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Der Verlust der Stadt Cherson zerstört Putins Kriegsziele in der Ukraine

11.11.2022NewsThe Washington PostTatiana Stanovaya, Andrei Kolesnikov, Sergei Markov – Robyn Dixon und Katharina Belton —   –  Details

Schaufensterpuppe in Militärkleidung

Ukrainische Streitkräfte, die am Freitag im Zentrum von Cherson ihre Flagge hissten, zementierten die folgenreichste politische und militärische Niederlage des russischen Präsidenten Wladimir Putin in seinem unglückseligen, 8 Monate alten Krieg.

 

Moskaus kompromisslose Pro-Kriegs-Fraktion, darunter nationalistische Militärblogger, nannte die Kapitulation der Stadt einen «Verrat» und einen «schwarzen Tag». Cherson wurde zusammen mit den anderen illegal annektierten Regionen als Teil Russlands in die russische Verfassung aufgenommen, nachdem das Parlament Putins Annexionspläne bestätigt hatte.

 

Der frühere Kreml-Berater Sergei Markov beschrieb in einem Interview die Kapitulation Chersons als «die größte geopolitische Niederlage Russlands seit dem Zusammenbruch der UdSSR» und verwies auf Putins persönliche Garantie, dass das Territorium immer Teil Russlands bleiben würde.

 

— «Das ist natürlich ein schwerer Schlag für die Stimmung der Bevölkerung», sagte Markov. «Es ist ein schwerer Schlag für die Armee – für ihren Kampfgeist. Es ist ein Schlag für den Respekt gegenüber Präsident Putin und ein Schlag für den Optimismus.» — Die Befreiung der Stadt Cherson hat Spekulationen darüber angeheizt, wie weit das Militär der Ukraine vor dem Winter vordringen könnte. Kiews Streitkräfte haben auch im Osten einige Gewinne erzielt.

 

— Markov, der ehemalige Kreml-Berater, sagte, Putin werde versuchen, die verbleibenden annektierten Gebiete zu behalten, sobald die russische Armee in den kommenden Monaten mit ausgebildeten Streitkräften verstärkt werde. Aber es sei nicht klar, dass Russland sie mit den notwendigen Waffen bewaffnen könne, sagte er.

 

— «Wenn er feststellt, dass die russische Wirtschaft diesen Truppen keine militärische Technologie zur Verfügung stellen kann, wird er gezwungen sein, Friedensverhandlungen aufzunehmen», sagte Markov und fügte hinzu, dass Putin möglicherweise sogar gezwungen sein könnte, den Rückzug auf Positionen zu akzeptieren, die Russland vor dem 24. Februar innehatte 24. Invasion. Dazu gehören die Regionalhauptstädte Luhansk und Donezk, die seit 2014 von von Russland unterstützten Separatisten kontrolliert werden.

 

— «Der Rückzug auf die Linie am 24. Februar würde als schwerer Verlust, aber nicht als Kapitulation angesehen», sagte er. «Das wäre ein sehr harter Zustand. Aber es ist möglich.»

 
 

SK-

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Meinung / Russland sollte für mutwillige Angriffe auf Zivilisten leiden

10.11.2022NewsThe Washington PostStephen Eccles —   –  Details

Nadia Melmuchuk

BRIEFE AN DIE REDAKTION — — Ich stelle mit Genugtuung fest, wie sich die Vereinigten Staaten und der Großteil des Westens in ihrer Ablehnung der russischen Invasion in der Ukraine und in ihrer Lieferung von Verteidigungswaffen zusammengeschlossen haben. Aber ich bin nicht damit einverstanden, wie wir es den Russen erlauben, Zivilisten und grundlegende Infrastrukturen außerhalb des Kampfgebiets anzugreifen, ohne eine angemessene Reaktion außer einer bedeutungslosen «Verurteilung».

 

— Ich nehme an, dass viele dieser Angriffe von russischem Territorium aus gestartet werden, so dass ihre Quellen derzeit aus Angst vor einer russischen Eskalation vor direkten Vergeltungsmaßnahmen immun sind. Wie absurd! Ich schlage daher vor, dass der Westen Russland ein Ultimatum stellt: Weitere mutwillige Angriffe auf zivile und Infrastrukturziele außerhalb der unmittelbaren Kampfzone werden zu ukrainischen Vergeltungsmaßnahmen gegen die Infrastruktur in Russland selbst führen. Ein solches Ultimatum sollte natürlich nicht gestellt werden, es sei denn, wir meinen es so. Beschränkungen für den Einsatz westlich gelieferter Waffen sollten aufgehoben und einige Offensivwaffen geliefert werden. Wir befinden uns schließlich im Krieg mit Russland, wenn auch nicht erklärt und ohne Invasionsabsicht. Aber ansonsten sollten wir besser der Situation angemessen handeln.

 
 

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Erste ukrainische Truppen rücken in Cherson ein

11.11.2022NewsZeit OnlineAP, dp —   –  Details

Soldat und Bewohner

In Chersons Regionalhauptstadt kommen nach und nach die ersten ukrainischen Soldaten an. Verbliebene russische Soldaten werden zur Kapitulation aufgefordert. — Nur zwei Tage nach der russischen Ankündigung zum Abzug im Gebiet Cherson sind ukrainische Truppen in der gleichnamigen Hauptstadt des Gebiets eingerückt. Damit hat sich die bisherige Frontlinie in der Region Dutzende Kilometer im Osten und im Süden verschoben. — In sozialen Netzwerken verbreiteten sich Videos, wie die Einwohner der Stadt das ukrainische Militär im Zentrum der Stadt in Empfang nahmen und Landesflaggen hochhielten. Ob die Ukraine bereits die komplette Stadt kontrolliert, teilten Regierung und Militär nicht mit. Aufnahmen aus offenbar bereits befreiten Stadtteilen in unmittelbarer Nähe des Dnipro lassen aber darauf schließen, dass es sich zumindest um große Teile Chersons handelt. — Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte ebenfalls, dass Einheiten der Armee die Stadt betreten – und setzte auf Russisch eine Warnung an dort verbliebene Soldaten ab, sich zu ergeben, um ihr Leben zu retten.

 
 

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Ukrainer feiern ‹historischen Tag›

11.11.2022NewsZeit OnlineDenis Trubetskoy —   –  Details

Frau aus Dorf Blahodatne

Die Rückeroberung Chersons stellt einen der bisher größten Erfolge dar, den das ukrainische Militär bislang feiern konnte. Nach Wochen des Dauerbeschusses der kritischen Infrastruktur ist dieser Erfolg auch für die Moral der Menschen in der Ukraine sehr wichtig. Die Befreiung einer der wichtigsten Städte macht den Menschen noch einmal deutlich: Der Kampf ist alles andere als sinnlos und an dessen Rande sind aktuelle Alltagsprobleme zweitrangig.

 

— Zunächst war die Zurückhaltung auf die russische Ankündigung auf den Abzug groß. Nun ist die Stimmung aber ausnahmsweise sehr positiv. Soziale Netzwerke sind voll mit Postings darüber, dass 11.11.2022 ein ausgesprochen schön aussehendes Datum ist, um in die Geschichte einzugehen. Ukrainische Unternehmen kündigen kreativ ihre baldige Rückkehr nach Cherson an und die ukrainische Post präsentierte eine neue Briefmarke mit einer Wassermelone – dem Symbol der Region.

 

Auch im Alltag ist die Freude spürbar. Die Menschen gratulieren sich gegenseitig und ein Großteil ist damit beschäftigt, auf Handys Videos aus Cherson anzuschauen.

 

— Den Ukrainern ist jedoch klar, dass der Krieg noch lange dauern wird und dass der Winter sehr hart werden könnte. Die Menschen in Kiew sind darauf eingestellt, dass die Stromausfälle bei kalten Temperaturen zwischen zehn und zwölf Stunden pro Tag dauern könnten. Danylo, ein junger Jura-Student, fasst die Grundeinstellung der meisten Ukrainer zusammen:

 
 

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Alaa Abdel Fattah im Kampf gegen al-Sisi

11.11.2022NewsTagesspiegelBü ra Delikaya —   –  Details

Alaa Abdel Fattah

Wer ist der Mann, der zur Symbolfigur des ägyptischen Widerstands geworden ist? — — Sein Name schwebt über der UN-Klimakonferenz: Alaa Abdel Fattah. Der Ägypter befindet sich im Hungerstreik. Er ist nicht der Einzige aus seiner Familie, der es mit dem Regime aufnimmt.

 

Ihr leerer Blick und die tiefen Augenringe lassen erahnen, wie die junge Frau die vergangenen Tage erlebt haben muss. Sie spricht mit dünner Stimme und muss immer wieder schlucken, bevor sie ihre Forderungen auf der Pressekonferenz im Rahmen des UN-Klimatreffens am Dienstagabend ausspricht.

 

— «Dies war die schwierigste Zeit, die meine Familie je erlebt hat», sagt Sanaa Seif, die Schwester des ägyptischen Aktivisten und Bloggers Alaa Abdel Fattah, der derzeit in Haft sitzt und einen Hungerstreik vollzieht. Diesen weitete er am Sonntag mit Beginn der UN-Klimakonferenz aus: Nun verzichtet er auch auf Wasser.

 
 

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Kiews strategische Glanzleistung in Cherson / Ukraine-Offensive Tag 261

11.11.2022NewsTagesspiegelBenjamin Reuter —   –  Details

Cherson Menschen

Ukrainer erobern die Stadt Cherson unzerstört zurück, Russland vollständig aus der Region abgezogen, Biden erwartet kein schnelles Ende des Krieges. Der Überblick am Abend.

 

— Laut dem russischen Verteidigungsministerium haben alle russischen Truppen das Westufer des Djnepr in Cherson geräumt. Noch in der Nacht sollen zahlreiche Soldaten mit Motorbooten über den Fluss geflohen sein. Videos zeigen, wie Schlangen von russischen Soldaten über eine Pontonbrücke die Stadt Cherson in Richtung des Ostufers verlassen. Auf einer Karte, die das russische Verteidigungsministerium am Freitag veröffentlichte ist Cherson westlich des Ufers weiß, also ukrainisch, gefärbt.

 

Sicher ist jetzt schon und für diese Leistung gebührt den ukrainischen Strategen höchster Respekt: Sie haben die Stadt Cherson ohne größere Zerstörungen, ohne größere Opfer unter Zivilisten zurückerobert. Viele Beobachter hatten mit langwierigen, verlustreichen Straßenkämpfen gerechnet. Immer wieder wurde Mariupol als warnendes Beispiel angeführt.

 

Kiew hat bei seiner Cherson-Offensive Geduld, strategische Umsicht und psychologisches Geschick bewiesen. Die angewandte Strategie wird sich in anderen Landesteilen in den nächsten Monaten kaum wiederholen lassen; zu unterschiedlich ist die Geographie, zu unterschiedlich sind auch militärischen Gegebenheiten. Es wäre aber überraschend, wenn die Ukrainer nicht auch darauf eine Antwort finden.

 
 

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«Adjektive richten Schaden an!» Zum Tod des deutschen Sprachkritikers und Publizisten Wolf Schneider

11.11.2022NewsNZZSusanne Gaschke —   –  Details

Wolf Schneider

Er war einer der bekanntesten deutschen Journalisten und wurde 97 Jahre alt. In der Nacht auf Freitag ist Schneider gestorben. Seine Bücher haben mehrere Journalistengenerationen geprägt, seine Texte waren auch in der NZZ zu lesen.

 
 

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Selbst die Staatsmedien ringen um Worte / Russischer Rückzug aus Cherson

11.11.2022NewsTagesschauChristina Nagel —   –  Details

Sergej Surowikin

Der Rückzug der russischen Armee aus Cherson muss auch im Inland erklärt werden. Ist es ein taktisches Manöver? Oder eine militärische Niederlage? In den staatlich kontrollierten Medien gehen die Meinungen ungewöhnlich auseinander.

 

Dass sich die russischen Truppen nicht freiwillig aus der Stadt Cherson zurückziehen, steht auch für die meisten russischen Experten außer Frage. Der Nachschub habe nicht mehr gewährleistet werden können, gab selbst der Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, zu. — Der Druck der ukrainischen Offensive ist groß. Aber lässt sich daraus ableiten, dass Russland in Cherson vor einer vernichtenden Niederlage steht? Da scheiden sich die Geister. Für die einen ist es ein Offenbarungseid. Für andere ein vernünftiges taktisches Manöver. Manch einer wittert eine von langer Hand vorbereitete Falle.

 
 

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Klezmer – Old School, New School

11.11.2022Musik der Kontinenterbb kulturSusanne Papawassiliu —   –  Details

The Klezmatics

Während des Klezmer-Revivals in den 1970er Jahren erforschten junge Juden in den USA. eine fast erloschene musikalische Tradition und belebten sie neu. Damals ahnte wohl niemand, wie durch das Revival der Sound der osteuropäischen Schtetlech auch in der alten Welt wieder Fuß fassen würde. Heute präsentiert sich die Szene international wie nie – mit einem stetigen Output an neuen Ideen und Sounds.

 
 

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Lovely dinner – live aus dem Wiener KlangTheater / Violinist Johannes Dickbauer

11.11.2022JazztimeÖ1Andreas Felber —   –  Details

Johannes Dickbauer

Violinist Johannes Dickbauer zu Gast im Wiener KlangTheater — Der aus Oberösterreich stammende Violinist Johannes Dickbauer hat in den letzten Jahren als vielseitiger Saitenkünstler mit wachsender Neigung für improvisierte Gefilde auf sich aufmerksam gemacht. Und zwar u. a. im radio.string.quartet, das zu dieser Zeit noch den Namenszusatz «Vienna» aufwies und international sehr erfolgreich war, wie auch im Dickbauer Collective mit Onkel Klaus und Bruder Stephan Dickbauer. — Zuletzt stand der 38-Jährige, der Violine am Curtis Institute in Philadelphia, am Mozarteum Salzburg (bei Benjamin Schmid) und an der Wiener Musikuniversität studiert hat und bis heute auch als klassischer Interpret u. a. von Werken Mozarts und Kreneks in Erscheinung tritt, mit seinem Quartett J.D.Hive im Rampenlicht: Dieses wird durch Sebastian Schneider (Klavier), Andreas Waelti (Kontrabass) und András Dés (Perkussion) komplettiert und präsentierte am 21. Oktober im Wiener RadioKulturhaus die Debüt-CD «Isn›t Dinner Lovely Tonight?»

Das ironisch betitelte Werk, seine schwungvolle Musik und die in den Kompositionen verhandelten gesellschaftspolitischen Themen – von Klimakrise bis Corona-Pandemie – werden denn auch im Mittelpunkt des Jazztime-Gesprächs mit Andreas Felber im KlangTheater des Wiener RadioKulturhauses stehen. Allerdings werden auch Johannes Dickbauers volksmusikalische Wurzeln und das Festival «Jazz am Bauernhof» zur Sprache kommen, das er alljährlich zu Sommerbeginn im heimatlichen Kremsmünster organisiert. Zudem wird Dickbauer auf der Violine einige Live-Kostproben zum Besten geben.

 
 

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Audio-Visionär und Sound-Sammler Tony Schwartz

11.11.2022SpielräumeÖ1Michael Neuhauser —   –  Details

Tony Schwartz

Der New Yorker Tony Schwartz war ein aufmerksamer, feinsinniger und kluger Mann in Bezug auf Klänge und Musik, und seine Ideen waren ebenso simpel wie visionär. Heute lassen wir uns per Streaming mit Songs aus Playlists beliefern, die millionenfach geteilt als Nullen und Einsen rund um den ganzen Erdball sausen. — Der 1923 geborene Tony Schwartz dachte schon in den 1940er-Jahren weltumspannend und auch er hat sich Musik (und viele andere Sounds) aus aller Welt direkt ins Haus liefern lassen, aber nicht von Algorithmen, sondern von realen Menschen; nicht per Internet, sondern per Post, nicht einseitig, sondern im gegenseitigen Austausch. Das Tonband machte es möglich. Tony Schwartz war selbst begeisterter «Taper» und Sammler von Feldaufnahmen verschiedenster Art und seine Korrespondenzen mit Gleichgesinnten und Nachahmern in aller Welt führten zu einem regen Austausch von Klängen rund um den Erdball. — Einige seiner eigenen, sowie der von ihm per Post erhaltenen Aufnahmen, hat Schwartz in den 50er-Jahren auf Schallplatten veröffentlicht, die meisten beim Label Folkways. Er hatte aber auch mehr als drei Jahrzehnte lang eine eigene Radiosendung beim New Yorker Radio WNYC und war ein Pionier im Bereich der Radio- und TV-Werbung, in der er ab den späten 50er-Jahren arbeitete. Einige Monate vor seinem Tod im Juni 2008 wurde sein gesamtes, riesiges Archiv von der Library of Congress übernommen.

 
 

SK-xxddtry202*hehi