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Jean-Michel Basquiat: vom Strassenkünstler zum Superstar

21.06.2023KunstSRF 2 KulturStefan Zucker —   –  Details

Jean-Michel Basquiat

Die Fondation Beyeler zeigt derzeit acht Bilder von Jean-Michel Basquiat – versichert für 800 Millionen Dollar. Wie konnte Basquiats Marktwert in 40 Jahren eine solche Dimension erreichen?

Es gibt in der Gegenwartskunst keinen Künstler, dessen Bilder eine solche Wertsteigerung erfahren haben wie die des US-amerikanischen Malers Jean-Michel Basquiat. Als erster schwarzer Künstler schaffte er es in den frühen 1980er-Jahren vom Strassenkünstler zum Liebling des Kunstmarktes. — Es folgte eine internationale Karriere – und dies innert kürzester Zeit. Denn bereits 1988, mit nur 27 Jahren, stirbt Basquiat an einer Überdosis Heroin. In diesen sieben Jahren entstand ein unglaubliches Gesamtwerk von über 1000 Bildern und Zeichnungen. — Alle wollen die «Marke Basquiat» besitzen — Die Fondation Beyeler zeigt nun acht von Basquiats Bildern in einer Ausstellung. Das ist nicht viel, doch diese acht Bilder haben eine Geschichte, die exemplarisch ist für Basquiats globalen Erfolg. — Seine direkte und prägnante Bildsprache verstehen alle, und vor allem die Superreichen von New York bis Tokio wollen die «Wertschrift Basquiat» besitzen. Im europäischen Raum gibt es wahrscheinlich auch nur ein Museum, das sich eine solche Ausstellung leisten kann: die Fondation Beyeler mit ihren potenten Sponsoren und ihrem internationalen Netzwerk, das seinesgleichen sucht.

 
 

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So schnell trocknet der Kachowka-Stausee aus

21.06.2023NewsntvSentinel Hub / ESA — Martin Morcinek —   –  Details

Kachowka-Stausee (vorher/nachher)

Zwei Wochen nach dem Dammbruch in der Ukraine verzeichnen Satelliten dramatische Veränderungen am Boden: Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir ist weitgehend verschwunden. Mitten im Kriegsgebiet werden nicht nur riesige offene Flächen sichtbar. — Im Süden der Ukraine entsteht an der Stelle des früheren Kachowka-Stausees neues Land: Aktuelle Aufnahmen der europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2 zeigen mittlerweile weitere ausgedehnte, trocken gefallene Flächen. Dort, wo bisher das größte Binnengewässer der Ukraine einen rund 200 Kilometer langen Abschnitt der Frontlinie deckte, taucht binnen weniger Tage neues Gelände auf. — Zwei Wochen nach dem Dammbruch ist ein Großteil der aufgestauten Wassermengen verschwunden. Durch das neu entstandene Gebiet zieht sich der verbliebene Flusslauf des Dnipro mit zahlreichen Windungen. Dazwischen liegen schlammige Sumpfzonen, verschüttete Altarme und das alte Flussbett, das knapp sieben Jahrzehnte lang unter Wasser lag.

 

Im direkten Vergleich der Vorher-Nachher-Bilder sind die dramatischen Veränderungen am Kachowka-Stausee gut zu erkennen. Das linke Foto zeigt die Region in einer Aufnahme vom 5. Juni 2023. Zu sehen ist die Situation am Tag vor dem katastrophalen Dammbruch. — Der Damm selbst ist aus dieser Höhe nur bei näherem Hinsehen neben der Stadt Nowa Kachowka in der linken unteren Ecke zu erkennen. Die Talsperre zieht sich von Nordwesten nach Südosten quer über die hier gut 2,4 Kilometer breite Flussniederung. In den Tagen nach dem Dammbruch vom 6. Juni haben sich im Vorfeld des Bauwerks breite Schlamm- und Kiesbänke aus den ablaufenden Fluten gehoben. — Das Bild rechts wurde am 20. Juni, also zwei Wochen nach der Zerstörung der Staumauern, aufgenommen. Das von der Frischwasserzufuhr abgeschnittene Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich auf diesen Bildern in der oberen Hälfte knapp rechts der Mitte. Der rund dreieinhalb Kilometer breite Kühlteich des Kraftwerks ist dank seiner charakteristischen Ringstruktur auf beiden Bildern leicht zu finden.

 

Im Nordosten am oberen Ende des Stauseegebiets fließt der Dnipro nah am rechten Ufer. Von der Wasserfläche des Sees ist hier auf einem Areal von rund 400 Quadratkilometern nur ein Geflecht von Sickerbächen und Tümpeln geblieben. Am linken Ufer, also auf der südöstlichen Seite bei Kamianske (Karte) ist ein breiter Uferstreifen entstanden. In diesem Gebiet bildete der Stausee als natürliches Geländehindernis die westliche Begrenzung der Kampfzone entlang der Saporischschja-Front. — So stemmen sich die Ukrainer gegen die Kernschmelze — Weiter flussabwärts bei Babyne (Karte) knickt der Dnipro nach Süden ab. Der Stausee verengte sich hier von einer Breite von zehn bis 15 Kilometern deutlich: Von dort bis Nowa Kachowka liegen die beiden Uferseiten nur noch gut vier Kilometer auseinander. Nach dem Dammbruch haben sich jedoch auch hier breite Sandbänke gebildet. An mehreren Stellen scheint die freie Ukraine vom russisch besetzten Gebiet nur noch durch eine gut 300 Meter breite offene Wasserfläche getren

 
 

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Moskau stimmt zu / Graf Lambsdorff wird deutscher Botschafter in Russland

21.06.2023NewsntvSentinel Hub / ESA — Martin Morcinek —   –  Details

Graf Lambsdorff

Zwei Wochen nach dem Dammbruch in der Ukraine verzeichnen Satelliten dramatische Veränderungen am Boden: Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir ist weitgehend verschwunden. Mitten im Kriegsgebiet werden nicht nur riesige offene Flächen sichtbar. — Im Süden der Ukraine entsteht an der Stelle des früheren Kachowka-Stausees neues Land: Aktuelle Aufnahmen der europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2 zeigen mittlerweile weitere ausgedehnte, trocken gefallene Flächen. Dort, wo bisher das größte Binnengewässer der Ukraine einen rund 200 Kilometer langen Abschnitt der Frontlinie deckte, taucht binnen weniger Tage neues Gelände auf. — Zwei Wochen nach dem Dammbruch ist ein Großteil der aufgestauten Wassermengen verschwunden. Durch das neu entstandene Gebiet zieht sich der verbliebene Flusslauf des Dnipro mit zahlreichen Windungen. Dazwischen liegen schlammige Sumpfzonen, verschüttete Altarme und das alte Flussbett, das knapp sieben Jahrzehnte lang unter Wasser lag.

 

— Im direkten Vergleich der Vorher-Nachher-Bilder sind die dramatischen Veränderungen am Kachowka-Stausee gut zu erkennen. Das linke Foto zeigt die Region in einer Aufnahme vom 5. Juni 2023. Zu sehen ist die Situation am Tag vor dem katastrophalen Dammbruch. — Der Damm selbst ist aus dieser Höhe nur bei näherem Hinsehen neben der Stadt Nowa Kachowka in der linken unteren Ecke zu erkennen. Die Talsperre zieht sich von Nordwesten nach Südosten quer über die hier gut 2,4 Kilometer breite Flussniederung. In den Tagen nach dem Dammbruch vom 6. Juni haben sich im Vorfeld des Bauwerks breite Schlamm- und Kiesbänke aus den ablaufenden Fluten gehoben. — Das Bild rechts wurde am 20. Juni, also zwei Wochen nach der Zerstörung der Staumauern, aufgenommen. Das von der Frischwasserzufuhr abgeschnittene Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich auf diesen Bildern in der oberen Hälfte knapp rechts der Mitte. Der rund dreieinhalb Kilometer breite Kühlteich des Kraftwerks ist dank seiner charakteristischen Ringstruktur auf beiden Bildern leicht zu finden.

 

— Im Nordosten am oberen Ende des Stauseegebiets fließt der Dnipro nah am rechten Ufer. Von der Wasserfläche des Sees ist hier auf einem Areal von rund 400 Quadratkilometern nur ein Geflecht von Sickerbächen und Tümpeln geblieben. Am linken Ufer, also auf der südöstlichen Seite bei Kamianske (Karte) ist ein breiter Uferstreifen entstanden. In diesem Gebiet bildete der Stausee als natürliches Geländehindernis die westliche Begrenzung der Kampfzone entlang der Saporischschja-Front.

 

— 2023-06-15_Block4_circle_2b50d8afa87530094ad8c7a75ce8b1d1.jpg — POLITIK — 16.06.23 — Atomkraftwerk im Kriegsgebiet — So stemmen sich die Ukrainer gegen die Kernschmelze — Weiter flussabwärts bei Babyne (Karte) knickt der Dnipro nach Süden ab. Der Stausee verengte sich hier von einer Breite von zehn bis 15 Kilometern deutlich: Von dort bis Nowa Kachowka liegen die beiden Uferseiten nur noch gut vier Kilometer auseinander. Nach dem Dammbruch haben sich jedoch auch hier breite Sandbänke gebildet. An mehreren Stellen scheint die freie Ukraine vom russisch besetzten Gebiet nur noch durch eine gut 300 Meter breite offene Wasserfläche getren

 
 

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Joe Biden: Ich befürchte, dass Putin Atomwaffen starten wird

20.06.2023NewsThe TimesMarc Bennetts —   –  Details

Biden

Präsident Biden sagte, dass Putin mit seinen Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, «keine Witze» gemacht habe — Russland hat zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 Atomwaffen nach Weißrussland geschickt. — «Ich mache mir Sorgen, dass Putin taktische Atomwaffen einsetzen könnte. Es ist real», sagte er den Spendern der Demokratischen Partei in Kalifornien. Biden ist der erste US-Präsident seit dem Ende des Kalten Krieges, der öffentlich das Schreckgespenst eines Atomkonflikts mit Russland thematisiert.

 
 

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Fluss führt immer weniger Wasser / Kann die Ukraine den Dnipro passierbar machen?

20.06.2023NewsntvKevin Schulte —   –  Details

Kachowka-Stausee (vorher/nachher)

Das Leid der Menschen im Süden der Ukraine ist auch zwei Wochen nach der Staudamm-Sprengung immens. Womöglich kann der nun immer schmaler werdende Fluss zwischen Saporischschja und Nowa Kachowka langfristig aber der Ukraine helfen. — In der Nacht zum 6. Juni wird eine breite Öffnung in die Mauer des Staudamms von Nowa Kachowka im Süden der Ukraine gerissen. Wassermassen schießen durch zwei Löcher in der Mauer. Die Flutwelle reißt vieles mit, was links und rechts des Dnipro-Ufers liegt. Für die Sprengung des Staudamms ist höchstwahrscheinlich Russland verantwortlich, wie unter anderem die «New York Times» unter Berufung auf Ingenieure und Sprengstoffexperten berichtet.

 

— 84 Mal größer als der größte deutsche Stausee — Mit seinen 18 Milliarden Kubikmetern Fassungsvermögen gehört der Kachowka-Stausee zu den größten Europas. Zum Vergleich: in den größten deutschen Stausee, die Bleilochtalsperre in Thüringen, passen 215 Millionen Kubikmeter Wasser, also 84 Mal weniger als in Nowa Kachowka.

 

— Das zeigt, welche unfassbaren Wassermassen durch die Sprengung des Staudamms freigesetzt wurden. Und was für eine Katastrophe das für eine Region ist, in der gleichzeitig auch noch Krieg herrscht. — Die Flut hat die Landschaft in der Region Cherson womöglich für immer verändert, Inseln und Feuchtgebiete ausgelöscht. Ganze Dörfer und Städte entlang des Dnipro sind möglicherweise nicht mehr bewohnbar. «Wir sehen das ja schon bei uns, wie lange die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau nach dem Hochwasser an der Ahr dauern. In der Ukraine haben wir aber ein Kriegsgebiet, wo es natürlich unglaublich schwer ist, den Leuten zu helfen und den Wiederaufbau vernünftig hinzubekommen», sagt Holger Schüttrumpf, Direktor des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen, im ntv-Podcast «Wieder was gelernt».

 
 

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Österreichischer Expressionismus im Exil – Das britische Veles Ensemble

20.06.2023Des CisÖ1Irene Suchy —   –  Details

Veles Ensemble

Das britische Veles Ensemble spielt Kammermusik von Egon Wellesz. — Der von den Nazis ins britische Exil vertriebene österreichische Komponist Egon Wellesz (1885-1974) konnte in Oxford weiter komponieren und musikwissenschaftlich arbeiten – ein, wie er sich bezeichnete, Schiffbrüchiger, gestrandet auf einer Insel der Gesegneten. Das neue Album bringt späte Kammermusik von Egon Wellesz, geschrieben in den Jahren 1959 bis 1971; alles Erstaufnahmen – bis auf das Streichtrio op. 86. — Eine einfühlsam vorgetragene Einspielung aus Wellesz› spätem Schaffen. Strömungen eines Jahrhunderts, die sich in den Werken des neuen Albums wiederfinden lassen: Humor und melodische Kraft des Opernkomponisten, Schönbergs Serialismus, freie Tonalität und zugleich Fasslichkeit in der Redundanz der motivischen Arbeit. — Im Booklet schreibt ein ehemaliger Student und Kollege in Oxford, wie sehr Wellesz am Verlust seiner Wiener Vergangenheit litt; auch seine Briefe sind verzweifelte Klagen, gleichzeitig Sympathie-vermittelnd jenen, die der Musik seiner Gegenwart, wie Boulez, fernstehen. — Ein leidenschaftlicher Produzent und die verdienstvolle Wiener Wellesz-Stiftung haben die CD ermöglicht. Ein Geschenk an ein neugieriges Publikum. — Außerdem in dieser Ausgabe von DesCis: Ein Nachbericht über die Tagung «Turning Social» zum Thema Musikvermittlung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

 
 

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Die USA müssen einen diplomatischen Vorstoß gegen die Ukraine starten Die USA müssen einen diplomatischen Vorstoß gegen die Ukraine starten

20.06.2023NewsThe Washington PostMichael McFaul —   –  Details

Michael McFaul

Die Biden-Regierung hat in enger Zusammenarbeit mit unseren NATO-Verbündeten hervorragende Arbeit geleistet, um die Ukraine mit dem Material, der Wirtschaftshilfe, den Geheimdienstinformationen und der Ausbildung zu versorgen, die sie benötigt, um gegen die russische Invasion zu gewinnen.

 

Jetzt ist es an der Zeit, unsere Diplomatie auf das gleiche Niveau zu bringen. Wir müssen einen diplomatischen Aufschwung starten, um Kiew bei den Friedensverhandlungen zu helfen, die Ukraine wieder aufzubauen und den wirtschaftlichen Druck auf Russland aufrechtzuerhalten, um zum Frieden beizutragen.

 

— Erstens sollte Präsident Biden einen Sondergesandten für Friedensgespräche ernennen. Im Moment werden wir von den Chinesen übertölpelt, die mit Li Hui einen Spitzendiplomaten ernannt haben, der sie in dieser Angelegenheit vertritt . Li hat sich mit Regierungsvertretern in der gesamten Region getroffen, darunter auch in der Ukraine, um Pekings Behauptungen zu untermauern, dass es die Verhandlungen unterstütze. China ist hier jedoch nicht wirklich eine desinteressierte Partei – wie Li selbst verkörpert. Er hat enge Beziehungen zu Kreml-Funktionären , was seine Neutralität als Friedensstifter in Frage stellt. (…) Viertens und letztens muss Blinken einen neuen hochkarätigen Sanktionskoordinator ernennen, da James O›Brien – der derzeitige Koordinator – eine andere Stelle antritt . Derzeit sollten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten die bestehenden Sanktionen ausweiten, um laufende und zukünftige Gegenoffensiven der Ukraine zu unterstützen – je früher wir also einen guten Ersatz für O›Brien finden, desto besser. Ein solcher Gesandter würde auch daran arbeiten, die Sanktionen nach dem Krieg aufrechtzuerhalten, bis sich der Kreml zur Zahlung von Wiedergutmachungen verpflichtet. Es ist eine große, harte Aufgabe – und sie muss sofort erledigt werden. — Während die Vereinigten Staaten den ukrainischen Kriegern helfen, den Krieg zu gewinnen, müssen sie auch mehr tun, um Kiew dabei zu helfen, den Frieden zu gewinnen. Die Zeit, sich auf diese gewaltige Mission vorzubereiten, ist nicht erst nach Kriegsende, sondern jetzt.

 
 

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Andere diskutieren darüber, ob Putins Angriff auf die Ukraine ein Völkermord ist. Während Bomben auf uns niederprasseln, habe ich keinen Zweifel

20.06.2023NewsThe GuardianN.N. —   –  Details

Evakuierter aus Cherson

Der 468. Tag der Invasion . Innenstadt von Kiew. 2 Uhr morgens. In den letzten 35 Tagen haben meine Frau Olena und ich eine neue Art zu schlafen entdeckt. Unser Körper hat sich so sehr an den ständigen nächtlichen Fliegeralarm gewöhnt, dass wir uns nun am Rande eines Tiefschlafs befinden, der zumindest ein wenig Ruhe garantiert, und die ganze Nacht über spezielle Hörtechniken anwenden. Der ganze Körper verwandelt sich in ein großes Ohr. Und in einem Moment wird uns das Geräusch einer sich nähernden Rakete aus unserem tiefen Schlaf reißen.

 

— Wir brauchen keine Worte. Wie immer springen wir aus dem Bett und fliegen mit ein paar Sprüngen vom Schlafzimmer zum Flur. Die Zwei-Wand-Regel erzeugt eine Illusion von Sicherheit. Keine Mauer könnte uns vor einem direkten Treffer durch eine iranische Shahed-Drohne oder eine russische Rakete schützen. Es besteht jedoch der Eindruck, dass es uns zumindest vor der Druckwelle und den Glassplittern schützt.

 

— Unsere Hündin Lisa versteckt sich bereits im Flur. Diesen Monat begann sie, mehr Zeit unter den Stühlen und dem Esstisch zu verbringen, und zwar an einem neuen Ort – an der Haustür. Sie ist auf der Suche nach einem sicheren Ort, den es in dieser Stadt nicht gibt. — Das Leben hört während des Völkermords nicht auf. Allerdings wird der Lebensstrom unterbrochen.

 

— Die russischen Besatzungstruppen sprengten den Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka . Das Ausmaß der Katastrophe ist unvorstellbar, die Folgen nicht abzuschätzen. Ökosysteme wurden zerstört. Die Weltwirtschaft hat einen Schlag erlitten und die Hoffnung auf zumindest eine gewisse Ernte wurde in Frage gestellt. Das unaufhaltsame, wilde Wasser hat bereits Dutzende Siedlungen überschwemmt und 16.000 Anwohner sind unmittelbar bedroht. Die vorübergehend besetzte Krim könnte ohne Süßwasserversorgung bleiben. Im Kernkraftwerk Saporischschja droht ein Einsturz , da es mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee gekühlt wird. Die Flut verwischt die Spuren russischer Kriegsverbrechen und Massengräber in den besetzten Gebieten der Region Cherson.

 

— Was steckte hinter den Überlegungen der russischen Truppen außer dem panischen Versuch, die Möglichkeit einer ukrainischen Gegenoffensive irgendwie zu verhindern? — — Das Konzept der Zukunft als solches existiert in der Denkweise von Putins Russland nicht. Wie jedes totalitäre Regime wird es von Ressentiments und unerbittlichen Versprechungen einer Rückkehr zum goldenen Zeitalter angetrieben, das russische Faschisten als eine Art Hybrid zwischen der UdSSR und dem Russischen Reich betrachten.

 

— — Die russischen Besatzungstruppen haben keine Strategie, sondern nur eine Taktik, die auf zwei Konzepten basiert.

 

— Der erste ist in keine Sprache der Welt übersetzbar: («avos»). «Ein Risiko eingehen in der Hoffnung, dass es irgendwie klappt», «ein unmotivierter Wunsch, ein günstiges Zusammentreffen der Umstände zu erreichen, Glück zu haben». Alles basiert auf diesem «einfach vielleicht irgendwie» – der Idee einer umfassenden Invasion, der Verteidigung der russischen Grenzen und dem Festhalten an den besetzten Gebieten. Nur vielleicht klappt es irgendwie.

 

— Flüchtlinge, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, versammeln sich im März 2022 am Grenzübergang Medyka in Polen.

 

Der Krieg in der Ukraine führte zu dem größten Anstieg der Vertriebenen seit Jahrzehnten — Weiterlesen — Die zweite Grundlage ihres Handelns ist ein methodischer, alltäglicher Völkermord. Wenn es für sie keine Zukunft gibt, warum sollten wir dann eine haben? Sie entführen unsere Kinder . Sie verbrennen die Natur. Sie zerstören die Städte. Riesige Gebiete werden vermint, und die Minenräumung wird Jahrzehnte dauern. Sie wollen, dass die ganze Welt Ehrfurcht vor ihnen hat.

 

Das Leben hört während des Völkermords nicht auf. Das Leben versucht zu überleben.

 

— Während ich diese Zeilen schreibe, hoffe ich immer noch, dass die Weltgemeinschaft irgendwie auf diese von Menschen verursachte Katastrophe reagieren wird, die bald eine Nahrungsmittelkrise auslösen, irreversible Folgen für das Ökosystem haben und sich auf das Klima auswirken wird. Stattdessen feiert die UNO den Tag der russischen Sprache. Das Datum wurde nicht zufällig gewählt – es ist der Geburtstag von Alexander Puschkin , einem Dichter des 19. Jahrhunderts, dessen Denkmäler in der gesamten Ukraine als Symbol des russischen Kolonialismus abgerissen werden.

 

Von Völkermord spricht man, wenn von Menschen verursachte Katastrophen biblischen Szenen der Massenvernichtung ähneln. Alles überall auf einmal.

 

— Westliche Kollegen sagen, dass es nahezu unmöglich sein wird, das Vorgehen Russlands als Völkermord an den Ukrainern einzustufen. Ich muss Sie beruhigen. Wenn ein Völkermord in Ihr Land kommt, wird er leicht erkennbar sein.

 

— — Es ist, wenn alles in dir von dem, was du gesehen hast, erstarrt, deine Knie weich werden und du sprachlos wirst. Dann kommt die Erkenntnis, dass das begangene Böse irreversible Folgen haben wird. — Dies geschieht, wenn das Ausmaß der Katastrophe nicht in den begrenzten Rahmen Ihrer Vorstellungskraft passt. Dann stellt sich heraus, dass der Zorn des Vortages nicht ausreicht. Und Sie erkennen, dass Sie in der Lage sind, noch stärkere Wut gegenüber dem Feind zu empfinden.

 

— Dann kämpft alles Leben um die Zukunft.

 
 

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Der Komponist Toshio Hosokawa

20.06.2023Musik der Gegenwartrbb kulturAndreas Göbel —   –  Details

Toshio Hosokawa

Der erfolgreichste japanische Komponist seiner Generation — Der erfolgreichste japanische Komponist seiner Generation hat sich zunächst ganz der westlichen Avantgarde zugewandt und erst nach und nach Elemente der Musik seiner Heimat einbezogen. «Meine Musik ist eine Kalligrafie. Jeder einzelne Ton in ihr besitzt eine Form für sich, ist Punkt oder Linie, mit dem Pinsel auf eine weiße Leinwand des Schweigens gemalt», so Toshio Hosokawa über sein Komponieren.

 
 

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