Vier, virtuos verzahnt – Luca Zambito Quartett

20.10.2023Jazztime: All that JazzBR-KlassikRoland Spiegel —   –  Details

Luca Zambito

Vier, virtuos verzahnt: Das Quartett des Pianisten Luca Zambito beim Bayerischen Jazzweekend Regensburg. Aufnahme vom 16. Juli 2023, Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais. Mit Luca Zambito, Klavier, Moritz Stahl, Saxophon, Nils Kugelmann, Kontrabass, und Valentin Renner, Schlagzeug.

 
 

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Satire darf nicht nach unten treten – Kabarettist Urban Priol

19.10.2023Im GesprächDeutschlandfunk KulturSusanne Führer —   –  Details

Urban Priol

Schrille Hemden, Sturmfrisur: So kennen ZDF-Zuschauer Urban Priol aus der Satiresendung «Neues aus der Anstalt“. Eigentlich wollte Priol Lehrer werden – präsentiert nun aber schon seit über 40 Jahren Politkabarett. — Satire darf viel. Nur unlauteres Treten nach unten mag Kabarettist Urban Priol nicht.

 
 

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Mahlers ‹Lied von der Erde› mit dem Chamber Orchestra of Europe / Beethovenfest Bonn

19.10.2023KonzertWDR 3Johannes Zink —   –  Details

Robin Ticciati

Aufnahme vom 22. September 2023 aus der Kreuzkirche, Bonn — Klagegesänge, Weltgesänge – das Chamber Orchestra of Europe spielt zusammen mit den Sängern Natalya Boeva und Allan Clayton zwei ganz unterschiedliche Hymnen an die Natur: Brett Deans «Pastoral Symphony» und Gustav Mahlers «Lied von der Erde». — «Mir fällt es zunehmend schwer, meine Liebe für die Klänge der Natur von einem immensen, wachsenden Verlustgefühl zu trennen,» sagt der Australier Brett Dean. Hinein in eine Zeit des schonungs- und respektlosen Wütens gegen die Wälder und Wildnisse unserer Erde hat er seine «Pastoral Symphony» für Kammerorchester geschrieben. Dean huldigt darin dem herrlichen Gesang der Vögel und erhebt Klage über den seelenlosen Lärm, der übrigbleibt, wenn dieser Gesang verstummt. Naturklänge ganz anderer Art stimmt das Chamber Orchestra of Europe danach an. Gustav Mahlers «Lied von der Erde» ist der Versuch eines definitiven Weltgesangs, auf dessen Suche sich Mahler in seiner letzten Lebensphase macht. Inspiration holt er sich in der atemberaubenden Landschaft des Südtirolischen Toblach.

 
 

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Warum sich die postmoderne Linke so schwertut, den Terror gegen Israel zu verurteilen

19.10.2023NewsZeit OnlineAnna Mayr —   –  Details

Rapperin Nura

Die Rapperin Nura macht vor allem Musik. Ihre Lieder heißen Niemals Stress mit Bullen und Weißt du, was ich meine?. Aber sie ist auch politisch. In einem Interview sagte sie einmal, dass sie überhaupt nicht unpolitisch sein könne, als schwarze, bisexuelle Frau. Also ist sie Teil einer lose zusammenhängenden Internetclique, die gegen die patriarchale, rassistische Mehrheitsgesellschaft spricht. — An dem Sonntag, an dem immer noch nicht ganz klar war, wie viele Israelis von Hamas-Terroristen abgeschlachtet worden waren, postete Nura auf ihrem Instagram-Profil einen Ausschnitt aus ihrem neuen Musikvideo. Darin posiert sie mit anderen vor einer Wand, auf der «FREE PALESTINE» steht. Der Sender ProSieben lud sie daraufhin aus einer Talkshow aus. Nura entschuldigte sich, mit folgenden Worten: «Wenn ich Nachrichten gucke und Menschen sehe, die leiden, dann mache ich keine Unterschiede, welche Herkunft, welches Geschlecht, welche Sexualität oder welche Religion diese Personen haben. Leid ist Leid.» Dann schreibt sie noch, dass es ihr leidtue, «wenn ich jemanden, der betroffen ist, damit verletzt habe». — Die Rapperin Nura bei einem Festivalauftritt

 
 

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Vor 40 Jahren lebte James Bond zweimal / Roger Moore, Sean Connery

19.10.2023NewsBerliner ZeitungPhilip Dethlefs —   –  Details

Roger Moore +

Gerüchte, wer der nächste James-Bond-Darsteller werden könnte, ändern sich beinahe wöchentlich. Aber dem Vernehmen nach haben die Produzenten ihre Suche nach dem neuen 007 noch gar nicht richtig begonnen. Zwei Jahre nach dem letzten Auftritt von Daniel Craig müssen sich die Fans also weiter in Geduld üben. Vor 40 Jahren war das ganz anders, da gab es sogar zwei James Bonds: Roger Moore in «Octopussy» und Sean Connery in «Sag niemals nie». — Eigentlich hatte Connery längst mit der Sache abgeschlossen. Nach seinem fünften Film «Man lebt nur zweimal» hatte er schon 1967 seinen Abschied von der Rolle verkündet, weil ihm der 007-Kult zu viel wurde. Als sein Nachfolger George Lazenby nach nur einem Einsatz hinwarf, ließ sich Connery von den Bond-Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman zu einem Comeback in «Diamantenfieber» (1971) überreden. Anschließend übernahm Roger Moore die Rolle, die er in sieben Filmen der Firma Eon Production spielen sollte. — «Nie wieder Bond», soll Connery gesagt haben. Aber dann überlegte es sich der Schotte noch einmal anders, als sich eine unerwartete Gelegenheit bot. «Sag niemals nie» lief in Konkurrenz zur 007-Reihe der Firma Eon, die bis heute 25 Kinofilme hervorgebracht hat. — So sah man aus, so wollte man sein: Roger Moore alias James Bond 007 inmitten einer der Damen, die in« Octopussy» an seiner Seite spielen.

 
 

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Putin antwortet auf die Frage, ob Russland den Krieg gegen die Ukraine verloren hat

19.10.2023NewsBerliner ZeitungLiudmila Kotlyarova —   –  Details

putin

«Krieg ist Krieg»: Kreml-Chef Wladimir Putin äußert sich zu den Lieferungen von amerikanischen ATACMS-Raketen an die Ukraine und lädt Joe Biden plötzlich zum Tee ein. — Die USA haben der Ukraine Raketen vom Typ ATACMS geliefert, die von Kiew bereits am Dienstag gegen die russischen Truppen in der Ostukraine eingesetzt wurden. «Die ATACMS haben sich bewährt», lobte Präsident Wolodymyr Selenskyj den Einsatz. — Der russische Präsident Wladimir Putin wurde dazu auf der Pressekonferenz nach dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Peking befragt. Die Lieferung amerikanischer ATACMS-Raketen an die Ukraine schaffe «zusätzliche Bedrohungen», aber die russische Armee werde diese Angriffe abwehren können, kommentierte Putin und fügte hinzu: «Krieg ist Krieg» (Zitat nach Meduza, einem unabhängigen russischsprachigen Exilmedium mit dem Sitz in Riga, Lettland). — Wladimir Putin: «Wenn Russland den Krieg verloren hat, wozu dann die ATACMS-Raketen liefern?» — Das ist eine eher untypische Wortwahl für den Kreml-Chef, der den Krieg gegen die Ukraine an die eigene Bevölkerung sonst als «Sonderoperation» verkauft. Die in Russland ansässige Medien dürfen den Begriff ebenfalls nicht verwenden – sonst droht ihnen eine Sperrung oder sogar eine strafrechtliche Verfolgung. Auf die weitere Frage eines ausländischen Journalisten, ob Russland den Krieg gegen die Ukraine verloren habe, antwortete Putin: «Wenn Russland den Krieg verloren hat, wozu dann die ATACMS-Raketen liefern? Mögen die USA dann ATACMS und alle anderen Waffen zurücknehmen. Möge sich Biden (an den Tisch, Anm. d. Red.) für die Pfannkuchen setzen und zu unserer Teeparty kommen.» Zuvor hat Putin erzählt, wie die Gespräche mit Xi gelaufen waren. Man habe zuerst ein Geschäftsessen mit den Außenministern gehabt, dann habe er sich bei einer Tasse Tee zwei Stunden lang persönlich und vertraulich mit Xi unterhalten.

 
 

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Sehr verehrte Antisemiten / Judenhass und Alltag

19.10.2023NewsSüddeutsche ZeitungIjoma Mangold —   –  Details

Alexander Estis

Viele von euch hassen uns, einige von euch aber haben uns sogar lieb: Ihr seid rechts, links, doof, klug, divers, tragt Irokese, Burka oder Minirock. Eine Klarstellung für dunkle Tage in Deutschland. — Nach einer Lesung kam mal eine Frau zu mir, ließ sich ein Buch signieren und bemerkte höflich: “Danke. Ich fand es sehr schön. Aber warum müssen Sie immer sagen, dass Sie Jude sind? Da muss man als Deutsche gleich über so vieles nachdenken!” — Alexander Estis, 1986 in einer jüdischen Familie in Moskau geboren, ist Schriftsteller und Kolumnist. Zuletzt erschien sein Kurzprosaband “Fluchten” (Edition Mosaik). An diesem Sonntag wird er in Berlin mit dem Kurt-Tucholsky-Preis ausgezeichnet.

 
 

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Durch Erfindung die Wahrheit hervortreten lassen / Daniel Kehlmann, Bestsellerautor

19.10.2023Im GesprächÖ1Renata Schmidtkunz —   –  Details

Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmann hat einen neuen Roman geschrieben: «Lichtspiel» widmet sich einem der großen Regisseure der deutschen Kino-Geschichte: Georg Wilhelm Pabst. Gemeinsam mit Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Ernst Lubitsch gehörte der Österreicher Pabst zu den großen Regisseuren der Weimarer Republik. 1885 in Radaunitz im heutigen Tschechien geboren, wurde er mit Filmen wie «Die freudlose Gasse», «Die Büchse der Pandora» und der «Dreigroschenoper» bekannt. — Pabst drehte mit den Stars seiner Zeit, die er zum Teil selbst groß gemacht hatte: Greta Garbo, Louise Brooks und Asta Nielsen. Als Hitler Reichskanzler wird, arbeitet Pabst gerade in Frankreich. Von dort flieht er nach Hollywood. Aber dort will es mit dem Erfolg nicht recht klappen. Als er sich entschließt, mit seiner Familie nach Österreich zurückzukehren, bekommt er den Druck des NS-Regimes in der Person von Propagandaminister Goebbels zu spüren. — «Kehlmann weiß wie immer, seine Geschichte zwischen historischer Wahrheit und Fiktion anzusiedeln, um «durch Dichtung die Wahrheit hervortreten zu lassen» – wie er sagt. Dieses Talent stellte er schon 1997 mit seinem ersten Roman «Beerholms Vorstellung» unter Beweis. Der internationale Durchbruch gelang ihm 2002 mit dem Roman «Die Vermessung der Welt», der in über 40 Sprachen übersetzt und verfilmt wurde. Sein Roman «Tyll» aus dem Jahr 2017 stand monatelang auf den Bestsellerlisten und gelangte auf die Shortlist des International Booker Prize.

 
 

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forest floodlights / Water Whispers

19.10.2023Zeit-TonÖ1Susanna Niedermayr —   –  Details

Abby Lee Tee

musikprotokoll 2023. Klangerkundungen im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet

Zwei Stücke sind im Anschluss an die SHAPE+ Artist Residency von Franziska Thurner, Abby Lee Tee und Manja Ristic Ende Juli in Harrachstal entstanden. Die Uraufführung von «forest floodlights» fand am ersten Konzertabend des diesjährigen ORF musikprotokoll im steirischen herbst im Grazer Dom im Berg statt. Das Radiostück «water whispers» feiert heute im Zeit-Ton seine Premiere. — Im Rahmen ihrer SHAPE+ Artist Residency tauchten Franziska Thurner, Abby Lee Tee und Manja Ristic in die Wälder des österreichisch-tschechischen Grenzgebiets ein, folgten den Spuren von Ameisen, Bibern, Flusskrebsen und Fischottern, erforschten die Hydrogeomorphologie verschiedener Waldbäche und lauschten Sedimenten oder Insektenchören. Eine von kleinen, aber wasserreichen Gewässern und Waldhängen durchzogene Landschaft, in der fast greifbar Vergangenheit und Gegenwart, Natur und moderne Gesellschaft, persönliche und kollektive Geschichte mitschwingen. Die heute unsichtbare Grenze entlang des früheren Eisernen Vorhangs wird nur noch durch verschiedene Arten der Landnutzung und dem Verhältnis zu Naturräumen sichtbar. — Manja Ristic ist SHAPE+ Artist 2023/24, nominiert vom ORF musikprotokoll. Shape+ ist die Plattform für innovative Musik und interdisziplinäre Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound. Gefördert wird SHAPE+ durch das Programm «Creative Europe» der Europäischen Union.

 
 

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Stephen Rubin, 81, ‹Inbegriff des Hitmachers› der Buchwelt, gestorben

19.10.2023NewsThe New York TimesAlex Traub —   –  Details

Stephen Rubin

Mit 43 Jahren begann er mit dem Verlagswesen und veröffentlichte dann viele der beliebtesten Bücher der letzten Jahrzehnte, darunter «The Da Vinci Code“. — Der Verleger Stephen Rubin in seinem Haus in Manhattan im Jahr 2018. «Wenn ich etwas lese, von dem ich weiß, dass es einfach wunderbar ist“, sagte er einmal, «sehe ich Dollarzeichen.» — Stephen Rubin, ein Glückssucher im Buchgeschäft, der dazu beigetragen hat, John Grisham und Dan Brown zu berühmten Schriftstellern zu machen und Michael Wolffs Chronik des Weißen Hauses unter Trump aus dem Jahr 2018, «Fire and Fury», veröffentlichte, starb am Freitag in Manhattan. Er war 81.

 

— Die Todesursache in einem Krankenhaus seien Komplikationen einer Sepsis gewesen, die nach einer kürzlich erfolgten Infektion aufgetreten sei, sagte sein Neffe David Rotter.

 

— Herr Rubin war ein Förderer der klassischen Musik, der einen Chauffeur beschäftigte. Dennoch war er auch ein Kind der Arbeiterklasse in der Bronx, dem literarisches Prestige weniger wichtig war als das Endergebnis.

 

— «Wenn ich etwas lese, von dem ich weiß, dass es einfach wunderbar ist, sehe ich Dollarzeichen», sagte er der New York Times in einem Profil aus dem Jahr 2018 .

 

— Im selben Artikel bezeichnete Jonathan Karp, Präsident und CEO von Simon & Schuster, Herrn Rubin als «den Inbegriff des Hitmachers».

 

— «Er ist für das Buchgeschäft», sagte Herr Karp, «was Clive Davis für die Musikindustrie ist.» — — Herr Rubin war ein 43-jähriger freiberuflicher Journalist und arbeitsloser Zeitschriftenredakteur, als er seinen ersten Job im Verlagswesen bei Bantam Books annahm.

 

— Er musste seinen Chef fragen, was die Branchenverwendung des Wortes «Königshaus» bedeutete, aber er zeigte auch Initiative. Für den ersten Originalroman, den er kaufte, «Destiny» von Sally Beauman , zahlte er 1.015.000 US-Dollar, damals der höchste Vorschuss, der jemals einem unbekannten Autor gewährt wurde. Der Roman wurde zum Bestseller.

 

— Neun Monate nach seiner Einstellung wurde Herr Rubin Chefredakteur von Bantam. Nur wenige Jahre später, 1990, übernahm er Doubleday, das wie Bantam zum deutschen Mischkonzern Bertelsmann gehörte. Er setzte weiterhin Millionen-Dollar-Wetten auf unveröffentlichte Bücher.

 

— «Der Versuch, hochpreisige Bestseller zu veröffentlichen, ist das riskanteste Spiel, das man spielen kann», schrieb Herr Rubin in seinen Memoiren «Words and Music: Confessions of an Optimist», die im Januar von Rowman & Littlefield veröffentlicht wurden. «Aber es war meine Vorgehensweise.»

 
 

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The 45 King, der für Jay-Z und Eminem produzierte, stirbt im Alter von 62 Jahren

19.10.2023NewsThe New York TimesOrlando Mayorquin —   –  Details

The 45 King

Der 62-jährige gebürtige Bronxer hat seinen Beats eine unverwechselbare jazzige Note verliehen. Er steuerte Titel zum Debütalbum von Queen Latifah bei und produzierte neben anderen Hip-Hop-Klassikern Eminems «Stan». — Der gebürtige Mark Howard James nahm den Spitznamen «The 45 King» an, weil er eine Vorliebe dafür hatte, alte, obskure Platten zu sampeln. Sein Tod wurde am Donnerstagnachmittag von einem anderen Hip-Hop-Produzenten, DJ Premier, in den sozialen Medien bekannt gegeben. — Angaben zur Todesursache oder zum Todesort lagen zunächst nicht vor. Eine an James’ Manager gerichtete Anfrage wurde nicht sofort beantwortet. — «Sein Sound war anders als alle anderen, vor allem sein schweres Schlagzeug und seine Hörner waren bei jeder Produktion so deutlich zu hören», schrieb DJ Premier und bezog sich dabei auf James als DJ Mark The 45 King. — The 45 King in seinem Heimstudio in New York City im Jahr 1994.

 
 

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Die scheue Löwin: Zum Tod von Carla Bley

19.10.2023NewsTagesspiegelGregor Dotzauer —   –  Details

Carla Bley

Die Haare ein Gebirge und ein Versteck. Unter Carla Bleys Löwenmähne mit dem Pony lebte eine scheue, an sich selbst zweifelnde und zugleich mit einem knochentrockenen Humor begabte Frau, die selbst nicht immer wusste, wie sie Wesen und Erscheinung miteinander in Einklang bringen sollte. Bis ins hohe Alter aber ging von dieser Spannung eine Würde aus, die noch die zerbrechliche, auch in der Pracht ihres Schopfes bereits sichtlich dezimierte Frau verkörperte, die ihr Lebensgefährte und musikalischer Komplize, der Bassist Steve Swallow, behutsam ans Klavier führte, wo sie im Trio mit dem Tenorsaxofonisten Andy Sheppard von den jüngsten Kompositionen durch Jahrzehnte eines imposanten Werks bis zu den ältesten hinabtauchte. — Beim Enjoy Jazzfestival in Ludwigshafen 2019, dem letzten von vielen Konzerten, das der Autor dieser Zeilen mit ihr erlebte, war «Vashkar» für das mit Billy Drummond zum Quartett erweiterte Trio eine der ältesten. Verglichen mit den skizzenhaften Themen, die sie ihrem ersten Mann, dem Pianisten Paul Bley, in den 1960er Jahren sonst noch in die Finger legte, handelt es sich um ein ausgearbeitetes Stück. Unter akademischen Aspekten müsste man die schroffe Modulationslust dieser in h-Moll beginnenden und in b-Moll landenden Ballade wohl dilettantisch nennen. Der Charme ihres Stils besteht jedoch nicht nur hier darin, halbtonweise auf andere Tonarten zuzukriechen, um dann unvermittelt woanders hinzuspringen. — In Verbindung mit einer nicht minder eigenwilligen Melodie fällt «Vashkar», so schmissig und eingängig sie später zum Teil komponierte, sicher nicht in die Kategorie eines Ohrwurms. Aber wie an vielen anderen Stücken aus jenen Jahren, die Paul Bley populär machte, «Ictus», «Syndrome», «Donkey» oder das unverwüstliche «Ida Lupino», arbeiten sich nachwachsende Generationen von Jazzmusikern bis heute an ihnen ab. Abseits von Standards entdecken sie in Carla Bleys frühen, oft kaum über die erste Idee hinausgekommenen Motivverkettungen eine funkelnde Fremdheit, die sich aus immer neuen Blickwinkeln betrachten lässt. — Gratis testen: Lesen Sie den Tagesspiegel im Abo unbegrenzt. Alles aus der Welt und der Weltstadt.

 

Carla Bley, 1936 unter dem Namen Lovella May Borg als Tochter eines Klavierlehrers und Kirchenmusikers in Kalifornien geboren, war mit 17 Jahren nach New York gezogen und hatte dort im berühmten Birdland gejobbt, wo sie dem aufstrebenden Paul Bley begegnete. Es waren die Jahre, in denen der Bebop müde geworden war, und der Free Jazz erste Anstalten machte, alle herkömmlichen Bindungen hinwegzufegen: Entwicklungen, die sie, aus einer klassisch geprägten Welt kommend, aus nächster Nähe aufsog. — Als Pianistin blieb sie technisch beschränkt. Ihre Originalität zeigte sich im Komponieren und Arrangieren. Dass sie zunächst ohne Kenntnis von Jazzharmonien zu Werke ging und einen Hauch alteuropäischer Kunstmusik mitbrachte, ein Quäntchen eislerhaftes Pathos und einen guten Schwung zirkushaften Übermuts, machte sie für den Vibraphonisten Gary Burton («A Genuine Tong Funeral»), den Bassisten Charlie Haden und sein Liberation Music Orchestra oder das Jazz Composers Orchestra, an dem ihr zweiter Mann, der Trompeter Michael Mantler beteiligt war, erst richtig attraktiv. — Mehr zum Thema — Nachruf auf Gary Peacock Flugstunden mit einem Koloss — Nachruf Paul Bley Offen, für alles — Parodie und Pathos Zum 70. Geburtstag der Jazzkomponistin Carla Bley — Als ihr Meisterwerk gilt die sogenannte Jazzoper «Escalator Over the Hill» mit Texten des Dichters Paul Haines. In den Jahren 1969 bis 1971 entstanden, war es eher ein Experiment in der großen Form mit gewaltigem Apparat. Doch hier trainierte sie an der Grenze zur Big Band jene ironisch eingefärbte Jazztheatralik, die sie in den folgenden Jahren zu großen Publikumserfolgen führte. — Ein fast zappaesker Witz prägte ihre öffentlichen Auftritte, bei denen sie von der Orgel aus mit halb ungelenken, halb zackigen Bewegungen die Dompteuse ihrer wilden Truppe spielte. — Zwischen freejazzhaften Aufwallungen («Jazz Realities») und Anwandlungen zur Fahrstuhlmusik («Night-Glo») hat Carla Bley, die abseits ihres Berufs ein unbezwingbares Faible für das Gärtnern und ein zurückgezogenes Leben hatte, ein weites Feld bestellt. Mit der Gründung des eigenen Labels Watt hat sie bei alledem versucht, auch wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Am vergangenen Dienstag ist sie mit 87 Jahren gestorben.

 
 

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