Unaufgeregt-leise klingt seine Stimme, sanft kriechen die luftigen Melodien als Ohrwürmer in unsere Gehörgänge: Wenn João Gilberto singt, scheint die Welt still zu stehen. Der Sänger, Gitarrist und Komponist (1931-2019) begründete mit Antônio Carlos Jobim – auch Tom Jobim genannt – die Bossa Nova. Ende der 1950er Jahre, eroberte dieser Stil aus Samba und Cool Jazz von Brasilien aus die ganze Welt. Der 1976 geborene Hamilton de Holanda kommt ebenfalls aus Brasilien. Sehr virtuos spielt er das Bandolim – eine Art der Mandoline – und: improvisiert. Zusammen mit anderen Musikerinnen und Musikern widmet er sich den Kompositionen Chico Buarques. Dieser Bossa-Nova-Sänger (*1944) aus Rio de Janeiro schreibt hinreißende Songs mit einer funkelten Lyrik. Ganz anders, ebenso fesselnd, der musikalische Kosmos des Sängers Johnny Hartman: dunkel und samtig klang seine Stimme. Wenn er Balladen sang, waren das besondere Glücksmomente. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt. — Sambarhythmen auf der Gitarre gezupft, Harmonien, die einen leichtfüßig davontragen, kombiniert mit einem poetischen Text – ein luftig-gelassener Sound für Ihren Sommerabend: «Songs from my heart»: Lieblingsstücke, zum großen Teil aus Südamerika, heute in der Stunde vor Mitternacht.
Fred Wesley während eines Konzertes mit seiner Band «Fred Wesley Generation Trio» im Kasseler Theaterstübchen im Jahr 2019. — Als Kind spielte er Posaune im Orchester seines Vaters, die nächsten Stationen für Fred Wesley, geboren am 4. Juli 1943 in Moblie, Alabama, waren Count Basie, James Brown und Tina Turner. Gemeinsam mit Satzpartner Maceo Parker war er maßgeblich an der Verbindung von Jazz und Funk beteiligt. — Vor 25 Jahren heizte Fred Wesley in Salzau / Schleswig-Holstein ein. Am 23. Juni kommt der legendäre Posaunist wieder zurück an die Ostsee zur Jazzbaltica nach Timmendorf. Zusammen mit dem Publikum, einer groovenden Rhythmusgruppe und einem Bläsersatz mit Trompete, Saxofon und Fred Wesley himself an der Posaune werden Soul und Funk gehuldigt. Im Interview erzählt die achtzigjährige Posaunen-Ikone aus einem funkigen Leben.
Diese Stunde geht›s um einen Gegenstand, der unser ständiger Begleiter geworden ist, manche sagen gar eine Erweiterung unseres Selbst: das Handy. Es ist ein viel besungenes Thema im Pop geworden. Kein Wunder, schließlich widmen wir dem Handy sehr viel Lebenszeit, in Deutschland pro Woche durchschnittlich rund 20 Stunden. Viel Zeit geht dabei z.B. für Social Media drauf. Wir hören Songs, in denen es um die Tücken des Chattens geht wie bei der Punkband Team Scheisse und ihrem Song «2 Blaue Haken». Songs über fast leere Akkus: Oscar Schellers «1%» und Rapperin Ebows «4%». Die Orsons rappen über Dopaminsucht, Kacey Musgraves singt über Fotos vom Ex auf ihrem Handy, Erykah Badu will ihr Gegenüber dazu bringen, endlich das Handy wegzulegen. Und dem guten alten Festnetztelefon weinen wir auch ein, zwei Tränen nach.
Leiden und Leidenschaft. Ilan Volkov dirigiert Ustwolskaja-Symphonien bei den Salzburger Festspielen — «Passion» lautet das Motto der heurigen «Ouverture spirituelle» zu den Salzburger Festspielen. In dieser mehrtägigen Konzertreihe zu Beginn des Festivals spielt das Werk von Galina Ustwolskaja eine zentrale Rolle. Passend zum Leitthema, denn in Ustwolskajas Musik fallen Leiden und Leidenschaft exemplarisch zusammen. — Die Komponistin hat, vom Westen über Jahrzehnte kaum beachtet, eine in der Musikgeschichte einzigartige, brutal kompromisslose Klangsprache entwickelt, die kathartische Wirkung entfalten kann. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde das Werk der Schostakowitsch-Schülerin und -Vertrauten einem breiten Publikum bekannt. — Drei Konzerte der «Ouverture spirituelle» wurden heuer vom israelischen Dirigenten Ilan Volkov geleitet, der 2003 zum jüngsten Chefdirigenten in der Geschichte des BBC Scottish Symphony Orchestra berufen worden ist. Am 24. Juli 2018 dirigierte er das Klangforum Wien im Großen Saal der Stiftung Mozarteum – auf dem Programm standen u.a. die zweite und dritte Symphonie der russischen Komponistin. — Leiden und Trauer werden hier in überwältigender Weise in Töne transformiert. Möglich macht das die für Ustwolskaja typische ungewöhnliche Ensemblebesetzung ohne hohe Streicher aber mit mehrfach besetzten Bläsern in Kombination mit Perkussion und Stimmen.
Er hat den Jazz in Deutschland mitgeprägt – als tonangebender Posaunist in der DDR, bald darauf als international gefragter Musiker in der grenzenlosen Welt der improvisierten Musik. — Conny Bauer begann seine Laufbahn als Sänger und Gitarrist, wechselte mit der Modern Soul Band zur Posaune und war Mitbegründer von Gruppen wie FEZ, «Synopsis» (dem späteren Zentralquartett) oder «Doppelmoppel». Seine unverwechselbare Posaunensprache, die er in zahlreiche Kontexte – vom Duo bis zum Großformat – einzubringen vermag, findet besonders prägnanten Ausdruck in seinen Solokonzerten. —
Der Liedermacher Wolf Biermann gehört zu den wichtigen Künstlern aus der Zeit der deutschen Teilung – 1936 in Hamburg geboren, 1953 in die DDR übergesiedelt, 1976 ausgebürgert. Das Deutsche Historische Museum ehrt ihn mit einer Ausstellung und auch wir blicken zurück auf seine Biografie. In einer Beitragsserie erzählen wir sein Leben in Liedern. — Im heutigen zweiten Teil berichtet Oliver Kranz über den Song «Die hab ich satt!».
Johann Strauss Sohn erobert die Welt. Mit schwungvollen Melodien haben Strauss Vater und seine Söhne die Welt erobert. Das Strauss-Ensemble gilt bald als das technisch beste Wiens. Die Qualität lässt sich vermarkten. Johann Strauss Vater wird zum Erfinder des Reise-Orchesters, seine Tourneen zu Sensationen. Später übernehmen die Söhne Johann, Joseph und Eduard das europaweit florierende Unternehmen und tragen den Dreivierteltakt in die Welt. Der Wiener Walzer wird zur Marke und für die Strauss-Familie zu einem Millionen-Geschäft.
Alyona Volkova wurde in diesem Juni an der Kunstmesse Volta in Basel als Shootingstar gehandelt. Die Arbeiten der 29-jährigen, in Frankfurt lebenden Ukrainerin beschäftigen sich mit den Grundfragen der Existenz. Die Künstlerin erzählt, wie sie den Krieg in ihrer Heimat erlebt. — Alyona Volkova ist eine elegante Erscheinung. Die Ukrainerin äussert sich vorsichtig, aber routiniert. Ja, die Liebe zur Kunst habe sich früh gezeigt. Ab dem zarten Alter von vier Jahren habe sie einen Kindergarten vis-à-vis einer Kunsthochschule besucht – und sei fasziniert gewesen: Schon als Kind habe sie nie schlafen können. Deshalb habe sie Kurse besucht: «Es ging darum, dieses Begehren zu kanalisieren. Während andere Kinder im Bett lagen, kam ich mit einem Kunstwerk zurück.»
«Ich möchte, dass meine Kunst Ruhe in Zeiten des Aufruhrs darstellt»: Alyona Volkova.
Der Historiker Bernhard Jussen rüttelt an scheinbaren Gewissheiten der Geschichtsschreibung
Zuerst war die Antike. Dann war Untergang und irgendwann Mittelalter. Falsch, sagt der Frankfurter Historiker Bernhard Jussen: Die Zeit vom 6. bis zum 16. Jahrhundert sei zwar von radikalen Umwälzungen bestimmt gewesen. Aber auch von Kontinuitäten. — Die Menschen im Mittelalter wussten nicht, dass sie in einem «Mittelalter» lebten. Einem Mittelalter, das immerhin ein Jahrtausend europäischer Geschichte ausmacht: Diese Erkenntnis ist banal, aber keineswegs harmlos. Geschichte wird von denen kategorisiert, die sie aus zeitlicher Distanz betrachten. In den vergangenen Jahren stellten Bücher wie Jacques Le Goffs «Geschichte ohne Epochen?» oder Thomas Bauers «Warum es kein islamisches Mittelalter gab» das Vertrauen in ein Geschichtsbild infrage, das die Jahrtausende in übersichtliche Einheiten einteilt, deren Akteuren die Historiker dann bestimmte Wesenszuschreibungen verpassen. — Der römische Kaiser Justinian im Kreis von weltlichen und geistlichen Würdenträgern: Mosaik aus der Kirche Riva San Vitale in Ravenna, 6. Jahrhundert.
Die neuste Kreation des New Yorker Künstlerkollektivs MSCHF sieht man mit blossem Auge kaum. Trotzdem hat sich die Miniaturhandtasche mit Louis-Vuitton-Logo aus dem 3-D-Drucker gelohnt. — pop. Eine Künstlergruppe aus New York hat eine mikroskopisch kleine Handtasche aus Kunststoff hergestellt und diese vergangene Woche für 63 750 Dollar versteigern lassen. Weder ist das verwendete Material besonders wertvoll, noch handelt es sich tatsächlich um eine Handtasche von Louis Vuitton, dessen Label die nur 657 222 700 Mikrometer grosse Handtasche ziert. — «Die mikroskopische Handtasche von MSCHF ist kleiner als ein Salzkorn», heisst es in der Beschreibung für die Auktionäre.Joopiterpop. Eine Künstlergruppe aus New York hat eine mikroskopisch kleine Handtasche aus Kunststoff hergestellt und diese vergangene Woche für 63 750 Dollar versteigern lassen. Weder ist das verwendete Material besonders wertvoll, noch handelt es sich tatsächlich um eine Handtasche von Louis Vuitton, dessen Label die nur 657 222 700 Mikrometer grosse Handtasche ziert.
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