Die Callas – Beschreibung einer Leidenschaft (1/2)

02.09.2023FeatureDeutschlandfunkClaudia Wolff —   –  Details

Maria Callas

1987 — Maria Callas im Jahr 1967 in Berlin — Die Autorin ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal diese Stimme hört – da ist es um sie geschehen. Jahrzehnte nach der berauschenden Frühinfektion will sie ihrer Leidenschaft endlich auf den Grund gehen. — «Sie hat nicht Rollen gesungen, niemals, sondern auf der Rasierklinge gelebt», schrieb Ingeborg Bachmann über Maria Callas. Die legendäre Sopranistin hat das Publikum bis zum Fanatismus erregt, aber auch heftige Abneigung provoziert bei den Liebhabern eines behaglichen Musikkonsums. Einzigartig ist sie gewesen in der Verbindung von Bühnen-Präsenz, virtuoser Gesangstechnik und musikdramatischem Instinkt. Das Feature handelt vom Singen, vom Leben, vom Unglück der Callas und vom monströsen Ruhm, der ihre Kunst zu Lebzeiten eher verdunkelt hat.

 
 

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Heute Nacht in Margaritaville? Zum Tod von Jimmy Buffett

02.09.2023NewsFAZ onlineJan Wiele —   –  Details

Jimmy Buffett

Die letzte Mango in Paris: Er schrieb lustige Lieder über leichtes und leicht beschädigtes Leben, in denen der rettende Drink nie weit weg war. Nun ist der Songpirat Jimmy Buffett im Alter von 76 Jahren gestorben. — Als die Welt entdeckt war und es nur noch wenige echte Abenteuer zu erleben gab, kamen den Zivilisationsmüden neue Fluchtgedanken von der eigenen Insel oder zumindest einem eigenen Boot. «Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klau›n» sang Udo Lindenberg 1975. Viele amerikanische Rock- und Popstars besaßen da längst stattliche Boote oder gar Schiffe. Als der Folksänger David Crosby 1967 bei den Byrds herausgeschmissen wurde, lieh er sich 25.000 Dollar von einem Freund und kaufte eine 22 Meter lange Segelyacht, die er die «Mayan» taufte, und machte damit die Weltmeere unsicher. — Jimmy Buffett, der ebenfalls als Liedermacher und zunächst Countrysänger in den frühen Siebzigern eine Karriere begonnen hatte, entdeckte bald den Boots-Eskapismus für sich als musikalischen Gegenstand: Über biertrinkende Trucker gab es schließlich schon genug Songs, über Segler in tropischen Gewässern mit Cocktails in der Hand noch nicht. Das änderte sich gründlich mit Buffetts wegweisendem Album unter dem schönen Titel «Changes in Latitudes, Changes in Attitudes» (1977). Darauf war auch der Song «Margaritaville», der sein Leben verändern und zu einem Inbegriff amerikanischer Partykultur werden sollte. — Wohin Du auch gehst, nimm dein Wetter mit: Jimmy Buffett.

 
 

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Russlands Bollwerk bröckelt

31.08.2023NewsZeit OnlineHauke Friederichs und Maxim Kireev —   –  Details

Ukrainische Soldaten

Die Chancen der Ukraine auf einen Erfolg der Gegenoffensive wachsen trotz Kritik aus dem Westen. Davon könnte auch die Zukunft der besetzten Krim abhängen. — Auf den ersten Blick wirkt die Aufnahme, die russische Propagandisten kürzlich auf Telegram hochgeladen haben, wenig verräterisch. Sie könnte vielmehr einer der unzähligen Clips sein, die russische Militärblogger täglich im Internet veröffentlichen und kaum Aufsehen erregen: Eine Drohne der Russen hat einige Männer in Camouflage mit der Kamera gefasst. Es sind ukrainische Soldaten. Behutsam bahnen sie sich ihren Weg durch einen Waldstreifen irgendwo in der Südukraine. Plötzlich explodieren links und rechts Geschosse, Rauchwolken steigen auf und die Männer bleiben am Boden liegen. Dann reißt die Aufnahme ab. — Ukrainischen Soldaten ist nach drei Monaten der erste Durchbruch der russischen Befestigungen gelungen.

 
 

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Neue Alben von Slowdive, Nick Cave, Östro 430 u.a.

31.08.2023Nachtmix: Die Musik von MorgenBayern 2Ralf Summer —   –  Details

Berliner Doom

Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit Slowdive, Future Sounds of Kraut, Puma Blue, Kompakt Total 23, Earl Sweatshirt x The Alchemist, Nick Cave & Warren Ellis, Mick Harvey & Amanda Acevedo, Gold Rushian, Östro 430, Berliner Doom, Royal Blood, Lukas Groon und Kleiber.

Die englischen Pioniere des Shoegaze haben nach sechs Jahren Pause wieder ein Album fertig. «Everything Is Alive» heisst die wieder toll gewordene Platte von Slowdive. Die Fans sind froh, dass sie nach rund 20 Jahren Abwesenheit 2017 mit dem Comeback-Werk «Slowdive» wieder auftauchten. Die neuen Songs knüpfen mit ihrer extra-melancholischen Stimmung dort an. Außerdem meldet sich der in den USA lebende UK-Gitarrist Jacob Allen zurück. «Dream Soul» oder «Kuschel-Jazz» nannten wir den Sound seines Debüts. Allen nennt sich Puma Blue und «Holy Waters» seinen Zweitling, musikalisch in etwa ein Mix aus Chet Baker und King Krule. 39 Jahre gab es nichts von Östro 430, der frühen deutschen Frauen-Punk-Band, zu hören. Nun sind sie laut und energisch zurück. Nachreichen wollen wir zwei Alben, die am Freitag erschienen sind und die wir erst nach der letzten Ausgabe der Musik von morgen hören konnten: das Nick Cave & Warren Ellis – Live in Sydney – Album und «Voir Dire», den Rush-Release von Rapper Earl Sweatshirt (part of Odd Future-Gang, aus der auch Frank Ocean und Tyler, The Creator stammen). Hören werden wir weitere Alben, die am 1. September in die Läden und Portale gehen: Compost Rec schickt «Future Sounds of Kraut» und Kompakt Rec ihren Jahres-Sampler «Kompakt Total 23» ins Rennen, dazu der Nürnberger Lo-Fi-Troubadour Gold Rushian, das neue Projekt von Immer-Punk Jens Rachut (der Hamburger hat nach Dackelblut, Blumen Am Arsch Der Hölle…) nun «Kleiber» gegründet (unter anderem mit Thomas Wenzel / ex-Die Sterne) und Mick Harvey & Amanda Acevedo (Duett-Platte). Eine bunte Mischung.

Berliner Doom – Wer das hört ist Doom — Was für eine Band! Ein Wortspiel-verliebtes Berliner Trio, das den Berliner Dom, die flächenmäßig größte (evangelische) Kirche Deutschlands, verdoomt in alle Ewigkeit: zwölf Sekunden-Songs zwischen 0´22 und 1´06 Kürze grind-en weg, was weg muss. Die Noise-Ausbruchs-Stücke heissen «Veganer Softrock», «Alte Weisse Frau» oder «Die Wand angeschissen». Sängerin ARM und die beiden Musiker, Boris Guschlbauer und Daniel WTO, haben davor bereits zwei ähnlich kurz gehaltene Alben veröffentlicht (das hier dauert sieben Minuten) die aber zu kurz waren, um sie mitzubekommen. Kompromisslosigkeit, die Respekt verdient. Auch wenn das Trio sicher auf so was scheisst. (9,0 von 10 Punkten)

 
 

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Belachew Gebrewold, Politologe

31.08.2023Im GesprächÖ1Andreas Obrecht —   –  Details

Belachew Gebrewold

»In Afrika werden die Folgen von Pandemie und Ukraine-Krieg bis 2050 spürbar sein» — Belachew Gebrewold wurde 1969 in einer entlegenen Region in Äthiopien, in Kombatta, geboren worden und wuchs in ärmlichen Verhältnissen als Sohn einer Bauernfamilie auf. Die Schule, in die er Dank der katholischen Mission gehen konnte, war eine willkommene Abwechslung zum harten Alltag im afrikanischen Dorf. Nach exzellentem Schulabschluss beginnt Belachew Gebrewold in Addis Abeba Philosophie und Theologie zu studieren. Fasziniert ist er von der deutschen Sprache beginnt er, Originaltexte zu lesen. Schließlich sucht er um ein Stipendium in Österreich an und setzt seine Studien in Innsbruck fort, wo er im Fach Politikwissenschaft promoviert und sich schließlich auch habilitiert. — Heute ist Belachew Gebrewold Professor für Internationale Beziehungen und Leiter des Departements der Sozialen Arbeit und Sozialpolitik am Management Center Innsbruck. Der Politikwissenschaftler versteht sich als Vermittler zwischen Österreich und den Ländern des subsaharischen Afrika – europäisch-afrikanische Beziehungen, Migrationspolitik und afrikanische Konflikte stehen im Zentrum seiner wissenschaftlichen Forschung und seiner regen Publikationstätigkeit. 2017 hat Belachew Gebrewold als Mitglied des Steuerungsausschusses den Migrationspakt der Vereinten Nationen vorbereitet und auch das Migrationsgremium der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen in Afrika unterstützt. Die Folgen der Covid-19 Pandemie, des Klimawandels und des Krieges in der Ukraine, die dramatisch steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise machen viele soziale und ökonomische Erfolge, die bisher errungen wurden, wieder zunichte. Gerade deshalb, meint Belachew Gebrewold im Gespräch mit Andreas Obrecht, ist eine verstärkte Wirtschafts- und Wissenschaftskooperation zwischen Europa, Österreich und den Ländern des subsaharischen Afrika dringlicher denn je.

 

WH vom 22.12.2022

 
 

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Eva von Redecker, Philosophin, Autorin und Publizistin

31.08.2023Im GesprächÖ1Renata Schmidtkunz —   –  Details

Eva von Redecker

Aufgewachsen ist die 1982 geborene Philosophin Eva von Redecker auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein. In Kiel, Tübingen, Cambridge und Potsdam studierte sie Philosophie, Geschichte und Literaturwissenschaft. Zehn Jahre lang, von 2009 bis 2019 hat sie an der Humboldt-Universität zu Berlin gearbeitet, 2020/21 war sie mit dem Marie-Sklodowska-Curie Projekt «PhantomAiD» Projekt zum Thema Autoritarismus an der Universität von Verona. — Ihr 2020 erschienenes Sachbuch «Revolution für das Leben» wurde die «neue Bibel des intellektuellen Widerstands» tituliert und mehrfach übersetzt. In dem Buch «Bleibefreiheit schreibt sie über die Freiheit, an einem Ort zu leben, an dem man bleiben könnte.

 

Die Buchfassung ihrer Doktorarbeit trug 2018 den Titel «Praxis und Revolution», gelegentlich schreibt sie auch gern literarische Essays in Le Monde diplomatique.

 

Eva von Redecker ist assoziiertes Mitglied des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin.

 

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie trat Eva von Redecker als Erstunterzeichnerin der Zero Covid Kampagne für eine Zero Covid Strategie ein. — Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz, das im Rahmen von «Globart – Tage der Transformation» im Stift Melk entstand, spricht sie über die Aufgabe der Philosophie in den gegenwärtigen Multikrisen unseres Lebens.

 
 

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Im Mondenschein / Voices from planet LOVE

30.08.2023NachtmixBayern 2Judith Schnaubelt —   –  Details

Erykah Badu

Die Stimmen vom Planeten der Liebe heulen diesmal den Mond an, denn sie lieben ihn, befürchten aber Schlimmstes für unseren stillen Beobachter am Himmel, für unseren silbernen, wunderschönen Trabanten. Wie die Liebe hat der Mond immer schon die ganze Popkultur und überhaupt alle Künste inspiriert. Liebe und Mond sind ein inniges Paar in vielen Song und Tracks, ob in «Moonriver» von Henry Mancini, «Orange Moon» von Erykah Badu, «Waiting for the Moon» von den Tindersticks, «Moonchild» von Pharoah Sanders, «Logic Moon» von Alva Noto/Sakamoto oder in Paul Wellers Lullabye «Moon on your Pyjamas», um nur einige von tausenden zu nennen. Warum aber macht sich Judith Schnaubelt Sorgen um ihn, den Mond, the moon, la luna, la lune? Weil die Erdlinge wieder einen Run auf ihn gestartet haben; ausbeuten wollen sie ihn, nach Bodenschätzen suchen und zudem den Mond mal wieder mal für ihre nationalen Machtspiele missbrauchen. Diese Sendung ist ein klingendes Plädoyer dafür, den Mond einfach nur zu lieben, ihn anzuschmachten und sich von ihm zu Künstlerischem inspirieren zu lassen, im Mondenschein. —

 
 

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50 Jahre Hip Hop – ein Besuch an der Geburtsstätte in der Bronx

29.08.2023NachtmixBayern 2Matthias Röckl —   –  Details

Hip Hop

Hip Hop wird 50 und in New York City gibt es aus diesem Anlass eine große Auswahl an Konzerten, wie in der Bronx, dem ‹Birthplace of Hip Hop›. Matthias Röckl hat bei der Block Party am ‹Hip Hop Boulevard‹ vorbeigeschaut, bei der unter anderen KRS-One und Public Enemy spielten, und hat die New Yorker*innen befragt, was dieses große Jubiläum für sie bedeutet. Zu Wort kommen auch Pioniere wie Raheem, Mitglied bei Grandmaster Flash and the Furious 5 und Breakdancer Popmaster Fable, die Geschichten aus den Anfangsjahren von Hip Hop erzählen.

 

 
 

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Just chillin’ and jazz / Voices from planet LOVE

28.08.2023NachtmixBayern 2Judith Schnaubelt —   –  Details

Mark de Clive-Lowe

Auf dem Planeten der Liebe wird ausnahmsweise mal komplett entspannt; und es wird der Beweis angetreten, dass es sich ebenfalls tanzend bestens chillen lässt. Zum Beispiel mit Everwave, dem jüngsten Projekt des Musikers und Beatmasters Mark de Clive-Lowe, der sich mit Greg Paul vom jungen und formidablen Jazzkollektiv Katalyst aus Los Angeles zusammengetan hat. Auch Soundkünstler Aphex Twin ist wieder unterwegs, wie in alten Zeiten mit feinen jazzenden Jungle-Grooves. Und auch groß: das «Black Classical Music»-Album vom Londoner Drummer Yussef Dayes, auf dem auch Bassist Rocco Palladino glänzt.

 
 

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Stimmstarkes Frauentrio in Krems / Hannah James, Lylit & Désirée Saarela

28.08.2023On StageÖ1Andreas Felber —   –  Details

Hannah James

Am 27. Juli 2023 war die Bühne am Hof der Winzer Krems Schauplatz einer Premiere: Im Rahmen des Festivals Glatt & Verkehrt, unterstützt durch einen Ö1-Kompositionsauftrag, stellte die Salzburger Soul- und Pop-Sängerin Lylit alias Eva Klampfer ein stilistisch entgrenztes Programm mit zwei stimmstarken Kolleginnen vor: Zum einen handelte es sich dabei um Hannah James aus England, die Glatt & Verkehrt schon 2020 als Sängerin, Akkordeonisten und Tänzerin verzückt hatte, zum anderen um Sänger-Gitarristin Désirée Saarela, die Finnland-schwedischer Herkunft ist und in ihrer Heimat unlängst mit Akkordeonistin Maria Kalaniemi eine Duo-CD aufgenommen hat. — Andreas Felber präsentiert das mit Spannung erwartete Zusammentreffen dreier musikalischer Welten.

 
 

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Sprachgeburt aus der Revolte / Bert Papenfuß

27.08.2023NewsFAZ onlineTom Schulz —   –  Details

Bert Papenfuß

Wer dem Dichter Bert Papenfuß begegnete, traf auf einen in schwarzes Leder gekleideten Rocker mit Seemanns-Shirt, der, wie es sich für einen Norddeutschen gehört, kein großer Freund des Smalltalks war. Man blickte in ein bärtiges Gesicht, klare Augen sahen einen mitunter fragend an. Es war Skepsis und Wärme gleichermaßen, Distanz und Nähe; vielleicht auch manchmal die Pose eines Revoluzzers, eines sich verweigernden Einsiedlers. Doch eigentlich war Bert Papenfuß ein Vorsänger für eine Gemeinde urbaner Spezialisten, die sich in untergründigen und widerständigen Aktionen vereinten. Er war ihr Textdichter und anarchistischer Korrepetitor. — Und er war noch mehr: Punkdichter und Seeräuber im Geiste von Klaus Störtebeker. 1956 im mecklenburgischen Stavenhagen geboren, wuchs er in ein Land hin ein, das, wie Heiner Müller es formuliert hat, «Krieg führte gegen lange Haare, Jeans und Jazz». Der junge Papenfuß lernte früh zu rebellieren gegen Schule und Elternhaus, sein Vater, ein hoher NVA-Offizier, wurde ihm zum Abbild des Angepassten und Systemtreuen. Als Papenfuß den Wehrdienst verweigerte, musste er als Soldat in die berüchtigte «Baukolonne». Als er in den Siebzigerjahren nach Ostberlin kam, war dies der Ort des künstlerischen Undergrounds, der subversiven Biotope. Wer damals seine Gedichte in einem der Jugendclubs hörte, wusste sofort, dass hier ein früh Genialischer seine Kreise zog: «ich bin ein revolver / & gehör in jedes bett / schwaden schwarzen blutes / stocken über den eingeweiden.» Seine Gedichte waren düster, politisch, kühl und sprachspielerisch; sie erschienen vor allem im Samisdat, in Zeitschriften, die Namen wie «Schaden» oder «Ariadnefabrik» trugen und in oppositionellen Kreisen zirkulierten. — In dieser Zeit entstand die Legende von der Prenzlauer-Berg-Szene. Zusammen mit Stefan Döring, Sascha Anderson, Ulrich Zieger, Eberhard Häfner und Jan Faktor war Papenfuß einer derer, die bald auch in der Bundesrepublik Interesse weckten, die, so schien es, anders waren als ihre westdeutschen Kollegen: unangepasst, wild und avantgardistisch. Bert Papenfuß, der Verlaine der Ostberliner Arbeiterbezirke, wurde schnell ein Star. Die in der DDR hoch angesehenen Autoren Volker Braun und Karl Mickel priesen ihn und bescheinigten ihm, «ein Meister nicht syntaktischer Grammatik» zu sein. Seine Texte trafen den Zeitgeist, lässig und cool: «ich hab mich / fon der zeit / ferspottet gefuehlt // jede zeit ferspottet jeden augenblikk / jede zeit ferspottet jede uhr / jede uhr ferspottet jeden augenblick // jede uhr isn zeitzuender.» Papenfuß schrieb so, wie nonkonform gesprochen wurde. Sein Ruf verbreitete sich schnell bis zu Suhrkamp nach Frankfurt. Und bis Wien: Bereits vor Erscheinen seines ersten Lyrikbandes «dreizehntanz» (1988) im Aufbau-Verlag konstatierte Ernst Jandl: «Nur des unbeschränkt verbreitbaren Buches bedarf es noch, um Bert Papenfuß-Gorek als einen Dichter ersten Ranges sichtbar zu machen.»

 
 

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Schiefe Töne – Eine Sanges-Geschichte von Scham und Scheitern

27.08.2023FreistilDeutschlandfunkFlorian Felix Weyh —   –  Details

Ton höhen

Die Dinge des Lebens — Ein Sommer mit Hörspielen und Dokus — Woche 9: Krise

Gut sprechen kann der Autor und Moderator Florian Felix Weyh. Aber wenn er seine Stimme zum Gesang erhebt, wird es peinlich für ihn und peinigend für andere. Er kann nicht singen. Was tun? — Seit jeher will er es. Doch vor dem Singen kommt das Herzrasen und die Panik, dass er sich mit seinen schiefen Tönen bis aufs Mark blamiert. Soll er bis ans Lebensende die Stimmbänder unbehelligt lassen und souverän ein sprechender Nichtsänger bleiben? Oder sich wagemutig aufs Feld von Scham und Scheitern begeben? Gewiss ist er kein Einzelfall, das beweisen «Ich-kann-nicht-Singen»-Chöre in etlichen Städten. Also heißt es Leidensgenossen suchen, Rat und Schulung in Anspruch nehmen und dem Risiko ins Auge blicken, dass er am Ende als komplett amusischer Mensch dasteht. — Kann jeder Mensch Tonhöhen korrekt wiedergeben oder gibt es wirklich Menschen, die dafür kein Talent besitzen?

 
 

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