«Klimawandel, Klimakrise, Klimakatastrophe? Wie man dieses Phänomen benennt, ist eine Frage von Perspektive und Betroffenheit, aber das Problem ist real und gewaltig. Es ist ein menschengemachtes Desaster. Und natürlich auch ein Gegenstand der Literatur, die alle Register zieht, über die sie verfügt: Im globalen Klimadrama sprechen die Gedichte von Patricia Smith mit der Stimme von Orkanen oder die von Mikael Vogl mit der von ausgestorbenen Tierarten, während die Zukunftsromane von Tore D. Hansen und Thomas Aiginger sich eine Klimarettung durch Künstliche Intelligenz oder Außerirdische ausmalen. Deutsche Ökothriller – seit ihrer Erfindung durch Dirk C. Fleck – interessieren sich eher für radikale Akteure. Realistische Epen oder Aktivistenromane über die Urwälder Amerikas von Annie Proulx, Richard Powers, T.C. Boyle beschreiben die Epochen der Zerstörung. Die Zeit ist immer Spielmacher in dieser Literatur. Mit den Fluten-Romanen von Jesmyn Ward und Zora Neale Hurston betrachten wir eine afroamerikanische Kulturgeschichte des Klimas, dessen Veränderung die Staaten im Süden Afrikas und die Armen dort besonders hart treffen. Indessen bringen Ilija Trojanow oder Barbara Kingsolver neue Heldinnen und Helden auf die Bahn. In der ‹Langen Nacht‹ sprechen auch der renommierte Forscher Hans-Joachim Schellnhuber und der englische Germanist Prof. Axel Goodbody zur Sache, die zum Menschheitsthema geworden ist.»
Henry Kissinger sei bis heute ein gern gesehener Gast, sagt der Journalist Stephan Lamby, der ihn interviewt hat. Zu seiner Schuld für das, was in Chile, Vietnam oder Kambodscha passiert sei, bekenne sich der ehemalige US-Außenminister aber nicht.
Bei Konzerten und bei Dutzenden von Aufnahmen zeigte sie einen feinen Touch, der sie laut Kritikern von anderen Interpreten abhob. — Ingrid Haebler, eine Pianistin, die vor allem für ihre Aufführungen und Aufnahmen von Werken Mozarts große Anerkennung fand und bereits in ihren Zwanzigern die Kritiker mit eleganten Interpretationen beeindruckte, die sie von anderen Musikern ihrer Zeit abhoben, starb am 14. Mai. Es wurde angenommen, dass sie starb 96 sein. — Decca Classics, das letztes Jahr «Ingrid Haebler: The Philips Legacy» veröffentlichte, eine Box mit Dutzenden von Aufnahmen, die sie für das Philips-Label gemacht hatte, veröffentlichte die Nachricht von ihrem Tod auf Facebook. Die österreichische Zeitung «Salzburger Nachrichten» berichtete über ihren Tod und führte die Information auf ihren Freundeskreis zurück, nannte jedoch nicht den Ort ihres Todes. — Frau Haebler wurde wahrscheinlich am 20. Juni 1926 in Wien geboren (einige Nachrichtenberichte berichteten von 1929). Ihr Vater war ein Baron. Ihre Mutter spielte Klavier und begann Ingrid zu unterrichten, als sie noch ein kleines Kind war; Ihren ersten öffentlichen Auftritt gab sie mit 11 Jahren. Als Ingrid jung war, lebten sie in Polen, ließen sich
Henry Kissinger war einer der einflussreichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Heute warnt er vor der Elite und dem technologischen Fortschritt. An diesem Samstag wird der frühere US-Außenminister hundert Jahre alt. — In einem Alter, das selbst heute nur wenige erreichen, hat Henry Kissinger im vergangenen Jahr sein 19. Buch veröffentlicht. Es ist ein Werk über politische Führung, und zwar auf der ganz großen Bühne der Weltgeschichte. Darin findet sich ein Satz, der die Weltanschauung und das Streben dieses Gelehrtenpolitikers recht anschaulich beschreiben dürfte: «Gewöhnliche Anführer versuchen, das Unmittelbare zu bewältigen; große Anführer versuchen, ihre Gesellschaften auf die Höhe ihrer Visionen zu bringen.» — Nikolas Busse — Verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik. — Folgen — Kissinger selbst war nicht Präsident, aber als Sicherheitsberater und später als Außenminister hätte er sich mit einer Arbeitsplatzbeschreibung nach der ersten Kategorie vermutlich nicht zufrieden gegeben. Kissinger war, das werden ihm auch seine vielen Kritiker nicht absprechen, einer der einflussreichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Heutige Außenminister können nur davon träumen, an so großen historischen Weichenstellungen teilzuhaben, wie es Kissinger in seiner aktiven Zeit zwischen 1969 und 1977 vermochte. Und die globale Rolle, die er danach als Elder Statesman und öffentlicher Stratege spielte, ist ebenfalls unerreicht. Als Kissinger die Ukraine nach dem russischen Überfall dazu aufforderte, die Krim und Teile des Donbass aufzugeben, war das Präsident Selenskyj eine Erwiderung wert.
Kein Aussenminister wurde so bekannt wie er. Keiner ist so umstritten: eine Annäherung an den Methusalem der amerikanischen Aussenpolitik zum hundertsten Geburtstag – in vier Kapiteln.
Kapitel 1: Dem Tod entronnen — Von Napoleon ist überliefert, dass er Folgendes gesagt haben soll: Um einen Mann zu verstehen, muss man wissen, was in der Welt geschah, als er zwanzig war. Zwanzig Jahre alt wurde Henry Kissinger 1943. Das Land, aus dem er mit seinen Eltern fünf Jahre zuvor geflüchtet war, ermordete systematisch und maschinell die Menschen, zu denen auch Heinz gehörte, wie Henry hiess, als er noch im mittelfränkischen Fürth wohnte und sich als jüdisch-orthodoxer Junge unerlaubterweise zu den Fussballspielen des Stadtklubs schlich. Sein jüngerer Bruder Walter soll das zugänglichere Kind gewesen sein als Henry. Dieser, am 27. Mai 1923 geboren, war der Denker, ausgestattet mit einer aussergewöhnlichen Auffassungsgabe, einer unersättlichen Neugier und einer Schlagfertigkeit, die alle verblüffte.
Am 27. Mai wird der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hundert Jahre alt. Im Interview spricht er über seine Begegnungen mit dem russischen Präsidenten, die Gefahr eines Atomkriegs mit China, künstliche Intelligenz – und die Vorwürfe, er sei ein Kriegsverbrecher — New York, Madison Avenue. Henry Kissinger empfängt in seinem Büro im 33. Stockwerk, fast versunken in einem blauen Sessel. Aber er ist hellwach, absolut konzentriert, spricht in seinem fränkisch rollenden Englisch. Richard Nixon und Gerald Ford, die beiden Präsidenten, denen er als Nationaler Sicherheitsberater und Außenminister diente, blicken ihm von großen signierten Fotos über die Schulter. Eine Aufnahme auf der Fensterbank zeigt seine erste Begegnung mit Mao Zedong in Peking 1972. Zwei Stunden werden wir bei ihm sitzen. Am Ende erzählt er von den geplanten Feiern zu seinem Geburtstag. Vier sollen es werden – eine mit der Familie in seinem Landhaus in Connecticut, eine in New York, eine in London und schließlich eine letzte in seiner Heimatstadt Fürth.
Kissinger stammt aus Fürth und musste 1938 mit seinen Eltern vor den Nazis fliehen – in die USA. Sie wurden seine neue Heimat und der Ausgangspunkt für eine große politische Karriere. Sein Wirken: umstritten. Heute aber wird er gefeiert. — Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister und Buchautor, vollendet heute sein 100. Lebensjahr. Trotz zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Friedensnobelpreis 1973, ist Kissingers politisches Wirken bis heute umstritten.Henry Kissinger ist im wahrsten Sinne eine Jahrhundertgestalt. Am 27. Mai 1923 – heute vor 100 Jahren – wurde er als Heinz Alfred Kissinger im mittelfränkischen Fürth geboren:»Ich war ein wilder Fußball-Fanatiker. So denke ich immer an die Fußballspiele, die ich dort gesehen habe. Meine Erinnerungen an meine Fürther Zeit waren im Ganzen sehr positiv. Wir hatten kein Radio und ich habe sehr viel gelesen. Ich habe Schiller mit größtem Enthusiasmus gelesen. Goethe auch, aber ich war noch zu jung, um den zu verstehen. Dostojewski auf Deutsch. Ich habe sehr viel gelesen als Kind.»1938 – im Alter von 15 Jahren – floh er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten in die USA. Er wuchs in New York auf. Als Jugendlicher soll er so schüchtern gewesen sein, dass er kaum sprach.Vielleicht ein Grund dafür, dass Kissinger bis heute einen starken deutschen Akzent hat. Er erinnert sich: «Ich war dann ein Jahr auf der High School. Dort sollte ich einen Aufsatz schreiben, wie ich mich fühle. Ich habe damals geschrieben: Ich vermisse meine Freunde in Fürth. Aber hier in Amerika kann ich als Jude erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen. Ich habe keine Diskriminierung gespürt als Einwanderer. Obwohl ich nicht mal Englisch gesprochen habe, als ich hierhergekommen bin.» —
Henry Kissinger war amerikanischer Außenminister von 1973 bis 1977, danach hatte er kein politisches Amt mehr inne. Dennoch gilt er heute als geradezu legendäre Jahrhundertfigur. Wie hat er das geschafft?
Die Rolle des Kontrabass im Jazz schien viele Jahrzehnte festgelegt: Im Hintergrund sollte das Instrument die harmonische Basis liefern und eventuell noch ein paar rhythmische Impulse dazugeben. — Mittlerweile hat sich das künstlerische Selbstverständnis vieler Jazzkontrabassist*innen geändert. Etliche von ihnen arbeiteten ganz selbstverständlich auch solistisch oder als Bandleader*innen und kreieren eine Musik, die ebenso tiefgründig wie tieftönig ist. Mit neuen Aufnahmen unter anderem von Pascal Niggenkemper, Robert Landfermann und Helen Svoboda.
Ende Mai 2023. Es herrscht Krieg – auch bei uns zuhause. Die Unerhörten und Gekränkten erheben sich und schreien ihre Wut heraus. Aber was haben sie denn? Eine Reise zur obskuren Freiheit — «Gekränkte Freiheit – Aspekte des libertären Autoritarismus» – von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey — gelesen von Axel Wostry
Freiheit, aber in Verantwortung – das triviale Missverständnis der «Geknechteten». Von Susanne Betz
Von der Freiheit von der Freiheit zu lassen. Oder der Zauber einer paradoxen Empfindung. Von Christian Schüle
Zurück zur verdammten Gemeinschaft. Wir heilen uns selbst von der libertären Kränkung. Von Ulrich Trebbin
Moderation: Lukas Hammerstein + Musikauswahl: Roland Spiegel
Der amerikanische Saxofonist James Brandon Lewis ist vor allem in Free Jazz-Kreisen mit seinem interaktiven Quartett bekannt. Auf seinem neuen Album «The Eye of I» schlägt er aber ganz neue Töne an. Er lässt sich zurückfallen in die Zeiten des Free Funk der 1980er Jahre, erinnert an Bands wie Ornette Coleman›s Prime Time und Ronald Shannon Jackson›s Decoding Society oder an die Musik von Arthur Blythe aus jenen Jahren. Die Besetzung mit Saxofon, Cello und Schlagzeug (sowie Gästen) weckt aber auch Erinnerungen an das musikalische Aufbegehren eines Julius Hemphill. Ein Statement voll historischer Tiefe, das jedoch absolut für die Gegenwart gemacht ist.
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