06.06.2023 – Büchermarkt – Deutschlandfunk – Jan Drees — – Details
Kae Tempest
Die Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist aus Sicht des Militärexperten Mölling kein klarer Wendepunkt im Krieg. Vielmehr zeige es, wie blank Russland militärisch dasteht.tagesschau.de: Herr Mölling, was genau wissen Sie bislang? Welche Seite könnte wie in die Sprengung des Staudamms involviert sein?Christian Mölling: Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nur, dass der Staudamm kaputt ist. Dann beginnt schon der Informationskrieg. Dabei muss man mit Plausibilitäten arbeiten. Zunächst besteht die Frage, hat die Ukraine irgendeinen Vorteil durch diese Sprengung des Staudamms? Ich kann den nicht erkennen.Russland hat insofern einen kurzfristigen Vorteil, als die offensichtlich beginnende Offensive der Ukrainer dadurch verlangsamt wird und man Pläne ändern muss. Denn durch die Zerstörung des Staudamms gibt es auf ukrainischer Seite jetzt die Notwendigkeit, sich in der Region flussabwärts um die Menschen zu kümmern und die Leute zu evakuieren.
»Wer dies tut, begeht ein Kriegsverbrechen»tagesschau.de: Für die Menschen in der Region bedeutet es weiteres Leid, sie verlieren ihr Hab und Gut, auch wenn sie mit dem Leben davonkommen. Können Sie schon Näheres zum Ausmaß sagen?Mölling: Wie viele Menschen dadurch getötet oder verletzt werden, weil sie von der Flut mitgerissen werden, hängt davon ab, wie schnell die Alarmierung und Evakuierung stattfinden kann. In den letzten Wochen und Monaten wurde immer wieder davon gesprochen, dass dieser Fall eintreten könnte. Möglicherweise gab es auf Seiten der Behörden dafür auch Pläne.Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem Verluste haben werden, dass da Menschen und vor allen Dingen Zivilisten ein weiteres Mal Opfer eines Kriegsverbrechens werden. Denn auch das muss man ganz klar sagen, Staudämme dürfen nicht zerstört werden.Wer dies tut, begeht ein Kriegsverbrechen. Also die Liste für Den Haag wird einfach länger.
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