Die Furcht vor dem Chaos ist grösser als der Unmut gegenüber den Eliten – Prigoschins Aufstand hatte wenig Chancen

26.06.2023NewsNZZMarkus Ackeret —   –  Details

Gruppe Wagner

Der Chef der paramilitärischen Gruppe Wagner sprach vielen Russen aus dem Herzen. Mit seiner Meuterei überschritt er aber eine rote Linie. Sein Scheitern wird kaum folgenlos bleiben. — Jewgeni Prigoschin hat es immer vermieden, Präsident Wladimir Putin direkt anzugreifen. Nicht ihn machte er für all die Missstände verantwortlich, die er seit Monaten bei der Kriegführung in der Ukraine und überhaupt in der Armee anprangerte. Selten ging seine Kritik über die Arbeit des Verteidigungsministeriums und von dessen Chef, Sergei Schoigu, sowie der höheren Generalität hinaus. Noch am Freitag griff er Schoigu, seinen Intimfeind, frontal an und machte ihn, nicht Putin, für die Entscheidung zum Krieg gegen die Ukraine verantwortlich. — Der Chef der paramilitärischen Gruppe Wagner sprach vielen Russen aus dem Herzen. Mit seiner Meuterei überschritt er aber eine rote Linie. Sein Scheitern wird kaum folgenlos bleiben.Putin, in gewissem Sinne Prigoschins Sponsor, schien in dessen Augen von alldem entrückt und selbst ein Opfer der böswilligen Untergebenen zu sein. Auch dann, als Prigoschin von einem «glücklichen Grossvater» sprach, von dem Russlands Zukunft abhänge und der sich doch auf einmal als «perfekter Wichser» erweisen könnte, wand er sich heraus, obwohl der Bezug manchen allzu offensichtlich erschien.

 

Kein ideologischer Gegner Putins — Prigoschin, ganz der Populist, verstand nicht nur, dass bei Putin eine rote Linie liegt. Er wusste auch um die Stimmung in der Bevölkerung, die seit Jahren Putins Herrschaft zwar wenig enthusiastisch gegenübersteht, aber den Präsidenten stets vom Rest der Staatsführung und der Bürokratie trennt. Der Krieg gegen die Ukraine hat Putin sogar noch zu grösserer Popularität verholfen. Im Zweifel entscheiden sich die meisten Russen noch immer für ihn.

 

Prigoschin ist auch kein ideologischer Gegner Putins. Die Kritik am Krieg bezog sich in erster Linie auf die Kriegsführung. Von ihm sind keine freundlichen Worte über die Regierung in Kiew oder über den Westen verbürgt. Sie sind genauso seine Feinde, wie sie die Feinde des Kremls sind. Ihn als «Agenten des Westens» darzustellen, wäre absolut lächerlich. Prigoschin rief im Gegenteil immer wieder zu härterem Vorgehen auf. Er ist ein Schlächter, kein Menschenfreund, auch wenn er immer so tut, als beklagte er die hohen Verluste. — Angehörige der paramilitärischen Gruppe Wagner sitzen auf einem Panzer in Rostow am Don, kurz bevor sie den Rückzug aus der Stadt antreten. Derweil machen Schaulustige Fotos.

 
 

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Russischer Kommandeur spricht nach Wagner-Meuterei ominöse Warnung aus

26.06.2023NewsNewsweekFocus/ whats next —   –  Details

Alexander Chodakowski

Russischer Kommandeur spricht nach Wagner-Meuterei ominöse Warnung aus — Nach dem vereitelten Putschversuch der Wagner-Gruppe warnt der Separatistenführer in der Ukraine, Alexander Chodakowski, vor tiefgreifenden Veränderungen in Russland. Der russlandnahe Befehlshaber meint, das Land werde «nie wieder dasselbe sein», nachdem der versuchte Staatsstreich die Gesellschaft gespalten habe.

 

Nach dem vermeintlichen Putschversuch durch die Wagner-Gruppe in Russland veröffentlichte der ukrainische Separatistenführer Alexander Chodakowski eine düstere Warnung. Wie Newsweek berichtet, verkündete er, dass Russland «nie wieder dasselbe sein wird». — Am Freitag zuvor hatte Jewgeni Prigoschin, der Leiter der Wagner-Gruppe, dem russischen Verteidigungsministerium den Krieg erklärt. Dies geschah, nachdem das russische Militär angeblich einen Angriff auf Prigoschins Söldnereinheiten in der Ukraine ausgeführt hätte, bei dem zahlreiche Menschen getötet worden wären. Die Söldnertruppen des Oligarchen hätten daraufhin Kontrolle über Militäreinrichtungen in Rostow am Don ergriffen und sich Richtung Moskau bewegt. Newsweek berichtet, dass die Wagner-Truppen schließlich durch eine mit der belarussischen Regierung ausgehandelte Vereinbarung zum Rückzug bewogen wurden. — Weitreichende Auswirkungen auf Putins Machtstrukturen — Obwohl der mutmaßliche Putsch scheiterte, könnte er weitreichende Auswirkungen auf die russische Regierung haben. Einige Beobachter behaupten, dass dieses Ereignis Präsident Wladimir Putin schwächer erscheinen lässt als zuvor. Chodakowski deutete laut Newsweek in einem Twitter-Beitrag an, dass die Aktionen der Wagner-Gruppe die russische Gesellschaft tiefgreifend gespalten hätten. Er äußerte die Befürchtung, dass diese Spaltung dem «Feind» ermöglichen könnte, die Situation auszunutzen und alle verfügbaren Ressourcen in die Schlacht zu werfen. — Prigoschin hätte schließlich am Samstag die Bedingungen für eine Deeskalation akzeptiert, berichtet Newsweek. Als Teil der Vereinbarung seien den Wagner-Truppen bestimmte Sicherheitsgarantien von der russischen Regierung zugesichert worden. Strafrechtliche Anklagen gegen Prigoschin aus Russland würden fallen gelassen und Prigoschin würde nach Weißrussland umsiedeln.

 
 

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Prigoschins Aufstand scheiterte ausgerechnet an Putins Schwäche / Russlandexpertin Stanovaya

26.06.2023NewsFocus OnlineTatiana Stanovaya —   –  Details

Tatiana Stanovaya

Zum überraschenden Ende des Wagner-Aufstandes am Wochenende ranken sich die Spekulationen. Welchen Deal der Söldner-Boss mit dem Kreml schloss, ist unklar. Russland-Expertin Tatiana Stanovaya hat eine Theorie, warum Prigoschin seinen Marsch kurz vor Moskau abbließ. — Gespannt blickte die Welt am Wochenende nach Russland. Der Wagner-Aufstand sorgte für jede Menge Wirbel, sein abruptes Ende für Verwirrung. Die Russland-Expertin Tatiana Stanovaya vom Berliner Think Tank «Carnegie Russia Eurasia Center» hat auf Twitter ihre Analyse dargelegt, warum Prigoschin die Meuterei wagte und so plötzlich wieder abblies. Ihre These: Der Aufstand des Wagner-Bosses scheiterte ausgerechnet an Putins Schwäche. — Stanovaya zufolge war der Aufstand kein Versuch, die Kreml-Führung zu stürzen, sondern ein verzweifelter Versuch, die Wagner-Gruppe politisch am Leben zu erhalten. Die fehlenden Munitionslieferungen und der Fakt, dass Putin Prigoschin ignorierte und sich stattdessen auf die Seite seiner internen Feinde stellte, trieben den Söldner-Boss zu seinem Aufstand, schreibt Stanovaya. — «Das war ein verzweifelter Versuch, sein Unternehmen zu retten» — Ihre Vermutung: «Prigoschins Ziel war es, Putins Aufmerksameit zu erregen und ein Gespräch über die Bedingungen seiner Aktivitäten zu beginnen.» Weiter schreibt Stanovaya: «Das war keine Forderung nach einem Regierungssturz, das war ein verzweifelter Versuch, sein Unternehmen zu retten.» — Stanovaya kommt zu der – auf den ersten Blick kurios klingenden – Theorie, dass es Putins Schwäche war, die Prigoschins Aufstand vereitelte. «Putins Reaktion hat Prigoschin kalt erwischt», schreibt die Russland-Expertin auf Twitter. «Er war nicht vorbereitet, die Rolle eines Revolutionärs einzunehmen», in die Putin ihn mit seiner «Verräter»-Rede gedrängt hatte. — «Nach Putins Rede am Samstag war es Prigoschins Hauptsorge, einen Ausweg zu finden» — Und dann stand Prigoschins Wagner-Kolonne plötzlich vor Moskau – worauf der Söldner-Boss laut Stanovaya ebenfalls nicht vorbereitet war. «Seine einzige Option war es, den Kreml anzugreifen – eine Option, die unausweichlich zu seiner Auslöschung und der seiner Kämpfer geführt hätte», schreibt Stanovaya. — Gleichzeitig hätten Russlands Eliten sich mit Aufgabe-Angeboten an Prigoschin gerichtet – was laut Stanovaya dessen «Untergangsstimmung» noch verstärkt habe. «Nach Putins Rede am Samstag war es Prigoschins Hauptsorge, einen Ausweg zu finden. Die Situation hätte sonst zu einem unausweichlichen Tod innerhalb von Stunden geführt.» — Tatiana Stanovaya (Carnegie Russia Eurasia Center)

 
 

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Das war erst der erste Akt im Drama zwischen Putin und Prigoschin / Russlandexperte Mangott

26.06.2023NewsFocus OnlineGerhard Mangott — Julian Schmucker —   –  Details

Gerhard Mangott

Wagner-Chef Prigoschin sitzt in Belarus im Exil, Putin wieder – mehr oder weniger angeschlagen – im Kreml. War›s das jetzt also? Mitnichten, sagt FOCUS-online-Russlandexperte Gerhard Mangott. Er glaubt: Das war erst der erste Akt in diesem Drama.

 

— Nach immer offenerer Kritik hatte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am Wochenende mit seiner Privatarmee den Aufstand gegen Moskau gewagt. Und diesen keine 24 Stunden später auch schon wieder abgebrochen. Wie geht es nun weiter? Wladimir Putin ist innerhalb seines Machtzirkels angeschlagen – und Wagner-Chef Prigoschin muss ins belarussische Exil. Dafür erhält er vom Kreml Straffreiheit.

 

— Wie Prigoschin sich jetzt verhält, kann den Konflikt mit Putin weiter beeinflussen — Das kommt nicht nur in der politischen Elite Russlands nicht gut an. Und auch, dass sich der Fall damit schon wieder erledigt hat, hält FOCUS-online-Russlandexperte Gerhard Mangott für unwahrscheinlich.

 

— Er stellt die Frage, wie sich Wagner-Chef Prigoschin nun in seinem Exil verhalten wird. Füße still halten oder weiter agitieren? Letzteres hält Mangott für wahrscheinlicher. Und damit auch, dass der Konflikt zwischen Putin und seinem ehemaligen Vertrauten weiter schwelen wird.

 
 

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In einem Telefonat merkte Prigoschin, gegen Putin zu weit gegangen zu sein / Meduza

26.06.2023NewsFocus OnlineMeduza – Benjamin Reuter —   –  Details

Meduza

Aufstand des Wagner-Führers — Russischer Verteidigungsminister besucht offenbar die Front, Verfahren gegen Prigoschin läuft laut Medien weiter, Ukraine eröffnen wohl neuen Frontabschnitt. Der Überblick am Abend.

 

Wo sich der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin derzeit aufhält, ist unbekannt. Sein Büro ließ am Sonntag verlauten, er habe schlechten Handyempfang, werde aber gerne alle Fragen beantworten, wenn er wieder erreichbar sei. Am Montag wurde bekannt, dass die russischen Behörden das Verfahren gegen Prigoschin noch nicht eingestellt haben, wie es wohl vereinbart war. — Am Tag zwei nach der Wagner-Meuterei in Russland sind also immer noch viele Fragen offen. Auch, was genau am Samstag hinter den Kulissen des Kreml passierte. — Eine erste Antwort darauf präsentiert das russische Exilmedium «Meduza», deren Journalisten als exzellent vernetzt in Russland gelten. Demnach begannen Beamte im Kreml und in der Militärführung schon am Freitagabend, mit Prigoschin zu verhandeln. — Prigoschin forderte demnach die Absetzung des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu, mehr Geld und mehr Autonomie für seine Truppe. Forderungen, die Präsident Wladimir Putin offensichtlich nicht erfüllen wollte. — Phase zwei begann demnach am Samstagvormittag. Die Strategie des Kreml war, dass sich Offizielle öffentlich gegen Prigoschin stellen sollten, was unter anderem der Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Vize des Militärgeheimdienstes taten. Den Höhepunkt bildete die Fernsehansprache von Putin, in der der Präsident dem Söldnerchef Rebellion und Hochverrat vorwarf – einen «Dolchstoß in den Rücken» Russlands. Die Zeichen standen jetzt auf Konfrontation. — Gegen Mittag soll Prigoschin dann versucht haben, Putin persönlich ans Telefon zu bekommen. Putin wollte ihn aber nicht sprechen. In dem Moment soll dem Wagner-Chef bewusst geworden sein, dass er zu weit gegangen war. Zu diesem Zeitpunkt bewegten sich die Wagner-Söldner auf die erste Defensivlinie der russischen Armee zu, die ihren Vormarsch in Richtung Moskau stoppen sollte. Dumm für Prigoschin: Zu diesem Zeitpunkt waren keine Soldaten der regulären Armee zu ihm übergelaufen. Ein Blutbad drohte. — Putin wollte laut den Informanten von «Meduza», die unter anderem im Kreml arbeiten sollen, eine Gruppe hochrangiger Beamter für die Verhandlungen. Am Ende waren das sein Stabschef Anton Waino, Nikolai Platonowitsch Patruschew (Leiter des russischen Sicherheitsrates), und der russische Botschafter in Minsk, Boris Gryslow, – die Verhandlungsleitung lag beim weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. — Der Ausgang ist bekannt: Prigoschin pfiff seine Truppen zurück. Dafür sollten seine Kämpfer und er straffrei bleiben. Eine der offenen Fragen am Montag: Hält Putin das Versprechen seiner Verhandler? — Meduza Internetportal

 
 

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Selenskyj besucht Front in der Ostukraine

26.06.2023NewsFocus OnlineN.N. —   –  Details

Selenskyj Umarmung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk Auszeichnungen an Soldaten verliehen. Nach dem Dammbruch ist der Wasserstand in der Region Cherson wieder normal. — Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im ostukrainischen Gebiet Donezk Auszeichnungen an Soldaten verliehen. «Alle wissen, dass der Ostabschnitt sehr schwierig ist, hier ist es heiß», sagte der Staatschef einer Mitteilung nach. Demzufolge befand sich Selenskyj in einem Gebiet unweit der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Bachmut. Bei einem Stopp an einer Tankstelle konnten Soldaten den Angaben zufolge Fotos mit dem Präsidenten aufnehmen.

 

Selenskyj: Krieg kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück — Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine richtet nach Meinung von Präsident Wolodymyr Selenskyj inzwischen immer mehr Schaden in Russland selbst an. Inzwischen sei erkennbar, «dass der Krieg in seinen Heimathafen zurückkehrt», sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft.Es blieb unklar, ob er damit die wirtschaftlichen Probleme Russlands oder den kurzfristigen Aufstand der Wagner-Söldner vom Wochenende meinte. «Je länger die russische Aggression anhält, desto mehr Schaden richtet sie in Russland selbst an», sagte er.

 
 

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Der kurze Tanz der Lüge mit der Wahrheit / Prigoschins Putsch

26.06.2023NewsFocus OnlineCaroline Fetscher —   –  Details

Caroline Fetscher

Ein Miliz-Milliardär stürmte Richtung Moskau und wieder zurück: Dynamische Akte eines zeitgenössischen Dramas, das beide Seiten entlarvt, seine wie die des Kremls. — Alle Welt reibt sich die Augen, als sei ein Spuk vorbei – oder eine Verheißung. Rund um die Uhr sah es einen Tag lang so aus, als sei die Macht im Kreml ernsthaft herausgefordert, als könne dessen Oberhaupt stürzen und flüchten. Jäh endete dann der Aufstand, den «Putins Koch» Jewgeni Prigoschin, Betreiber der Söldnertruppe Wagner, angezettelt hatte. Nach einem halben Marsch auf Moskau kam das Zurück-marsch-marsch. — Mit der straffreien Entlassung ins Exil fand das Prigoschin-Drama seinen vorerst letzten Akt. Die Dynamik des Dramas trieb Öffentlichkeit und Medien derart vor sich her, dass einige der aus sozialpsychologischer wie politischer Sicht erstaunlichsten Akte erst im Lauf der Zeit stärker in den Vordergrund rücken werden. Der vielleicht erstaunlichste war der kurze Tanz der Lüge mit der Wahrheit. — Sympathien in der Bevölkerung — Im dunklen Stollen des Lügengebirges hat Prigoschin Scheinwerfer aufgestellt, deren Lichtkegel sich auch auf ihn selber richten. Bei der regulären Armee wie in der Bevölkerung hat Prigoschin offenbar viele Sympathisanten, worauf auch der Applaus und die Jubelchöre am Wegrand («Wagner, Wagner!») beim Rückzug der Söldner weisen . — Solche Sympathie erntete er allerdings lange vor dem Benennen der Kreml-Konstrukte, nicht als Entlarver offizieller Lügen, sondern weil der Wagner-Boss als der brachiale, unkonventionelle Kriegsheld galt, der nicht lang fackelt, sondern handelt und Befehle erteilt, der «Koch», der die Suppe der nationalen Emotionen würzt. — Die Sympathiewelle dürfte abebben, nicht zuletzt, je deutlicher Prigoschins Ego-Logik ins Bewusstsein einsickert, und erst recht, nachdem er sich ins offiziell gestattete Exil abgesetzt hat. Daran, dass die Ereignisse vom 24. Juni 2023 das Prestige von Präsident Putin beschädigt haben, besteht kein Zweifel. — Säuberung im stalinistischen Stil? — Soweit hätte er es nie kommen lassen dürfen. Aber mit der Abschiebung des Aufständischen hat die Reparaturarbeit begonnen. In der regulären Armee wird es jetzt eventuell den Versuch der Säuberung im stalinistischen Stil geben, um Kollaborateure der Wagnertruppe auszusortieren. — Um eine wirkmächtige Revolte anzuzetteln ist der Typus Prigoschin offenbar zu erratisch, zu egoitär, zu ungehobelt. Er ist weder gefasst wie ein klassischer Militär noch charismatisch wie ein humanistischer Friedenspreisanwärter. Vielmehr hat er sich vollends als Miliz-Milliardär entlarvt, der sich eine private Armee hält wie einen Fußballclub, den man aufs Spielfeld schickt, um Tantiemen zu kassieren, und der den Club verkauft, wenn das Stadion leerer wird. — Indirekt offenbarte dieser kurze Tanz der Lüge mit der Wahrheit aufs Neue die Erkenntnis, dass und wie Kapitalismus ohne Demokratie und Rechtsstaat nicht viel mehr hervorbringt, als Oligarchenwillkür, Destruktivität und Kleptokratie. Solche Systeme schwemmen Leute wie Prigoschin vorübergehend nach oben – und halten einen wie Putin an der Macht.

 
 

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Elodie Pasquier-Didier Ithursarry-Duo / Festival Jazzdor Berlin

26.06.2023In ConcertDeutschlandfunk KulturMatthias Wegner

Didier Ithursarry / Elodie Pasquier

Festival Jazzdor Berlin — Kesselhaus — Aufzeichnungen vom 07.06.2023 — Elodie Pasquier-Didier Ithursarry-Duo: — Elodie Pasquier, Klarinette — Didier Ithursarry, Akkordeon — Ostrakinda: — Olivier Lété, E-Bass — Aymeric Avice, Trompete — Toma Gouband, Perkussion — Sylvain Rifflet REBELLION(S): — Sylvain Rifflet, Saxofon — Jon Irabagon, Saxofon — Sébastien Boisseau, Kontrabass — Christophe Lavergne, Schlagzeug

 
 

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26. Juni 1998 – In Australien wird die Erdzeichnung ‹Marree Man› entdeckt

26.06.2023ZeitZeichen: ClipWDR 5Andrea Kath —   –  Details

Marree Man

Dieses Kunstwerk ist bis heute ein Rätsel: In Australien wird 1998 eine kilometergroße Erdzeichnung eines Aborigine-Jägers entdeckt. Wer hat den «Marree Man» geschaffen?

Viel rote Erde, vereinzelte Bäume, ein paar Büsche – im ausgedehnten australischen Hinterland gibt es nur wenige Siedlungen. Tagsüber ist es im sogenannten Outback unsäglich heiß. In dieser Gegend bietet der junge Pilot Trec Smith Rundflüge an. Am 26. Juni 1998 macht er dabei eine merkwürdige Entdeckung. — Satellitenbilder als Beweis — Das australische Erdbild ist offenbar zwischen Ende Mai und Ende Juni 1998 in den Wüstenboden gefräst worden. Diesen Schluss lassen die monatlichen Satellitenaufnahmen zu: Am 27. Mai 1998 ist noch nichts zu sehen, am 28. Juni, also zwei Tage nach Trec Smiths Entdeckung, ist der «Marree Man» deutlich erkennbar. — Wer der Urheber des Erdbildes ist, bleibt allerdings ungeklärt – trotz weiterer Hinweise. Anfang 1999 bekommt auch der englische «Guardian» ein Fax. Bei der «Cerne Abba Giant»-Figur aus dem 17. Jahrhundert in Dorset findet die Polizei ein vergrabenes Einmachglas. Auf dem Zettel darin steht immerhin eine Antwort auf die Frage nach dem Warum:

Ein Künstler, Soldaten, Minenarbeiter? — Spekulationen machen die Runde. Möglicherweise steckt der australische Künstler Bardius Goldberg hinter der Aktion. Er hat einmal gesagt, er wolle ein Kunstwerk schaffen, das man aus dem Weltraum sehen könne. Auf dem Totenbett soll er 2002 einem Freund gestanden haben, daran beteiligt gewesen zu sein. — Doch wer waren seine Helfer? Die 28 Kilometer lange und 35 Meter breite Spur muss mit einer Art Pflug oder Traktor in den Wüstenboden gefräst worden sein. In der Nähe sind US-Soldaten stationiert, die eng mit australischen Militärs zusammenarbeiten. Auch Minenarbeiter gibt es in der Gegend. Diese Gruppen verfügten bereits zum damaligen Zeitpunkt über die nötige GPS-Technologie zur exakten Vermessung des «Marree Man». — Von einem Pub-Besitzer restauriert — Als Wind und Wasser das Kunstwerk fast zum Verschwinden bringen, mietet der Pub-Besitzer Phil Turner eine Planiermaschine und zieht 2016 die Spur mit ein paar Freunden nach. Die Touristenattraktion für den rund 150 Einwohner zählenden Ort Marree soll erhalten bleiben.

 
 

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Lady Liberty #30: Geenius – Die Pianistin Gee Hye Lee

26.06.2023Jazztime: All that JazzBR-KlassikMauretta Heinzelmann —   –  Details

Gee Hye Lee

«Geenius Monday» heißt ihre Konzertreihe im Stuttgarter Jazzclub. Die südkoreanische Pianistin Gee Hye Lee hat schon lange in der süddeutschen Stadt ihre Wahlheimat gefunden und geht von dort aus international auf Tour. Am 15. und 16. Juni gastierte sie beim NDR Jazzkonzert im Rolf-Liebermann-Studio. — 1977 in Seoul geboren, bekam Gee Hye Lee bereits als Dreijährige klassischen Klavierunterricht. Als die Hochbegabte im Teenageralter «Kind of Blue» von Miles Davis hörte, wurde sie vom Jazzfunken erfasst und studierte Jazz in Boston und Stuttgart. Kürzlich erschien das Album «What Matters Most» der vielfach preisgekrönten Pianistin, die als empathische Begleiterin wie als kongeniale Bandleaderin hochgeschätzt wird. — «Jazz ist für mich Freiheit», schwärmt Gee Hye Lee – eine wahre Lady Liberty, die viel zu erzählen hat: Welche Spuren hat ihre Jugend in Südkorea hinterlassen? Wie verarbeitet sie ihre Sehnsucht in Musik, und warum macht der Jazz sie so glücklich?

 
 

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Der Unbeugsame: Nachruf auf Peter Brötzmann

26.06.2023JazztimeBR-KlassikRoland Spiegel —   –  Details

Peter Brötzmann

Nachruf auf den großen deutschen Saxophonisten und Klarinettisten Peter Brötzmann — Er war schon in den 1960er Jahren weltweit berühmt mit kompromisslosen Tönen – und war bis in die letzten Monate ungebrochen aktiv — Erst vor kurzem erschien ein neues Album von ihm – mit einer Live-Aufnahme vom Jazzfest Berlin 2022 — Seine nie geschönte Musik passte besonders auch in die krisengeschüttelte Welt der letzten Jahre — Eine Sendung mit Musik und ausführlichen Interview-Ausschnitten —

 
 

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