19.06.2023 – Radiokolleg – Ö1 – N.N. — – Details
Donau Landschaft
Dunaj und Duna – Anlegen in der Slowakei und in Ungarn — Der Eiserne Vorhang hat einen jahrtausendealten Kulturraum zerschnitten – bis dahin wurde mit dem Banat oder der Batschka Handel getrieben, man lebte multiethnisch zusammen. Im Ö1 Schwerpunkt erzählen wir von Orten wie Petrzalka oder Vukovar, aber auch von unbekannten Gegenden bis zum Donaudelta und dem, was uns mit ihnen verbindet. — Fremd und doch vertraut ist die Welt hinter Wolfsthal, der Endstation der Schnellbahnlinie S7. Wenige hundert Meter nordöstlich stellt sich die Donau zwischen österreichische und slowakische Waldflächen. Diesem Grenzfluss Donau folgen wir stromabwärts, färben manche bisher weiße Flecken auf der Landkarte neu, Orte mit klingenden Namen wie Dunaujvaros oder Baja, die nur wenige Stunden von Wien entfernt sind. — Als erste Station fahren Eszter Hollosi und Thomas Mießgang Pressburg an, lange Zeit Hauptstadt Ungarns. Die Multinationalität zeigt sich noch heute am Friedhof: slawische, ungarische, deutsche und jüdische Namen finden sich auf den Grabsteinen. Das alte Engerau, wie Petrzalka hieß, gibt es nicht mehr. Durch die Dunaj von Pressburg getrennt, also gleich östlich der österreichischen Grenze, erhebt sich hier die heutige Trabantenstadt mit ihren markanten sozialistischen Wohnblöcken. Damit verschwand auch das historische Gedächtnis für das ehemalige Lager Engerau, das in der NS-Zeit als Arbeitslager für ungarische Juden eingerichtet worden war. — Duna abwärts, wartet die Musikszene Budapests auf, mit Folk-Punk, einem Klezmer-Revival und avantgardistischen Strömungen, die, monieren die Musiker:innen, durch das repressive Orban-Regime in gesellschaftliche Nischen abgedrängt worden sind.
Nicht weit von Budapest wünschte sich die kommunistische Führung Ungarns 1949 eine Industriestadt mit eigener Stahlerzeugung. Menschen aus ganz Ungarn kamen, um aus dem Fischerdorf Dunapentele das Vorzeigeprojekt Sztalinvaros zu machen – und auch, um dem trostlosen Landleben zu entkommen. Ute Maurnböck begibt sich auf die Spuren Tibor Weiners, des Architekten, nach dessen Plänen moderne Bauten und Siedlungen für rund 50.000 Einwohner:innen entstanden. Und sie reiste nach Baja auf der Suche nach den dort lebenden Minderheiten, von denen viele den Lockrufen habsburgischer Herrscher gefolgt waren. Ab Ende des 17. Jahrhunderts kamen die deutschen Siedler in ihren Ulmer Schachteln, kleinen Schiffen. Sie lebten Jahrhunderte mit Ungarn, Bunjewatzen (einer kroatischen Minderheit), Roma, serbischen Orthodoxen oder auch Juden in der hübschen Kleinstadt zusammen. Aus der Synagoge ist eine Stadtbücherei geworden, die serbisch-orthodoxe Kirche ist renovierungsbedürftig und wenig besucht, die meisten jungen Deutschsprachigen leben, trotz der zweisprachigen Ungarndeutschen Schule, woanders.
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