Die Ukraine bestätigt, dass sie über ein Militärbataillon verfügt, das ausschließlich aus Russen besteht

25.10.2023NewsNewsweekAndriy Yusov – Jon Jackson —   –  Details

Sibirische Bataillons

Ein Kiewer Beamter bestätigte am Mittwoch, dass die ukrainischen Streitkräfte kürzlich ein Bataillon bestehend aus russischen Bürgern aufgestellt hätten, die in die Ukraine gereist seien, um gegen die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu kämpfen. — Die Bestätigung erfolgte im Anschluss an eine am Dienstag in Bloomberg veröffentlichte Geschichte über das sogenannte «Sibirische Bataillon». In der Geschichte wurde detailliert beschrieben, wie das Sibir-Bataillon (Sibirien) «Dutzende» Russen sowie Menschen ethnischer Minderheiten in Russland zusammenbrachte, die gegen die Invasion Putins in der Ukraine im Februar 2022 waren. — Freiwillige Gruppen russischer Soldaten, wie die Legion der Freiheit Russlands und das Russische Freiwilligenkorps, haben bereits in der Ukraine an der Seite der Kiewer Streitkräfte gekämpft, aber das Sibirische Bataillon ist die erste bekannte russische Einheit, die Teil der offiziellen ukrainischen Armee ist. — «Wir können die Informationen über die Aufstellung des Sibirischen Bataillons bestätigen, das in den Reihen der Internationalen Legion der Streitkräfte der Ukraine operiert», sagte Andriy Yusov , Vertreter der Hauptnachrichtendirektion (GUR) des Verteidigungsministeriums der Ukraine , gegenüber der Kyiv Post.

«Die Ukraine wird die Zahl solcher Einheiten weiter ausbauen, die aus den Völkern der Russischen Föderation bestehen und den Wunsch zum Ausdruck bringen, einerseits die Ukraine zu verteidigen und andererseits ihre Völker und kleinen Heimatländer vor der Unterdrückung durch das russische Imperium zu schützen «, sagte Yusov gegenüber der Kyiv Post. — In einem separaten Bericht, den Reuters am Dienstag veröffentlichte, wurden Interviews mit Mitgliedern des Sibirischen Bataillons geführt, in denen sie über ihre Motivation für den Kampf gegen die Streitkräfte des Kremls sprachen. — «Ich möchte keinen Anteil an diesen schrecklichen Verbrechen haben, die mein Land innerhalb seiner eigenen Grenzen begangen hat, und, was noch erschreckender ist, an der massiven Feuerkraft, die jetzt Tausende von Ukrainern tötet. Ohne Mitleid mit Frauen, Kindern oder alten Menschen, « sagte ein Soldat aus der Region Moskau, der das Rufzeichen Gandhi benutzte, gegenüber Reuters. — Russland hatte bestritten, dass sein Militär Zivilisten in der Ukraine ins Visier nimmt.

 
 

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Ein Denkmal für den Sultan. Die Geschichte osmanischer Machtideen

25.10.2023Salzburger NachtstudioÖ1Martin Haidinger —   –  Details

Atatürk vs. Erdogan

100 Jahre Republik Türkei — Ist er noch Präsident oder schon Sultan? — Wenn der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei offiziellen Anlässen vor dem Porträt Mustafa Kemal Atatürks posiert, mag das aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter verwundern. Denn mit dem legendären Schöpfer der modernen, laizistischen Türkei hat das Handeln des autokratisch regierenden Politikers scheinbar nicht viel zu tun. — Andererseits: Steckten nicht auch in der Ideologie des «Vaters der Türken» (1881-1938) Merkmale einer Diktatur? — Erdogan selbst nimmt mehr Maß an Sultan Mehmet II. (1432-1481), der 1453 Konstantinopel für den Islam eroberte. Ihm, dem «Vater der Eroberung», streut der Präsident bei jeder Gelegenheit Komplimente, baut ihm Denkmäler. Immerhin ist Erdogans Maxime eine markante Zeile aus dem Gedicht «Asker duasi»: «Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten». — Zugeschrieben wird dieses Poem dem kemalistischen Soziologen Ziya Gökalp, der Klang ist jener einer osmanischen-religiösen Reichsidee. Wohin also will Erdogan mit seinen Machtphantasien? Woher bezieht er seine Vorbilder? Von den Sultanen des Mittelalters? Oder den religiös legitimierten Kalifen? Vom pantürkischen «Turanismus», der im 19. und 20. Jahrhundert eine Einheit von Turkvölkern mit Finno-Ugriern und Mongolen wollte? Oder doch aus einem banalen, und nur oberflächlich gebändigten dumpfen Dschihadismus?

Längst ist deutlich geworden, wie weit und mit welchen Mitteln diese und ähnliche aggressive Ideologien nach Europa drängen. Wie kann sich das demokratische Europa ihrer erwehren? Martin Haidinger analysiert mit Expertinnen und Experten die Hintergründe imperialistischer Ideen türkischen Zuschnitts.

 
 

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Joshua Redmans ungewöhnliches Blue Note-Debüt

25.10.2023SpielräumeÖ1Mirjam Jessa. —   –  Details

Joshua Redman

Ganz großes Kino: Joshua Redman «Where are we»

— Selbst wenn man die CD einlegt oder das neue Album online hört, stellt sich unmittelbar das Gefühl ein, als hätte man eben eine schwarz glänzende Vinyl-Platte – für Boomer: eine LP – aufgelegt. Und zwar eine, auf die man lang gewartet oder mit Glück im Geschäft erstanden hat und die man jetzt zum ersten Mal hört. Etwas Erhabenes, Feierliches, Hehres. — Die internationale Kritik reagiert überwiegend überschwänglich positiv, das Jazzmagazin «Down Beat» bezeichnet «Where are we» gar als Redmans bisher beste Veröffentlichung. Und das will etwas heißen, denn in gut 30 Jahren Karriere hat er über 20 Alben herausgebracht, mit den Größten seiner Zunft zusammengespielt und zählt seit seinem Debütalbum «Joshua Redman» 1993 zu den führenden US-amerikanischen Jazz-Tenorsaxophonisten. — «Where we are» ist ein Neubeginn voll Wagnis und Neugier, weshalb sich unter die vielen hymnischen Besprechungen auch der eine oder andere Verriss mischt. Erstmals hat er für «After Minneapolis» einen eigenen Text zu einem Lied verfasst als Reaktion auf die Ermordung George Floyds. Erstmals tritt Redman mit einer Sängerin auf, nie zuvor hat er gemeinsam mit Vokalist:innen aufgenommen. — In der jungen, hierzulande noch kaum bekannten, einprägsamen Gabrielle Cavassa hat er aber den idealen Konterpart gefunden. Das Saxophon wird zur Gesangsstimme, die Stimme zum Instrument. «Sie bringen die Luft buchstäblich zum Singen», schreibt Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung, «Immer wieder finden sie sich in einer Zweistimmigkeit wieder, die Oberton-Vibrationen erzeugt, als seien sie ein Kammermusik-Ensemble.»

Auch seine erlauchte Rhythmusgruppe spielt in dieser Konstellation erstmals zusammen: Pianist Aaron Parks trifft auf Bassist Joe Sanders und Schlagzeuger Brian Blade, für Redman ein absolutes Dream-Team. Sein Mash-Up-Konzept setzt er mehrfach inhaltlich wie personell um: Alt trifft auf Jung, Altes auf Neues, High-Brow-Anspruch auf Schmachtfetzen wie «I left my heart in San Francisco», John Coltranes «Alabama» mischt er gar mit dem schmusigen Standard «Stars fell on Alabama». — Angelegt ist das Ganze als Roadtrip durch die USA von heute mit dem Statement ohne Fragezeichen: «Where are we».

 
 

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Robbers-Cave-Experiment / Wie Kinder zu Rivalen gemacht wurden

25.10.2023NewsTagesschauSylke Blume —   –  Details

Muzafer Sherif

Es gilt als Meilenstein in der Konfliktforschung: Beim Robbers-Cave-Experiment machten Forschende 22 Jungen 1954 zunächst zu Feinden – und versuchten anschließend, sie wieder zu versöhnen. Welche Erkenntnisse sind geblieben? — Warum geraten Menschen immer wieder in Konflikte miteinander? Und wie können sie diese wieder lösen? Diese Frage war in den 1950er-Jahren Hauptbestandteil der Forschung des US-Sozialpsychologen Muzafer Sherif. Der Wissenschaftler wollte in einem Experiment beweisen, dass Kinder in einer Konkurrenzsituation innerhalb kürzester Zeit aggressiv werden – und ermöglichte damit grundlegende Einsichten in die Psychologie von Gruppenkonflikten.Sherif hatte in der Türkei eine von Konflikten bestimmte Jugend erlebt, die ihn maßgeblich prägte. Er widmete sein Leben der Frage, wie verschiedene soziale Gruppen friedlich miteinander leben können und wie Konflikte entstehen. — (…)

— Meilenstein der WissenschaftsgeschichteTrotz der ethischen Problematik gilt das Robbers-Cave-Experiment als Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte, als Pionierprojekt, das grundlegende Einsichten in die Psychologie von Gruppenkonflikten ermöglichte. Die Phasen des Experiments – Konfrontation, Konflikt und schließlich Kooperation – spiegeln oft reale Weltgeschehnisse wider. — (…)

«Art und Weise kann kritisiert werden»Die Journalistin Cinani-Sophia Hoeder hat das Experiment für eine ARD-Dokumentation durchleuchtet und bilanziert: — Eigentlich ist es ganz einfach. Damit Gruppen in Frieden miteinander leben können, hilft ein gemeinsames Ziel. Und das hat Muzafer Sherif in seinem Experiment ausprobiert: ein Ziel, das nur durch Zusammenarbeit erreicht werden konnte. Die Art und Weise, wie Muzafer Sherif das Robbers-Cave-Experiment durchgeführt hat, kann durchaus kritisiert werden. Aber er hat auch gezeigt: Wenn beide Seiten sich darauf einlassen, kann es einen Weg aus Konflikten heraus geben.

 
 

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Michael Krüger *80 – Verleger. Autor, Dichter, Übersetzer

25.10.2023Der Tag: Cliprbb kulturFrank Schmid —   –  Details

Michael Krüger

Anlässlich seines 80. Geburtstags ist gerade eine Anthologie seiner Prosa und Lyrik als Hörbuch erschienen. — Michael Krüger leitete und prägte über viele Jahre den Hanser Verlag. Erst als Lektor, dann als Verleger. Autor ist er auch, von vielen Lyrikbänden und zwei Romanen. Anlässlich seines 80. Geburtstags ist nun eine Anthologie seiner Prosa und Lyrik als Hörbuch erschienen, von ihm selbst gelesen. — Heute ist Michael Krüger zu Gast auf rbbKultur – ein Stunde lang. —

 
 

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