22.05.2023 – Radiokolleg – Ö1 – Ulrike Schmitzer — – Details
Gabriele Possanner
ist zum Bersten voll, viele Frauen sind anwesend. Zahlreiche Männer tun ihrem Ärger mit einem lauten Zischen kund. Denn vorne steht unter all den Männern Gabriele Possanner von Ehrenthal und erhält als erste Frau auf österreichisch-ungarischem Boden den Titel Doktor der gesamten Heilkunde verliehen. — Gabriele Possanner wollte Ärztin werden zu einer Zeit, als Frauen noch die geistige Fähigkeit zu diesem Studium abgesprochen wurde. Frauen seien für das Medizinstudium wegen ihrer schwachen Konstitution und ihrer intellektuellen Minderbegabung – schließlich hätten sie eine geringere Gehirnmasse als Männer – ungeeignet, monierten Zeitgenossen. Gabriele Possanner von Ehrenthal, geboren 186, ließ sich auf einen langen zähen Kampf gegen die Behörden ein und gewann. Sie ebnete damit den Weg für viele Nachfolgerinnen: Im Jahr 1900 öffneten sich die Tore zur Medizinischen Fakultät für alle Frauen. — Ein Portrait in der Reihe «Frauen mit Courage», die Sie auch in unserem Ö1 Lexikon dauerhaft als Podcast hören können.
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György Ligeti – Magier der Mikropolyphonie (1) – Der Komponist Ligeti und die Politik
22.05.2023 – Radiokolleg – Ö1 – Marie-Theres Himmler, Thomas Mießgang — – Details
György Ligeti
György Ligeti gehörte zu den bedeutendsten und gleichzeitig undogmatischsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: Der Musikschöpfer, der Ideologien misstraute, ließ sich nie in das Korsett der seriellen Musik zwängen, die über lange Zeit den Ton angab und suchte stattdessen in der Mikrotonalität oder in der Verwendung von Klängen aus Afrika und Asien, die im europäischen Kontext neu und unverbraucht waren, nach alternativen Formen der Musikorganisation.
»Es wirkte für mich so», schrieb sein Freund, der Philosoph und Musiktheoretiker Harald Kaufmann, «als ob eine radikal gezielte musikalische Idee ins Zellengewebe der Musik hineingestülpt worden wäre und dort eine eigene Metaphysik des akustischen Materials entfaltete.»
Bei György Ligeti ist der biographische Hintergrund, mehr noch als bei zahlreichen Kollegen, nicht von seinem kompositorischen Weg zu trennen: Dass der in Siebenbürgen geborene Komponist an die Musikakademie kam, ist auf die ungarischen Judengesetze der 1940er-Jahre zurückzuführen, die es ihm unmöglich machten, Mathematik und Physik studieren. Sein Vater und sein Bruder wurden in der NS-Zeit im KZ ermordet, Ligeti selbst geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er flüchten konnte, um sich zum Studium in Budapest niederzulassen. Nach Jahren der inneren Emigration entzog er sich 1956 dem Kommunismus und fand im Westen schnell Anschluss an die Avantgarde. Doch auch hier erwies er sich als Solitär: Das Diktat der seriellen Musik lehnte er ab und plädierte stattdessen für einen individuellen Weg, bei dem er seiner Formenimagination vertraute.
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Bach-Motetten mit den BBC Singers
22.05.2023 – Konzert – Ö1 – Jörg Duit — – Details
Peter Dijkstra
Academy of Ancient Music, Leitung: Peter Dijkstra; BBC Singers. Johann Sebastian Bach: a) «Singet dem Herrn ein neues Lied» BWV 225; b) «Der Geist holft unser Schwachheit auf» BWV 226; c) «Jesu, meine Freude» BWV 227; d) «Fürchte dich nicht, ich bin bei dir» BWV 228; e) «Komm, Jesu, komm» BWV 229; f) «Lobet den Herrn aller Heiden» BWV 230; g) «Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl» BWV 198 (aufgenommen am 3. März im Milton Court, Barbican, in London)
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Keine Macht der Ohnmacht
22.05.2023 – Passagen – Ö1 – Robert Weichinger — – Details
Melanie Wolfers
Im Zeit-Raum: Wie wir Blockaden und Angstgefühle überwinden. Johannes Kaup im Gespräch mit der Philosophin Melanie Wolfers. Aufgenommen am 20. April 2023 im KlangTheater des ORF RadioKulturhauses
Seit der Pandemie, dem Ukrainekrieg, der Teuerungswelle und dem drohenden Klimakollaps wird für die Menschen zunehmend deutlicher, dass Unvorhergesehenes unsere Welt völlig auf den Kopf stellen kann. Sie fühlen sich den Ereignissen ausgeliefert und ohnmächtig. Wir haben über vieles keine Kontrolle. Umso mehr gilt das für unseren Alltag: Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, wir den Job verlieren oder geliebte Menschen sterben, fühlen wir uns so, als würde uns der Boden unter den Füßen weggezogen. Darauf reagieren wir mit Angst oder Wut, mit Empörung oder Trauer, mit Verzweiflung und Depressionen. — Situationen, in denen wir uns ohnmächtig fühlen, werden uns das Leben lang begleiten. Deshalb kommt es darauf an, zu erkennen, dass wir diesen Blockaden und Angstgefühlen nicht hilflos ausgeliefert sind. Denn wir können auf Kräfte vertrauen und Grundhaltungen einüben, die uns in speziellen Notsituationen helfen und die imstande sind, positive Energien freizusetzen. — Melanie Wolfers studierte Philosophie und Theologie an den Universitäten Freiburg und München. Seit 2004 lebt die Expertin für Lebensfragen und Spiritualität als Ordensfrau der Salvatorianerinnen in Wien. Wolfers hält Vorträge und Seminare, ihre bisherigen Bücher sind allesamt Bestseller geworden. Im März 2023 erschien ihr jüngstes Buch «Nimm der Ohnmacht ihre Macht» im Bene Verlag. Die Philosophin betreibt den erfolgreichen Podcast «Ganz schön mutig» mit mehreren Zehntausend Abonnentinnen und Abonnenten.
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Schall ins Dunkel: Wie das Leben laut wurde
22.05.2023 – Dimensionen – Ö1 – Dagmar Röhrlich — – Details
Fossilien (Ausschnitt)
Heute ist die Erde voller Zirpen und Pfeifen, voller Gesang und Gebrüll. Doch wer fing damit eigentlich an? Waren es vor 540 Millionen Jahren die Gliederfüßer am Meeresgrund, die die ersten Geräusche in die Welt gebracht haben? Wurde die Lautsprache dann von den Insekten an Land übernommen? Mithilfe von Fossilien und Stammbaumanalysen heute lebender Tiere gelingt es, die Evolution der akustischen Kommunikation immer tiefer zu entschlüsseln. (Übernahme Deutschlandfunk: 19.02. 2023)
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Thomas Wally analysiert das Streichquartett Nr. 1 von György Ligeti
22.05.2023 – Zeit-Ton – Ö1 – Thomas Wally — – Details
György Ligeti
Als eines jener Werke, die György Ligeti noch vor seiner Flucht 1956 in den Westen komponierte, ist das Streichquartett Nr. 1 von György Ligeti vom Einfluss Béla Bartóks geprägt; und zwar so stark, dass sein etwas jüngerer ungarischer Komponistenkollege György Kurtág diese «Métamorphoses nocturnes» einmal als Bartóks siebtes Streichquartett bezeichnete. Es wäre jedoch verkürzt, in der analytischen Begegnung mit diesem höchst virtuosen Werk nur das Vorbild Bartók hervorzukehren – weisen doch einige Passagen deutlich in Ligetis eigene kompositorische Zukunft. — Thomas Wally, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Komponist und Violinist auch an der Wiener Musikuniversität als Senior Lecturer in musiktheoretischen Fächern aktiv, betrachtet die «Metamorphoses nocturnes» von Ligeti aus (hör)analytischer Perspektive: Was hören wir, wenn wir dieses Werk hören? Worauf können wir achten? Was sind Besonderheiten, denen wir Aufmerksamkeit schenken sollten? Den Hörer/innen werden analytische Tools bereitgestellt, mit deren Hilfe diese Musik mit einem geschärften Fokus wahrgenommen werden kann.
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ingsgespräche in Dänisch-Sibirien – Bertolt Brecht, Margarete Steffin und Walter Benjamin im Exil
21.05.2023 – Literatur – Deutschlandfunk Kultur – Holger Teschke. — – Details
Flucht Koffer
Die Flüchtlinge Brecht, Steffin und Benjamin sind in Dänemark in Sicherheit. Aber was können sie aus der Entfernung tun gegen Hitler und auch gegen Stalin? — «Brecht sagte gestern: Die Bekämpfung der Ideologie ist zu einer neuen Ideologie geworden», schreibt Walter Benjamin am 26. Juli 1938 in sein Tagebuch. Der Philosoph trifft den Dramatiker und seine engste Mitarbeiterin, die Schriftstellerin Margarete Steffin, mehrere Male zwischen Dezember 1933 und Januar 1939 im dänischen Svendborg. Im Zentrum ihrer Gespräche steht neben Brechts Theaterstücken die politische Situation in Deutschland und in der Sowjetunion. Hitlers Reden ertönen auch am dänischen Sund. In Moskau beginnen die Schauprozesse, die Freunde und Bekannte der deutschen Emigranten in Stalins sibirische Lager bringen. Wer braucht noch Stücke gegen die Barbarei des Faschismus, wenn auch die Idee des Kommunismus auf barbarische Weise missbraucht wird? Gespräche, Briefe und Gedichte von Flüchtlingen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Ein szenischer Essay von Holger Teschke.
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Afromodernism mit dem Ensemble Modern
21.05.2023 – Studio Neue Musik – WDR 3 – Vimbayi Kaziboni Dirigent — Sophie Emilie Beha — – Details
Hannah Kendall
Mit dem Projekt «Afro-Modernism in Contemporary Music» rückt das Ensemble Modern gemeinsam mit Kurator George Lewis aufregende Stimmen von «Composers of Color» ins Zentrum, die bislang auf westlichen Bühnen kaum zu hören waren. —
SK-
Queen of the Trumpet – Valaida Snow
21.05.2023 – Milestones – Ö1 – Michael Neuhauser — – Details
Valaida Snow
Valaida Snow: Londoner Aufnahmen für Parlophone 1936/37
Ihr großes Vorbild an der Trompete war Louis Armstrong, und der wiederum war ihr größter Fan. Doch Valaida Snow aus Chattanooga, Tennessee, spielte nicht nur herausragend Trompete («wie ein Mann», wie es zu ihrer Zeit hieß und wie es damals noch als Gipfel der Komplimente gemeint war), sie war auch eine fabelhafte Sängerin, eine talentierte Tänzerin und eine mitreißende Entertainerin. Von keinem Geringeren als W. C. Handy erhielt die stets schicke und elegante Afroamerikanerin den Ehrentitel «Queen of the Trumpet». — Valaida Snow war bereits in den 1920er Jahren ein Star, und doch ging sie vor dem Zweiten Weltkrieg in den USA nur ein einziges Mal ins Aufnahmestudio, nämlich 1933 als Sängerin mit Pianist und Bandleader Earl Hines. Ihre eigentliche Karriere spielte sich bereits ab 1926 vornehmlich in Europa und Asien ab, wo sie – oft auch im Rahmen von intensiv tourenden Shows wie «Blackbirds» – maßgeblich zur internationalen Popularisierung des Jazz beitrug: Shanghai, Paris, London, Hongkong, Tokio, Bombay, Kairo, Stockholm und Kopenhagen waren einige ihre wichtigsten Stationen, bevor die Nationalsozialisten in Dänemark ihrer glänzenden Karriere 1941 ein jähes Ende bereiteten. Sie wurde als «nicht arisch» all ihrer Besitztümer beraubt, 18 Monate lang interniert und nur durch Vermittlung des Kopenhagener Polizeichefs (er war einer ihrer vielen Fans) freigelassen. Von dieser Erfahrung hat sich Valaida Snow nie mehr ganz erholt, auch wenn sie – zurück in den USA – noch einige Aufnahmen machte. Am 30. Mai 1956 starb sie mit nur 51 Jahren in New York an einer Hirnblutung. — Snows wohl wichtigste Aufnahmen entstanden zwischen 1935 und 1937 in London für das Label Parlophone. Die Sessions vom September 1936 und vom Juli 1937, bei denen auch ihr größter Hit aus eigener Feder, «High Hat, Trumpet, and Rhythm», aufgenommen wurde, stehen im Zentrum dieser Milestones-Ausgabe.
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Das große Nichts und das kleine Alles – Porträt des Künstlers Jens Risch in 12 Szenen
21.05.2023 – Freistil – Deutschlandfunk – Beate Berger — – Details
Jens Risch
Regie: Nicole Paulsen — Produktion: SWR 2022
Ein meditativer Besuch bei einem Mann, der aus Knoten Kunst macht. Die Fertigstellung eines seiner Objekte benötigt 18 Monate Arbeit. Knoten macht Jens Risch, nichts als Knoten. Sie sind die Taktgeber seines Lebens, an jedem einzelnen Tag. Bis seine Knotenkunstwerke fertig sind, dauert es Jahre und wenn sie dann in Museen landen, in Sammlungen und Galerien, sind sie vor allem eines: verdichtete Zeit. Die Energie einer Dreiviertelmillion Knoten sei wie Laserlicht und beinahe hörbar, sagt Jens Risch: wie ein Rauschen, das feine Flirren einer höheren Potenz. Beate Berger hat den Künstler besucht. Und hörte: einen Berliner Hinterhof, ein altes Röhrenradio, galoppierende Pferdchen und knuspernde Wespen. —
SK-reko-23
Segensreiche BegegnungenMusiker-Begegnungen unter guten Sternen
21.05.2023 – Spielräume – Ö1 – Jörg Duit — – Details
David Müller und Klemens Lendl
Wenn beim Musikmachen die Sterne günstig stehen, bekommen sie einen opaken, geheimnisvollen Glanz, der bei aller Lichtundurchlässigkeit extreme Durchlässigkeit, Fragilität, Berührbarkeit mit sich bringt, die sich schlicht als wahrgenommenes Glück aufs Publikum übertragen. — Für eine kleine Auswahl jener Musikerinnen und Musiker, die dieses kaum beschreibbare Glück durch ihr Spiel flüchtig oder auch nachhaltig materialisierten, ist diese Spielräume-Spezial-Ausgabe Bühne. Dazu gehören Ella Fitzgerald und das Paul Smith Trio, Cécile McLorin Salvant und Jacky Terrasson, Carla Bley und Steve Swallow, John Coltrane und McCoy Tyner, David Müller und Klemens Lendl, Wolfgang Muthspiel und Brian Blade.
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Mit Hank Williams in den Bregenzer Wald
21.05.2023 – Radiosession – Ö1 – Johann Kneihs — – Details
Die Wachauerin
Zur Wachauerin mit Theresa Eipeldauer und Max Mayerhofer sowie Geigerin Evelyn Fink-Mennel live aus dem RadioKulturhaus
Von Elvis Presley über Johnny Cash bis Bob Dylan hat der legendäre Country-Sänger Hank Williams (1923-1953) viele beeindruckt und beeinflusst – so auch Michael Bruckner, Fabian Pollack und Wolfgang Kühn. Als Trio Zur Wachauerin bürsten sie österreichische Volksmusik gegen den Strich und schreiben neue Wachauer Lieder. Zur Wachauerin Extended, erweitert um Sänger Wolfgang Vincenz Wizlsperger und Gitarrist Max Mayerhofer, spürt dem tragisch früh verstorbenen Star und seinem Repertoire nach und präsentiert eine Vorschau auf das Hank-Williams-Programm beim heurigen Festival Glatt & Verkehrt, Ende Juli in Krems. — Das Festival-Motto «Das Lied bleibt» kann als Überschrift auch über den vielfältigen Aktivitäten der Sängerin und Geigerin Evelyn Fink-Mennel stehen. Als Sammlerin und Interpretin von Volksliedern ihres Heimatbundeslands Vorarlberg setzt auch sie sich intensiv mit traditioneller Musik auseinander – und das kann auch kritisch oder ironisch heißen, schließt aber «konservativ» im Sinn von bewahrend nicht aus. Evelyn Fink-Mennel und der Klarinettist Daniel Moser – beide unterrichten auch an der Musikwerkstatt von Glatt & Verkehrt – geben Einblicke in ihre aktuelle Arbeit.
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