31.08.2023 – Nachtmix: Die Musik von Morgen – Bayern 2 – Ralf Summer — – Details
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Berliner Doom
Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit Slowdive, Future Sounds of Kraut, Puma Blue, Kompakt Total 23, Earl Sweatshirt x The Alchemist, Nick Cave & Warren Ellis, Mick Harvey & Amanda Acevedo, Gold Rushian, Östro 430, Berliner Doom, Royal Blood, Lukas Groon und Kleiber.
Die englischen Pioniere des Shoegaze haben nach sechs Jahren Pause wieder ein Album fertig. «Everything Is Alive» heisst die wieder toll gewordene Platte von Slowdive. Die Fans sind froh, dass sie nach rund 20 Jahren Abwesenheit 2017 mit dem Comeback-Werk «Slowdive» wieder auftauchten. Die neuen Songs knüpfen mit ihrer extra-melancholischen Stimmung dort an. Außerdem meldet sich der in den USA lebende UK-Gitarrist Jacob Allen zurück. «Dream Soul» oder «Kuschel-Jazz» nannten wir den Sound seines Debüts. Allen nennt sich Puma Blue und «Holy Waters» seinen Zweitling, musikalisch in etwa ein Mix aus Chet Baker und King Krule. 39 Jahre gab es nichts von Östro 430, der frühen deutschen Frauen-Punk-Band, zu hören. Nun sind sie laut und energisch zurück. Nachreichen wollen wir zwei Alben, die am Freitag erschienen sind und die wir erst nach der letzten Ausgabe der Musik von morgen hören konnten: das Nick Cave & Warren Ellis – Live in Sydney – Album und «Voir Dire», den Rush-Release von Rapper Earl Sweatshirt (part of Odd Future-Gang, aus der auch Frank Ocean und Tyler, The Creator stammen). Hören werden wir weitere Alben, die am 1. September in die Läden und Portale gehen: Compost Rec schickt «Future Sounds of Kraut» und Kompakt Rec ihren Jahres-Sampler «Kompakt Total 23» ins Rennen, dazu der Nürnberger Lo-Fi-Troubadour Gold Rushian, das neue Projekt von Immer-Punk Jens Rachut (der Hamburger hat nach Dackelblut, Blumen Am Arsch Der Hölle…) nun «Kleiber» gegründet (unter anderem mit Thomas Wenzel / ex-Die Sterne) und Mick Harvey & Amanda Acevedo (Duett-Platte). Eine bunte Mischung.
Berliner Doom – Wer das hört ist Doom — Was für eine Band! Ein Wortspiel-verliebtes Berliner Trio, das den Berliner Dom, die flächenmäßig größte (evangelische) Kirche Deutschlands, verdoomt in alle Ewigkeit: zwölf Sekunden-Songs zwischen 0´22 und 1´06 Kürze grind-en weg, was weg muss. Die Noise-Ausbruchs-Stücke heissen «Veganer Softrock», «Alte Weisse Frau» oder «Die Wand angeschissen». Sängerin ARM und die beiden Musiker, Boris Guschlbauer und Daniel WTO, haben davor bereits zwei ähnlich kurz gehaltene Alben veröffentlicht (das hier dauert sieben Minuten) die aber zu kurz waren, um sie mitzubekommen. Kompromisslosigkeit, die Respekt verdient. Auch wenn das Trio sicher auf so was scheisst. (9,0 von 10 Punkten)
SK-reko-23