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Zur Person: Anna Jermolaewa. Über Kunst und Brisanz des Alltäglichen.

20.04.2024DiagonalÖ1Ines Mitterer —   –  Details

Anna Jermolaewa

2024 bespielt Anna Jermolaewa den Österreich Pavillon auf der Biennale in Venedig. Die 1970 in St. Petersburg geborene Künstlerin ist seit langem mit dem Verweisen auf gesellschaftliche und menschliche Zu- und Missstände beschäftigt. Sie selbst musste aus politischen Gründen 1989 aus der UdSSR flüchten. Anhand ihrer Werke lassen sich die gesellschaftliche Entwicklung Europas nach dem Zerfall der Sowjetunion und die Auswirkungen daraus in Europa und in Russland nachempfinden. — Dass es Anna Jermolaewa im Österreich Pavillon auf der Biennale 2024 in Venedig mit ihrer Arbeit — Schwanensee» nicht um schöngeistige Betrachtungen zum klassischen Ballett gehen wird, davon ist auszugehen. Die 1970 in St. Petersburg geborene Künstlerin beschäftigt sich bereits seit langem mit gesellschaftlichen und menschlichen Missständen. Noch Ende der 1980er Jahre war sie als Schülerin Mitbegründerin der ersten oppositionellen Partei — Demokratische Union» und Mitherausgeberin der Parteizeitung gewesen. Die neuen Spielregeln der Perestroika waren noch nicht klar und die Freunde rund um Partei und Zeitung wurden von der Staatsmacht drangsaliert und bedroht, Jermolaewas Wohnung von der Polizei durchsucht. Sie verließ das Land und kam über Polen nach Österreich, zuerst ins Flüchtlingslager Traiskirchen, was in Venedig auch eine Rolle spielen wird. Jetzt setzt sie sich für Geflüchtete aus der Ukraine ein, innerhalb und außerhalb ihrer Kunst. Russland und die Ukraine, die Länder, die sie als Jugendliche geprägt haben, spielen in Jermolaewas Installationen, Fotos und Videos eine Hauptrolle. Die Künstlerin bildet mit ihrer Arbeit Geschichte ab – aber vor allem, wie sich der Lauf der Geschichte auf den einzelnen Menschen sowie die Gesellschaft auswirkt. Das Menschliche hat einen hohen Stellenwert in Jermolaewas Kunst, wenn nicht den höchsten. Und deshalb ist ihre Kunst auch so zugänglich, verführt mit Humor und Poesie und verleitet dann zum Eintauchen in komplexe gesellschaftliche und politische Verflechtungen.

 
 

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Peter Morgan richtet seinen Stift von ‹Die Krone› auf den Kreml

20.04.2024NewsThe New York TimesMaureen Dowd —   –  Details

Peter Morgan

Sein neues Stück «Patriots», jetzt am Broadway, folgt Putins Aufstieg zur Macht und den russischen Oligarchen, die fälschlicherweise dachten, er wäre ihre Marionette. — — Der Übergang von Prinzessin Diana, einer liebenswerten Ikone, die Wellen der Sympathie hervorrief, zu Wladimir Putin, einem eisigen Bösewicht, der Wellen der Verachtung hervorrief, könnte für einige Autoren schwierig sein. — Nicht Peter Morgan. — Nachdem Morgan für sechs Staffeln von «The Crown» den Vorhang vor der britischen Königsfamilie zurückgezogen hatte, wollte er unbedingt weitermachen. Er hatte eine Idee für ein Stück über die Oligarchen, die in den 1990er Jahren dazu beitrugen, einen obskuren Putin an die Macht zu bringen, und dann zusehen mussten, wie ihr Frankenstein den Lauf der russischen Geschichte auf katastrophale Weise veränderte. — Das daraus resultierende Drama «Patriots», das am 22. April am Broadway startet, bot Morgan eine andere Möglichkeit, sich der jüngeren Geschichte zu nähern, und eine neue Herausforderung: den Wechsel von den Royals, die bekannte Namen sind, aber letztendlich nicht sehr mächtig, zu Oligarchen, die sind superstarke, aber nicht allgemein bekannte Namen. — Morgan schreibt gerne über die Verunglimpften und gibt ihnen eine Chance zum Kampf. In «Patriots» schafft er ein Puzzle aus vier russischen Männern, deren Schicksale in der postsowjetischen Ära miteinander verflochten sind und die ein byzantinisches Spektrum moralischer Werte repräsentieren. — «Es ist einfach eine köstliche Kombination von Charakteren», sagte mir Morgan, 60, in einem Interview im Ethel Barrymore Theater am Times Square. «Es gibt eine Art Gewalt, während es in ‹The Crown‹ Höflichkeit und Unterdrückung gibt, und das ist sehr weiblich.» Dieses Stück hat etwas sehr Männliches, sehr Gewalttätiges. Es fühlte sich wie eine Selbstverständlichkeit an, nachdem man so viel Zeit in der einen Welt verbracht hatte, in eine andere Welt zu gehen, nur um ein wenig zu entspannen.» — — Der Autor Peter Morgan sagt, er fühle sich zu «fesselnden persönlichen Interaktionen» vor dem Hintergrund der Geschichte hingezogen.

 
 

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