03.06.2023 – le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
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Winnaretta Singer
In der ersten beiden Staffeln dieser le week-end Serie haben wir miterlebt, wie die amerikanische Millionenerbin Winnaretta Singer in Paris eine glückliche «mariage blanc» führt und dann jahrzehntelange einen einflussreichen Musiksalon führt. Jetzt steht vier Folgen lang die dritte und letzte Staffel auf dem Programm. Die Uraufführung von Auftragswerken von Komponisten wie Francis Poulenc und Darius Milhaud, auch von Igor Markevitch, Kurt Weill, Henri Sauguet, von Marcelle de Manziarly, George Auric und Jean Francaix stehen in Winnarettas Salon bevor. Neben Paris und Venedig werden in den Jahren bis zu Winnarettas Tod 1943 auch Wien und vor allem London an Bedeutung in ihrem Leben gewinnen. — Um 1930 gehören einige der besten Musiker dieser Zeit zur Clique rund um Winnaretta. Regelmäßig treten die damaligen Stars Vladimir Horowitz und Artur Rubinstein auf, die junge Clara Haskil etabliert sich ebenso gerade als Pianistin wie ihr rumänischer Landsmann Dinu Lipatti, der junge Clifford Curzon verzaubert mit seinem feinen Klavierspiel, während Igor Markewitsch als Komponist und Pianist eher den jungen, wilden Shooting Star gibt.
Am Horizont dämmert in den 1930er Jahren das Ende einer Pariser Salon-Ära, noch aber stehen zehn weitere, fruchtbare und aufregende Jahre bevor. Salonkollegin Elisabeth de Gramont notiert penibel:
«In der Avenue Henri-Martin, in der Heimstatt der Princesse Edmond de Polignac, ist ein großer Raum für die Musik reserviert. Die Bühne ist am hinteren Ende, la Princesse raschelt mit ihrer Schleppe aus silbergrauem Satin, während sie den Mittelgang entlangschreitet, während sich die Gläubigen links und rechts versammeln und auf den Beginn der Messe warten. Wie von selbst bewegen sich die verschiedenen Grüppchen zu ihren Plätzen. Die ersten drei Reihen gehören amerikanischen Millionärinnen, weiße Haare und Diamanten, sowie den englischen Herzoginnen; drei weitere Reihe dienen den wichtigen, französischen Damen mit ihren gefärbten Haaren; die göttliche Jugend versammelt sich im hinteren Teil, in den eng gestellten Stuhlreihen miteinander tuschelnd. — Rund um die großen Türen sind die alten Ästheten versammelt, im Quartett beieinanderstehend: der Stadtpfarrer Abbé Mugnier, der die Princesse schon seit ihrer Jugend kennt, sowie der Maler Jacques-Emile Blanche und die Schriftsteller Abel Bonnard und Paul Valery, sie alle lauschen aufmerksam der sanften Musik, manchmal ist auch Colette da, manchmal sitzt Madame Legrand auf einer Couch, und die dichtende Comtesse de Noailles versucht ihre überschäumende Emotion in Zaum zu halten. Und dann kommen die Komponisten an die Reihe . — Die Princesse Edmond de Polignac ist die einzige Gastgeberin in der ganzen Stadt, deren Augen bei Konzertbeginn NICHT auf die Bühnentür gerichtet sind. Ihre Augen sind schon vor dem Auftritt voll jener Ekstase, die ein Duo, ein Trio, ein Quartett hervorrufen kann, ein Konzert von Bach oder ein Streichquartett von Guillaume Lekeu». —
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