Eines ihrer wohl auffallendsten Stilmittel ist der «seltsam unbeteiligte, distanzierte Blick auf die Figuren und ihr Bestreben», meint etwa der Filmkritiker Dominik Kamalzadeh über Hausners Werk. Es ist ein Blick, der ihre Filme als bewegte Gemälde unterstreicht, zu denen sich das Publikum stets eigenständig verhalten muss. — Bereits die frühen, an der Wiener Filmakademie entstandenen Arbeiten Jessica Hausners haben ihre markante Handschrift bereits angedeutet. So etwa der 1996 entstandene Coming-of-age Kurzfilm «Flora», der bei den Filmfestspielen in Locarno mit dem «Leopard von morgen» ausgezeichnet wurde. Ihr 50-minütiger Film «Inter-View» (1999) zeichnete auf halbdokumentarische Weise das Porträt eines jungen Mannes, der unter dem Vorwand, Interviews über den Sinn des Lebens zu führen, Kontakt zu seinen Gesprächspartnern sucht. — Die Mehrdeutigkeit ihrer Inszenierungen betonte Jessica Hausner im Laufe der Jahre immer stärker. Mit ihrem ersten englischsprachigen Film «Little Joe» (2019), der bei den Filmfestspielen in Cannes Weltpremiere feierte und mit dem «Prix d›interprétation féminine» für die Hauptdarstellerin Emily Beecham ausgezeichnet wurde, avancierte Hausner international zu einer der bedeutendsten österreichischen Filmemacherinnen der Gegenwart. — Hausners neueste, ebenfalls in Cannes vorgestellte Arbeit trägt den Titel «Club zero» und lehnt sich inhaltlich an ihren Vorgängerfilm «Little Joe» an, geht es darin doch auch um die Frage nach den großen Glücksversprechungen unserer Zeit. Während in «Little Joe» in einer klinisch sauberen, aseptischen Welt eine mittels Gentechnik neu entwickelte Pflanzenart einen Duft ausströmt, der alle Menschen glücklich machen soll, verspricht in «Club zero» eine eigenwillige Lehrerin ihren Kindern das große Lebensglück durch «Conscious Eating». Auf Deutsch «Bewusstes Essen». Inwiefern diese Geschichte inspiriert ist von der alten Sage rund um den Rattenfänger von Hameln, die Suche nach dem Glück und die Frage nach einer richtigen Lebensform in immer schnelleren und krisenreicheren Zeiten immer essentieller werden, darüber macht sich Jessica Hausner Gedanken.
Musik von Klavier-Trios der 1950er- und 60er-Jahre bis heute. Von Mary Lou Williams mit «I Can›t Get Started» bis Marcin Wasilewski mit «Diamonds and Pearls. — Jazz auf sechs Saiten
Im Fokus dieser Ö1 Jazznachtstunde steht die Gitarre. Historisches von Charlie Christian wird zu hören sein sowie Aktuelles von Mary Halvorson, eine der wichtigsten zeitgenössischen Gitarristinnen.
Gespräch mit: PRIM — Seit dem Jahr 2015 arbeitet das vom aus Rosenheim, Bayern, zugezogenen Keyboarder Felix Biller in Wien gegründete sowie mit den beiden Niederösterreichern Martin Melzer (Bass) und Christoph Karas (Schlagzeug) besetzte Trio PRIM an seinem dynamischen, überraschungsreichen Bandsound, der auch Kenner:innen die Ohren spitzen lässt. — Im Ö1 Jazznacht-Gespräch mit Katharina Osztovics erzählt PRIM über «musikalisches Recycling» und dessen Mehrwert für die Songs und das Trio. Außerdem erklären die Musiker, welche Rolle eine kaputte Kaffemaschine für die Entstehung einer Komposition spielen kann und warum das Trio auch gerne zu viert auf der Bühne steht. Umrahmt wird das Gespräch von Musik zwischen Stille und Ekstase, so facettenreich wie ein Stanitzel voll verschiedener Eissorten.
Konzert: PRIM, Wien 2023 — Am 13. Oktober 2023 stellte das Trio PRIM sein neues Album «Meridian Steps» in der Reihe «5 Millionen Pesos» für jungen Jazz im Studio 3 des Wiener RadioKulturhauses vor. Katharina Osztovics präsentiert die Ö1-Konzertaufnahme. Auf dem Programm stand unter anderem Musik des aktuellen Albums, doch Pianist Felix Biller, Bassist Martin Melzer und Schlagzeuger Christoph Karas hatten auch Stücke mit im Gepäck, die bereits auf früheren Alben zu hören sind. Ein Konzert zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Ruhe und Rausch, angenehm überraschend und erfrischend unkalkulierbar. — Hommage an Carla Bley — Vom «cigarette girl» im legendären Jazzclub Birdland in New York City zur viel beachteten Pianistin und Jazz-Organistin, die mit ihren innovativen Kompositionen und Arrangements Aufsehen erregte: Katharina Osztovics würdigt die vielen Facetten von Carla Bley, die am 17. Oktober 2023 im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
Irgendjemandem könnten sie ja mal passiert sein, die Situationen, aus den Mythen entstehen oder Klischees und vielleicht auch Träume. Unser heutiger Gast hält gleich für 2 solcher Geschichten her, einmal für den Klassiker «Vom Tellerwäscher zum Millionär», auch wenn es sich hier um eine MillionärIN handelt und eher um Klickzahlen, als um Geld. Ihre Musik wurde bislang über eine Milliarde mal gestreamt, das muss man erstmal schaffen. Abends nach der Uni hat sie Teller in einem Altenheim um die Ecke gespült, um Geld anszusparen. Denn, modernes Märchen Teil 2: ihre Songs wurden von einigen Plattenfirmen abgelehnt. «Alles klar, dann nehme ich das eben selbst in die Hand», sagte sich Alice Merton und veröffentlichte ihren Superhit «No Roots» in Eigenregie, der Song wurde ein Chartbreaker. Sie war zu Gast in der US-amerikanischen Talkshow von Jimmy Fallon und Jurorin bei «The Voice of Germany», wo ihr Team auch gewann. Der Rest ist Geschichte. Eine schöne Geschichte, von der die 1993 in Frankfurt am Main geborene und in Kanada und München aufgewachsene Alice jetzt bestimmt ein paar Episoden preisgibt. —
Der DAF- Musiker Robert Görl hat gemeinsam mit Hanna Rollmann eine Autobiografie unter dem Titel «Das Versteck der Stimme» geschrieben. Beide sind in der ersten «elektro beats»- Stunde zu Gast bei Olaf Zimmermann. Neben einem Gespräch zur Entstehung und Inhalt des Buchs und exklusiven Leseproben gibt es natürlich auch viel Musik von DAF und Robert Görl. — Das Versteck der Stimme von Robert Görl & Hanna Rollmann — Auch zur Stunde 2 werden spannende Studiogäste erwartet,- Henryk Gericke und der Labelbetreiber Phillip Strobel. Beide machen in der «Tapetopia» – Reihe erstmals DDR- Underground- Kassettenaufnahmen auf Vinyl zugänglich. Zu hören sind u.a. Titel von Ornament & Verbrechen, Die Gehirne, Klick & Aus, Neuntage, Corp Cruid, Heinz und Franz, dem Mahlsdorfer Wohnstuben Orchester und L›Ambassadeur Des Ombres.
Am 29. Juli 2022 wurde die österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr in ihrer Praxis tot gefunden. — Nach monatelangen gefährlichen Drohungen aus der Impfgegnerszene hat sie sich in ihrem selbst eingerichteten Panikraum das Leben genommen. — Es bildeten sich zwei Lager – jenes, das den Behörden die Schuld an ihrem Tod gab und jenes, das die Schuld bei der Ärztin suchte und sich in sozialen Medien über sie lustig machte. — Das Stück ist ein auditiver Blick hinter die Kulissen einer Geschichte, die weder abgeschlossen noch aufgearbeitet ist.
Donaueschinger Musiktage — Steven Takasugi, 1960 in Los Angeles geboren, ist ein passionierter «Klangsammler«. In einer riesigen Datenbank archiviert er systematisch akustische Ereignisse. Dieses Archiv entstand in einem jahrzehntelangen Prozess des Forschens und Experimentierens in seinem hauseigenen «Klanglabor«. Aber Takasugi sammelt nicht um des Zusammentragens Willen. Im Gegenteil: Die Klänge werden überarbeitet, angepasst, verfeinert und fließen am Ende in seine Musik ein. Auch sein Klavierkonzert, das bei den Donaueschinger Musiktagen 2023 zur Uraufführung kommt, beinhaltet einiges aus Takasugis Archiv.
Am 31. Oktober 1912 wurde der Schriftsteller Jean Améry in Wien geboren. — In diesem Essay aus dem Jahr 1964 setzt sich der Schriftsteller mit der Konfrontation des Geistes mit Auschwitz auseinander. Er spricht von seinen eigenen Erfahrungen und über das Leben von Intellektuellen im Lager. — Sehr eindringlich und sehr genau schildert er, was mit jemandem geschieht, dessen Leben von einem geistigen Bezugsrahmen bestimmt ist, der plötzlich in einer «entmenschten Welt» überlegen muss. — So wird für Améry nach dieser absoluten Grenzerfahrung der Geist zum «ludus» und die Intellektuellen zu «homines ludentes». (SWR 1964)
Eine Reise vom Texas der 50er und 60er Jahre über das heutige Nashville Tennessee bis nach Phoenix Arizona im Südwesten der USA – mit neuen Bluesveröffentlichungen. — In den 1950er Jahren begann der Folklorist und Musikforscher Robert «Mack» McCormick wenig bekannte Folk- und Bluesmusiker in seinem Heimatstaat Texas zu recherchieren und seine Funde akribisch zu dokumentieren. Dafür reiste er quer durchs Land, machte Feldaufnahmen, führte ausführliche Interviews und fotografierte die Musiker in ihrem Lebensumfeld. Zwischen 1958 und 1971 entstanden so knapp 600 Tonbänder und unzählige Kisten mit Interviews, Konzertplakaten, Bildern, unveröffentlichten Manuskripten und Recherchenotizen.Auf dem Smithsonian Folkway Label ist eine erste Werkschau von McCormicks Arbeit erschienen: «Playing for the Man at the Door – Field Recordings from the Collection of Mack McCormick 1958-1971».
Am Montag schließt das Pergamonmuseum auf Jahre hinaus seine Pforten. Der Grund: Umfangreiche Sanierungsarbeiten. Unser Kommentator Nikolaus Bernau beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte und Architektur des Pergamonmuseums. Die Schließung ist ein Desaster der Bildungs- und Kulturpolitik, das vermieden hätte werden können, meint er.
Auf Wiedersehen, Prgamonmuseum! — Am Montag schließt das Pergamonmuseum auf Jahre hinaus seine Pforten. Der Grund: Umfangreiche Sanierungsarbeiten. Unser Kommentator Nikolaus Bernau beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte und Architektur des Pergamonmuseums. Die Schließung ist ein Desaster der Bildungs- und Kulturpolitik, das vermieden hätte werden können, meint er.
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