Walter Ulbricht / Er war der Einzige, der den Sowjets widersprochen hat. Sogar Stalin

15.07.2023NewsBerliner ZeitungIlko-Sascha Kowalczuk — Anja Reich —   –  Details

Walter Ulbricht

Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat das Leben des DDR-Politikers erforscht und festgestellt: Es gibt viele Klischees und Fehlurteile über ihn. Ein Interview. — Walter Ulbricht, DDR-Staatsratsvorsitzender, bei einer Neujahrsansprache 1971/72, kurz vor seinem Tod.

Er ist der Mann, der die Berliner Mauer gebaut hat, ein sächselnder Diktator mit Spitzbart und Fistelstimme, eine Hassfigur der deutschen Geschichte. Walter Ulbricht sei ihm immer fremd gewesen, sagt der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Bis er in die Archive stieg und in den Dokumenten einen anderen Ulbricht kennenlernte: hochintelligentes Arbeiterkind, Kommunist und NS-Verfolgter. Ein Mann, der im Exil in Paris, Prag und Moskau lebte, 17 verschiedene Tarnnamen besaß, sich den berühmten Ulbricht-Bart wachsen ließ, um von den Nationalsozialisten nicht erkannt zu werden, und sein Leben aufs Spiel setzte, um seine Geliebte Lotte in Moskau vor der Verbannung nach Sibirien zu schützen.

 
 

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Ulbricht-Biografie / Ein Buch, das in die Diskussion um DDR und Kommunismus passt

15.07.2023NewsBerliner ZeitungRainer Eckert —   –  Details

Rainer Eckert

In den drei Jahrzehnten seit der Friedlichen Revolution hat der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk Standardwerke zum Volksaufstand von 1953, zur Revolution 1989/90 und zur Transformation ab 1990 im Osten geschrieben. Jetzt folgt der erste Band der Walter-Ulbricht-Biografie – und damit die bisher umfassendste wissenschaftliche Darstellung des kommunistischen Revolutionärs und Parteiführers. Ein monumentales Werk, das auch als Geschichte des Weltkommunismus und der Kommunistischen Partei Deutschlands bis 1945 gelesen werden kann, ja muss. — Bescheidene Arbeiterfamilie aus Leipzig — Die Detailverliebtheit des Autors ist ein großer Gewinn. Sie war möglich, weil er in vielen Jahren Arbeit ein eigenes Verhältnis zu dem Politiker entwickelte und einen neuen Ulbricht entdeckte: belesen, bescheiden, voller Arbeitswut. Auch stimmte der deutsche Kommunist nicht immer mit sowjetischen Vorstellungen überein, wagte jedoch keinen offenen Widerspruch. Kowalczuks Sicht überrascht mich auch deshalb, weil mir der DDR-Funktionär schon als Kind als eine Verkörperung des Bösen erschien. Andere sahen es genauso, und es wird sich zeigen, ob Kowalczuk diese Sicht nachhaltig verändert. — Für den Autor ist Walter Ulbricht der politisch einflussreichste Leipziger. Er wuchs Ende des 19. Jahrhunderts in einer bescheiden lebenden Arbeiterfamilie auf, war ein ehrgeiziger Schüler, wurde Tischler und engagierte sich in der Sozialdemokratie. Wie viele Arbeiter wollte er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen, lernte früh, Minderheitenpositionen zu behaupten und gegen den Mainstream zu leben. — Den Ersten Weltkrieg lehnte Ulbricht ab, dieser Krieg machte ihn zum Kommunisten. Er kehrte 1918 nach Leipzig zurück und wurde Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, des Spartakusbundes und des Arbeiter- und Soldatenrates. Ob die Novemberrevolution das wichtigste Ereignis in Ulbrichts Leben war, wie Kowalczuk meint, oder ob dies die Gründung der DDR 1949 war, scheint mir weiter offen zu sein. Ulbricht jedenfalls ging nach der Niederschlagung der Revolution das erste Mal in die Illegalität und fand, dass der Misserfolg im Fehlen einer leninistischen Kaderpartei begründet lag. Anfang Januar 1919 trat er in die KPD ein. Hier konnte er sein Organisationstalent beweisen und eine Karriere in einer Partei beginnen, die schnell zum wichtigsten Außenposten des sowjetischen, zentral organisierten Kommunismus wurde.

 
 

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«Heute morgen haben wir über Selbstmord gesprochen, falls Hitler hier landet». Virginia Woolf

15.07.2023NewsNZZRoman Bucheli —   –  Details

Virginia Woolf

Seit 1919 besassen die Schriftstellerin Virginia Woolf und ihr Ehemann ein Landhaus, um dem Lärm in London zu entfliehen. Zwanzig Jahre währte das fragile Idyll. — «Weder gibt es heisses Wasser, noch ein Badezimmer, & was die Aussentoilette betrifft, mir ist keine gezeigt worden.» Das Monks House hatte seine Mängel, aber der Garten überstrahlte alles. Virginia Woolf in einer undatierten Aufnahme mit Hund im Garten.

 

Houghton Library / Harvard University — Manchmal haben Männer sehr kuriose Ideen. Schon zwei Jahre nach dem Erwerb ihres Landhäuschens im Süden Englands erhielt Virginia Woolf zwar ein kleines Schreibatelier im Garten. Leonard, ihr Mann, hatte dafür einen Geräteschuppen hergerichtet, nun konnte die Schriftstellerin sich dahin zurückziehen. Das Atelier hatte den einzigen Nachteil, dass unter dem Dach zugleich das Obst aus dem Garten gelagert wurde und sich Leonard nur zu oft daran zu schaffen machte. So polterte es regelmässig über Virginias Kopf.

 
 

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Vor 60 Jahren: Der SPD-Politiker Egon Bahr spricht von ‹Wandel durch Annäherung›

15.07.2023Klassik-Pop-et ceteraDeutschlandfunkElisabeth Sobotka —   –  Details

Egon Bahr + Willy Brandt

Egon Bahr spricht erstmals von «Wandel durch Annäherung» — Der sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt stand in den 1970er-Jahren für Entspannungspolitik und Dialog mit DDR und Ostblock. Das Konzept dazu hatte 1963 sein engster Mitarbeiter Egon Bahr publik gemacht: «Wandel durch Annäherung».

 
 

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Die Opernintendantin Elisabeth Sobotka stellt vor

15.07.2023Klassik-Pop-et ceteraDeutschlandfunkElisabeth Sobotka —   –  Details

Elisabeth Sobotka

Im Juli werden die Bregenzer Festspiele 2023 eröffnet, mit Verdis selten gespielten Jugendwerk «Ernani». Diese Oper wollte Elisabeth Sobotka schon immer machen, seit sie «Ernani» als 17-Jähige in Werner Herzogs Film «Fitzcarraldo» entdeckte. 1965 geboren, studierte sie in ihrer Heimatstadt Wien Musik- und Theaterwissenschaft, Publizistik sowie BWL und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über den Komponisten und Dirigenten Franco Faccio ab. Nach ersten Berufserfahrungen bei den Salzburger Festspielen und bei dem österreichischen Jugendkonzertveranstalter Jeunesse folgt eine beispielhafte Karriere: Chefproduktionsleiterin der Oper Leipzig, Betriebsdirektorin der Wiener Staatsoper, Operndirektorin der Staatsoper Berlin, Intendantin der Oper Graz. Bis 2024 leitet Elisabeth Sobotka noch als Intendantin die Bregenzer Festspiele, dann geht es für sie erneut nach Berlin, wo sie zukünftig die Staatsoper leiten wird. Vielbeschäftigt haben wir sie bereits im Januar im festspieleigenen Tonstudio zur Aufzeichnung dieser Sendung getroffen. —

 
 

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Alles ist wichtig – Die Komponistin und Performerin Jennifer Walshe

15.07.2023Atelier neuer MusikDeutschlandfunkHanno Ehrler —   –  Details

Jennifer Walshe

Wenn sie zu singen beginnt, wechselt sie schnittartig ihre Sing- und Sprechweisen. Ebenso wechseln die Bilder hinter ihr auf der großen Leinwand. Mit Wort, Bild und Ton entfaltet die Künstlerin Jennifer Walshe ein komplexes Kaleidoskop unterschiedlichster Eindrücke. In einem Manifest beschreibt nennt sie ihre Arbeitsweise «die neue Disziplin». Für die 1974 in Dublin geborene Komponistin und Performerin heißt das, Material aus den Bereichen Ton, Bild, Video und Text zu verwenden und all dem gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Viel Material bezieht Walshe aus dem Internet. Dort, sagt sie, finde sich viel über unsere Lebenswelt. Diese möchte sie in ihren Stücken spiegeln. So könnte der Titel des Werks «Everything is Important» ein Motto ihres Arbeitens sein. —

 
 

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Schroffe Berge, harte Kerle – Eine Lange Nacht über den Western

15.07.2023Lange NachtDeutschlandfunkKnut Benzner und Hartwig Tegeler —   –  Details

Eisenbahn-Raub

Der Cowboy und der Native American, der einsame Rächer und die schöne Frau, die Landschaft, das Pferd, die Eisenbahn… Der klassische Western ist mit seinen Figuren, Elementen und Stilmitteln stark festgelegt: Die Helden des Western kämpfen als Ikonen der Männlichkeit gegen alle Widerstände für eine neue Ordnung – oder wollen eine alte wiederherstellen. Und gleichzeitig verdeckt der Western die reale Geschichte, indem er sie sagenhaft überhöht. Mythos? Ganz sicher. Wahrheit? Hier und da. Verbrechen? So gut wie immer. Native Americans? Meist als Feinde, Opfer oder Gegner. Der Western als große Film-Erzählung von der «Eroberung» des sogenannten Wilden Westens in den Jahrzehnten zwischen 1850 und 1900 steht schon gleich bei der Geburt des Kinos auf dem Programm: «Der große Eisenbahnraub» von 1903 mit 14 Szenen in zwölf Minuten. Seitdem sind Tausende von Geschichten erzählt worden, von unbestechlichen Heroen und brutalen Rächern, von der Suche nach einem Platz für ein friedliches Leben und von der Flucht vor dem Gesetz, von der Notwendigkeit von Ordnung und der Eskalation von Gewalt. Als Variation von immer neu erzählten Geschichten vom Ursprung der Zivilisation prägt der Western mit seiner Deutung der Vergangenheit das Bewusstsein der USA bis in die Gegenwart.

 
 

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Philly Joe Jones *100, Lakecia Benjamin– Release des Labels ECM

15.07.2023Jazznacht: MagazinÖ1Xavier Plus —   –  Details

Philly Joe Jones

Heute mit diesen Themen: Konzerttipps und Musik des Schlagzeugers Philly Joe Jones, bekannt geworden in der Band von Trompeter Miles Davis in den 1950er Jahren. Der Pianist Bill Evans bezeichnete Jones als seinen Lieblingsdrummer, im Hardbop sind die Einflüsse seines Spiels bis heute hörbar. Am 15. Juli 2023 wäre Philly Joe Jones 100 Jahre alt geworden. — Außerdem gibt es ein Gewinnspiel zum Thema dieser Jazznacht: Ein aktueller Release des Labels ECM wird ausgespielt. —

 
 

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Konferenz der Vögel

15.07.2023DiagonalÖ1Peter Waldenberger —   –  Details

Hauswand mit Vogelmotiven

Auch Diagonal begibt sich mit hinterland auf die Reise in diese «Konferenz der Vögel». Dabei werden auch Biodiversität und Artensterben thematisiert, aber auch Vogelstimmen zu hören sein und Ornithologen zu Wort kommen.

Mit Beiträgen von Dominique Gromes, Sarah Kriesche, Horst Widmer, Martin Leitner und Klaus Nüchtern.

Mit einer interdisziplinären und gelehrsamen Reise durch Psychologie, Religion, interkulturelle Philosophie, Literatur, Musik und Kunst, will der Wiener Forschungsraum, die Galerie hinterland mittels sogenannter Vogelgespräche in die epochale Geschichte «Konferenz der Vögel» des altpersischen Dichters Fariduddin Attar eintauchen. Konferenzteilnehmer Diagonal erweitert das Themenspektrum um Biodiversität und Artensterben, um Vogelstimmen und Expertisen von Ornithologen. — Basierend auf dem Epos «Konferenz der Vögel» des persischen Dichters und Mystikers Fariduddin Attar aus dem 12. Jahrhundert, hat der Wiener Kunstraum hinterland seit März 2023 eine Veranstaltungsreihe installiert. — Fariduddins großes und hierzulande weitgehend unbekanntes Werk hat auch einen politischen Hintergrund: «Die verantwortlichen Vögel dieser Welt meinen, sie brauchen einen allgemeingültigen König, der über ihnen steht, damit sie ihre Völker richtig anleiten können und nicht ins Verderben stürzen. Dem Ruf eines erleuchteten Vogels folgend, machen sich viele Vögel auf die Suche nach Simorgh. Nicht wissend, wer Simorgh eigentlich ist, begeben sie sich auf den Weg und jeder einzelne Vogel begegnet seinen ganz persönlichen Hindernissen. — Manche geben schon am Anfang der Reise auf, etwa die Ente, die nicht ohne Wasser sein kann. Dreißig Vögel schaffen es.» Was dann passiert, soll im Laufe des hinterland Projektes von unterschiedlichen Seiten beleuchtet werden.

 
 

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