Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

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Music Unlimited Festival #36 kuratiert von Agnes Hvizdalek

30.10.2022KlangkunstÖ1Agnes Hvizdalek —   –  Details

Agnes Hvizdalek

Vom 4. bis 6. November präsentiert das Festival Music Unlimited zum 36. Mal experimentelle Musik unterschiedlicher Stile: Von zeitgenössischer Musik und Jazz, über Klangkunst bis Noise und Metal – ein Fest für neugierige Ohren! — Das 1987 vom Welser Kulturverein Waschaecht gegründete Festival wird heuer von der im selben Jahr geborenen österreichischen Musikerin Agnes Hvizdalek – seit 2008 in Norwegen lebend – kuratiert. Diese ehrenvolle Aufgabe haben in früheren Ausgaben Größen wie Fred Frith, Zeena Parkins, Ikue Mori, Mats Gustafsson, Okkyung Lee und Mary Halvorson übernommen. Neben eigenen Projekten präsentiert die junge Ausnahmekünstlerin – als Vokalistin hat sie sich eine extravagante Klangsprache erarbeitet, die keine Grenzen kennt – ein wildes Programm unter dem Titel «The Future Starts Now». Diese zu jedem Zeitpunkt wahre Aussage richtet die Aufmerksamkeit auf den Moment des Musikschaffens, der die unterschiedlichen Ausdrucksformen vereint. Ob frei improvisiert oder klassisch notiert: wie welche Entscheidungen getroffen werden und warum ist für Agnes Hvizdalek der springende Punkt. — Agnes Hvizdalek präsentiert in dieser Zeit-Ton extended Ausgabe, Highlights ihres Programms darunter SPUNK, Billy Roisz, Lisa Ullén, das norwegische Quartett Tøyen Fil og Klafferi mit der mehrfach preisgekrönten Komponistin und Klarinettistin Kristine Tjøgersen (die übrigens in Linz studiert hat). Des Weiteren die neo-feministische Band Witch Club Satan, die dänische in Oslo lebende Saxofonistin Signe Emmeluth im Duo mit der belgischen Baritonsaxofonistin und Klarinettistin Hanne de Backer – zwei aufregende Stimmen der europäischen freien Improvisation u.v.m.

 
 

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Neueste Radiokunst von Arsenije Jovanovic

30.10.2022KlangkunstÖ1Elisabeth Zimmermann —   –  Details

Arsenije Jovanovic

Zu hören ist das neuestes Radiostück des Künstlers Arsenije Jovanovic «The Unfinished Diary of the Sailing Ship Galiola Nuria». Entstanden aus Anlass des 90. Geburtstag des Künstlers als Koproduktion von CRo – Tschechischer Rundfunk und Ö1 Kunstradio.

 

Als nach mehreren Monaten Arbeit die letzte Millisekunde von «Das unvollendete Tagebuch des Segelschiffs Galiola Nuria» erklang, wusste ich nicht, wie ich angefangen hatte. War ich auf den Spuren meiner Träume, oder hörte ich alte Aufnahmen meiner Reisen von Belgrad über die Donau, das Schwarze Meer, die Marmara, das Ionische Meer und die Adria bis nach Rovinj im Norden? Ich bin nach Malta und Sizilien gesegelt, habe ein delphisches Heiligtum besucht und mich über die Vulkankrater des Vesuvs und des Ätna gebeugt. Einige der mehr als fünfzig Jahre alten Tonbandaufnahmen waren den Bildern – nicht Bildern, Tönen – nicht Tönen – nicht unähnlich, die in unseren Träumen kurzzeitig aus einigen unserer Untiefen aufblitzen, wenn wir sie nicht erwarten, wenn wir sie nicht erwarten können – wie es Träume zu tun pflegen. Momente eines verbrauchten Lebens werden uns offenbart, die die überfüllte Müllhalde unseres oberflächlichen Bewusstseins unmöglich hätte erahnen können. Als ob es jemand anderes wäre und nicht wir. Und es war jemand anderes. Wir sind jeden Tag anders. Wenn unser Gehirn in der Lage wäre (zumindest meines), wie ein Album alle Bilder-Sound, alle Sound-Bilder zu speichern (und die Verbindung ist weitaus komplexer, als diese beiden schwachen Worte ausdrücken können), könnten wir mit Recht sagen, dass jeder Mensch Hunderte und Aberhunderte von Leben hat.

 
 

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Miss Allie und Benedikt Mitmannsgruber – Miss Allie: Immer wieder fallen

30.10.2022KlangkunstÖ1Gabriel Schaffler, Elisabeth Stratka —   –  Details

Miss Allie

Miss Allie: Immer wieder fallen / Benedikt Mitmannsgruber: Der seltsame Fall des B. Mitmannsgruber — «Ich finde es schwer, meinen Stil zu beschreiben. Er entfaltet sich am besten auf der Bühne. Man sagt, ich sei frech und ein bisschen versaut… Ich sage, ich bin lieb aber ehrlich. In meinen Songs verpacke ich meine Erfahrungen hier und da in einen Wattebausch aus Humor, doch manchmal lass ich auch sehr die Hosen runter. Also im übertragenen Sinne.» Solcherart beschreibt sich die deutsche Singersongwriterin Miss Allie selbst. Im Herbst 2022 ist sie mit ihrem Programm «Immer wieder fallen» auf Tour. — Im Mühlviertel sagt man, es braucht drei Dinge, um ein erwachsener Mann zu werden: Man muss ein Kind zeugen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen. Benedikt Mitmannsgruber ist kein Mann wie alle anderen. Während seine Freunde immer älter werden, Verantwortung übernehmen, Autos kaufen, Kinder zeugen und arbeiten, steckt Mitmannsgruber in der Zeit fest. Er möchte ewig Mitte 20 bleiben. Immer weiter schiebt er das Erwachsenwerden hinaus, bis es unerreichbar und uneinholbar vor ihm liegt. «Der seltsame Fall des Benedikt Mitmannsgruber» ist das groß angelegte Schicksal eines jungen Antihelden und der Menschen, denen er in seinem Leben begegnet: Er findet die Liebe, trifft Verschwörungstheoretiker, wird enttäuscht, muss in Isolation und lernt, was von zeitloser Bedeutung ist: Sein Hund, seine Freundin und Avocado-Aufstrich.

 
 

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Mike Markarts phantastisches Venedig – Venezianische Spaziergänge

30.10.2022KlangkunstÖ1Ilse Amenitsch —   –  Details

Venedig Platz

Es liest Helmut Berger. — «Alles ist bereits geschrieben über Venedig, wegfotografiert und forterzählt», befindet der steirische Autor Mike Markart. Dennoch oder gerade deshalb verfasst er seit 2009 sog. «Venezianische Spaziergänge». Er versuchte, poetische Bilder voll wilder Eigendynamik als Gegenentwurf zu einer geheimnislos gewordenen Welt zu erzeugen und nehme kleine, oft bekannte Wissenströpfchen zum Anlass, um daraus Gebilde voller Überraschungen zu bauen. «Dieser verrückt gewordene Ort hat dann auch viel Tröstliches. Er ist eine tapfere Unmöglichkeit in einer mit Unsinnigkeiten angefüllten Welt. Eine letzte störrische Bastion», so Mike Markart. — Der 1961 in Graz geborene Autor war zunächst im Hörspiel- und Theaterbereich tätig. Seit 2008 schreibt er primär Prosa. Mike Markart lebt im weststeirischen Stainz und in Italien. Das Buch «Venezianische Spaziergänge» wird im Herbst 2023 im Keiper Verlag erscheinen.

 
 

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Russland setzt Getreide-Deal mit Ukraine aus / Nach Angriff auf Schwarzmeerflotte

29.10.2022NewsTagesschauLucas Maier —   –  Details

Frachtschiffe Schwarzmeer

Russland will die mit der Ukraine vereinbarte Übereinkunft zum Export von Getreide aussetzen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Begründet wurde der Schritt mit einem vorangegangenen Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte.Russland setzt nach eigenen Angaben seine Beteiligung am Abkommen zu ukrainischen Getreide-Exporten aus. Zur Begründung erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau: «Angesichts des vom Regime in Kiew unter Teilnahme britischer Experten ausgeführten Terroraktes gegen Schiffe der Schwarzmeerflotte und auch zivile Schiffe, welche an der Sicherung der Getreide-Korridore beteiligt sind, suspendiert Russland seine Teilnahme an der Umsetzung des Vertrages zum Export von Landwirtschaftsprodukten aus ukrainischen Häfen.»

 
 

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Mein kluger Freund ist nicht mehr da / Peter-Michael Diestel – Trauerrede für Wolfgang Kohlhaase

29.10.2022NewsStern OnlinePeter-Michael Diestel —   –  Details

Wolfgang Kohlhaase

Der legendäre Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase wurde in Berlin-Mitte beerdigt. Die Grabrede hielt der letzte DDR-Innenminister. Wir dokumentieren sie im Wortlaut. — Am Sonnabend um elf bei mildem Herbstwetter wurde der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte beerdigt. Seine Frau Emöke Pöstenyi, Freunde, Kollegen, Weggefährten nahmen Abschied von dem großen Mann des Films, der am 5. Oktober im Alter von 91 Jahren gestorben war. Die Schauspieler Jutta Hoffmann, Ulrich Matthes, Nadja Uhl und Hermann Beyer waren da, die Regisseure Andreas Dresen, Matti Geschoneck und Volker Schlöndorff, die Drehbuchautorin Laila Stieler, der Schriftsteller Eugen Ruge sowie der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper. Und viele andere.

 

Der Komponist Günther Fischer spielte den Titelsong aus «Solo Sunny», der Regisseur Matti Geschonneck sang ein russisches Lied. Der Regisseur Andreas Dresen und der Jurist Peter-Michael Diestel hielten die Trauerreden. Diestel, letzter Innenminister der DDR, war Kohlhaases Freund, Skatbruder und Sparring-Partner im Boxring. Die Berliner Zeitung dokumentiert Diestels Rede hier im Wortlaut: — — Liebe Emöke, liebe Freunde, mein lieber Wolfgang, — — zwei Herren, einer vom Fach mit Herz und einer nicht vom Fach, auch mit Herz, werden sich bemühen, unsere Gedanken zusammenzufassen und das in der Gewissheit, dass unser Zensor alles mitbekommt.

 
 

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Kriegsschiff auf Krim durch Drohnenangriff beschädigt

29.10.2022NewsFocusdpa —   –  Details

Drohnen boot

Bei den Drohnenangriffen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach russischen Angaben in Sewastopol ein Kriegsschiff der Schwarzmeerflotte getroffen worden. Das Minenräumschiff „Iwan Golubez“ und auch Anlagen in einer Bucht seien leicht beschädigt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag mit. Die Angriffe seien unter Anleitung britischer Spezialisten in der Ukraine erfolgt. Diese Einheiten seien auch für die Anschläge auf die Ostsee-Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 im September verantwortlich, behauptete das Ministerium. „Heute Morgen um 4.20 Uhr ist vom Kiewer Regime ein Terroranschlag auf die Schiffe der Schwarzmeerflotte verübt worden“, erklärte das das Ministerium. Insgesamt seien 16 Drohnen auf Sewastopol abgefeuert worden. Die meisten seien abgefangen worden. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte an dem unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen geschlossenen Abkommen für den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen beteiligt seien. Russland hatte immer wieder gedroht, das Abkommen im Fall von Terror- oder Sabotageakten platzen zu lassen. Zuvor hatte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschaejew, über Angriffe informiert. „In der Stadt sind keine Objekte getroffen worden“, schrieb er im Nachrichtenkanal Telegram. Nach Angaben der Behörden wurde der Fährverkehr in der Bucht sicherheitshalber eingestellt. Sewastopol ist wichtig als Basis der Schwarzmeerflotte.

 
 

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Das Russland der Gefängnisse und Friedhöfe – Irina Rastorgueva rechnet fulminant, aber zu hastig mit Putins Regime ab

29.10.2022NewsNZZIrina Rastorgueva – Ulrich M. Schmid —   –  Details

Irina Rastorgueva

Der Kreml hat jüngst die Aufmerksamkeit von der Front weggelenkt: mit Angriffen auf die Infrastruktur und wilden Gerüchten. Während die Welt über die «schmutzige Bombe» rätselt, zeichnet sich eine nächste, gefährliche Phase auf dem Gefechtsfeld ab.

 

 
 

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In Russland ist die Gruppe der Nobelpreisträger gezwungen, ihren Tribut zu verkleinern

29.10.2022NewsThe New York TimesLuke Harding und Isobel Koshiw —   –  Details

Olga und Freunde von Memorial

Memorial führt normalerweise eine Marathonlesung der Namen, des Alters, der Berufe und der Todesdaten der unter Stalin Getöteten durch, aber es musste andere Wege finden, um die Opfer zu ehren, nachdem die Behörden es verboten hatten.

 

An einem ruhigen Herbstnachmittag auf dem Donskoje-Friedhof in Moskau kamen langsam und zielstrebig mehrere Dutzend Russen nach vorne, um die Namen der Menschen zu verlesen, die während des Großen Terrors von Joseph Stalin ermordet wurden. Es wird angenommen, dass ihre Überreste in drei Massengräbern verstreut sind, obwohl die meisten Opfer verbrannt wurden und niemand mit Sicherheit sagen kann, in welchen sie liegen.

 

— «Sergej Michailowitsch Tretjakow ist ein Dichter, Schriftsteller und Dramatiker», las eine rothaarige Frau namens Olga, 72, mit sanfter Stimme, während Krähen in den kahlen Bäumen über ihnen raschelten. «Sonderkorrespondent der Zeitung «Prawda». Er lebte in Moskau. Am 10. September 1937 erschossen. Er wurde 1956 rehabilitiert», fuhr sie fort und benutzte einen Begriff, der bedeutete, dass sein Name reingewaschen wurde. «Begraben auf dem Donskoje-Friedhof.» — — Drei Wochen nach dem Gewinn des Friedensnobelpreises und fast ein Jahr, nachdem der Kreml versucht hatte, ihn zu liquidieren , setzte die russische Menschenrechtsorganisation Memorial ihre jährliche Ehrung für Stalins Opfer fort – eine Zeremonie, die als «Rückgabe der Namen» bekannt ist.

 

 
 

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Meine Teenagerjahre bei den Black Panthers

29.10.2022NewsThe New York TimesHuey Newton — Jeffrey Henson Scales —   –  Details

Bobby Seale

2017 starb meine Mutter in Berkeley, Kalifornien. Als unsere Familie den Verkauf des Hauses vorbereitete, wurde eine längst vergessene Sammlung von Negativstreifen gefunden, die Fotos enthüllten, die ich als Teenager in den turbulenten 1960er Jahren in der San Francisco Bay Area gemacht hatte . Mit diesen alten Filmstreifen, die meine Mutter ein halbes Jahrhundert lang versteckt hatte, wurden mir fragmentarische Teile meiner Erinnerung zurückgegeben wie zerbrochene Artefakte, die jetzt für einen erneuten Besuch wieder zusammengefügt werden können.

 

Die Fotografien dieser Sammlung beginnen wie so vieles: mit einem Geschenk.

 

— Als ich gerade 12 Jahre alt war, im Juni 1967, als sich San Franciscos «Summer of Love» im Stadtteil Haight-Ashbury entfaltete, wurde ich eines Nachts dabei erwischt, wie ich aus einem Fenster unseres Hauses in Berkeley kletterte, um einem Konzert von Jimi Hendrix beizuwohnen. Ich wurde geschickt, um den Sommer bei Verwandten im Mittleren Westen zu verbringen. Dort gab mir meine Großmutter väterlicherseits, Lillian, eine Kodak Instamatic-Kamera und etwas Film; es sollte mich beschäftigen und Ärger vermeiden, wenn wir von Stadt zu Stadt reisten, um Cousins zu besuchen, die ich nie getroffen hatte.

 

— Nicht lange nach meiner Ankunft in St. Paul, Minnesota, brachen schwarze Gemeinden im gesamten Mittleren Westen in Rebellion aus. Was als der lange heiße Sommer 1967 bekannt wurde, hatte begonnen. Kurz darauf, in Chicago, richtete ich meine Linse zum ersten Mal auf eine mir unbekannte Welt um mich herum, eine Welt, in der schwarze Amerikaner mit Ungerechtigkeit und intensiver polizeilicher Unterdrückung konfrontiert waren. Als ich im Herbst nach Berkeley zurückkehrte, hatte sich mein Weltbild völlig verändert.

 

— Schon bald fühlte ich mich zur Black Panther Party in Oakland hingezogen.

 
 

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Von allem etwas, aber politisch – Lambchop, My Baby

29.10.2022MusikbonusWDR 5 Elise Schirrmacher —   –  Details

Kurt Wagner (Lambchop)

Zwei Alben aus den USA und den Niederlanden mischen überraschend viele Einflüsse zusammen und haben eins gemeinsam: Sie kümmern sich inhaltlich um den Zustand unserer Welt.

 

Da ist zunächst das neue Lambchop-Album mit dem pompösen Namen «The Bible», erstmals nicht in Nashville von Kurt Wagner selbst produziert, sondern in Minneapolis von seinen einfallsreichen Freunden Andrew Broder und Ryan Olson. «Die beiden sind wie zwei Seiten meiner Persönlichkeit» erzählt er im Musikbonus. Dass Kurt Wagner, 64 Jahre alt und seit dreißig Jahren dabei, die Produktion komplett in andere Hände gelegt hat, ist eine kleine Sensation und tut der Lambchop-Sache gut. «The Bible» ist ein immer wieder überraschendes und facettenreiches Album geworden. An die dreißig Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt haben mitgetrommelt, mitgeblasen, mitgezupft und mitgestrichen, alleine fünf verschiedene Bassisten waren am Start. Jazzig, funky, balladesk und indiepoppig sind die Musikbetten, auf denen uns die ungeheuer tiefe, samtene Stimme von Kurt Wagner begegnet – Worte murmelnd, Sinn kreierend, hier und da durch Autotune liebevoll verunstaltet (seit dem Album «Flotus» von 2016 hantiert er damit herum). — Inhaltlich geht es um Pandemie-bedingte Isolation («Whatever Mortal»), um die eigene Sterblichkeit angesichts des kranken Vaters, den er im Lockdown gepflegt hat («His Song Is Sung»), aber auch um die angespannte, fast apokalyptische Stimmung in Minneapolis im Sommer 2021, als das Album entstand: ein Jahr nach der Ermordung von George Floyd («Police Dog Blues»).

 

Ähnlich verzweifelt über gespaltene Gesellschaften, aber auch das ungebremste Zusteuern auf eine unbewohnbare Erde legten «My Baby» aus Amsterdam im Frühjahr mit «Sake Sake Sake» ihr bisher politischstes Album vor. Die Geschwister Cato und Joost van Dijck sowie ihr langjähriger neuseeländischer Freund und Begleiter Daniel Johnston hatten den Mut, auch mal düster und zynisch zu sein («Stupid», «Fuck´s Sake»). Hilfreich war dabei der englische Produzent Steve Dub (Chemical Brothers, The Prodigy), der den sowieso schon hypnotischen, aber immer handgemachten Dance-Sound der Band noch mehr ins punkig Elektronische gesteuert hat. Auf dem Imagefilmchen auf der My Baby-Webseite findet das Trio kreative Wort-Kombinationen für seine Musik: «Indie Postpunk Funk», «Psychedelic Gospel Techno», «Louisianna Dub», «Delta Trance» oder «Trip-Hop Trap-House». Besser hätten wir es nicht sagen können. Auch die drei erzählen im Musikbonus, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben und was sie so bewegt.

 
 

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