10.10.2024 – Freispiel – Deutschlandfunk Kultur – N.N. — – Details
Stasi-Unterlagen
Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung: Stasi-Überwachte und Überwacher vertiefen sich in «Sachstandsberichte», abgefangene Briefe, nie gesehene Fotos. Sie sind aufgewühlt und angewidert oder lachen und wundern sich über dieses parallel zu ihrem eigenen Leben geführte staatliche Tagebuch.
«22.20h verließen eine männliche und eine weibliche Person die Kirche – sie liefen je ein Fahrrad schiebend durch die Auguststrasse. 22.27h betraten sie das Wohnhaus in der Kleinen Hamburger Strasse und begaben sich in die 4. Etage – wo sie die rechte Wohnungstür aufschlossen und die Wohnung betraten. An der Wohnungstür war der Name [geschwärzt] angebracht.»Die «Stasi» war, als Geheimdienst und Geheimpolizei ohne rechtsstaatliche oder mediale Kontrolle, ein zentraler Teil des diktatorischen Systems der DDR. Sie wurde durch die autoritär regierende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) direkt beauftragt und zur Machtsicherung mittels Überwachung, Bedrohung und Einschüchterung eingesetzt. Ihren Namen hat sie vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS), das in der Zeit des Kalten Krieges Anfang 1950 gegründet wurde. Bürgerrechtler:innen besetzten im Zuge der Friedlichen Revolution im Dezember 1989 landesweit Gebäude des MfS und verhinderten damit eine Nachfolgeorganisation der Stasi nach dem Ende der DDR. In den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung konnte mit einer zweiten Besetzung der ehemaligen Stasi-Zentrale die Öffnung der Stasi-Akten für Betroffene durchgesetzt werden. — Wohin führt es, die eigenen Überwachungsberichte der Stasi-Unterlagen-Behörde zu lesen? Ein Experiment.
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Rimini Protokoll sind Helgard Haug (geboren 1969), Stefan Kaegi (geboren 1972) und Daniel Wetzel (geboren 1969). Seit 2000 arbeiten sie in verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen. Sie entwickeln ihre Bühnenstücke, Interventionen, szenischen Installationen und Hörspiele oft mit Personen, die ihr Wissen und Können jenseits des Theaters erprobt haben. Zu ihren Auszeichnungen gehören der Mülheimer Dramatikerpreis, der «Faust», der Silberne Löwe der Theaterbiennale Venedig sowie der Deutsche Hörspielpreis und der Hörspielpreis der Kriegsblinden. Zuletzt: «Prinzip Held*» (Deutschlandfunk Kultur 2024).
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