Putin schwört ‹entschlossenes Handeln›, da Wagner-Chef Anspruch auf Teil eines wichtigen Militärkomplexes erhebt

24.06.2023NewsThe New York TimesVictoria Kim und Anton Troianovski —   –  Details

Rostow am Don

Hier ist das Neueste zur Pattsituation zwischen Prigozhin und dem russischen Militär. — Präsident Wladimir W. Putin kündigte am frühen Samstag «entschlossene Maßnahmen» an, um den, wie er es nannte , bewaffneten Aufstand des Söldnerführers Jewgeni W. Prigoschin niederzuschlagen, dessen Streitkräfte die Kontrolle über die südrussische Stadt Rostow am Don übernommen hatten und nach Norden vordrangen Moskau. — In einer fünfminütigen Ansprache an die Nation bezeichnete Herr Putin den Aufstand von Herrn Prigozhin als Verrat und als «einen Stich in den Rücken unseres Landes und unseres Volkes». Herr Putin sagte, dass die militärischen und zivilen Funktionen Rostows «im Wesentlichen blockiert» worden seien, und nannte die Situation «schwierig». Dies war offensichtlich eine Anerkennung einiger Erfolge von Herrn Prigozhin, der am Samstagmorgen sagte, seine Streitkräfte hätten das südliche Militärhauptquartier der russischen Streitkräfte in der Stadt übernommen. — Herr Prigozhin – ein langjähriger Verbündeter von Herrn Putin und heftiger Kritiker der militärischen Führung Moskaus, der Russlands Angriff auf die Ostukraine mitgeholfen hat – wies den Vorwurf des Hochverrats zurück und sagte in einer Audiobotschaft, dass seine Truppen «Patrioten von uns» seien Heimat.» — — In ganz Westrussland wurden Sicherheitskräfte zusammengezogen, als Regionalgouverneure die Bewohner aufforderten, sich von den Straßen fernzuhalten, und in Moskau wurde ein «Anti-Terror-Operationsregime» ausgerufen, das den Behörden erweiterte rechtliche Befugnisse einräumte. Die Konfrontation stellte die dramatischste Bedrohung für die Macht des russischen Präsidenten dar, seit er 1999 die Führung übernommen hatte.

 
 

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Direktflüge raus aus Moskau ausverkauft / Krise in Russland

24.06.2023NewsSpiegel OnlineHenrik Bahlmann, Ann-Dorit u.a. —   –  Details

Wagner Söldner

Verlassen die Russen angesichts der Bedrohung durch die Wagner-Söldner die Hauptstadt? Direkte Flugverbindungen nach Tiflis, Astana und Istanbul sind jedenfalls nicht mehr zu bekommen. — — Der Machtkampf in Russland eskaliert weiter: Der Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin forderte Verteidigungsminister Sergej Schoigu und den Generalstabschef Waleri Gerassimow heraus. Wenn sie nicht zu ihm kämen, würden die Wagner-Söldner bis nach Moskau marschieren, erklärte Prigoschin. Kremlchef Wladimir Putin bezeichnete die Aufständischen als »Verräter«.

18:42 — Ukrainisches Verteidigungsministerium spottet über Wagner-Aufstand — Das ukrainische Verteidigungsministerium hat mit Spott auf den Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner gegen die Militärführung in Moskau reagiert. Es frage sich, »warum die russischen Soldaten noch in ihren schlammigen Schützengräben sind, anstatt ihren Kameraden auf beiden Seiten des Konflikts zu Hilfe zu eilen«, schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. »Das wäre bei Weitem sicherer, als sich der ukrainischen Armee entgegenzustellen«, hieß es weiter.

17:46 — In Moskau hat Bürgermeister Sobjanin für Montag einen arbeitsfreien Tag angekündigt, um die »Risiken zu minimieren«. Seit Putins Ansprache am Morgen ist Prigoschin das Thema auf den Straßen und in Parks, es werden Nachrichten über Prigoschins Truppen ausgetauscht, seine Chancen diskutiert. Es sei weniger Verkehr unterwegs auf den Straßen als sonst samstags, berichtet eine SPIEGEL-Mitarbeiterin. Auch wenn der Rote Platz abgesperrt ist, einzelne Militärfahrzeuge im Zentrum zu sehen sind, das Leben gehe in weiten Teilen der Metropole erst einmal ruhig weiter wie bisher.

15:42 — Gouverneur bestätigt: Wagner-Söldner inzwischen in Lipezk — Russische Militärbloggern hatten darüber berichtet (siehe Eintrag von 13:27 Uhr), nun meldet sich der Gouverneur der Region zu Wort: Es würden »alle notwendigen Maßnahmen« ergriffen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, heißt es im Telegram-Kanal von Igor Artamonow: »Die Situation ist unter Kontrolle. Es kommt zu keinen Ausfällen im Betrieb kritischer Infrastruktur.« Bewohnerinnen und Bewohner wird »dringend empfohlen«, ihre Häuser nicht zu verlassen.

15:29 — Putin soll Moskau verlassen haben — Ein russisches Regierungsflugzeug, das von Präsident Wladimir Putin benutzt wird, soll um 14.16 Uhr Ortszeit vom Moskauer Flughafen Wnukowo in Richtung St. Petersburg abgeflogen sein und dann vom Radar verschwunden sein. Offenbar haben die Piloten aufgehört, Daten zu übermitteln, als sich das Flugzeug vom Typ Iljuschin etwas südlich der russischen Stadt Twer befand. Dies berichten mehrere Medien unter Berufung auf Daten des Trackingdienstes Flightradar. Putins Sprecher Dmitri Peskow bestritt nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass der Präsident die Hauptstadt verlassen habe.

15:29 — Putin telefoniert laut Kreml mit Erdo an — Der russische Staatschef Wladimir Putin hat nach Kremlangaben mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdo an telefoniert. Erdo an unterstütze den Umgang der russischen Regierung mit dem Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, teilte das russische Präsidialamt mit. Eine Stellungnahme der türkischen Seite gab es zunächst nicht.

15:00 — Geheimdienstchef erklärt Aufstand für gescheitert — Derweil erklärt der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR den Aufstand bereits für nicht erfolgreich. Es sei klar, dass der Versuch einer Destabilisierung der Gesellschaft und einer Anzettelung zu einem brudermörderischen Bürgerkrieg gescheitert sei, zitiert die amtliche Nachrichtenagentur Tass Sergej Naryschkin.

14:36 — Direktflüge aus Moskau ausverkauft — In den sozialen Netzwerken wurde schon spekuliert, dass die Moskauer Elite angesichts der heranstürmenden Wagner-Söldner die Stadt verlässt. Auf der Plattform Flightradar24 waren diverse Privatflüge aus Russland heraus getrackt. Unser Kollege Alexander Chernyshev hat sich die aktuelle Entwicklung von Flugtickets angeschaut und herausgefunden: Tickets für direkte Verbindungen von Moskau nach Tiflis, Astana und Istanbul gibt es nicht mehr.

14:28 — Sicherheitskräfte in Moskau bereiten sich offenbar auf Wagner-Söldner vor — Moskau bereitet sich offenbar auf einen Sturm der Wagner-Söldner vor. Wie die russische Zeitung »Vedemosti« veröffentlichte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters Bilder von Polizeistellungen im Südwesten der russischen Hauptstadt. Demnach sind auch Polizisten an der Stelle zu sehen, an der die Autobahn M4, auf der die Wagner-Söldner unterwegs sind, Moskau erreicht.

14:08 — Prigoschin: Kein Schuss für Übernahme des Hauptquartiers in Rostow — Bei der Übernahme des Hauptquartiers des Südlichen Militärbezirks in Rostow haben die Wagner-Söldner nach Angaben ihres Chefs Jewgenij Prigoschin keinen Schuss abgesetzt. In einer Sprachnachricht, die von seinem Pressedienst bei Telegram veröffentlicht wurde, sagt Prigoschin, dass seine Männer von Artillerie und Hubschraubern beschossen worden seien. Er sagt in der Sprachnachricht auch, dass er glaube, die Unterstützung der russischen Menschen für einen »Marsch der Gerechtigkeit« zu haben.

13:59 — Bewohner aus Rostow am Don berichten dem SPIEGEL, dass Hunderte Menschen unterschiedlichen Alters im Zentrum der südrussischen Stadt unterwegs sind. Viele seien neugierig und würden umherlaufen und schauen, wo die teils maskierten Bewaffneten stünden. Die Stimmung in der Stadt sei ruhig. Wenn Kritik auf der Straße laut würde, würden sich ältere Menschen äußern: »Was macht ihr? Habt ihr nicht die Ansprache von Putin gehört?« Es sind Flaggen auf den Rostower Straßen zu sehen, darunter auch solche mit dem rot-gelb-schwarzen Wagner-Logo. Ein Student berichtete dem SPIEGEL, dass Wagner-Kämpfer Flaggen ihrer Söldnertruppe von einem Lastwagen aus an Passanten verteilt hätten. In einigen Geschäften würden die Menschen beginnen, sich mit Konserven, Brot und Kartoffeln einzudecken.

13:19 — Berichte über russische Luftangriffe auf Wagner-Söldner — Es gibt Berichte über Luftangriffe der russischen Streitkräfte auf die aufständischen Wagner-Söldner. Bei Telegram schreibt ein der Gruppe nahestehender Account davon, demnach habe der »Bürgerkrieg offiziell begonnen«. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf einen Reporter, dass Militärhubschrauber das Feuer auf einen Konvoi der Wagner-Söldner in der Nähe der Stadt Woronesch eröffnet hätten. Die Autobahn M-4, die auch durch Woronesch führt, ist eine direkte Verbindung von Rostow nach Moskau. Fotos zeigen Militärfahrzeuge mit Wagner-Kämpfern auf der Autobahn.

12:45 — Tote nach Raketenangriff auf Kiew — Im Ukrainekrieg rückt der Fokus plötzlich nach Russland. In der Ukraine selbst gibt es jedoch weiterhin russische Angriffe. Wie die Kiewer Staatsanwaltschaft mitteilte, wurden in der Nacht auf Samstag bei einem Raketenangriff auf ein Wohnhochhaus der Haupstadt drei Menschen getötet und elf weitere verletzt. Der Angriff war einer der folgenschwersten auf Kiew in den vergangenen Wochen und Monaten.

12:18 — Selenskyj schreibt über großes russisches »Chaos« — »Jeder, der den Weg des Bösen wählt, zerstört sich selbst«, schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Wagner-Aufstand in Russland bei Twitter. Lange habe Russland seine Propaganda genutzt, um die »Schwäche und Dummheit seiner Regierung zu verschleiern«, schreibt er weiter. »Jetzt ist das Chaos so groß, dass es keine Lüge mehr verbergen kann.« Und: »Die Schwäche Russlands ist offensichtlich. Schwäche in vollem Ausmaß.« 11:47 — Prigoschin widerspricht Putin — In einer aktuellen Sprachnachricht hat Wagner-Chef Prigoschin seinem ehemaligen Verbündeten Putin eine Fehleinschätzung der Lage vorgeworfen. »Der Präsident irrt sich schwer«, sagt Prigoschin in der Tondatei, die bei Telegram veröffentlicht wurde. »Wir sind Patrioten unserer Heimat.« Russland solle nicht länger mit Korruption, Lügen und Bürokratie leben müssen. Putin hatte die Aufständischen um Prigoschin in einer Fernsehansprache als »Verräter« bezeichnet (siehe Beitrag um 9.05 Uhr).

11:28 — Kadyrow stellt sich auf Putins Seite — Die eine Privatarmee stellt sich gegen Putin, die andere versammelt sich hinter dem Kremlchef: Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow steht nach eigenen Angaben bereit, um den Aufstand der Wagner-Kämpfer niederzuschlagen. Der Putin-Verbündete nannte das Vorgehen wie bereits zuvor Putin einen »Dolch im Rücken«. Die russischen Soldaten sollten sich nicht provozieren lassen, erklärte Kadyrow bei Telegram.

11:04 — Putin musste in seiner kurzen TV-Ansprache einräumen, dass die Lage in Rostow am Don »schwierig« sei. Dass auch in Moskau, dem Gebiet Moskau und in anderen Regionen Anti-Terror-Maßnahmen eingeleitet wurden, zeigt wie angespannt die Lage ist. Putin versuchte in seiner Ansprache zu signalisieren, dass er die Lage unter Kontrolle habe. Er habe noch in der Nacht mit allen Kommandeuren seiner Armee gesprochen, erklärte er, rief zur Einigkeit auf. Das Vorgehen der Wagner-Truppen bezeichnete er als »Dolchstoß« und verglich die Situation mit der vom Oktober 1917, sprach von »Verrat« und »Hochverrat«. Prigoschin, dessen Namen er nicht ein einziges Mal nannte, und den Aufständischen drohte er »baldige Bestrafung« an. Die russischen Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, »entschlossen« gegen »diejenigen vorzugehen, die den bewaffneten Aufstand organisiert haben«, man werden »hart« gegen sie vorgehen. — Doch wie sich die einfachen Soldaten nun verhalten werden, ist ungewiss. — In Moskau begreifen viele Menschen erst jetzt nach Putins Rede den Ernst der Lage.

10:56 — Wagner-Söldner: »Bald haben wir einen neuen Präsidenten« — In einem der Telegram-Kanäle, die Prigoschins Söldner-Gruppe zugeschrieben werden, wird erstmals der russische Präsident direkt bedroht. »Pypa (Anmerkung der Redaktion: abfällig für Putin) hat die falsche Wahl getroffen. Schlecht für ihn. Bald haben wir einen neuen Präsidenten«, heißt es in dem Kanal mit Namen »AP Wagner«. Dies könnte darauf hindeuten, dass Prigoschins Ambitionen über einen Sturz der Verantwortlichen im Verteidigungsministerium hinausgehen.

10:55 — Es gibt erste Bilder aus Rostow, die Wagner-Söldner auf den Straßen der Stadt zeigen: 10:48 — Moskauer Außenministerium: Russen sollen sich hinter Putin stellen — Das russische Außenministerium hat die russische Bevölkerung dazu aufgerufen, sich hinter Kremlchef Putin zu stellen. Der Aufstand der Wagner-Söldner zielt offenbar auf Moskau ab, der Gouverneur der Region Woronesch, die zwischen Rostow und Moskau liegt, erklärt laut der Nachrichtenagentur Ria, dass die russischen Streitkräfte die notwendigen Maßnahmen durchführten.

 
 

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Patriotische Kräfte besorgt / Russische Nationalisten befürchten demütigende Niederlage

24.06.2023NewsFrankfurter RundschauN.N. —   –  Details

Wagner Plakat

Welche Folgen hat der Wagner-Aufstand für den Krieg gegen die Ukraine? Eine Gruppe russischer Nationalisten sieht Russland am Rande einer Katastrophe. Immerhin gibt es auch warme Worte für Präsident Putin. Die kommen allerdings aus einer anderen Richtung. — Eine Gruppe russischer Nationalisten und Kriegsbefürworter um einen früheren Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB kündigt einen Plan zur Rettung des Vaterlandes an. Russland stehe am Rande einer Katastrophe, heißt es in einer Erklärung der Gruppe. Ein Bürgerkrieg könnte zu einer demütigenden militärischen Niederlage in der Ukraine führen. «Patriotische Kräfte» wollen sich demnach am Sonntag treffen, um über die Lage zu sprechen.

 
 

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So rücken die Wagner-Söldner auf Moskau vor / Grafikanalyse

24.06.2023NewsSpiegel OnlineAlexander Epp und Oliver Imhof —   –  Details

Rostow-Moskau

Wagner-Söldner vor einem Regierungsgebäude in Rostow am Don am 24. Juni 2023, daneben Karte der wichtigen Hauptverkehrsroute M-4 — Kämpfer der Wagner-Gruppe bahnen sich den Weg durch Russland, wie Videoaufnahmen und Fotos belegen. Der Kreml begegnet dem Aufstand mit harter Hand – die Kartenanalyse.

 
 

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Prigoschin und Wagner können Putins Macht nicht direkt herausfordern, aber sie entlarven seinen schwächelnden Einfluss

24.06.2023NewsThe GuardianKeir Giles —   –  Details

putin

Der Aufstand wird den Krieg nicht stoppen: Prigoschin teilt Putins Ziele in der Ukraine. Aber ein abgelenktes Russland ist gut für die Welt — Wieder einmal hat Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine eine Wendung genommen, die er nie erwartet hätte. Die kurze Rede des russischen Führers, in der er Jewgeni Prigoschin von der Wagner-Gruppe anprangerte, und die scheinbar bedeutende Meuterei zeigten, dass er weiß, wie gefährlich die Situation für ihn sein könnte – aber wenn er einen überzeugenden Plan hat, wie er damit umgehen soll, dann weiß er es Ich teile es nicht. — Putin verglich Prigoschins Aktionen mit den «Intrigen», die seiner Meinung nach 1917 die russische Armee und dann den Staat selbst zu Fall brachten . Er hat nicht unrecht – das ist nicht unähnlich der Art und Weise, wie russische Armeeeinheiten während dieses militärischen Zusammenbruchs massenhaft die Front verließen. — Putins trotzige Rhetorik, in der er verspricht, diesem Verrat energisch entgegenzutreten, folgt auf wochenlanges Schweigen über die zunehmende Konfrontation zwischen Prigoschin und dem regulären Militär Russlands. Sich auf die Geschehnisse von 1917 zu berufen, könnte bedeuten, dass Putin erkennt, dass er damit zu spät aufgehört hat und zugelassen hat, dass sich eine echte Herausforderung für die Stabilität seiner Macht in Russland entwickelt. — (…) — Diese Demonstration der Fragilität Russlands unterstreicht nur noch einmal, wie wichtig es ist, die Ukraine weiterhin uneingeschränkt zu unterstützen. Die Behauptung, dass Russland nicht besiegt werden kann und es daher besser ist, es nicht zu versuchen und stattdessen eine «Verhandlungslösung» der einzige Weg nach vorn sei, wurde durch diesen internen Konflikt umfassend torpediert. Für Russland ist dies jedoch ein vorübergehender Rückschlag – und eine dringend verstärkte Unterstützung für die Ukraine hat das Potenzial, eine dauerhafte Lösung herbeizuführen. — Ein abgelenktes, geschwächtes Russland ist eine gute Nachricht für alle anderen. Prigozhins Herausforderung an Moskau ist eine Konfrontation zwischen einem Psychopathen, der eine Bande mörderischer Krimineller anführt, und einem Mafiaboss, der im Kreml sitzt und Russlands Reichtümer unter seinen Kumpanen aufteilt. Wir wünschen beiden Seiten viel Glück. — Keir Giles arbeitet mit dem Russland- und Eurasien-Programm von Chatham House zusammen; Er ist der Autor von Russia›s War on Everybody

 
 

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Patriotische Kräfte besorgt / Russische Nationalisten befürchten demütigende Niederlage

24.06.2023NewsThe EconomistN.N. —   –  Details

Wagner Plakat

Ein bleibender Eindruck: Jewgeni Prigoschin zieht sich zurück, aber seine Meuterei untergräbt den Krieg Russlands — Vor einem monat hatte Jewgeni Prigoschins Wagner-Gruppe nach einem fast einjährigen Kampf gerade die ukrainische Stadt Bachmut erobert und dabei jeden Tag ein paar Dutzend Meter vorwärts gekrochen. Am 24. Juni sahen die Ukrainer mit Erstaunen und einer gewissen Freude zu, wie die Truppen von Herrn Prigozhin auf Moskau marschierten, in wenigen Stunden 800 Kilometer zurücklegten und mehrere russische Flugzeuge abschossen. Diese Kampagne scheint weniger als einen Tag nach ihrem Beginn beendet zu sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Russlands Krieg in der Ukraine zur Tagesordnung zurückkehren wird. — Die Meuterei von Herrn Prigozhin traf den Kern der Kriegsanstrengungen. Rostow am Don, die Stadt, die seine Streitkräfte in den frühen Morgenstunden des 24. Juni eroberten, ist ein zentraler Logistik- und Kommandoknotenpunkt für den Krieg, obwohl sich das Hauptquartier 30 km östlich in Nowotscherkassk befindet. Es ist eine wichtige Route in die Provinzen Donezk und Luhansk und ein Zwischenstopp für russische Opfer. Ebenso wichtig ist Woronesch für Operationen im nördlichen Teil der Front. Herr Prigozhin sagte, er werde den Krieg nicht behindern, aber seine Eroberung des Hauptquartiers der russischen Armee in Rostow wäre äußerst störend gewesen. Zu den Luftverlusten Russlands zählen vermutlich auch hochentwickelte elektronische Kampfhubschrauber.

 
 

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Witch Hunter – Grimms Märchen in der Popkultur

24.06.2023KulturfeatureWDR 3Julian Ignatowitsch —   –  Details

Gebrüder Grimm

Hänsel und Gretel gehen auf Hexenjagd, und der Teufel mit den drei goldenen Haaren tanzt im Berliner Kult-Club Berghain: Die Pop-Kultur bedient sich gerne bei den Märchen der Brüder Grimm. Wie verändern sich dabei die alten Stoffe? — Vor etwas mehr als 200 Jahren gaben die Brüder Grimm ihre erste Märchensammlung heraus. Seitdem sind Geschichten wie «Hänsel und Gretel», «Rotkäppchen» und «Aschenputtel» nicht nur zu deutschem Kulturgut, sondern zu einer globalen Marke geworden – so wie die Brüder Grimm selbst. Heute werden ihre Kinder- und Hausmärchen vielfach adaptiert und in der Popkultur modernisiert: in Filmen wie «Hänsel und Gretel: Hexenjäger» oder «Brothers Grimm» von Terry Gilliam, in der erfolgreichen Serie «Once Upon A Time» oder in den Illustrationen des Künstlers Henrik Schrat. Wie verändern sich die Märchen durch die Neuinterpretationen, und welche Bedeutung haben sie in unserer heutigen Zeit? Ein Streifzug durch den Fantasy- und Horror-Märchenwald von heute.

 
 

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Graydon & Werner – ‹Dictionary of Untranslatables/Modern Usage›

24.06.2023Studio Akustische KunstWDR 3Ilka Geyer —   –  Details

Jan St. Werner

Ein Forschungs-Hörstück der Künstler Andy Graydon und Jan St. Werner (Mouse on Mars): Zunächst körperlose Stimmen einer KI beanspruchen den Raum, in dem sie hörbar sind, als Körper. Raumsprachliche Körper mit eigenen Bewusstseinsformen. — KI – Forschung bedeutet nicht nur die Entwicklung von sprach- und sprechfähigen Modellen wie dem Chatbot ChatGPT der Firma Open AI. Das Interesse der Medien galt zuletzt vor allem dem aktuellen Stand der Forschung im Bereich künstlicher Intelligenz und möglichen zukünftigen Konsequenzen – sowohl für das Selbstverständnis des Menschen als auch für unsere Gesellschaften. Ein weiteres Feld der KI Forschung bindet physische Gestalten als Rezeptionsfelder für Umgebungsinformationen mit ein: In der Robotik stehen KI›s durch Sensoren mit einem Körper in Beziehung. Mit ihm lernen sie Interaktion mit der physischen Welt. Kernbegriffe sind hier Embodiment – also Verkörperung – und Sensorik – also Sinnesempfindung. — «Dictionary of Untranslatables/Modern Usage» von Andy Graydon und Jan St. Werner verbindet diese Forschungsfelder. Im Stück morphen KI generierte akustische Gestalten in sprachliche Äußerungen. Auch jenseits eines eindeutig Gesagten füllen sie den Raum. Er wird ihr Körper. Anwesenheit entsteht. Bewusstsein? Verortung? Beziehung?

Auch dem Stück gehen Überlegungen zum Verhältnis von Körper und Bewusstsein voran. In einer Art Experiment-Situation fassten Graydon und Werner den Raum, in dem die Stimme eines KI-Sprachmodells hörbar wurde, als körperliche Gestalt der KI auf. Welche Formen von Bewusstsein kann so ein raumsprachlicher Körper entwickeln? Ist es möglich, dass sich ein akusmatisches Bewusstsein entwickelt, mit dem die KI-Stimmen die Grenzen ihres raumsprachlichen Körpers hören und auf diesem Weg empfinden können?

Der akustische Forscherdrang von Graydon und Werner fand Inspiration in verwandten Untersuchungsfeldern. Z.B. der Erforschung der Fähigkeiten von Fledermäusen, über Echolot ihre Umgebung abzutasten. Die Nachtschwärmer orientieren sich durch Ultraschallwellen, die ihr Körper erzeugt und deren Echo sie wahrnehmen. So erkennen sie etwaige Hindernisse, die bis zu 300 m weit vor ihnen liegen. — Andy Graydon setzt als Kunst- und Filmschaffender natürliche und soziale Räume in den Fokus seiner Arbeiten. Sound und die Sinneskategorie des Hörens (listening) versteht er als kreative Praxis. — Jan St. Werner ist in erster Linie bekannt geworden als eine Hälfte des Mikro-Tonhauer-Duos Mouse On Mars, arbeitet aber auch in anderen Konstellationen und solo – nicht nur im Bereich wagemutiger elektronischer Musik, sondern auch an Kunstinstallationen und Multimediaarbeiten.

 
 

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Phil Nimmons, kanadischer Jazz-Grossvater

24.06.2023Jazz ClassicsSRF 2 Kultur Jodok Hess —   –  Details

Phil Nimmons

Anfangs Monat konnte der kanadische Klarinettist und Orchesterleiter Phil Nimmons seinen 100. Geburtstag feiern. Mit seinen eigenen Bands und als Dozent war er einer der Wegbereiter der kanadischen Jazz-Szene. — In Jazz Classics spiele ich Musik von ihm – und von seinem Enkel, der für seinen Grosspapi eine Tribute-Band auf die Beine gestellt hat.

 
 

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Schriftsteller und Schlachtenbummler Limonow: Russland existiert nur, wenn die Russen Angst haben und die Welt zittert

24.06.2023NewsNZZBenedict Neff —   –  Details

Eduard Limonow

Im Leben von Eduard Limonow spiegelt sich Russland. Der Wunsch nach Grösse und Respekt. Der Wille, Angst zu verbreiten. Stalin hat er verehrt, den Untergang der Sowjetunion sah er als Tragödie. Im Balkan-Krieg griff er für die Serben selbst zur Waffe. — «Ich habe oft geschossen. Und ich habe Menschen fallen sehen.» Eduard Limonow, um 1990, Frankreich.

 

Louis Monier / Gamma-Rapho / Getty — Eduard Limonow ist am 17. März 2020 gestorben. Einen aktuellen Anlass, um sich mit ihm zu beschäftigen, gäbe es nicht, wäre nicht der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Seither sind die Zeitungen voll mit Erklärungsversuchen, was in Wladimir Putin gefahren ist, was die tiefere Ursache der Aggression gegen die Ukrainer ist. Das Leben von Eduard Limonow kann den Krieg auch nicht erklären. Man kann sich nicht einmal sicher sein, wie sich der Schriftsteller dazu verhalten hätte. Vielleicht wäre er in einen Jeep gestiegen und nach Bachmut gefahren, um mit den Wagner-Soldaten Ukrainer zu töten. Oder er hätte Putin verhöhnt für die erbärmliche Vorstellung seiner Armee. Berechenbar schien bei Limonow nur die Unberechenbarkeit zu sein. Und ein obsessiver Glaube an das russische Imperium.

 

 
 

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Earl Hines und Herbie Mann

24.06.2023PersönlichWDR 3Götz Alsmann —   –  Details

Herbie Mann

Götz Alsmann taucht heute in die Historie des «Hesitation Blues» ein, feiert den Pianisten Earl Hines und beleuchtet ein frühe Album des Flötisten Herbie Mann. — Götz Alsmann präsentiert jeden Samstagmittag in WDR 3 seine ganz spezielle Auffassung von Jazzmusik: Swingend, stilübergreifend, manches puristisch, einiges eher Jazz-ähnlich, durchaus sentimental und immer gerne unterhaltend. Wenn der Sound und das musikalische Gefühl stimmen, wird der Kreis dessen, was «Jazz» ist, auch gerne erweitert. Götz Alsmann ist ständig auf der Pirsch und findet immer neue Trouvaillen in den Tiefen seines legendären Archivs, mit dem er die Sendung zu 100 % bestreitet. Das macht die Sache noch persönlicher…

 
 

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