Alle Artikel in der Kategorie “Aus den Archiven

Aus den Archiven ist ein Sendungsformat von Deutschlandradio Kultur

Der letzte Romantiker / Peter Brötzmann

25.06.2023NewsjazzthingWolf Kampmann —   –  Details

Peter Brötzmann

Peter Brötzmann ist am 22.6.2023 verstorben. Aus diesem traurigen Anlass veröffentlichen wir hier die Titelgeschichte aus der aktuellen Ausgabe:

Einem interessierten deutschen Jazzpublikum Peter Brötzmann vorstellen zu wollen hieße, die Schwebebahn nach Wuppertal zu tragen. Er war ein Jazzrevoluzzer der ersten Stunde, gehörte der ersten Generation des europäischen Free Jazz an, ohne jemals dem ritualisierten Kanon des Free Jazz aufzusitzen. Bis ins hohe Alter weiß der mittlerweile 81-jährige Berserker an Saxofon und Klarinette zu überraschen, zu provozieren und zu gewinnen. Auf dem letztjährigen JazzFest Berlin legte er einen gefeierten Auftritt mit Guembri-Spieler Majid Bekkas und seinem langjährigen Gefährten Hamid Drake am Schlagzeug hin, das jetzt unter dem Titel «Catching Ghosts» auf ACT veröffentlicht wird.

 
 

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Heimkehr mit swingendem Ausrufezeichen – Elmo Hope und sein Album ‹Homecoming!› (1961)

25.06.2023MilestonesÖ1Gerhard Graml —   –  Details

Elmo Hope

Zum 100. Geburtstag von Pianist Elmo Hope — Der Pianist Elmo Hope, dessen Geburtstag sich am 27. Juni 2023 zum 100. Mal jährt, zählte zu den großen Nonkonformisten des modernen Jazz. Mit seiner beeindruckenden, klassisch geschulten Technik erdachte er komplex swingende Kompositionen, die gängige Jazz-Schablonen sprengten. Und er war, wie seine Tastenkollegen Bud Powell, Herbie Nichols und Thelonious Monk, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als im New York der 1950er Jahre der Hardbop dem Jazz wie in einer musikalischen Frischzellenkur neues Leben einhauchte. Elmo Hope beeindruckte mit überraschender und unkonventioneller Linienführung, mit auskomponierten rhapsodischen Klangflächen, basierend auf ungewöhnlichen Akkorden und eigenwilligen Taktgruppierungen. Er spielte mit den Größen seiner Zeit, mit John Coltrane, Sonny Rollins und Clifford Brown, und er nahm eine Reihe von Alben für Blue Note, Prestige und Riverside auf. — Aber der große Erfolg wollte sich nicht einstellen. Anders als viele seiner Kollegen blieb Elmo Hope letztlich ein Geheimtipp für Kenner:innen und endete als unverstandenes Genie. 1957 musste Hope wegen kleinkrimineller Delikte seine Cabaret Card, de facto eine Arbeitsgenehmigung für die New Yorker Clubs, abgeben und war gezwungen, anderswo nach Jobs zu suchen. Es folgte ein längerer, kommerziell erneut ziemlich erfolgloser Aufenthalt an der Westküste in Los Angeles. — Das Album «Homecoming!» von Elmo Hope aus dem Jahr 1961, aufgenommen in New York City, deutet bereits mit dem Ausrufezeichen im Titel seine mit Spannung erwartete Rückkehr in den Big Apple an. Sein idiosynkratischer Kompositionsstil, der sich vorschnellen Zuordnungen verschließt, wird von einer illustren Besetzung zum Klingen und Swingen gebracht: Zu hören sind auf «Homecoming!» neben dem Bandleader Elmo Hope auch Percy Heath am Bass, Philly Joe Jones am Schlagzeug, Jimmy Heath und Frank Foster an den Tenorsaxofonen sowie Blue Mitchell an der Trompete.

 
 

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Dietmar Dath: Barbie denkt an Dich!

25.06.2023EssaySWR2Dietmar Dath —   –  Details

Barbie

Die heimliche Göttin des Plastik-Zeitalters ist eine Puppe, die in den fünfziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts in Amerika erschaffen wurde: Barbie. — Als Spielzeug war sie revolutionär, als Kultursymbol stand sie oft in der Kritik. So hieß und heißt es oft, sie vermittle Mädchen problematische weibliche Rollenvorstellungen. — Aber auch eine emanzipierte Comic-Pionierin und eine feministische Filmregisseurin gehören zu Barbies Fans. Wie das zusammenpasst, will der Funk-Essay klären.

 
 

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Vor 60 Jahren – Ich bin ein Berliner / Mit Originalton John F. Kennedy

24.06.2023Aus den ArchivenDeutschlandfunk KulturIsabella Kolar, Georg Gruber, Stefan May, Anita Horn —   –  Details

John F. Kennedy

Vor 60 Jahren – «Ich bin ein Berliner» — Mit Originalton John F. Kennedy — — Umfrage vor dem Rathaus Schöneberg: — Was passierte hier vor 60 Jahren, und was bedeutet es für Sie? — Von Isabella Kolar — — «Ich bin ein Berliner» – 26. Juni 1963. Der Tag, der ein besonderer wurde — Von Georg Gruber — Deutschlandradio Kultur 2013 — — «Ich bin ein Berliner» und ein Fragezeichen — Wie stolz ist der Berliner denn heute noch? Und worauf? — Von Stefan May — Deutschlandradio Kultur 2013 — — Ich bin ein Berliner — Die Geschichte eines Schmalzgebäcks — Von Anita Horn — Deutschlandfunk Nova 2019 — — Am 26. Juni 1963 hält US-Präsident John F. Kennedy in Westberlin vor dem Rathaus Schöneberg seine berühmte Rede, die mit dem auf Deutsch gesprochenen Satz «Ich bin ein Berliner» endet. Der Amtsträger im Weißen Haus begeistert als Symbolfigur der alliierten Garantie für ihre Sicherheit mit seinem Bekenntnis zur Freiheit und Sicherheit Berlins rund 400.000 Menschen. Sein Auftritt dort nach dem Mauerbau 1961 und sein Ultimatum an die UdSSR nach der Stationierung russischer Raketenrampen auf Kuba 1962 stärkten sein Profil als Verteidiger der freien Welt. Am 22. November 1963 wurde Kennedy in Dallas Opfer eines Attentats von L.H. Oswald. — «Wo immer wir sind, müssen wir alle in unserem täglichen Leben der jahrhundertealten Überzeugung gerecht werden, dass Frieden und Freiheit Hand in Hand gehen.» John F. Kennedy — —

 
 

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Claudio Abbado – charismatischer Klangzauberer

24.06.2023Apropos KlassikÖ1Philipp Weismann —   –  Details

Claudio Abbado

Claudio Abbado gehörte zu den scheuen Dirigenten-Stars – eitle Posen und großspuriges Auftreten waren ihm fremd. 1933 in Mailand in eine Künstlerfamilie geboren, studierte Abbado zunächst am Konservatorium seiner Heimatstadt Klavier, Komposition und Harmonielehre und erst später Orchesterleitung. Zunächst war er als Kammermusiker aktiv, Mitte der 1950er ging er nach Wien, um bei Hans Swarowsky sein Dirigierstudium fortzusetzen. In den 1960ern nahm seine Karriere Fahrt auf: Abbado wurde Assistent von Leonard Bernstein und arbeitete mit Herbert von Karajan in Salzburg. In seiner Laufbahn hatte Abbado Leitungsposten bei zahlreichen renommierten Institutionen inne – der prestigeträchtigste war wohl jener als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker ab 1989 in der Nachfolge von Herbert von Karajan. Bis 2002 blieb er in Berlin. — Auch zu Wien hatte Claudio Abbado eine enge Verbindung. Von 1986-1991 war er Musikdirektor der Wiener Staatsoper. Auf eine Initiative von Abbado ging 1988 die Gründung des bedeutenden Festivals Wien Modern zurück. Der Italiener dirigierte auch zwei Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker – 1988 und 1991. Am 26. Juni wäre Claudio Abbado 90 Jahre alt geworden. Apropos Klassik erinnert an den 2014 verstorbenen Dirigenten mit einer Auswahl von Aufnahmen aus seiner schillernden Karriere.

 
 

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Gedichte von Tomaz Salamun

24.06.2023NachtbilderÖ1Gudrun Hamböck —   –  Details

Steine aus dem Himmel

»Steine aus dem Himmel». Von Tomaz Salamun. Aus dem Slowensichen von Matthias Göritz, Liza Linde und Monika Rinck. Es liest Martin Vischer. — Für den Antrieb eines Künstlers gebe es keine Regeln, sein potenzieller Raum sei riesig, meinte der slowenische Dichter Tomaz Salamun 2009 in einem Gespräch mit seinem Dichter-Kollegen Ales Steger. Dieser Raum «wird wahrscheinlich durch den Frieden, den man als Künstler in sich trägt, reguliert. Eben weil Künstler die Gabe dieses Friedens und dieser sozialen Anmut besitzen.» Dichter-Kollege Ales Steger beneidete Salamun um dessen Fähigkeit, «sich dem Wort wie einem Ready-made zu nähern». Tomaz Salamun, der sich grundsätzlich nicht poetologische äußerte, verglich sein Dichten mit einem sich öffnenden Spalt oder einem Tonus, einer Spannung, «die zerreißt, und es ist, als ob dann ein Strahl aufleuchtet oder ein Satz hervorbricht. Ich erkenne die Öffnung und die Sätze als das, was sie sind, und ich habe nichts damit zu tun. Das ist großartig.»

Tomaz Salamun, geboren 1941, vielfach ausgezeichnete Legende der osteuropäischen Avantgarde, veröffentlichte seine erste Gedichtsammlung «Poker» 1966. Mehr als 50 Bände, übersetzt in mehr als 20 Sprachen, sollten folgen. Nach einer Schaffenskrise und Tätigkeiten als Buchhändler und Börsenmakler in den frühen 1990ern, kehrte er mit dem Band «Ambra» 1995 zur Literatur zurück. Zu hören sind Gedichte aus Salamuns Spätwerk, die zwischen «Ambra» und seinem Tod 2014 entstanden sind.

 
 

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Cavalleria rusticana & Pagliacci

24.06.2023OpernabendÖ1Michael Blees —   –  Details

Daniel Harding

Mit Elena Stikhina (Santuzza), Asmik Grigorian (Nedda), Riccardo Massì (Turiddu), Yonghoon Lee (Canio), Amartuvshin Enkhbat (Alfio / Tonio), Stefan Astakhov (Silvio), Noa Beinart (Lucia), Isabel Signoret (Lola), Jörg Schneider (Beppo) — Chor und Orchester der Wiener Staatsoper; Dirigent: Daniel Harding — (Live-Übertragung aus der Wiener Staatsoper, in 5.1 Surround Sound) — «Cavalleria rusticana» von Pietro Mascagni und «Pagliacci» von Ruggero Leoncavallo: häufig bezeichnet man diese beiden Werke als die «veristischen Opernzwillinge»; sie sind so zusammengewachsen, dass sie von manchen Opernfreunden fast als ein Werk betrachtet werden, aber sie sind weder zur gegenseitigen Ergänzung entstanden noch sind sie immer in Kombination miteinander gespielt worden. — Den Anfang hat Mascagni mit seinem Opernerstling «Cavalleria rusticana» gemacht, geschrieben für einen Kompositionswettbewerb; durch dieses Werk ist der 26-jährige Musiker mit einem Schlag berühmt geworden. Ein naturalistisches Volksstück von Giovanni Vega, das durch die Schauspielerin Eleonora Duse bekannt worden war, hat als Vorlage gedient. — Beim diesem Kompositionswettbewerb waren um 70 Opern eingereicht worden, Mascagni hatte den ersten Preis erhalten. Ein ähnlicher Siegeszug wie für Mascagni mit «Cavalleria rusticana» sollte sich zwei Jahre später für Leoncavallo mit Pagliacci einstellen; die Uraufführung hat 1892 in Mailand stattgefunden. Auch Leoncavallo hatte sein Werk bei einem Wettbewerb eingereicht, es wurde aber aus formalen Gründen ausgeschieden: Pagliacci ist eine Oper in zwei Akten, bei besagtem Preisausschreiben waren aber nur einaktige Werke zugelassen. — Das Libretto hatte der Komponist selbst geschrieben, basierend auf persönlichen Erlebnissen in seiner Jugend; als Kind soll der junge Ruggero die Vorstellung einer wandernden Komödianten-Truppe besucht haben; während der Aufführung, allerdings nicht wie in der Oper auf der Bühne, sondern hinter den Kulissen, soll der eifersüchtige Bajazzo-Darsteller seine Frau mit einem Liebhaber erwischt und letztendlich ermordet haben. Angeblich war es die Metropolitan Opera In New York, die «Cavalleria rusticana» und «Pagliacci» zum ersten Mal an einem Abend kombiniert hat – in einer Aufführung am 22. Dezember 1893 – mit Leoncavallo Oper vor Mascagnis Einakter; in jener Zeit hat es aber noch lange auch durchaus kuriose Kombinationen der beiden veristischen Opern mit unterschiedlichsten anderen Werlen gegeben. — Der Verismo ist eine Stilrichtung der italienischen Oper etwa zwischen 1890 und 1920. Jüngere italienischen Tonschöpfer wollten nicht als Epigonen von Richard Wagner und Giuseppe Verdi gelten; von diesen übergroßen Vorgängern galt es sich zu lösen. Impulse für neue Wege sind teilweise aus der Literatur gekommen: vom Naturalismus eines Emile Zola oder eben von den Sizilianischen Novellen eines Giovanni Verga. Im Gegensatz zu den meisten Opern zuvor hat man sich in jener Periode nicht mehr vor der Darstellung des Hässlichen, vor der Darstellung der sozialen Wahrheit gefürchtet. Das naturalistische Schauspiel war plötzlich hochaktuell und hat entsprechend auf die Oper abgefärbt.

 
 

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Im Gespräch mit Tropen-Tropen-Sänger Oleg Zurmühlen: Die neue Dehnbarkeit

24.06.2023Corso: ClipDeutschlandfunkChristoph Reimann —   –  Details

Oleg Zurmühlen

»Wir sind Menschen, keine Steine» — Als Vertragsarbeiter kam David Macou von Mosambik in die DDR, schuftete im Tagebau. 1991 wurde er Opfer rechtsextremer Ausschreitungen in Hoyerswerda, anschließend in seine Heimat abgeschoben. Seinen vollen Arbeitslohn hat er nie erhalten.

 
 

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Musik über Außerirdische Singer-Songwriter Angelo De Augustine: Toil And Trouble

24.06.2023Corso: ClipDeutschlandfunkChristoph Reimann —   –  Details

Angelo De Augustine

»Wir sind Menschen, keine Steine» — Als Vertragsarbeiter kam David Macou von Mosambik in die DDR, schuftete im Tagebau. 1991 wurde er Opfer rechtsextremer Ausschreitungen in Hoyerswerda, anschließend in seine Heimat abgeschoben. Seinen vollen Arbeitslohn hat er nie erhalten.

 
 

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N: Wagner-Truppe bricht Vormarsch auf Moskau offenbar ab

24.06.2023Nachrichten: ClipDeutschlandfunkN.N. —   –  Details

Jewgeni Prigoschin

In Russland hat die rebellierende Söldnertruppe Wagner ihren Vormarsch auf Moskau abgebrochen. — Wagner-Chef Prigoschin sagte in einer Audiobotschaft, er habe seine Kämpfer zur Rückkehr in ihre Feldlager aufgefordert. Damit solle Blutvergießen verhindert werden. Zuvor hatte der belarussische Machthaber Lukaschenko erklärt, er habe mit dem Einverständnis des russischen Präsidenten Putin eine Vereinbarung mit Prigoschin über den Rückzug ausgehandelt. Der Kreml bestätigte die Angaben. Er erklärte, es werde keine strafrechtliche Verfolgung Prigoschins geben. Dieser werde nach Weißrussland ausreisen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, in der südrussischen Stadt Rostow am Don zögen dort stationierte Wagner-Einheiten bereits ab.

 

Die Söldner waren heute nach Prigoschins Worten bis auf 200 Kilometer in Richtung der Hauptstadt vorgerückt. Es soll sich laut russischen Angaben um etwa 5.000 Kämpfer handeln. In Moskau hatten Soldaten und Polizisten in Erwartung der Söldner bereits Stellungen bezogen; es wurden zudem Straßenblockaden errichtet. Die Bürger wurden aufgerufen, zu Hause zu bleiben.

 

Die Wagner-Einheiten waren in der vergangenen Nacht aus der Ukraine kommend zunächst nach Rostow am Don vorgerückt und hatten laut Prigoschins Angaben die dortige Befehlszentrale der russischen Armee für den Krieg in der Ukraine kampflos eingenommen. In der Nähe der Stadt Woronesch kam es dann nach Angaben von Reportern zu Gefechten. Putin hatte das Vorgehen Prigoschins als Verrat und «Dolchstoß in den Rücken» bezeichnet.

 

Der Wagner-Chef hatte in den vergangenen Monaten zunehmend die Kriegsführung der Moskauer Armeespitze beim Angriff auf die Ukraine kritisiert und ihr vorgeworfen, seine Einheiten an der Front nicht ausreichend zu unterstützen. Zu der jetzigen Eskalation kam es, als Wagner-Söldner nach Angaben Prigoschins von der russischen Armee mit Raketen beschossen wurden. Die Wagner-Gruppe umfasst laut den Angaben ihres Chefs knapp 25.000 Kämpfer.

 
 

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Die Rehabilitierung Hegels – postkolonialer Diskurs im Dt. Historischen Museum

24.06.2023Fazit: ClipDeutschlandfunk Kultur Sebastian Engelbrecht —   –  Details

GWF Hegel

In Russland hat die rebellierende Söldnertruppe Wagner ihren Vormarsch auf Moskau abgebrochen. — Wagner-Chef Prigoschin sagte in einer Audiobotschaft, er habe seine Kämpfer zur Rückkehr in ihre Feldlager aufgefordert. Damit solle Blutvergießen verhindert werden. Zuvor hatte der belarussische Machthaber Lukaschenko erklärt, er habe mit dem Einverständnis des russischen Präsidenten Putin eine Vereinbarung mit Prigoschin über den Rückzug ausgehandelt. Der Kreml bestätigte die Angaben. Er erklärte, es werde keine strafrechtliche Verfolgung Prigoschins geben. Dieser werde nach Weißrussland ausreisen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, in der südrussischen Stadt Rostow am Don zögen dort stationierte Wagner-Einheiten bereits ab.

 

Die Söldner waren heute nach Prigoschins Worten bis auf 200 Kilometer in Richtung der Hauptstadt vorgerückt. Es soll sich laut russischen Angaben um etwa 5.000 Kämpfer handeln. In Moskau hatten Soldaten und Polizisten in Erwartung der Söldner bereits Stellungen bezogen; es wurden zudem Straßenblockaden errichtet. Die Bürger wurden aufgerufen, zu Hause zu bleiben.

 

Die Wagner-Einheiten waren in der vergangenen Nacht aus der Ukraine kommend zunächst nach Rostow am Don vorgerückt und hatten laut Prigoschins Angaben die dortige Befehlszentrale der russischen Armee für den Krieg in der Ukraine kampflos eingenommen. In der Nähe der Stadt Woronesch kam es dann nach Angaben von Reportern zu Gefechten. Putin hatte das Vorgehen Prigoschins als Verrat und «Dolchstoß in den Rücken» bezeichnet.

 

Der Wagner-Chef hatte in den vergangenen Monaten zunehmend die Kriegsführung der Moskauer Armeespitze beim Angriff auf die Ukraine kritisiert und ihr vorgeworfen, seine Einheiten an der Front nicht ausreichend zu unterstützen. Zu der jetzigen Eskalation kam es, als Wagner-Söldner nach Angaben Prigoschins von der russischen Armee mit Raketen beschossen wurden. Die Wagner-Gruppe umfasst laut den Angaben ihres Chefs knapp 25.000 Kämpfer.

 
 

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