details

Cari Cari

Aufnahme des Konzerts vom 28. Juli 2023 beim Heimatsound-Festival in Oberammergau

Cari Cari beim Heimatsound-Festival — Am liebsten würden sie Musik für Tarantino-Filme beisteuern. Ganz so abwegig scheint der Gedanke nicht, denn Cari Cari aus Wien sind schon in US-Serien aufgetaucht. Eine Entdeckung beim Heimatsound-Festival im Oberammergauer-Passionstheater.

Besetzung: — Stephanie Widmer – Gesang, Schlagzeug — Alexander Köck – Gesang, Gitarre — Ivo Thomann – Schlagzeug

 
 

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Im Jahr 2023 gingen zahlreiche folgenschwere und sehr lange Leben verloren

28.12.2023NewsThe New York TimesWilliam McDonald —   –  Details

Proms-Collage

Die durchschnittliche Lebenserwartung sinkt zwar, aber das konnten Sie aus der Lektüre der Nachrufe auf viele Berühmtheiten in diesem Jahr vielleicht nicht erkennen. — Im Februar 1961 veröffentlichte die New York Times unter Berufung auf eine Studie der American Medical Association einen kurzen Artikel , in dem es hieß, dass die Amerikaner im 21. Jahrhundert durchaus eine Lebenserwartung von 120 Jahren haben könnten. — Die AMA spiegelte eine längst vergangene Ära wider, die vielleicht optimistischer war als unsere eigene, und sah eine anhaltende Flut medizinischer Fortschritte voraus, die den Menschen jahrzehntelang bei guter Gesundheit behilflich sein würden. — Es genügt zu sagen, dass das 21. Jahrhundert noch einen langen Weg vor sich hat, bevor jemand, der auf das 22. Jahrhundert zurückblickt, bestätigen kann, ob die medizinischen Autoritäten von einst Recht hatten. Wer weiß schon, welche lebenserhaltenden medizinischen Durchbrüche die nächsten 76 Jahre bereithalten werden?

Aber aus heutiger Sicht scheinen die guten Ärzte von 1961 völlig daneben gelegen zu haben. Die Lebenserwartungstrends vieler Amerikaner – der Durchschnitt liegt derzeit bei 77,28 – gehen in die entgegengesetzte Richtung. — Und doch, wenn Sie im letzten Jahr viele Nachrufe gelesen haben, insbesondere über die überragenden Persönlichkeiten, die uns verlassen haben, könnte Ihnen der Gedanke verziehen werden, dass die Menschen im Großen und Ganzen immer reifer werden und die 100-Fach-Grenze erreichen nicht darüber hinausgehen. — Vor nicht allzu langer Zeit sahen wir, wie in lebhafter Folge drei nationale Persönlichkeiten, die in den Goldenen Zwanzigern geboren wurden, mitten in den Zwanzigern starben, wie auch immer die Geschichte sie nennen wird, die wir jetzt durchleben. — Rosalynn Carter , die als die politisch engagierteste First Lady seit Eleanor Roosevelt in Erinnerung blieb, starb im Alter von 96 Jahren und hinterließ ihren 99-jährigen Ehemann Jimmy, der zu gegebener Zeit der am längsten lebende amerikanische Präsident sein wird. — Im Juli war Henry Kissinger mit 100 Jahren gesund genug, um nach Peking zu fliegen, dem Schauplatz eines seiner historischsten diplomatischen Durchbrüche: der Öffnung von Präsident Richard M. Nixon gegenüber China. Er schüttelte Xi Jinping die Hand, genau wie er es 1972 mit Mao Zedong getan hatte. Etwas mehr als vier Monate später war er verschwunden, ebenso polarisierend im Tod wie im Leben, und einerseits als brillanter Verfechter der Realpolitik in Erinnerung geblieben und andererseits als Taktiker des Kalten Krieges, der im Namen der amerikanischen Machtergreifung die allzu realen Flächenbombardements auf Kambodscha gutheißen konnte, ganz zu schweigen von den Anfällen von Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt. — Und dann verschwand Sandra Day O›Connor , die an Demenz litt, im Alter von 93 Jahren und ging als erste Frau, die es an den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten schaffte, in die Geschichte ein. — Editors› Picks

‹Maestro› Won›t Let Leonard Bernstein Fail

A Crybaby Year for Men in the Movies

The Fine Art of the Paperback Makeover — Das ganze Jahr über befanden sich bedeutende Namen aus allen Gesellschaftsschichten im zehnten oder sogar im elften Lebensjahrzehnt, als das Ende kam. Norman Lear , der Sitcoms in die reale Welt einführte, war 101 (und er war noch nicht fertig; er ließ einen Stapel unvollendeter Projekte auf seinem Schreibtisch zurück). Françoise Gilot , die Künstlerin, die als die einzige desillusionierte Liebhaberin Picassos in Erinnerung blieb, die den Willen hatte, ihn im Stich zu lassen, war ebenfalls 101 Jahre alt und starb weniger als drei Monate vor dem Tod ihres 76-jährigen Sohnes Claude Ruiz-Picasso hatte über den Nachlass seines Vaters gewacht. Al Jaffee , ein Karikaturist, der von Generationen von Lesern des Mad-Magazins geliebt wurde, wurde 102 Jahre alt. John B. Goodenough , der gemeinsam mit dem Nobelpreis dafür ausgezeichnet wurde, dass er uns die wiederaufladbare Lithiumbatterie schenkte, wurde 100 Jahre alt.

 
 

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Die Klänge des Jahres – Salami Rose Joe Louis, Mitski, Sofia Kourtesis, Hochzeitskapelle + Japanes Friends, Squirrel Flower

28.12.2023NachtmixBayern 2Matthias Hacker —   –  Details

Salami Rose Joe Louis

Die persönlichen Alben des Jahres von Zündfunk-DJ Matthias Hacker reichen 2023 von Salami Rose Joe Louis über Jaimie Branch bis zu Joanna Sternberg. — Die Zeit der Jahresrückblicke hat begonnen. In diesem Zeichen steht auch der heutige Nachtmix, in dem Songs von Musikerinnen und Musikern gespielt werden, die «Nachtmix»-Moderator Matthias Hacker das Jahr über ans Herz gewachsen sind.

 
 

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Mein Musikereignis: Die Entdeckung der polnischen Pianistin Kasia Pietrzko

28.12.2023Tonart: ClipDeutschlandfunk KulturMatthias Wegner —   –  Details

Kasia Pietrzko

Den Popthron dieses Jahres hat ohne Frage Taylor Swift erobert. Ihre Fans mischen im argentinischen Wahlkampf mit, es gibt Studiengänge über sie. Aber der Star gibt sich als Antithese zum Diventum. Lieblingsessen: Cheeseburger. — Taylor Swift bei der Premiere des Konzertfilms «Taylor Swift: The Eras Tour».

 
 

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I am a noise / Start der Joan-Baez-Doku

28.12.2023Tonart: ClipDeutschlandfunk KulturOliver Schwesig —   –  Details

Joan Baez

Den Popthron dieses Jahres hat ohne Frage Taylor Swift erobert. Ihre Fans mischen im argentinischen Wahlkampf mit, es gibt Studiengänge über sie. Aber der Star gibt sich als Antithese zum Diventum. Lieblingsessen: Cheeseburger. — Taylor Swift bei der Premiere des Konzertfilms «Taylor Swift: The Eras Tour».

 
 

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Schäuble war ein Allround-Politiker / Theo Waigel

27.12.2023Deutschlandfunk: ClipDeutschlandfunkPhilipp May —   –  Details

Wolfgang Schäuble

Schäuble war ein Allround-Politiker — Wissbegierig, mutig, zielstrebig – so beschreibt Weggefährte Theo Waigel den verstorbenen Wolfgang Schäuble (CDU). Dieser hätte das Zeug zum Kanzler gehabt. Über Witze von ergrauten Augenbrauen und schütterem Haar konnten beide gemeinsam lachen. — Wolfgang Schäuble sei ein mutiger Mensch gewesen, der sich nie unterkriegen ließ, sagt sein Weggefährte Theo Waigel (CSU).

 
 

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Musik, die Schwester der Malerei – Vertonte Gemälde

27.12.2023Kaisers Klängehr 2 kulturNiels Kaiser —   –  Details

Antoine Watteau

«Mezzetin» von Antoine Watteau — «Musik kann nicht anders genannt werden als die Schwester der Malerei», sagte schon Leonardo da Vinci. Das Komponieren nach Bildern beginnt spätestens mit der Programmmusik im 19. Jahrhundert. — Wie literarische Stoffe in der sinfonischen Dichtung werden Bilder und Gemälde nun zur Vorlage für Musik. Heute in der klingenden Gemälde-Galerie von hr2-kultur: Werke von u.a. Watteau, Böcklin und Delacroix.

 
 

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Vor 100 Jahren: Der französische Ingenieur Gustave Eiffel gestorben

27.12.2023Kalenderblatt: ClipDeutschlandfunkBettina Kaps —   –  Details

Gustave Eiffel

Gustave Eiffel Geschäftstüchtiger Ingenieur Brücken, Kathedralen, die Struktur der Freiheitsstatue, der Eiffelturm. Der Metallbauer aus Burgund hat sich weltweit verewigt. Er saß aber auch kurz im Gefängnis. Danach machte er Karriere als Forscher. Gustave Eiffel starb vor 100 Jahren. — Sein bedeutenstes Werk, der Eiffel-Turm, wurde für die Pariser Weltausstellung 1889 anlässlich des 100. Jahrestages der französischen Revolution gebaut. Gustave Eiffel baute weltweit hunderte Brücken, Bahnhöfe und Kirchen.

 
 

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