Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Space is the Place – Die Visionen des Musikavantgardisten Sun Ra

28.05.2023FreistilDeutschlandfunkSteffen Irlinger —   –  Details

Sun Ra

Sun Ra ist eine der bizarrsten Persönlichkeiten der Jazzgeschichte. Der Vordenker des Afrofuturismus starb vor 30 Jahren. Bis heute beeinflusst der Exzentriker auch die musikalische Gegenwart.

 

Sun Ra behauptete, aus dem Weltraum auf die Erde gekommen zu sein. Seine Band, das Sun Ra Arkestra, ist heute noch aktiv und in den letzten Jahren zunehmend populär geworden. Eine neue, junge Generation von Hörerinnen und Hörern – geschult durch Hiphop – entwickelt einen anderen Blick auf die Jazzgeschichte. Sie weiß die außergewöhnliche Persönlichkeit und die unorthodoxe Musik Sun Ras zu schätzen. Im Feature wird untersucht, welchen Einfluss Sun Ra auf die aktuelle Musikergeneration hat. Zu Wort kommen unter anderem Musiker wie der Schlagzeuger Max Weissenfeldt und der Komponist und Sun-Ra-Kenner Mats Gustafsson. —

 
 

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Andreas Rebers – Neues vom Moralweltmeister

28.05.2023ContraÖ1Elisabeth Stratka —   –  Details

Andreas Rebers

In den letzten Jahren haben ihn das Publikum in den unterschiedlichsten Rollen kennengelernt. Ob als Hausmeister des Herrn und Blockwart Gottes, als Exorzist, Volkskommissar für Rache und Vergeltung, oder als beliebter Erfinder der Dachlattenpädagogik: Andreas Rebers. Was ist das Leben? Zufall? Witz, oder eben doch nur ein Geschäft? Um diese Frage geht es in seinem aktuellem Programm «rein geschäftlich». — Für ihn ist die Bühne das Schlachtfeld im Kampf gegen den Überwachungskapitalismus, die digitale Diktatur und eine scheinbar unaufhaltsam um sich greifende Verblödung des online Pöbels. Rebers ist ein Mann der Extreme und somit einem Diego Maradona nicht unähnlich. Ein Mann der alles gibt und für den jedes Gastspiel ein Endspiel ist. — Es steht nicht gut um den «Humorstandort» Deutschland. Wo man hinschaut, grassieren Seuchen, Erziehungseifer und Unvernunft. Alles geht irgendwie viral und schon riecht es immer öfter nach diesen alten deutschen Tugenden, von denen man glaubte, dass sie längst der Vergangenheit angehören. So stellt sich die Frage: — «Was ist das Gegenteil von Zukunft?». «Herkunft!!»

Klingt nach schwierig, ist aber ganz leicht. Denn Rebers ist ein Mann mit Mutterwitz, viel Musik, überbordender Kreativität und strotzender Liebe für das menschliche. Muster waren nie sein Ding und wenn man wissen will, worum es in diesem Programm eigentlich geht, lautet die Antwort: «Um alles!» Genau genommen, um alles, wonach man nicht marschieren kann. So haut auf er die Pauke, in die Tasten oder um sich und manchmal denkt er auch schon mal daran abzuhauen. Aber darum geht es dann erst im nächsten und letzten Programm. Diesmal geht es nur ums Geschäft.

 
 

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Zwischen Oklahoma und Kalifornien – Vom verlorenen Paradies ins verwehrte Gelobte Land (1)

28.05.2023SpielräumeÖ1Michael Neuhauser —   –  Details

Great Plains

Zuerst gehörten die Great Plains Millionen von Bisons, dann den Indianerstämmen, die darauf Jagd machten. Schließlich eroberten angloamerikanische Siedler die ursprünglich nur von Präriegras überzogenen Weiten des Westens und verwandelten sie in fruchtbares Ackerland. Doch dort, wo Texas, New Mexico, Colorado und Kansas aneinandergrenzen und vor allem im dazwischen gelegenen «Panhandle», dem schmalen Streifen im Nordwesten von Oklahoma, währte das Paradies nur kurz. — Große Agrargesellschaften begannen, immer mehr Boden an sich zu reißen und auf industrielle Bewirtschaftung umzustellen. Die Vernichtung des widerstandsfähigen Präriegrases, die kontinuierliche Zerstörung des Mutterbodens, einseitige Anbaumethoden und falsche Bewässerung mündeten nach verheerenden Dürren in den 1930er-Jahren in eine der ersten großen von Menschen verursachten Naturkatastrophen des 20. Jahrhunderts. Buchstäblich in Windeseile fraß die Erosion den Boden auf und stetig wiederkehrende Staubstürme machten die einstige Kornkammer zur «Dust Bowl». Vielen verarmten Kleinbauern blieb nur noch die Flucht. Die berühmte «Route 66» wurde zur Straße der Hoffnung, Kalifornien zum neuen Land der Verheißung, in dem dringend Arbeitskräfte zum Pflücken von Orangen, Pfirsichen und Baumwolle gesucht wurden. — Zehntausende Familien machten sich mit ihren letzten Habseligkeiten auf den Weg weiter nach Westen, nur um dort zu erfahren, wie brutale kapitalistische Ausbeutung sie zu modernen Arbeitssklaven und Menschen zweiter Klasse werden ließen – gefangen in ihrer bitteren Armut, abschätzig als «Okies» beschimpft und verachtet von jenen, die nur wenige Generationen zuvor Kalifornien zu ihrer neuen Heimat gemacht hatten. Davon erzählt John Steinbeck in seinem 1939 erschienenen Roman «The Grapes of Wrath». Davon erzählt Woody Guthrie in seinen 1940 veröffentlichten «Dust Bowl Ballads». Und davon erzählen direkt oder indirekt weitere Musikerinnen und Musiker in dieser zweiteiligen Pfingst-Ausgabe der Spielräume Spezial.

 
 

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Ich habe keine Leserschaft. Ich habe Gesprächspartner / In memoriam Dzevad Karahasan

28.05.2023MenschenbilderÖ1Petra Herczeg und Rainer Rosenberg —   –  Details

Dzevad Karahasan

Dzevad Karahasan lebte in Sarajewo und in Graz. Dorthin kam er nach seiner Flucht aus der belagerten Stadt. Im Gespräch wirkte er wie ein Bürger einer utopischen Republik Bosnien Herzegowina – in der verschiedene Kulturen Bildung, Verständnis, Weitsicht, die Fähigkeit des Mitfühlens einbringen. Die real existierende Republik demonstriert anderes: chronisches Scheitern an kulturellen Gegensätzen. Dzevad Karahasan war Kind einer muslimischen Familie, verheiratet mit einer orthodoxen Christin, und er hatte seit seiner Kindheit auch katholische Lehrer und Freunde. Er sprach viele Sprachen, darunter Arabisch und Russisch; er liebte Tschechow und Büchner, untersuchte kulturelle Wurzeln und fürchtete, dass die Beziehung zwischen Westen und Orient von Gleichgültigkeit geprägt ist. — «Wer einmal als Zielscheibe gelebt hat, kennt seine eigene Ohnmacht,» sagte Karahasan zu Hannes Hintermeier in einem Interview für die FAZ, das knapp fünf Wochen vor dem Tod des Schriftstellers erschien. «Großartige Kunst kann man auch in der Hölle machen,» wurde Karahasan im Titel zitiert und dass der Schriftsteller erfahren hätte, «dass das Beschweigen des Grauens zu nichts führt». — Die Hölle, so könnte man es nennen, ist es, wenn seine Bibliothek verbrannt wird, damit die Menschen, die sich in die Wohnung geflüchtet haben, nicht erfrieren; die Hölle ist, wenn Menschen nach ethnischen Zuschreibungen ermordet werden, wenn Kriege vom Zaun gebrochen werden. Damals in Karahasans Heimat, jetzt in der Ukraine. — Sind die Hölle wirklich die Anderen (wie Sartre oft zitiert wird), oder liegt sie schon in einer Art asozialem Plural begraben, wenn Bilder von «wir» entworfen werden, die einerseits mit Macht integrieren wollen, andererseits mit Gewalt ausschließen wollen? Karahasan, geboren am 25. Januar 1953 in Duvno in Bosnien und Herzegowina, gestorben am 19. Mai 2023 in Graz, war davon überzeugt, ein Schriftsteller müsse den einzelnen Menschen ansprechen, und er sagte einmal: «Ich habe keine Leserschaft. Ich habe Gesprächspartner.»

Eine Sendung von Petra Herczeg und Rainer Rosenberg. Erstausstrahlung am 18.11.2012.

 
 

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Die Cellistin und Songwriterin Marie Spaemann

28.05.2023MenschenbilderÖ1Petra Herczeg und Rainer Rosenberg —   –  Details

Marie Spaemann

Dzevad Karahasan lebte in Sarajewo und in Graz. Dorthin kam er nach seiner Flucht aus der belagerten Stadt. Im Gespräch wirkte er wie ein Bürger einer utopischen Republik Bosnien Herzegowina – in der verschiedene Kulturen Bildung, Verständnis, Weitsicht, die Fähigkeit des Mitfühlens einbringen. Die real existierende Republik demonstriert anderes: chronisches Scheitern an kulturellen Gegensätzen. Dzevad Karahasan war Kind einer muslimischen Familie, verheiratet mit einer orthodoxen Christin, und er hatte seit seiner Kindheit auch katholische Lehrer und Freunde. Er sprach viele Sprachen, darunter Arabisch und Russisch; er liebte Tschechow und Büchner, untersuchte kulturelle Wurzeln und fürchtete, dass die Beziehung zwischen Westen und Orient von Gleichgültigkeit geprägt ist.

»Wer einmal als Zielscheibe gelebt hat, kennt seine eigene Ohnmacht,» sagte Karahasan zu Hannes Hintermeier in einem Interview für die FAZ, das knapp fünf Wochen vor dem Tod des Schriftstellers erschien. «Großartige Kunst kann man auch in der Hölle machen,» wurde Karahasan im Titel zitiert und dass der Schriftsteller erfahren hätte, «dass das Beschweigen des Grauens zu nichts führt».

Die Hölle, so könnte man es nennen, ist es, wenn seine Bibliothek verbrannt wird, damit die Menschen, die sich in die Wohnung geflüchtet haben, nicht erfrieren; die Hölle ist, wenn Menschen nach ethnischen Zuschreibungen ermordet werden, wenn Kriege vom Zaun gebrochen werden. Damals in Karahasans Heimat, jetzt in der Ukraine.

Sind die Hölle wirklich die Anderen (wie Sartre oft zitiert wird), oder liegt sie schon in einer Art asozialem Plural begraben, wenn Bilder von «wir» entworfen werden, die einerseits mit Macht integrieren wollen, andererseits mit Gewalt ausschließen wollen? Karahasan, geboren am 25. Januar 1953 in Duvno in Bosnien und Herzegowina, gestorben am 19. Mai 2023 in Graz, war davon überzeugt, ein Schriftsteller müsse den einzelnen Menschen ansprechen, und er sagte einmal: «Ich habe keine Leserschaft. Ich habe Gesprächspartner.»

Eine Sendung von Petra Herczeg und Rainer Rosenberg. Erstausstrahlung am 18.11.2012.

 
 

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Jazz auf Schwedisch / Jan Johansson: Jazz pa svenska (1964)

28.05.2023MilestonesÖ1Xavier Plus —   –  Details

Jan Johansson

Der schwedische Pianist Jan Johansson (1931-1968) prägte in seinem durch einen tödlichen Autounfall tragisch früh beendeten Musikerleben den Sound des skandinavischen – und in der Folge auch des europäischen – Jazz wesentlich mit: Sein zwischen 1962 und 1964 aufgenommenes Album «Jazz pa svenska» («Jazz auf Schwedisch») avancierte zum meistverkauften schwedischen Jazzalbum aller Zeiten. — Zusammen mit dem tschechisch-schwedischen Bassisten Georg Riedel widmet sich Jan Johansson darauf zwölf Volksliedern aus seiner Heimat. Die Interpretationen sind luftig und lassen den melancholischen Melodien viel Raum zur Entfaltung. Tontechnisch makellos eingefangen, fungiert «Jazz pa svenska» mit seinem markant-halligen Sound auch als klangästhetisches Vorbild für viele nachfolgende europäische Jazzproduktionen. Grund genug, diese kurze, prägnante LP, die als wichtige Pioniertat im Zuge der Entwicklung einer «europäischen» Jazzidentität abseits US-amerikanischer Vorbilder gilt, für die Milestones wieder aus dem Regal zu holen.

 
 

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Internationale Jazzwoche Burghausen 2023 / Die Siegerband des Europäischen Burghauser Nachwuchspreises – das Nils Kugelmann Trio

28.05.2023Jazztime: Das JazzkonzertBR-KlassikUlrich Habersetzer —   –  Details

Nils Kugelmann

Mit Nils Kugelmann (Kontrabass und Kompositionen), Philipp Schiepek (Gitarre), und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug) — «About the moment of beginng» (Nils Kugelmann) — «Late Change» (Nils Kugelmann) — «Stormy Beauty» (Nils Kugelmann) — «Frühwinterseele» (Nils Kugelmann) — «Symphony for the rain» (Nils Kugelmann) — «Song for a golden blossom» (Nils Kugelmann) — «Wild leaves falling» (Nils Kugelmann)

 
 

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Der österreichische Reiseschriftsteller Karl-Markus Gauß im Gespräch

28.05.2023ZwischentöneDeutschlandfunkRaoul Mörchen —   –  Details

Karl-Markus Gauß

Er kann die Fremde entdecken, nur in Gedanken. Am liebsten aber fährt er selber hin, besonders gerne durch Europas Osten. Und ist sich sicher: «Es gibt fast nichts in der weiten Welt, was sich nicht mit meiner Existenz verbinden ließe.»

 
 

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Klartext-Rock mit Krautgeschmack – Zum 30. der Hamburger Band Die Sterne

28.05.2023Rock et ceteraDeutschlandfunkAnja Buchmann —   –  Details

Die Sterne

Die «Hamburger Schule» der 90er-Jahre steht für gitarrenbetonte Popmusik mit gesellschaftskritischen deutschen Texten aus dem Norden der Republik. Heute, 30 Jahre später, gibt es eine dieser Bands immer noch: Die Sterne. 1993 veröffentlichten Die Sterne ihr Debüt «Wichtig»: Funky Gitarrenmusik mit beiläufig hingenuschelten Texten. Im Lauf der Jahre gab es Umbesetzungen und musikalische Richtungsänderungen, aber egal welche Genres Die Sterne integrierten – das Album «24/7» von 2010 kam etwa ohne Gitarren aus und orientierte sich sogar an Disco und Housemusic –, irgendwie blieben es immer «Stücke, die den Groove suchen». Und auf der aktuellen Platte «Hallo Euphoria» tanzen dezenter Funk, Pop und Easy Listening mit Streichorchester und ufern zuweilen im Krautrock aus. Die Band Die Sterne – dieses Urgestein deutscher Popmusik leuchtet immer noch.

 
 

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Die Avantgarde war ein Irrtum – György Ligeti aus sieben Perspektiven

28.05.2023EssaySWR2Werner Klüppelholz —   –  Details

György Ligeti

Das Leben wie ein Thriller und ein Werk ohnegleichen. Auf einer Hitliste des 20. Jahrhunderts lag sein Orchesterstück «Atmosphères» weit oben, knapp hinter Elvis. Ligeti war einer der erfolgreichsten Komponisten der Avantgarde, von der er sich indes immer weiter entfernte – allergisch gegen Dogmen und Gruppenzwang nach seinen bösen Erfahrungen im ungarischen Nazi- und Stalinismus-Terror. Und er war äußerst kritisch, sich selbst und anderen gegenüber. Viele Berühmtheiten wurden von den Pfeilen seines Spotts getroffen. Von all dem zeugen nicht zuletzt Ligetis eigenen Schriften. —

 
 

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Ich gehöre nirgends! – György Ligeti zum 100. Geburtstag

28.05.2023ThemenabendSWR2Werner Klüppelholz u.a. —   –  Details

György Ligeti

Mit Beiträgen, Gesprächen und viel Musik erinnert SWR2 an einen der zentralen Komponisten und musikalischen Denker des 20. Jahrhunderts — Er war Komponist und Musikethnologe, politischer Flüchtling, angesehener Lehrer, mathematisch versierter Elektronikpionier, Systemkritiker und (unfreiwilliger) Filmmusiker für Stanley Kubrick: György Ligeti. — Fragte man ihn nach seiner Identität, fiel die Antwort ebenso komplex aus wie seine schillernden Orchester-Cluster klingen:

«Ein in Siebenbürgen geborener Ungar jüdischer Abstammung mit rumänischer Staatsangehörigkeit, später mit ungarischer, noch später mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Ich gehöre nirgends: ich gehöre zur europäischen Intelligenz und Kultur.» — György Ligeti — Und das gilt bis heute.

 
 

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Bianca Gleissinger, Drehbuchautorin, Regisseurin, Dokumentarfilmerin

28.05.2023GedankenÖ1Julia Baschiera, Ursula Burkert —   –  Details

Bianca Gleissinger

Über soziale Utopien, Gemeinschaft und gesellschaftspolitische Glücksversprechungen – Überlegungen der Filmerin Bianca Gleissinger anlässlich der Premiere von «27 Storeys -Alterlaa for ever» — 1973 realisierte der österreichische Architekt Harry Glück ein bis dato einzigartiges Projekt in der Wiener Vorstadt. Auf einem Areal von 240.000 Quadratmetern ließ er einen Wohnpark mit vier Blöcken bis zu 27 Etagen errichten, der Platz für 3.200 Wohnungen in den verschiedensten Größen bot. Es sollte eine Stadt in der Stadt werden, in der sich Einkaufszentren, Grünanlagen, Spielplätze, Schwimmbäder, Schulen, Restaurants allesamt in Gehreichweite befinden. Eine Utopie namens Alt-Erlaa. — Ebendort wuchs auch die 1990 geborene Filmemacherin Bianca Gleissinger auf. Basierend auf eigenen Kindheitserinnerungen fängt Gleissinger in ihrem Debüt-Dokumentarfilm «27 Storys – Alterlaa Forever» den weltberühmten Wiener Wohnpark mit der Kamera ein und lässt dabei viele Bewohner:innen zu Wort kommen, die anders als die Filmemacherin selbst, teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten dort leben. Für diese Menschen ist das ikonische Monument sozialer Utopie ein Zuhause geworden, in dem sich das einstige Glücks-Versprechen vom gleichnamigen Architekten bewahrheitet hat. Ganz anders empfinden diese Wohnanlage hingegen jüngere Menschen, für die ein Zuhause im Stadtzentrum praktischer wäre. — Die gänzlich unterschiedlichen Generationen, Lebensrealitäten und Erwartungshaltungen, die sich in den 27 Etagen der größten Wohnanlage Österreichs versammeln und von Bianca Gleissinger festgehalten werden, ergeben ein brisantes und immer wieder aktuelles Diskurs- und Konfliktfeld unserer Gesellschaft. In den Gedanken sinniert die Regisseurin über das Aufwachsen in einer solchen sozialen Utopie und über die unterschiedlichen Anforderungen, die von den diversen Mitgliedern in diesem Mikrokosmos an ein schönes Leben gestellt werden.

 
 

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